Hallo,
diesmal habe ich mich mal in meinem Aufenthaltsort ein wenig auf Spurensuche begeben. Mit dem Alten See gibt es hier ein Naturschutzgebiet von Europäischem- und Weltrang. Der See dient beim Vogelzug etwa 50 000 Wildgänsen als Rastplatz im Karpatenbecken. Doch wurden in dieser Gegend laut einer am See aufgestellten Hinweistafel ab dem 15. Jahrhundert auch die ersten Fischzuchten auf ungarischem Gebiet betrieben. Viel später existierte hier eine kurze schmalspurige Fischereibahn, von der heute nur noch wenige Reste zu sehen sind. Das Gleis versteckt sich weitestgehend unter einer Grasnarbe. Weitergehende geschichtliche Informationen zu dieser Bahn habe ich bisher noch nicht gefunden. Sie befindet sich im alten Burggraben auf der Rückseite der Burg von Tata, wo die im See gefangenen Fische angelandet wurden.
Hier nun die ersten Bilder:
Zuerst ein Blick auf die Seeseite der Burg von Tata, welche heutzutage ein Museum beherbergt. Tata steht bei ungarischen Touristen hoch im Kurs, von ausländischen Touristen ist man dagegen weitestgehend verschont, was wir uns als Familie wünschen. Deshalb waren wir auch noch nie am Balaton.
In der Umgebung der Burg wurde in den letzten Jahren die Seepromenade komplett saniert und man kann dort am Ufer in aller Ruhe in kleinen Gaststätten sitzen und die Zeit genießen. Durch die Altstadt von Tata fährt heutzutage eine gummibereifte Bimmelbahn, wie man sie auch aus Deutschland von vielen Touristenorten kennt.
Auf der Rückseite der Burg finden sich im Burggraben die spärlichen Reste der ehemaligen Fischereibahn. Hier ein Blick in den Burggraben mit einem kurzen erkennbaren Gleisrest. Unter der Bogenbrücke, welche ehemals den Zugang zur Burg darstellte, sieht man auch einige Loren stehen.
Unter der Grasnarbe führt das Gleis entlang eines Fischteiches unter der Bogenbrücke hindurch.
Am letzten Freitagabend nutzten wir als Familie auch diese Bogenbrücke mit hunderten anderen Einwohnern von Tata, denn heutzutage bildet der Innenhof der Burg auch das passende Ambiente für z.B. Rockkonzerte.
In einem weiteren Kapitel werde ich mehr über die Fischereibahn und ihr natürliches Umfeld berichten.
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Für kulturhistorisch interessierte Leser hier noch ein kurzer Streifzug durch die Geschichte von Tata:
Die erste Stadtbezeichnung stammt aus dem Jahre 1388 von König Sigismund. In dieser Zeit wurde auch die Burg der Familie Lackfis als Gut am Ufer des großen Öreg-Sees ausgebaut. Zwischen 1397 und 1409 baute König Sigismund die Burg zum königlichen Palast um. König Matthias gestaltete die Burg 1467–1472 im Stil der Renaissance um.
Während der Türkenkriege war die neu verschanzte Burg ein wichtiges Glied im Habsburger Verteidigungssystem und wurde von den Osmanen zerstört. Nachdem die Türken vertrieben worden waren (1727), kam die Burgruine in den Besitz der Familie Esterházy, die bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter der Leitung von Jakob Fellner die Stadt Tata als Zentrum ihrer großen Besitztümer herrschaftlich ausbaute und große Errungenschaften ihrer Zeit erbauen ließ. So gibt es den Englischen Park, der auch heute noch den zweitgrößten der vielen Seen umgibt, den Cseke-See. In der teilrekonstruierten Burg befindet sich seit 1954 das Kuny Domokos Megyei Múzeum.
In dieser Zeit gewann Tata auch sein barockes Antlitz mit Werken des Hofbaumeisters Jakob Fellner, so das Schloss des Grafen, das Gästeschloss im Park, das Kloster der Piaristen, die Pfarrkirche oder den hölzernen Uhrenturm, der die Zeit bis heute ohne einen Nagel zur Befestigung überstanden hat.
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Wenn ich das selbst so lese, würde ich gerne sofort wieder hinfahren. Sagt man in Deutschland, dass man nach Tata in den Urlaub fährt, erntet man meist So, aber nun genug der Werbung, sonst müssen wir demnächst an den Balaton fahren, um unsere Ruhe zu haben.
Gruß, René