Hallo Maik,
wenn sich jemand so tiefgründig wie Du mit Geschichte beschäftigt, dann freut mich das immer riesig! Vielen Dank für Deine lange Antwort!
Übrigens ist es in vielen Foren so, dass Du den Schreibern hier beruhigt per du schreiben kannst, alles andere klingt immer ziemlich lächerlich; vor etwa einem Monat hatten wir da so einen Fall …
Lass mich (ich habe nach dem Mauerfall die Chance ergriffen, unter anderem Geschichte zu studieren – damals ohne politische Manipulationen) noch einige Deiner Sätze kommentieren:
„Ich habe wenigstens 3x an die Adresse Eurer IG Wagen gesendet ...“
Oh! @Gert: Da muss demnach einmal etwas geklemmt haben …?
„Mal eine Ergänzung zum Thema "angebliche Kleinbahn-Neugründungen in der "DDR" nach 1945:“
Äh – Maik – niemand hat hier geschrieben, in der DDR wäre eine Kleinbahn neu gegründet worden! Ich habe ganz bewusst von der einzigen Gründung nach 1945 geschrieben …
Und auch in der von mir dazu genutzten Literatur (Wolf-Dietger Machels Aufsätze im Ergänzungslieferungswerk „Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland“ von GeraMond sowie in den Verkehrsgeschichtlichen Blättern, vb) finde ich es korrekt mit LJK und LJE, aber dann eben SBZ.
Oft ärgert mich hingegen in Foren oder auf Homepages die falsche Darstellung, dass der Betrieb von 1945 bis 1949 unter Regie der JLKB stattgefunden hätte. Doch die JLKB gab es nach dem Zweiten Weltkrieg doch gar nicht mehr!
Dass am 8. Mai 1945 lediglich die Deutsche Wehrmacht, nicht aber das Deutsche Reich kapituliert hat, hat Peter schon angemerkt – sehr gut!
Maik, Du schreibst:
„… gab es den Staat DDR und noch bis 1948 den Bundesstaat Preußen mit seinen Provinzen, die dann ab 1948/49 eigenständige "Bundesländer wurden (Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg).“
Hier bitte aufpassen! Die Begriffe „Bundesland“ und „Bundesstaat“ sind in der von Dir hier gemeinten Zeit NICHT korrekt! Bundesländer oder Bundesstaaten gab es im Prinzip in der Geschichte zwar schon zwischen 1815 und 1864 – das war die Zeit des Deutschen Bundes, dem Österreich als deutsche Führungsmacht vorstand, aber auch damals sahen sich die knapp 40 Mitglieder des Bundes nicht so ganz als „Bundesländer“, sondern pochten auf ihre konstitutionellen Namen (Königreich, Großherzogtum, Herzogtum, Freie Reichsstadt etc.).
Im Wilhelminischen Kaiserreich, in der Weimarer Republik und in der NS-Zeit gab es keine Bundesländer! Und bis 1949 auch NICHT, weil es keinerlei Bund, sondern nur Besatzungszonen gab, wie Du selbst richtig schreibst.
Die ersten Bundesländer gab es dann 1949 auf dem Gebiet Westdeutschlands mit der Gründung der Bundesrepublik …
Auf dem Gebiet Mitteldeutschlands entstanden die Bundesländer zum 3. Oktober 1990.
Dass Mecklenburg keine preußische Provinz war, hat Klaus-Matthias schon korrigiert. Sehr gut!
Du schreibst:
„1945 kamen … und der spätere Personenwagen 970-222. Erst jetzt bestand das Netz Dahme der DR.“
Nein, der Begriff „Netz Dahme“ ist für die Zeit von 1945 bis 1949 definitiv falsch – die Einteilung der Schmalspurbahnen der Deutschen Reichsbahn in Netze ist wohl erst in den 1950er Jahren üblich geworden.
Du schreibst zu 1949
„… Erst jetzt konnte die DR ihr Nummernschema an die Fahrzeuge schreiben. Dabei gab es von 1945-1957 bei den Wagen das Übergangsschema wo die 750mm-Spur den Nummernschlüssel "7.0000" bekamen.“
Hier widersprichst Du Dir selbst! Es gab kein Übergangsschema von 1945 bis 1957, weil die Zeit bis 1949 und die Zeit ab 1949 nicht als eine Einheit betrachtet werden darf!
Richtig ist, dass es erst unter DR-Regie 1949/50 zum Anbringen der von Dir genannten Nummern mit dem Spurweiten-Code kam!
Dann wird es aber nochmals schwierig: Der Code galt nicht für Reisezug- und Güterwagen gemeinsam bis 1957/58, sondern die DR verabschiedete bereits 1951 ein neues Nummernsystem für schmalspurige Güterwagen. Demnach erhielten die 750-mm-Güterwagen (bitte, bitte immer mit zwei Bindestrichen schreiben!) bei ihrem nächsten Raw-Besuch eine Nummer nach dem Schema 97-xx-xx,
die 1000-mm-Güterwagen nach dem Schema 99-xx-xx,
die 900-mm-Güterwagen nach dem Schema 98-xx-xx und
die 600-mm-Güterwagen nach dem Schema 96-xx-xx.
Lediglich die schmalspurigen Reisezugwagen (Reisezugwagen = Überbegriff für alle regulär in Reisezüge eingestellte Wagen – also für Sitzwagen (alter Begriff „Personenwagen“, Gepäckwagen, Postwagen und bei der Regelspur entsprechend auch für Schlafwagen, Liegewagen, Gepäckwagen und kombinierte Bauarten) erhielten erst ab 1958 die neuen Nummern, die 750-mm-Wagen eben 970-xxx.
Bei diesem Schema informierte die erste Zahl nach 970- über die Rbd. Die erste 2 von -222 zeigt die Rbd Berlin an, bei Wagen mit 800er Ordnungszahl wird die Rbd Magdeburg, bei 700er Ordnungszahl die Rbd Greifswald angezeigt etc.
Das kann ja alles ganz bequem im Schmalspurarchiv nachgeschlagen werden.
Wobei dort nicht steht, dass es hinter den Hunderterstellen Lücken gab. Nur weil es einen Wagen 970-222 gab, heißt das nicht, dass es 22 Sitzwagen mit 750 mm Spurweite in der Rbd Berling gab.
Womöglich war es übrigens der Dresdner Fritz Hager, der 1958 im Auftrag der DR für das Einzelstück bei der DR die Nummer 970-222 festlegte.
Du schreibst:
„Es gab also in der auf dem Gebiet der späteren DDR keine einzige Neugründung von Kleinbahnen, da bis 1949 noch das Deutsche Reich unter alliierter Kontrolle bestand!!!“
Ja, das ist hier im Forum bisher auch korrekt so genannt worden.
So – und damit auch Dir einen guten Rutsch
- herzliche Grüße aus Dresden
André