Nun bin ich nach langer Zeit wieder zurück in der Heimat und es kommt etwas sehr verspätet hier nun Teil 2. Aber das ist eben typisch indisch.
Hier der Link zu Teil 1
https://bimmelbahn-forum.de/wbb13/60/threa…4883&sid=#64883
[SIZE=4]Der Tiger Hill und der Dampfzug von Darjeeling nach Ghum[/SIZE]
Es ist Montag, der 6.10.2014. Stau um 3:30 Uhr morgens. Hunderte Jeeps wollen ihre Gäste auf den Tiger Hill bei Ghum bringen. Aber wir waren dank der Fahrkünste unseres unbeirrbaren Chauffeurs pünktlich oben, obwohl wir die letzten 500 m wegen Autoverstopfung laufen mussten. Aber was für ein Lohn der Mühe – klare Sicht bis zum Mt. Everest und die aufgehende Sonne taucht alles in ein goldenes Licht. Besonders die an der nahen Grenze zu Nepal stehenden Achtausender um den Kanchenzonga präsentierten sich in bestem Licht.
Der Mt. Everest.
Inzwischen werden im Bahnhof Darjeeling die Dampfloks auf ihren Einsatz vorbereitet. Zwischen Darjeeling und Ghum pendeln 4 Mal täglich dampfbespannte Züge. Diese bestehen aus 2 Wagen. In Darjeeling standen die Lok NF 779 B „Himalaya Bird“ Baujahr 1892 und die NF 802 B „Victor“ unter Dampf. Die Wagen haben auch alle Namen!
Drei weitere Loks waren vorhanden, NF 795 B, Baujahr 1919 (kalt) und NF 804 B (aufgebockt, ohne Räder) und eine weitere kalt abgestellte Lok. In Kurseong steht eine weitere in Reparatur befindliche Lok.
Als Lokpersonal werden auf den kleinen Maschinchen normalerweise 5 Mann eingesetzt. Der Lokführer an Regler und "Gear Shift" (dem Steuerungshebel), der Heizer ist gleichzeitig Bremser, Heizen geht nur hockend oder kniend vor dem Feuertürchen, gebremst wird mit der Handkurbel, der Kohlenzerkleinerer sitzt im Kohlenkasten oberhalb der Feuerbüchse und zerkleinert während der Fahrt die in Körben hinauf geschafften Kohlebrocken. Die Kohle schiebt er dann durch einen kleinen Schacht runter zum Heizer. Zwei Sandstreuer und Streckenbeobachter befinden sich normalerweise bei Bergfahrt vorne auf der Lok und streuen per Hand Sand oder Schlacke auf die Gleise. Diese beiden Mitarbeiter sind aber auf der kurzen Strecke nach Ghum nicht erforderlich, denn die Lok fährt rückwärts den Berg hinauf.
„Victor“ ist unser Zugpferd. Nach dem Restaurieren der Lok am Bahnsteig - die Asche holt später ein Arbeiter mit einem Weidenkorb ab – geht es mit Geschnaufe und Gepfeife durch die Stadt auf der Hill Cart Road aufwärts. Auf uns regnet ein unaufhörlicher Ascheregen herab. Die Lok fährt ohne Funkenfänger. So spart man sich das Reinigen der Rauchkammer! Und sie macht einen Höllenlärm, so muss die Dampfpfeife nicht ganz so häufig benutzt werden, wie das Typhon der Dieselloks. Am Kriegerdenkmal im Batasia-Loop bei Ghum ist ein 10-minütiger Fotostopp.
Oberhalb des Loops geht es wieder an der Straße entlang mit bester Aussicht.
Weiter dann durch Ghum bis zur Station in 2.257 m über dem Meer, wo der Zug Endstation hat. Dort gibt es ein kleines Freiluftmuseum mit einer für die Strecke sehr unterdimensionierten Lok. Unsere Lok setzt um und kurz darauf dampft sie wieder nach Darjeeling hinunter.
Weiter ging es dann ins Kloster Choeling und danach zurück nach Darjeeling zu den Märkten und Teeläden bis die Sonne unterging …
Zum Schluss noch ein Bild, welches den Grund für die seltsame Betriebsweise der Bahn zeigt, nämlich den großen Erdrutsch bei Tindharia.
Beste Grüße - Ron
Bei Interesse würde ich hier auch etwas über die Kalka - Shimla Bahn zeigen, allerdings fahren da nur Diesel (aber deutsche Henschel!) und ein sehenswerter Schienenbus (Railcar).