Ein ganz besonderes Kleinod erwartet den Schmalspurfreund im Naturschutzgebiet Hortobágy.
Inmitten der Hortobágyer Puszta entstanden unzählige Fischteiche, welche durch Kanäle miteinander verbunden sind.
Hauptsächlich zur Versorgung der Fische entstand ab 1915 ein umfangreiches Netz von Schmalspuranlagen, mit der Betriebszentrale am heutigen Startbahnhof Hortobágyi Halastó.
Anfangs waren als Zugmittel ausschließlich Pferde im Einsatz und Personen wurden auch nicht befördert, die Bahnen dienten ausschließlich dem Fischfuttertransport in Richtung Teiche und dem Rücktransport der fertigen Produkte.
Die maximale Ausdehnung der Bahnen war 35 km. Später kamen auch Diesellokomotiven zum Einsatz, wobei Lokomotive wohl eher übertrieben ist, vielmehr waren es Motordraisinen, welchen halt die Futterloren angehangen worden sind.
Schon in den 60-iger Jahren endete der Verkehr auf der Schmalspurbahn, die meisten Strecken verschwanden aus der Landschaft. Überreste waren in den 90-iger Jahren nicht mehr zu finden.
Mit der touristischen Fokussierung als Nationalpark entstand die Idee, die alte Teichanlage für Naturfreunde zu erschließen. Neben Pferdekutschen sollte es auch eine Möglichkeit geben, das Gebiet problemlos und trotzdem sanft zu erschließen. Die Reaktivierung der Schmalspurbahn wurde beschlossen und mit Hochdruck vorangetrieben. Schon 2006 war die erste Strecke und das neue Depot fertig und nach anfänglichen Probefahrten wurde ab 2007 die Strecke fahrplanmäßig bedient.
Heute werden 5 km befahren mit maximal 3 offenen Personenwagen und einer C50 Diesellokomotive.
Für Betriebszwecke stehen einige Güterwagen und eine MIB KULI Diesellok (MV mozdóny) zur Verfügung.
Zusammen mit der Schmalspurbahn entstanden unzählige Informations- und Aussichtspunkte, welche auch in englischer Sprache durch das größte Vogelschutzgebiet Ungarns führen.
In Hortobágy erwartet den Gast zudem ein kleiner Tierpark und bei Mátai Ménes ein grandioses Puszta Programm.
Sollten zudem Lauffreunde mal etwas ungewöhnliches planen wollen, jährlich startet ein Halbmarathon (7 und 14 km sind ebenfalls möglich) durch den Vogelschutzpark abseits befestigter Pisten. In diesem Jahr startet die Läuferschar am 26. Juni.
Nun zum Interessantesten, den Bildern:
Am besten erreicht man die Schmalspurbahn von Debrecen aus, an den Betriebstagen besteht in Hortobágyi Halastó Anschluß an die Schmalspurbahn.
Schon die Anreise in den aus Russland stammenden Triebwagen (sehr gut klimatisiert übrigens) ist ein Erlebnis. Diese kamen übrigens per Schuldenausgleich der Russischen Förderation nach Ungarn.
Nun sind es nur noch wenige Schritte durch die Einöde, genau das heisst Puszta nämlich, bis zum Startpunkt der Schmalspurbahn. Hierbei passieren wir das ehemalige Lager (mit Bahnanschluss natürlich)
und erreichen den Betriebsmittelpunkt der Bahn.
Neben dem Empfangsgebäude, mehr ein Informationspunkt, gibt es ein neu gebautes Depot, wo die 3 Wagen und die Lokomotive beheimatet sind.
Abfahrbereit wartet der Zug auf die Naturliebhaber
Fast schnurgerade geht es entlang des Hauptkanals Richtung Norden
Die Zwischenstationen dienen alle ganz nebenbei als Unterschlupf für müde Wanderer bei einem Schlechtwettereinbruch und als Informations- und Ausstellungspunkte.
Etwa auf halber Strecke wird der Hauptkanal überquert.
Neben Vögeln und Fischen gibt es auch eine Herde Wasserbüffel.
Der Endbahnhof wurde erreicht und
zum Umsetzen muss ein Stück zurückgedrückt werden.
Zeit genug, um sich umzusehen und die wundervolle Natur zu genießen.
Neben den Beobachtungspunkten und Türmen gibt es viele Pfade durch die Teichlandschaft mit vielen Rückzugsmöglichkeiten für Mensch und Tier
Zum Glück bin ich nicht mit dem letzten Zug angekommen, so blieb Zeit, die Natur zu genießen.
Zurück ging es dann wieder mit dem Zug vorbei an unbeschreiblichen Landschaften
Die kurze Wartezeit auf den Regelspurzug leistete uns eine Gänseschar Gesellschaft.
Um diese nicht zu stören, sahen wir uns einfach noch auf dem ehemaligen Bahnhof um und fanden dabei noch einige Güterwagen
Welch Einöde dieser Bahnhof ist, verdeutlicht die übrig gebliebende Bahnsteigkante kurz vor Abfahrt
Das soll es von mir gewesen sein, hoffe es hat gefallen und ein wenig Geschmack auf einen Besuch im Osten Ungarns gemacht, wo es noch vieles mehr zu entdecken gibt.
Grüße aus Debrecen