Fleiß und Sachverstand treffen auf taube Ohren

  • Anders kann man den Zeitungsartikel nicht deuten.

    http://www.volksstimme.de/lokal/burg/201…l-wieder-fahren

    40 Jahre unter freien Himmel ist für eine Lok schon fast das Todesurteil. Wir hatten einmal eine Feldbahndiesellok von einem Spielplatz geholt, die auch über 40 Jahre unter freien Himmel stand. Durch viele Bleche konnte man durchgucken, die Farbe hat alles nur noch zusammengehalten.

    Zitat : Der Zustand der Lok werde beobachtet, sagte der Stadtchef.

    Diese Aussage ist noch mehr als fragwürdig. So etwas kann nur ein Bürokrat äußern der irgendwann ein Kehrblech nehmen kann um die Reste der Lok zu entsorgen. Eine traurige Geschichte.

    meint der Mansfelder

    der Mansfelder
    Andreas

  • Hallo ins Forum,

    spontan kommen mir da folgende Gedanken:

    1. Parallelen zu 99516 in ehemals Rothenkirchen / jetzt Schönheide drängen sich geradezu auf

    2. Steter Tropfen höhlt den Stein

    3. 40 Jahre unter freiem Himmel müssen kein Todesurteil für eine Lok sein - siehe oben

    4. Ein "Schutzdach" verhindert keinen Rost, aber verschandelt die Ansicht

    Gruß Tobias

  • Hallo in die Runde,

    wie kann man von Denkmalschutz reden, wenn man eine historische Lokomotive im Außenbereich auf einem Sockel verrotten lässt, was nun mal bei einem solchen Standort nicht zu verhindern ist?
    Ein technisches Denkmal dieser Art gehört in einen Lokschuppen, wo es sach- und fachgerecht für die Nachwelt gewartet, gepflegt und erhalten werden kann, ob nun fahrbereit oder nicht.
    An dieser Stelle versagt eindeutig der staatliche Denkmalschutz, welcher ein solches Handeln duldet, erst recht wenn es Alternativen in der Region dafür gibt.
    Dies ist meine Meinung mit 25 Jahren Erfahrung als ehrenamtlicher Beauftragter der Denkmalpflege, in denen ich mehrfach mit derartigen Betonköpfen konfrontiert war.
    Aber wie schon hier geschrieben, "...steter Tropfen...", nicht locker lassen, weiter sachlich argumentieren und die Öffentlichkeitsarbeit pflegen.

  • Das sehe ich ein wenig anders.
    Auch wir hatten Loks restauriert, die schon lange im Regen standen. Was man sehen muss ist, dass bei jeder Lok, die wieder restauriert wird, sowieso viele Bleche ersetzt werden müssen, um sie für die nächsten 40 Jahre tauglich zu machen.
    Ein Fühererhaus, eine Kessselbekleidung, ein Wasserkasten etc, kann jede gute Metallbaufirma neu herstellen.
    Die Sachen, die wirklich ins Geld gehen sind Fahrwerk, Dampfzylinder und Kessel. Aber auch ein Kessel kann, wie Meiningen zeigt, wieder hergestellt werden. Oder auch Teile die fehlen, wie Triebstangen, Steuerungsteile etc. kosten viel.
    Ein Dach nützt auf alle Fälle, indem es bei Regen das Tropfwasser fernhält. Somit hält auch der Farbanstrich länger. Und gerade die alten Farben, mit Menninge Grundierung haben eine unheimliche Haftkraft und Lebensdauer. Ich selber war überrascht, als ich in einen Wasserkasten hineinkroch, der 50 Jahre ohne erneuerten Farbanstrich überdauerte, und die Farbe zwar nicht mehr vollständig vorhanden war, aber nur an einer Stelle durchgerostet war, wo man auch sah, dass keine Grundierung drauf war.
    Ein Rahmen wird nie durchrosten. Dafür ist er zu dick.
    Die beiden Bilder zeigen den erwähnten Wasserkasten nach dem Abnadeln:


    Hier handelte es sich übrigens um einen Kraussschen Wasserkastenrahmen mit 7mm Blechdicke. Im Hintergrund sieht man noch das genietete Rohr, durch das das Abdampfrohr zur Rauchkammer führt.

    Ich glaube eher, der Herr, der die Lok retten will, hat keine Ahnung, auf was er sich da einlässt.

    Mit ein wenig entrosten und anpinseln ist es nämlich nicht getan.
    Vielfach geschieht dann eine Revision so, dass man mit Enthusiasmus alles demontiert, und dann einen Haufen Schrott vor sich hat.
    Dann während der Durststrecke springen die, anfangs so enthusiastischen Helfer, einen nach dem andern ab, und am Schluss ist man alleine und verzweifelt auch.
    Und ohne Fachleute geht es auch nicht. wer nicht eine gut eingerichtete Werkstatt zur Verfügung hat und nicht virtuos mit Flex, Sandstrahlgerät, Brenner, Drehbank, Rohrbiegemaschine, Gewindeschneidmaschine, Fräsmaschine, Bohrmaschine, Messgeräten, Schleifpaste, Lötmaterial, Schweissgerät, Farbe und Pinsel umgehen kann, oder solche Mitarbeiter hat, die das können sollte gar nicht mit einer Revision anfangen. Spätestens wenn man die ersten zölligen Gewinde erneuern muss, scheidet sich die Spreu vom Weizen.

    Insofern kann ich den Bürgermeister verstehen, dass er nicht begeistert ist. Ich bin sicher, wenn jemand mit einem sauberen Konzept kommt und die nötigen finanziellen Mittel sichergestellt sind, wird auch der Herr Bürgermeister einlenken.
    Wenn der Herr Fabricius wirklich etwas für die Lok tun will, dann soll er dafür sorgen, dass die Lok einen Kamindeckel bekommt. Sobald es nicht mehr in die Rauchkammer regnet, ist schon viel getan.

    Und dann müsste eine Zustandsanalyse her. Mit besonderem Augenmerk auf den Kessel. Erst wenn die positiv ausfällt, kann man abschätzen, was alles zu tun ist.
    Diese Kosten wären gut angelegtes Geld.
    Gruss Guru

    3 Mal editiert, zuletzt von guru61 (15. Januar 2016 um 14:32)

  • Ein Rahmen kann nicht durchrosten?

    Nun, bei unserer Lok 11 sind am Rahmen 12mm Bleche nach 40 Jahren komplett weggerostet gewesen, andere mit 16mm Originalmaß waren nur noch papierdünn.

    Das Problem mit den im Freien stehenden Loks sind die Temperaturschwankungen, die ständig Kondenswasser an unzugänglichen Stellen hinterlassen und dafür sorgen, daß die Loks von innen nach außen rosten, egal wie oft man außen Farbe aufträgt. Und da hilft auch ein Schutzdach nur bedingt.

    Wenn man eine Lok dauerhaft erhalten will, kommt man nicht umhin, sie in regelmässigen Abständen zu zerlegen, um genau die Problemstellen vor Rost zu schützen.
    Bei betriebsfähigen Loks geschiet das regemässig im Rahmen der Hauptuntersuchungen.

    Gerald

  • Zitat

    Original von Gleisbauer
    Ein Rahmen kann nicht durchrosten?

    Nun, bei unserer Lok 11 sind am Rahmen 12mm Bleche nach 40 Jahren komplett weggerostet gewesen, andere mit 16mm Originalmaß waren nur noch papierdünn.

    Das Problem mit den im Freien stehenden Loks sind die Temperaturschwankungen, die ständig Kondenswasser an unzugänglichen Stellen hinterlassen und dafür sorgen, daß die Loks von innen nach außen rosten, egal wie oft man außen Farbe aufträgt. Und da hilft auch ein Schutzdach nur bedingt.

    Wenn man eine Lok dauerhaft erhalten will, kommt man nicht umhin, sie in regelmässigen Abständen zu zerlegen, um genau die Problemstellen vor Rost zu schützen.
    Bei betriebsfähigen Loks geschiet das regemässig im Rahmen der Hauptuntersuchungen.

    Gerald

    Hallo
    Das kann schon sein, Je nachdem auch, wo der Rahmen steht. Als unsere Lok in der Umgebung der Montefornowerke in Bodio stand, rosteten Teile innert 6 Monaten, die vorher 10 Jahre nicht gerostet hatten.
    Wo stand denn eure Lok?

    Wenn sich natürlich Moos ansetzt, das dauernd feucht ist, womöglich noch am Meer mit Salzwasser, dann kann das schon sein.
    Solange das Kondenswasser trocknen kann, dauert es aber sehr lang, bis was durch rostet.
    Abgesehen davon, dass sich in einem ungeheizten Schuppen auch Kondenswasser bildet. Und in einem geheizten Schuppen wird wohl, aus finanziellen Gründen, niemand seine Lok abstellen.
    Umso mehr, meine Meinung, dass der Herr nicht weiss, auf was er sich mit einer Revision einlässt.

    Gruss Guru

    Einmal editiert, zuletzt von guru61 (17. Januar 2016 um 10:57)

  • Hallo,

    von den ganzen technischen Problemen abgesehen. Man könnte jede Denkmallok und Dampflok in Museen wieder betriebsfähig aufarbeiten. Und dann? Wer setzt die Dampflok dann gewinnbringend ein? Auch ein Museumsbahnverein kann sich keine dauerhaften Defizite erlauben. Hat der Herr auch an die Kosten für den betriebsfähigen Unterhalt gedacht? Kostenexplosionen bei der Steinkohle und bei den notwendigen Untersuchungen. Bei der HSB und den sächsischen Schmalspurbahnen werden schon lange nicht alle vorhandenen Dampfloks betriebsfähig unterhalten, sondern stehen (bestenfalls) in irgendwelchen Schuppen abgestellt. Warum? Weil sie nicht gebraucht werden und nur Kosten verursachen würden.

    Jeder kleine Museumsbahnverein mit betriebsfähiger Dampflok ist eine Illusion ... ein unrealisierbares Gespinst von Träumern. Besser ist es, die vorhandenen betriebsfähigen Dampfloks auf den Strecken mit gleicher Spurweite wechselseitig einzusetzen, was ja auch schon praktiziert wird. Und da sieht man heute schon eine große mögliche Vielfalt.

    Was nützt es, enorme Kosten für die Aufarbeitung dieser Denkmallok zu investieren und damit den Verein an den Rand des finanziell Machbaren zu bringen? Geht der Verein daran zugrunde, ist weder den Menschen, noch der Lok geholfen. Und Spender für eine Aufarbeitung finden sich, aber meist keine für den laufenden Unterhalt. Und ein Großteil der Aufarbeitung soll ja mit Steuermitteln erreicht werden ... und da haben eben auch noch andere Institutionen ein Wörtchen mitzureden.

    Natürlich würden viele Fuzzys gerne jede Dampflok dampfen sehen, um nebenher fahrend ihre Bilderchen zu machen. Da ist dann eine Euphorie vorhanden, die sich später im Engagement für das Aufbringen der laufenden Kosten zum Unterhalt der Lok nicht wiederspiegelt. Schließlich ist der Sprit für die Fahrten nebenher schon teuer genug. Dafür sackt man sich dann in den Foren Lobhudelei für die tollen Bilder ein, während dem Betreiber der Lok finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Und wieviel Prozent der Nebenherfahrer beteiligen sich wirklich an den Kosten der Fahrten? Natürlich: Hier selbstverständlich ALLE! :wink:

    Und nun bitte ich den Realisten medial zu steinigen! Danke im Voraus. Vorher verziehe ich mich aber zurück in das Auslandsforum. ;)

    Viszlát (mi tanulunk egy kicsit magyarul) :-D
    René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (16. Januar 2016 um 12:20)

  • Zitat

    Original von Gismo
    Genauso wie die einzig erhaltene fast hundertjährige Original VI K 99 651 die in Steinheim verrottet.

    ..... welche sogar der Denkmalschutz dort stehen lassen will, da sie zur Bottwartalbahn gehöre. Mir und bestimmt vielen anderen würde die Lok besser gefallen, wenn sie in einem Lokschuppen stehen würde und sie dort rollfähig aufgearbeitet wird, oder gar nach vielen Jahren der Spendensammlungen zu einer betriebsfähigen Lok gemacht wird. Aber da spielen leider die Herren von S. a. m. nicht mit.

    Mit nachdenklichen grüßen aus Oberschwaben

  • Zitat

    Original von rekok73

    Natürlich würden viele Fuzzys gerne jede Dampflok dampfen sehen, um nebenher fahrend ihre Bilderchen zu machen. Da ist dann eine Euphorie vorhanden, die sich später im Engagement für das Aufbringen der laufenden Kosten zum Unterhalt der Lok nicht wiederspiegelt. Schließlich ist der Sprit für die Fahrten nebenher schon teuer genug. Dafür sackt man sich dann in den Foren Lobhudelei für die tollen Bilder ein, während dem Betreiber der Lok finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Und wieviel Prozent der Nebenherfahrer beteiligen sich wirklich an den Kosten der Fahrten? Natürlich: Hier selbstverständlich ALLE! :wink:

    Und nun bitte ich den Realisten medial zu steinigen! Danke im Voraus. Vorher verziehe ich mich aber zurück in das Auslandsforum. ;)

    Viszlát (mi tanulunk egy kicsit magyarul) :-D
    René

    Hallo René
    Wahre Worte!
    Daher steinige ich Dich nicht, sondern schüttle dir die Hände.

    Gruss Guru