Waldbahnen in Rumänien 1992, Teil 2

  • Am nächsten Tag fuhren wir nach Moldovita um die dortige Bahn zu besuchen.

    Die Bahn führt richtig idyllisch durchs Dorf.

    Wir benützten einen Zug, der auch für den normalen Transport gedacht war. Am Schluss war einfach noch ein Personenwagen angehängt.

    Die Bahn wurde auch von Passanten benützt. Die beiden Herren in brüderlicher Umarmung hatten schwer geladen! Sie waren nicht mehr lauffähig.

    Wasserfassen mit Schlürfomat:

    Und Feuerreinigen:

    Frisch gestärkt gings dann weiter:

    Die Herren waren freundlich vom Zug komplimentiert worden:

    Dafür gab es andere Mitfahrer.

    Die Gänse liessen sich nicht stören:

    Wasserfassen zum Zweiten:

    Idylle Pur:

    Die rote Troddel am Kopf des Pferdes soll dem Scheuen im Strassenverkehr vorbeugen:
    Da sie immer im Augenwinkel herumtanzt, erschreckt sich das Pferd nicht, wenn ein Auto auftaucht.

    Holsteiner Enten?

    Der „Eilzug“ holte uns ein!

    Wasserfassen zum Dritten.
    Nahaufnahme des „Schlürfomates“

    Der Jäger kam wegen den Fotohalten heute später nach Hause:

    Der Waldi auch:

    Die Streckenführung war idyllisch:

    Die Stimmung im Wagen war gelöst:

    Man fährt in den Spätnachmittag. Das Licht ist nicht immer für Sonneimrückenfotos geeignet.

    Auch der Schatten im Talgrund musste beachtet werden.

    Der Zug war handgebremst. Man kann auch zwei Bremsen miteinander bedienen.

    Geleise:

    Die beiden Herren auf der ersten Scheiterkraxen sind Hans Koller und sein Kollege. Sie haben, wegen dieser Reise dann angefangen im Wassertal ein Hilfswerk zu gründen:

    http://www.srf.ch/medien/wp-cont…%20hilft__1.pdf

    Weiter gings:

    Irgendwo ist dann die Lok umgesetzt worden:

    Die Kraxen wurden nach dem Aufladeplatz geschoben.

    Der Tender blieb da und konnte genauer besichtigt werden.

    Die Lok kam zurück:

    Und kuppelte wieder am Tender an:

    Nachher gings talwärts. Leider wurde es schon Dunkel. So konnten wir nichts von der Rückfahrt fotografieren: Wir nahmen die beladenen Wagen, die wir auf dem Hinweg gesehen haben, alle mit.
    Im Tal unten hatten wir dann einen gewaltigen Zug zusammen. Ich mag mich erinnern, dass die Stämme so lang waren, dass sie in den Kurven über die Strasse hingen.
    Wir kamen in stockdunkler Nacht in Moldovita an.
    Es war ein langer Tag.


    Am nächsten Tag waren wir im Wassertal:

    Zur Sägerei führt ein Dreischienengleis:

    Der Generator der Lok war ein wenig modifiziert:

    Ein Diesel zum rangieren:

    Die Dampflok war kalt abgestellt:

    Und jede Menge Schrott ums Depot:

    Die Depotheizung?

    Schrott:

    Dann kam die Lok:

    und los gings:

    Durchs Tal:

    Wasserfassen am einzigen Wasserkran in Rumänien:

    Die Brücke ist wohl nur nüchtern zu begehen:

    Eine wunderbare Fotolinie:

    Wir bogen dann beim Gleisdreieck in die Zweiglinie, die heute stillgelegt ist, ab.
    Inzwischen regnete es immer mehr.

    Plötzlich Kreuzung:
    Ein absolutes uriges Fahrzeug:

    Die Fahrt ging bis zu einem Forsthaus. Dort kreuzten wir einen Rollwagen. Diese Art des Transportes war damals im Wassertal verbreitet.

    Nun gings im strömenden Regen zurück.
    Wir übernachteten in einem Haus des Schreckens. Wir nannten sie das Haus „Herberge zur Heimat“.

    Es war eine Unterkunft für Wanderarbeiter, Aber total heruntergewirtschaftet. Sanitäre Einrichtungen bestanden aus einem Loch im Boden und Glühbirnen gab es nur auf dem Korridor.

    In der Gaststube waren Stipper aufgestellt. Das Gebäude war einsturzgefährdet.
    Wir Schweizer nahmen das mit Humor, während die Norddeutschen das alles eine Zumutung fanden. Der grosse Vorteil war, dass man vor dem Haus in den Zug einsteigen konnte.
    Und eine Glühbirne nahm Jeder beim hinaufgehen vom Korridor mit.

    Am nächsten Tag kam es dann zum Eklat:
    Die Hardcore Fraktion wollte unbedingt den Wagen mit den offenen Seiten weg haben. Er sei ein Mickymouse Wagen, der nur für die Touristen sei. Dass dieser schon seit anfangs der 60er Jahre bei der Bahn so existierte, interessierte die nicht. Zwei Neuenburger taten sich da sehr hervor.
    Herr Sch... de Biènne hat ihnen dann auf französisch die Leviten gelesen. Seitdem weiss ich, dass „un Welsch“ ein französisches Schimpfwort ist.

    Auf alle Fälle: Wir weigerten uns kategorisch, den Wagen zu verlassen. Als Kompensation für die HCs wurde dann auf einem Flachwagen ein Trax gebracht.
    Daaas hat die HCs dann besänftigt.

    Ein uriges Fahrzeug stand im Depot:

    Der Flachwagen wurde gebracht:

    Und los gings.
    Der Nebel lichtete sich ausserhalb des Dorfes:

    Herr SCH... sagte da zu mir: Es ist doch recht, dass wir Zwänggringelet hey!

    Fernsehen gabs wahrscheinlich nicht, dafür viele Kinder.
    Wobei ich eine Fernsehantenne auf einem Holzstab gefertigt gesehen habe. Auf einem 4-kant Stab waren der Dipol und die Direktoren und Reflektoren aufgenagelt.

    Glückliche Schweine und schöne Häuser:

    Der Trax machte sich nicht schlecht:

    Hier in der Kaverne soll im ersten Weltkrieg ein Lazarett gewesen sein. Diese Gegend war damals sehr umkämpft:

    Dafür gabs beim Abfahren wieder ein schönes Bild:

    Wie dieses Bild entstanden ist, weiss ich beim Besten Willen nicht mehr.

    Der Trax wurde abgeladen:

    Im Wagen wars ziemlich spartanisch:

    Wir hatten übrigens ganz schön Platz im Aussichtswagen: Die HC Fraktion pferchte sich im Personenwagen. Deren Fenster erlaubten nicht so schönes Geniessen der Landschaft.

    Wir wurden dann vom Vehikel eingeholt:

    Hinten war der Rollwagen, von uns „Sechserpack“ getauft angehängt. Mit ein bisschen Verhandeln durften wir mitreiten:

    Die Fahrt war übrigens kein reines Vergnügen. Der Auspuff nebelte uns zeitweise ganz schön ein.

    Aber auf der nächsten Station konnten wir den Dampfzug erwarten:

    Mit der Frau Stationsvorstand, die Signal spielte.

    Und es kam, wies kommen musste: Der Aussichtsswagen entgleiste.
    Aber sowas bringt einen Waldbahner nicht aus der Ruhe. Sofort wurden Aufgleisschuhe montiert und der Wagen wieder aufgegleist:

    Weiter oben wurden Baumstämme aufgeladen. Das Verfahren ist sehr gefährlich, vor allem für den, auf den der Stamm zurollt.

    Endlich Ankunft in Faina:

    Das war die Endstation des Zuges.

    Es wurde rangiert:

    Der Herr rechts hat den Boden glücklich erreicht.

    Eine interssante Weiche mit zwei ungleich langen Zungen:

    Nun folgte das opulente Mahl am Fluss. Es gab Steaks, Mamaliga, eine Art Polenta aus Mais und Pommes Frites: auf dem Rand der Schale wurden Speckstücke ausgelassen und im Schweinefett die Kartoffeln frittiert. Das schmeckte besser als es tönt. Vor allem der augelassene Speck war mit ein wenig Salz eine Delikatesse.

    Gesättigt ging es wieder an die Arbeit. Unterdessen war etwas ganz Exklusives eingetroffen.
    Ein Schienen LKW:

    Sogar doppelt gefedert:

    Das Stationsbüro mit Zugmeldebuch und Feldtelefon.

    Was gibts da zu sehen?

    Das Vehikel wird gedreht:

    Jesus schaut auch zu:


    Fertig!

    Nun gehts zurück:

    Die Kupplung: Mal gestreckt

    mal gestaucht:

    Bei 10 Wagen kommt da einiges an Harmonikaeffekt zusammen.

    Man ist müde und es macht sich eine Relaxstimmung breit.

    Es wurde langsam Abend:

    Der Chef hatte nun genug und machte sich im Rollwagen davon:

    Plötzlich eine Schafherde:

    Schäferhund mit schönem Halsband.

    Und der Junge:

    Ja, das wars. Wie gings weiter? Wir freuten uns, dass wir nochmals in der „Herberge der Heimat“ übernachten konnten. Aber daraus wurde nichts: Für gewisse Leute war das unzumutbar und man hats dann durchgedrückt, dass man noch 2 Stunden oder mehr nach Bistritz fahren mussten. Wer rumänische Strassen kennt, wundert sich nicht, dass diese Fahrt eine Tortur wurde. Der Gegenseitigen Achtung diente das nicht. Am nächsten Tag, in Tirgiu Mures eskalierte die Situation dann: Es ging darum, ob man abgestellte Loks ansehen soll, oder am ersten Haus am Platze das Mittagessen einzunehmen.

    Die Nicht Hardcores wollten wie geplant Mittagessen. Der Rest nicht. In der Diskussion wurde der 20 Mark Mann dann sehr ausfällig gegenüber Emil Scherrer. Er beruhigte sich erst, als ich ihm einen Satz warme Ohren anbot. Wie immer: Feiglinge sind laut: Er verzog sich dann sofort in den Bus, wo er weiter lästerte. Da kam er gerade recht: Drei Bayern, gestandene Mannsbilder, nahmen ihn dann nochmals ins Gebet.

    Wie einigten uns dann drauf, dass wer will, Mittagessen ging und der Rest den Schrott ansehen könne.
    Als wir uns gesetzt hatten, Kam der Rest der Gruppe auch, wütend herein: Der Chauffeur mauerte. Der wollte sein Mitagessen auch, weil er sonst die Lenkzeit überschritt. Bis Bukarest war es noch weit!

    Die restliche Rückreise war dann sehr still. Am nächsten Tag flogen wir dann wieder zurück.

    Für die nächste Reise hatte Emil dann genügend Leute. Es bildete sich dann ein harter Kern aus, die jede Emil Reise mitmachten. Dabei wurden dann auch kulturelle Aspekte berücksichtigt.

    Doch davon später mehr.

    Gruss Guru

    Einmal editiert, zuletzt von guru61 (26. März 2016 um 15:54)

  • Hallo!

    Danke für diese beiden absolut interessanten Beiträge aus einer auch Anfang der neunziger Jahren schon völlig anderen Welt, als man es als Westeuropäer kennt bzw kannte.
    Dein Blick auf viele Details auch neben den Waldbahnen machen den Beitrag besonders spannend!
    Schade das der Frieden während Eurer Tour durch einige verweichlichte Querulanten jäh gestört wurde.
    Wussten sie denn nicht, auf was sie sich bei einer Reise zu den rumänischen Waldbahnen einlassen?
    Freilich hört sich das alles zum Teil sehr abenteuerlich an, aber das dürfte doch bei Reiseantritt eigentlich jedem bekannt gewesen sein, das man nicht grad 5 Sterne gebucht hat...
    Schön das dann die harten doch noch sehen konnten, was sie begehrten und für die anderen dann auch eine Lösung gefunden wurde.
    Mich hat der Beitrag absolut gefesselt und wurde zur Abendfüllenden Lektüre!
    Ich finde, es ist/sind die interessantesten Beiträge seit langer Zeit hier!
    Viele Grüße, Thomas

  • Hallo,

    danke für Deinen weiteren Bericht, welcher für mich Teil 1 sogar noch übertrifft. Schön, dass sich zumindest ein Teil der Gruppe von den 'Hardcore-Fuzzys' mit ihrem Scheuklappenblick nicht gänzlich beeindrucken lassen hat und eben trotzdem ein paar Bilder vom Umfeld der Bahn gemacht hat. Hier sieht man, was tolle Berichte ausmacht: Die Interaktion von Mensch, Tier, Landschaft und Bahn. Würden hier nur Bilder von Zügen in menschenleerer Landschaft gezeigt, wären die Berichte nicht halb so schön!

    Danke für Deine menschlichen ... teils auch tierischen ;) ... Bilder und die zugehörigen Bildunterschriften!

  • Guten Abend

    Ich danke Euch Allen, für die Antworten und Bemerkungen.

    Heute sehe ich natürlich vieles anders als damals.
    Rumänien war damals noch ein ganz armes Land. Wir haben dann nach und nach gesehen, wie es vorwärts ging.
    Andererseits bin ich vielleicht ein wenig "geschädigt": Meine Grossmutter lebte bis zu ihrem Tod, so, wie die Leute in Rumänien damals: Ein Haus ohne fliessend Wasser, Pumpbrunnen vor dem Haus und grosser Garen mit Hühnerstall und ganz hinten im Schuppen das Plumpsklo.
    So siehts heute da aus:

    Nein, nicht Rumänien, Niederösterreich!

    Daher war Rumänien für mich ein Schritt in die Kindheit zurück. Auch von meinen Reisen, auf eigene Faust in DDR, Polen und Türkei, hatten mich schon sehr abgehärtet. Für mich ist ein sauberes Bett das Wichtigste. Alles andere ist Luxus. Man kann auch mal 2-3 Tage Katzenwäsche machen. Bei Bergtouren ist das Standard.

    Das Ziel war es, das Land, die Bahnen und die Lebensumstände kennen zu lernen. Und das ist voll erreicht worden. Somit war die Reise für mich ein voller Erfolg.

    Ich wünsche Allen noch ein frohes Osterfest.

    Liebe Grüsse Guru

  • Hallo Guru,

    aus meiner frühen Kindheit kenne ich vom Dorf im heutigen Sachsen-Anhalt auch noch Wasserpumpe, Plumpsklo usw.!

    In den 90-ern bin ich auf eigene Faust zweimal durch die Osttürkei gereist (aufgrund der derzeitigen bombigen Situation nun definitiv nicht mehr zu empfehlen). Dort haben mein Kumpel und ich in Herbergen übernachtet, wo es als Kleiderhaken eben Nägel in der Wand zum Aufhängen der Kleidung gab und ein Gemeinschaftsbad für alle Zimmer über den Flur. Aber wie Du geschrieben hast: Das Bett war sauber, die Leute maximal gastfreundlich und das Essen einfach super. Gelegentlich sind wir in Dörfern in den Räumlichkeiten der örtlichen Moschee oder der Koranschulen untergekommen, wo uns ein Schlafplatz angeboten wurde. Die Kinder und Jugendlichen haben uns voll Stolz die rituelle Waschung vorgeführt und aus dem Koran rezitiert. Wir haben den Gebeten dieser einfachen und friedliebenden Muslime beigewohnt. Von Extremismus war keine Spur zu erkennen. Dort war der Islam im Wortsinn der 'Friedfertige'. Heutzutage werden diese einfachen Menschen zum Kanonenfutter eines neuen Sultans, welcher das Osmanische Reich wiedererstehen lassen möchte und mit dem die politische Elite meines Heimatlandes nahezu bedenkenlose Geschäfte macht. Ein moralisches Desaster. :-/

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (26. März 2016 um 20:22)

  • Zitat

    Original von rekok73
    Hallo Guru,

    aus meiner frühen Kindheit kenne ich vom Dorf im heutigen Sachsen-Anhalt auch noch Wasserpumpe, Plumpsklo usw.!

    In den 90-ern bin ich auf eigene Faust zweimal durch die Osttürkei gereist (aufgrund der derzeitigen bombigen Situation nun definitiv nicht mehr zu empfehlen). Dort haben mein Kumpel und ich in Herbergen übernachtet, wo es als Kleiderhaken eben Nägel in der Wand zum Aufhängen der Kleidung gab und ein Gemeinschaftsbad für alle Zimmer über den Flur. Aber wie Du geschrieben hast: Das Bett war sauber, die Leute maximal gastfreundlich und das Essen einfach super.

    Gruß, René

    Hallo René
    Deine Erlebnisse in der Türkei würden mich schon mal interessieren:
    Ich war anfangs der 80 er Jahre auch dort, und zwar bis nach Kars, an der russischen Grenze.
    Ich habe einen Reisebericht geschrieben über die erste Reise. Aber da das hier ein Schmalspurforum ist, nicht hier eingestellt. Falls Du Interesse hast:
    http://bahnkutscherforum.de/viewtopic.php?f=122&t=6142
    http://bahnkutscherforum.de/viewtopic.php?f=122&t=6144
    http://bahnkutscherforum.de/viewtopic.php?f=122&t=6145

    Von der zweiten Reise existiert auch ein Album:
    https://www.flickr.com/photos/r_walth…157662911365449
    https://www.flickr.com/photos/r_walth…157663321433950

    Gruss Guru

  • Hallo Guru,

    sehr schöne Berichte. Muss ich mir nach Ostern mal genauer zu Gemüte führen. :spos: Unsere Reise führte uns zunächst mit Turkish Airlines nach Istanbul. Mein Freund ist türkischer Abstammung und für diese Leute in Deutschland bietet die Fluggesellschaft rabattierte Tickets an. Ich rutschte dann einfach als "Türke" mit durch. :-D Von dort ging es mit öffentlichen Bussen nach Bafra mit seinen Stauseen, ins bekannte Teeanbaugebiet Rize, von dort in die Thermalregion Ayder, dann nach Artvin, schließlich nach Erzurum (wo wir fast eine Woche geblieben sind). Der Rückweg führte über Trabzon wieder nach Istanbul, wo noch vier Tage verbracht wurden, bevor uns der Flieger wieder in die Heimat brachte.

    Die Bilder sind alle in einem Album und nicht gescannt.

    Die Reise stand unter dem Blickwinkel 'Land & Leute'. Eisenbahn spielte keinerlei Rolle. Ich habe eine Unmenge interessanter Menschen getroffen und viel von der Kultur gelernt.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (27. März 2016 um 19:46)