[HU] Miskolc (LÀEV)

  • Hallo René,

    da gibt es wohl wirklich Ungenauigkeiten in der ungarischen Liste.
    Ich habe keine Ahnung, auf welchen Quellen die beruht. Vielleicht war der Einsatz in Orozlany ja kurzfristig umgesetzt und tauchte deshalb nicht in den erhalten gebliebenen Dokumenten auf.
    Wie auch immer, danke für die zusätliche Information.
    Das verlinkte Bild ist ja klasse, auch von der Qualität her.

    Auf der KBK-Startseite erscheint übrigens passenderweise gerade ein interessanter Arikel über den Kapf der LÁEV um mehr Diesellokomotiven (zumindest soweit die Google-Übersetzung Sinn ergibt).

    Mk48 LAEV

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    mir ist schon an verschiedenen Beispielen aufgefallen, dass die Stationierungsübersichten mit relativer Vorsicht zu genießen sind, sei es bei Wagen oder Lokomotiven. Allerdings sprechen eben mehrere unabhängige Quellen davon, dass die Prototypen der Mk48 in Oroszlány getestet worden sind, was ja auch die Bildquelle untermauert. Nun ist die LÁEV nicht mein Spezialgebiet. Dieses findet sich im Gebiet Tatabánya / Tata / Oroszlány. Eine Region die vom Umbruch gekennzeichnet ist. Bis in die Neuzeit geprägt vom Kohlebergbau, ist sie nun im völligen Wandel begriffen. Absolut faszinierend, zu beobachten, was sich dort so Alles tut. Man könnte es mit den Herausforderungen des Strukturwandels im Ruhrgebiet vergleichen. Mein Hauptinteressensgebiet liegt bei der normalspurigen Linie von Tatabánya nach Oroszlány, wo ich durch die Mithilfe einiger ungarischer Bahnfreunde die geschichtliche Entwicklung recht gut erforschen und ins Deutsche übertragen konnte. Hierzu gehört dann auch die Wirtschaftsbahn von Oroszlány, wo der Bezugspunkt zur Schmalspurbahn hergestellt ist. Weiterhin habe ich mich aufgrund der kurzen Distanz vom Aufenthaltsort der Schmalspurbahn Felcsút angenommen und verfolge deren Entwicklung seit Monaten. Andere Schmalspurbahnen interessieren mich zwar, aber weniger tiefgreifend. Da ist noch die Mátrabahn, welche ich interessant finde. Da ich mit Familie reise, welche sich nicht nur für Schmalspurbahn interessiert und meine Frau sich auch für andere Dinge im Land ihrer Vorfahren begeistern kann, habe ich mich auf wenige Strecken und deren Geschichte beschränkt ... und rase nicht im ganzen Land von Strecke zu Strecke. ;) Die Region um Tatabánya mag auf den ersten Blick nicht die Schönste im Lande sein. Von der Kulturgeschichte abseits der Bahnen ist sie aber eine der interessantesten Gegenden in Ungarn. Sei es durch Industriegeschichte, durch die Geschichte der Donauschwaben, welcher dieser Region maßgeblich den Stempel aufgedrückt haben usw. usf! Und das Gerecse- und Vértesgebirge haben auch ihre Reize! Sie erinnern mich immer ein wenig an den Harz. Doch nun genug davon und ich übergebe den Staffelstab wieder an den LÁEV-Spezialisten. :spos:

    Gruß, René

    2 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (8. Mai 2016 um 15:41)

  • Der Güterverkehr auf der LÀEV fand überwiegend auf dem Streckenabschnitt Mahóca nach Miskolc statt. Es gab mitten in der Innenstadt, am damaligen Esperanto Platz (heute St. Anna Platz) kurz vor der Endhaltestelle für den Personenverkehr einen Holzverladeplatz, von wo Holz aus dem Bükk Gebirge sowohl im dortigen kleinen Sägewerk verarbeitet, aber die deutlich größere Menge mit Fuhrwerken und später LKW in die Umgebung zur Verarbeitung verfrachtet worden ist.
    Unmengen von Feuerholz sind vom Holzverladeplatz (Fáskert) auch in die Öfen der Miskolcer Bevölkerung gelangt.

    Leider hatte die Strecke in die Innenstadt von Miskolc einen entscheidenden Nachteil, sie war erfolgreich und sie beschränkte daher durch häufigen Personen- und Güterverkehr den sich immer mehr entwickelnden Straßenverkehr. Im Rahmen der Umgestaltung zu einer autogerechten Stadt erfolgte daher der Beschluss der Stadtväter von Miskolc, ausgerechnet die im Personen- und Güterverkehr äußerst erfolgreiche Innenstadtstrecke stilllegen zu müssen.
    Die Verantwortlichen der LÀEV wehrten sich so lange es ging, doch 1978 wurde die Strecke trotz erheblichen Protesten stillgelegt und (Parallelen zur Pressnitztalbahn) sofort durch Ausbau von Weichen unbefahrbar gemacht. Dem folgten unmittelbar so gut wie alle Kunstbauten und Straßenneubau überbaute einige Abschnitte, ohne natürlich die Schmalspurbahn neu zu berücksichtigen.
    Hiermit verlor die Bahn ihren wichtigsten Güterumschlagpunkt und mit dem Wegfall des Verkehr zwischen Innenstadt und Diosgyör auch etwa ein Drittel des Personenverkehrs.

    Auf der Ládi Zweigstrecke gab es zwar einen weiteren Umschlagpunkt, dieser war jedoch auf die Verladung zur regelspurigen Eisenbahn spezialisiert und bot sich für die Miskolcer Holzverarbeitung und deren Bevölkerung überhaupt nicht an. Diese verluden fortan vor Ort im direkt im Wald.
    An der Ládi Zweigstrecke entstand dann auch der neue Startpunkt des Personenverkehrs an der Dorottya Straße. Die Bedeutung der Schmalspurbahn zeigt auch heute noch der Haltestellenname der Straßenbahn an der Dorottya Straße, sie heisst schlicht und einfach LÀEV, bis heute übrigens.
    Der Personenverkehr wurde wochentags nur noch auf der Hauptstrecke nach Garadna angeboten, die Strecke nach Mahóca wurde nur noch am Wochenende bedient.
    Die Ládi Zweigstrecke (außer Station Dorottya Straße) und die Kerek Berg Zweigstrecke in Lillafüred verloren ihren (zuvor wenigen) Personenverkehr komplett.
    Durch die Ausrichtung des Güterverkehrs auf die Verladestelle zur Regelspur ging das Güterverkehrsaufkommen stetig zurück, zuletzt erfolgte eher ein Güterverkehr (vorwiegend Kohle bis zur Papierfabrik) in Richtung Bergstrecke, statt Holz ins Tal.
    Spätestens ab 1983 ruhte dann der Personenverkehr auf der Zweigstrecke nach Mahóca gänzlichst. Nur wenige Sonderfahrten im Güter- oder Personenzugverkehr bedienten fortan diesen Streckenabschnitt und erst ab 1995 wurde der regelmäßige Wochenendverkehr auf dieser Strecke, mit nur einem Zugpaar, wieder aufgenommen.
    Dieser wurde nach dem Hochwasser von 2010 wieder eingestellt und bis heute nicht wieder aufgenommen. Die Zweigstrecke ist seit Sommer 2014 nur noch (wieder) bis Mahóca befahrbar und wird zu Themenfahrten regelmäßig mit Sonderfahrten bedient.

    Der regelmäßige Güterverkehr endete bereits kurz vor der Wende im Jahr 1989, die Strecke zum einzig verbliebenden Verladepunkt wurde eingestellt und die Strecke ab Dorottya Straße spätestens 1994 abgebaut. Spätestens 1990 endete auch der Güterverkehr auf der Kerek Berg Linie bei Lillafüred, nur das Gleisdreieck und wenige hundert Meter Strecke verblieben bis heute.
    Seitdem versteht sich die LÀEV als reine Touristikbahn und es gelingt ihr mit diversen Konzepten die Fahrgastzahlen stetig zu steigern.

    Auch das Hochwasser vom 16.05.2010, wobei die Strecke an der Papierfabrik und damit die Anbindung an die Zweigstrecke zerstört wurde, vermochte diese Entwicklung nicht bremsen. Die Bahn wurde wieder aufgebaut und um die Bahn während der Unterbrechung weiter effektiv zu betreiben, wurde sogar die Miskolcer Buslinie 1A "hochwasserbedingt" bis zur Papierfabrik verlängert.
    Schon im Herbst 2010 wurde die Strecke wieder komplett befahren.

    Absolute Attraktion der LÀEV ist die Kooperation mit Miskolcer Schulen und der Universität zur Advendszeit, der Nikolauszug, welcher seit 2002 in der gesamten Adventszeit angeboten wird.


    Ein paar nette Bilder gibt es hier:

    http://www.mikulasvonat.hu/galeria.html

    Einen sehr anschaulichen Netzplan mit allen Strecken habe ich auf Wikipedia gefunden.


    https://hu.wikipedia.org/wiki/Lillaf%C3…_Vas%C3%BAt.png


    und zur Verdeutlichung des Streckenprofils eine Kartenfotografie am Wegesrand:

    Gruß aus Debrecen

  • Hallo,

    ich fühlte mich ungarnspezifisch schon fast als Alleinunterhalter. Danke demnach für die Fortsetzung zur interessanten Geschichte dieser Bahn. Persönlich werde ich zwar wohl eher selten in diese Ecke von Ungarn kommen, aber gerade deshalb ist es schön, auch zu den anderen vorhandenen Bahnen einen Überblick zu bekommen. Mein Gebiet wird wohl das Közép-Dunántúl bleiben. Dort haben meine Familie und ich das zweite Zuhause.

    Gruß aus Wernigerode / Tata :)

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (18. Mai 2016 um 23:17)

  • Beim Stöbern im Netz bin ich auf ein wundervolles Video der Zweigstrecke nach Mahóca gestoßen und auch sonst ist der Kanal von Attila Moór sehr zu empfehlen!

    Musik toll, Bilder toll
    geradezu hervorragende Werbung für einen baldigen Besuch

    Der Titel des Videos lautet:
    "Mit dem Güterzug nach Mahóca"

    Grüße aus Debrecen

    https://www.youtube.com/watch?v=eM6KchEgkxU

    Einmal editiert, zuletzt von db4010 (25. Juli 2016 um 19:46)

  • Hallo und ein herzliches Willkommen im neuem Jahr,

    für Interessenten zur Planung sind hier die diesjährig geplanten Sonderfahrten auf der Zweigstrecke nach Mahóca.
    21.01./27.05./22.06./30.09./28.10.

    Hier die Programmankündigung für den 21.01. im Fall von Schnee (sieht aber sehr gut aus).

    Grüße aus Debrecen

  • Hallo Freunde der schmalen Spur,

    auch ich habe mich ja im Nachbarthema hinreissen lassen, deshalb beziehe ich die Aufforderung auch auf mich und kehre zur Informationspolitik zurück!

    Ein stimmungsvoller Zug fährt ins passend farblich geschmückte Lillafüred. Ein romantischer Spaziergang durch die beleuchteten hängenden Gärten von Lillafüred. Auf die Liebespaare wartet dann ein Dinner bei Kerzenschein. Hin- und Rückfahrt mit der Schmalspurbahn.

    (Leider ist der Anmeldeschluss schon vorbei)

    Aber Kurzentschlossene können ihr Glück ja noch probieren, aber wegen dem Essen - unbedingt vorher eine E-Mail schreiben.


    Wie auch in Debrecen fährt die Bahn auch an vielen anderen Tagen, es lohnt sich auch ohne Sonderprogramm, versprochen!

    Hier der Fahrplan

    Derzeit wird nur am Wochenende gefahren, bis zum 31. März gilt der Winterfahrplan, danach dann täglich . . .

    Gruß aus Debrecen

  • Hallo,

    danke für Deine Informationen. Ich persönlich finde es schön, dass Du nun im Forum deutlich aktiver bist! :klatsch: Ich finde, dass Deine Bilder in "meinem" Thema durchaus mal belebend waren und Eisenbahn ihrem Zweck entsprechend gezeigt haben. Danke Dir dafür!

    Herzlichen Gruß, René

  • Hallo Schmalspurbahn Freunde,

    Nachdem in Nachbarthemen viel über Familienfreundlichkeit geredet und geschrieben worden ist, hier mal ein ganz aktuelles Beispiel wie es geht, denn beworben wird nicht etwa ein Sonderverkehr, sondern der Regelverkehr!

    Aus Grund des nahenden Frauentag erhalten alle Damen als Ermäßigung ein Tagesticket für 300 Forint, welches auf allen Fahrten (am 05. März) uneingeschränkt gültig ist.

    Zur Info, normalerweise kostet eine einfache Fahrt schon 800 Forint und somit ist selbst bei einer einfachen Fahrt die Ermäßigung beachtlich. Natürlich hofft man, daß die Frauen ihre Männer mitbringen und während die Damengesellschaften vielleicht zum Kaffee in Lillafüred einkehren, können die Herren ja dann ganz "Frauen"frei Eisenbahnen fotografieren, denn so wie ich die Miskolcer kenne, erwartet die Damen in Lillafüred weitere Programme und Ermäßigungen.

    Von meiner Seite übrigens auch zum internationalen Frauentag, welcher traditionell am 8. März begangen wird und zumindest in Deutschland etwas in Vergessenheit geraten ist, allen Damen alles Gute und beste Wünsche.

    :wink:

    Grüße aus Debrecen

  • Hallo,

    man sieht eben, dass in Ungarn die Familie gesellschaftlich einen deutlich höheren Stellenwert genießt, als in Deutschland. Aber keine Angst, solche positiven Dinge über Ungarn werden hier öffentlich nicht thematisiert. Die ungarischen Menschen sind in der Familie "gefangen" und nicht auf dem Ego-Trip. Eine unglaubliche Chuzpe für den liberalen Menschen mit rein materiellen Götzen. Dafür hat in Deutschland in 10 Jahren ein Individuum, dass seinen Schuhschrank heiraten möchte, einen höheren Stellenwert, als eine Familie, die Kinder in die Welt setzt und somit etwas zur Gemeinschaft beitragen könnte. Deutschland ist gespalten: Einerseits diese innere Leere ohne wirkliche Werte bei vielen Menschen, kompensiert durch Selbsterhöhung des eigenen Ego durch die anstrengende Jagd nach Lobhudelei, um diese Leere zumindest teilweise zu kompensieren. Oops! I did it again ... kein Thema mit Eisenbahnbezug, dafür fast schon philosophische Einlassungen, wo es doch kein Fachforum für Gedankengänge à la Friedrich Nietzsche und René Descartes ist. In diesem Sinne: 'Ich denke, also bin ich.'

    Man merkt, dass es Zeit wird, dass April wird. Tatü Tata ... hab wohl schon Entzugserscheinungen und brauch erstmal einen Hosszú kávé. :kaffee: Der Witz ist, ich schreibe April und da läuft gerade 'Április' von Magdi im Radio. Wenn das kein Zeichen ist. Dann möchte ich auch mal schnell auf den Zug des Mammon aufspringen ... muss hier ausnahmsweise als eisenbahnthematischer Bezug ausreichen ... und ein wenig Stimmung in die Bude bringen: 'Milchstraße' von Magdi

    Freundlichen Gruß, René

    Nachtrag: Die 10-Jahres-Prognose bezieht sich natürlich auf eine lineare Entwicklung der Gesellschaft. :zwink: