Veränderungen im Fahrzeugpark der Schmalspurbahnen notwendig?

  • Leute gibts, die sich mit eigenartigen Problemen beschäftigen... siehe den Thread Neubau einer V 36 K!!!
    Ich kann "reichsbahner" nicht verstehen, seine Gedankengänge nicht nachvollziehen.

    Zukünftig geht es darum, die Kräfte zu bündeln, damit alle Bahnen (Alltag und Museum) mit Loks versorgt sind.
    Die LH`s sind doch garnicht so schlimm. Ich werde mich demnächst an dem I K-Zug erfreuen.
    Gibt schließlich wichtigere Dinge in unserem Land, als derartige Wünsche zu bedienen.

    HHw

    Admin-Edit: Dieses Thema wurde vom ursprünglichen Thread abgetrennt und entsprechend neu zusammengefügt.

  • Zitat

    Original von HHw
    Leute gibts, die sich mit eigenartigen Problemen beschäftigen...

    Ich kann "reichsbahner" nicht verstehen, seine Gedankengänge nicht nachvollziehen.

    Hallo

    Ist das denn nötig?

    Dass reichsbahner hier eine, zugegebenermassen unkonventionelle, Frage gestellt hat, ist doch nichts schlimmes.

    Auch die DFB Romantiker, die vom Rücktransport asiatischer Loks träumten, und eine Strecke wieder in Betrieb nehmen wollten, die wegen der Unmöglichkeit sie rentabel zu betreiben, eingestellt wurde, waren seinerzeit verlachte Exoten und Träumer.

    https://www.dfb.ch/index.php?id=1584&L=0

    Zitat


    Zukünftig geht es darum, die Kräfte zu bündeln, damit alle Bahnen (Alltag und Museum) mit Loks versorgt sind.
    HHw

    Ja, das gebe ich Dir recht. Und vielleicht sind gerade da auch unkonventionelle Ideen gefragt:
    Ehrlich gesagt: Ich würde gerne Ferien im Harz machen, mit besonderer Berücksichtigung der Harzquerbahn. Vor allem würde ich gerne viele Fotos machen und wandern. Ich will aber in den Ferien auch Ferien vom Auto haben. Aber wenn ich den Fahrplan anschaue, dann ist gerade auf der Strecke Wernigerode - Brocken ein Angebot für mich. Alles andere ist schlicht und einfach für einen Autolosen Urlaub nichts!

    Mit 4 Zugspaaren auf dem wandermässig schönsten Stück zwischen Benneckenstein und Talmühle, sowie 5 Zugspaaren zwischen Stiege und Alexisbad, treibt man die Leute aufs Auto.
    Vom Rollmaterial wollen wir mal nicht reden: Was nützt es die schönste Dampflok vor dem Zug zu haben, wenn man in den Wagen DDR-Ostalgiefenster hat, bei denen man den Kopf nicht herauskriegt?

    So vertreibt man potentielle Vollzahler vom Zug.
    Anderweitig hat man das begriffen: Bei der Rhätischen Bahn hat man, trotz Klimaanlage wieder öffenbare Fenster eingebaut:
    Allegra http://www.ice-treff.de/index.php?id=70333
    und im Albula Gliederzug sogar ein eigenes Fotoabteil eingerichtet:
    https://www.rhb.ch/fileadmin/user…_Fotoabteil.jpg

    Dass das Öffnen der Fenster durchaus ein Kriterium ist, zeigt dieses Bild, ganz ohne Dampflok, aus dem Jahr 1979 auf der Berninabahn:

    Ob nämlich der ganze Brockenzauber noch lange ausschliesslich mit Dampfloks durchgeführt werden kann, ist auch nicht über alle Zeiten gesichert.
    Im letzten Sommer nachten wir eine Brockenführung, und da wurde uns gesagt, dass der Dampfbetrieb im Nationalpark Harz kritisch angesehen wird.
    Es kann also durchaus sein, dass die Verölung der Gleise dann plötzlich negativ gesehen werden.

    Beim Bahnübergang alte Bobbahn

    Ich persönlich finde es jedenfalls schade, dass die HSB potentielle Verkehre brachliegen lässt und sich nur auf den Brocken konzentriert.

    Dabei ist mir klar, dass dies nicht ohne Unterstützung der lokalen Tourismusorganisationen geht. Aber vielleicht müsste die HSB mal einfach Ideen einbringen.
    Vielleicht sollte man statt Lokomotiven lieber das Kader im Ausland zirkulieren lassen.

    Dass es auch anders geht zeigt die Weisseritztalbahn, vor dem Unwetter: Mit dem 2 Stunden Takt und den Wagen mit Übersetzfenster war da schon was zu machen. Ich logierte im Rabenauer Grund im dortigen Hotel. Alle Ausflüge bis zum Grabentram bei den Geberitfällen (Lichtenhainer Wasserfall ), Radeburg, Festung Königstein und viel Wandern entlang der Strecke bis Kipsdorf wurde alles mit der Bahn erledigt.

    Ich hoffe, dass nach dem Wiederaufbau, wieder ein ähnlicher Betrieb aufkommt. Dann bin ich sicher mit Familie dort zu finden.

    Sorry für meine Worte.
    Ihr könnt mich nun steinigen. Was allerdings nichts an meiner Meinung ändern wird.

    Die Zukunft wird zeigen, ob die HSB (was ich hoffe und ihr gönnen würde) mit ihrer Strategie auf der richtigen Schiene liegt.

    Vielleicht braucht man aber auch plötzlich Querdenker wie reichsbahner, wenn sich die Parameter ändern.

    Gruss Guru

    3 Mal editiert, zuletzt von guru61 (23. Juni 2016 um 07:48)

  • Hallo Guru,

    bezüglich Deiner Worte zum Harz bestätigst Du meine Ausführungen, die ich seit einiger Zeit gebetsmühlenartig wiederhole. ;) Warum haben die schweizer Schmalspurbahnen auf Meterspur mit modernstem Rollmaterial einen Riesenerfolg und in Deutschland behauptet man, ohne Dampflok würden die Harzer Schmalspurbahnen nicht funktionieren? Das ist einfach Blödsinn. Hier treffen nur festgefahrene Verwaltungsstrukturen auf eine kleine Masse laut lärmender Bahnpuristen, was jegliche Innovation verhindert. Da sich das Tätigkeitsfeld der HSB hauptsächlich auf die Brockenstrecke beschränkt, sage ich immer wieder: Die Mehrheit der Brockenfahrgäste würde sich modernes Fahrzeugmaterial mit vernünftiger Bordgastronomie und vernünftigen WC-Anlagen wünschen. Etwa 90 Prozent der Fahrgäste sind nämlich Touristen, die wegen des Berges, seiner Naturschauspiele und seiner Sagen kommen, eben, weil es der 'Berg der Deutschen' ist. Die Schmalspurbahn ist nur Beiwerk und den meisten Fahrgästen relativ egal, ob eine Dampflok den Zug befördert. In vielen Gesprächen erfährt man. Traditionsverkehr mit Dampfloks: gerne; Regelbetrieb mit modernen Zügen: besser. Die Fahrgäste sagen, sie werden gezwungen, wenn sie fahren wollen, mit den 'Dreckschleudern' (diesen Ausdruck hört man im Harz sehr oft von Touristen, aber auch Einheimischen) auf den Brocken zu fahren, da es keine Alternative gibt, außer vielleicht tierquälerische Pferdekutschen.

    Der Nationalpark sieht die Schmalspurbahn von Anbeginn seines Bestehens als notwendiges Übel. Sie bringt hunderttausende Fahrgäste in das Kerngebiet des Nationalparkes, wovon ein nicht geringer Teil wenig Bereitschaft zeigt, die einfachsten Regelungen des Nationalparkes einzuhalten (z.B. Nichtverlassen der Wege). Da wird z.B. auf dem Brocken über Zäune geklettert und auf geschützten Naturflächen herumgetrampelt. Wenn man nur ein wenig Verstand besitzt, weiß man, was für Schäden dabei an den typischen Flechten und Moosen entstehen, das Ökosystem insgesamt geschädigt wird. Gleichzeitig kanalisiert die Bahn einen Teil der Nationalpark-Besucher, was hilft, die Schäden an der Natur ein wenig einzudämmen. Auf Dauer wird sich der Dampflokbetrieb in der Kernzone aber als Problem darstellen. Nationalparks unterliegen internationalem Recht und Bestimmungen und die sind naturgemäß höherwertig einzustufen, als der Wunsch von Schmalspurfreunden nach Betrieb mit Dampfloks.

    Gruß aus Wernigerode, René

    2 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (22. Juni 2016 um 13:26)

  • Hallo René,

    so verschieden kann das sein. Mag sein, dass es vielen Brockentouristen egal ist, was ich aber doch nicht glaube.
    Bei uns auf Rügen hagelt es Beschwerden, Fahrkarten werden zurück gegeben, oder die Fahrt auf einen späteren Zug verschoben, wenn aus Gründen eines Lokschadens einmal (und das sehr selten) unsere Diesellok den Zug nach Göhren zieht.

    Ich kann mich erinnern, dass das im Harz einst genauso war, als die 199.8 noch im Personenverkehr eingesetzt waren.

    Der "Dreck" aus dem Schornstein der Loks ist der Natur ziemlich egal. Beschäftige Dich ruhig einmal damit, was dieser "Dreck" beinhaltet. "Dreck" eben. Und bei einer Diesellok entsprechender Leistungsklasse ist das Problem eben nicht sichtbar. Also alles toll...

    Du kannst ja auch viel Geld in die Hand nehmen und die HSB elektrifizieren. Dann wird der Dreck anderswo gemacht. Alternativ strahlt ein KKW anderswo vor sich hin, versch...önern Windräder oder Solarpaneele die Landschaft.
    Und dann kommen die Umweltschützer und beschweren sich über die Oberleitung, weil sich irgend welche Vögel darauf grillen.

    Der Vergleich zur Schweiz hinkt auf diesem Sektor etwas. Welcher Schweizer kennt noch Dampfloks? Dort fährt man praktisch schon "immer" elektrisch.

    Ergo, die Dampflok im Harz hat in meinen Augen durchaus ihre Berechtigung.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    Dein Engagement für den Rasenden Roland in Ehren, aber die Brockebahn ist mit der Schmalspurbahn auf Rügen und mit denen in Sachsen nicht vergleichbar. Dies gilt selbst schon für die Selketalbahn.

    Meine Beschreibung bezog sich allein auf die Brockenstrecke und den Anteil der Harzquerbahn, also den Abschnitt Wernigerode - Brocken. Ich wohne hier vor Ort und kann die verschiedenen Stimmungen direkt einfangen. Ich glaube nicht, dass Dir dies möglich ist.

    In der Schweiz wird ein nicht geringer Teil des Bahnstroms aus Wasserkraft erzeugt. Im Harz gibt es eine höhere Anzahl an Talsperren. Auf Rügen nicht ... ist schon klar. Deine Aussagen zu KKW usw. sind also Polemik, die ich so von Dir nicht gewöhnt bin. Schade drum!

    Und bloß weil der Deutsche noch Dampfloks kennt und der Schweizer kaum noch welche, ist der Schweizer zu dumm, sich für sich den fortschrittlichen und effektiven Betrieb von Dampfloks zu begeistern ... oder was? Oh Mann! :rolleyes:

    Und man muss die Strecke heute nicht elektrifizieren, um saubere Antriebe zu bekommen. Die Firma ALSTOM hat für 2018 die ersten Eisenbahn-VT mit Brennstoffzellen-Technik im Planverkehr in Niedersachsen angekündigt.

    'Emissionsfreie Technologie Brennstoffzelle für die Schiene:

    Die weltweit ersten Personenzüge mit Brennstoffzellenantrieb werden in Niedersachsen gebaut und auf die Schiene gebracht. Eine entsprechende Absichtserklärung haben am Mittwoch Vertreter des Bahnkonzerns Alstom und mehrerer Bundesländer auf der Branchenmesse Innotrans unterzeichnet.'

    Insofern: Ich beschäftige mich nicht nur mit Dampfloks.

    Verständnislose Grüße, René

    3 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (22. Juni 2016 um 14:26)

  • Ich kann Rene nur recht geben. sicher ist es schön wenn die Züge von Dampfloks gezogen werden. Und es gibt auch sicher viele die deshalb in den Harz kommen.
    Aber was nützt es mir wenn man mit dampf auf den Brocken kommt wenn man maximal eine Stunde Zeit hat...

    Von Gernrode oder auch von Nordhausen gibt es nur einen Umlauf mit dem man hoch und zurück kommt.... Aus meiner Sicht wäre es nicht von Nachteil auch moderne Technik einzusetzen. Es muss keine E-Lok sein (da kaum bezahlbar). Aber eine leistungsfähige, an den Harz angepasste Diesellok bzw moderne Triebwagen (mit Toilette) wäre schon ein Schritt um zum Einen eine kürzere, attraktivere Fahrzeit hin zu bekommen und eben auch Leute, die diese Bahn eben nur als normale Reisende nutzen wieder für sich gewinnen zu können..

    Und nein....ich habe keine Lust nur um länger auf dem Brocken verweilen zu können eine Reise mit dem Auto rund um den Harz zu machen... Gernrode oder Nordhausen liegen bei mir in etwa vor der Tür... Und wenn man sieht wie wenige dort zusteigen sagt das auch einiges. Ich kenne einige die sich auch mit einer Diesellok anfreunden können.

    Ein gemischter Dampf / Dieselbetrieb wäre kein Nachteil für die HSB, und man kann ja in den Fahrplänen sehen welcher Zug womit verkehrt...

  • Hallo Guru,

    vielen Dank für Deine klaren Worte, die nicht durch die Brille eines "Pufferküsser" geschrieben sind, die sich hier im Forum scheinbar zu über 80% tummeln.

    Dazu ein paar kleine Anmerkungen:

    1) Projekt V 36.48 von "Reichsbahner"

    Aus technischen Gründen würde mann heute dann doch lieber eine Lok mit Drehgestellen gegenüber einer Lok mit Brückenrahmen oder ähnlichen Starrahmen-Gelenkkonstruktionen bevorzugen (Stichworte u.a. Wartungsfreundlichkeit, Beanspruchung des Oberbaus).

    Die Deutsche Bundesbahn beschaffte für ihre damals noch zahlreichen Schmalspurbahnen zuerst mit der V 29 eine Starrahmengelenklok in "Doppelbauweise" (der Starrahmen wird in einigen Publikationen nicht ganz richtig als Drehgestell bezeichnet), um dann später mit der V51 bzw. V 52 eine Drehgestellbauart zu beschaffen (Die Kleinloks auf Wangerooge lass ich jetzt mal aussen vor).

    Als Rheinländer habe ich mich nach 1990 umfangreich mit DDR-Eisenbahnliteratur (Populärwissenschaftlich - und Fachliteratur) eindecken können, die in den ersten Jahren nach der Wende teilweise in großen Mengen auf den Markt geworfen wurde (und heute, 25 Jahre später z. T. wieder gesuchte Ware zu steigenden Preisen wird).

    Während die "triviale" DDR-Eisenbahnliteratur typische und "normale" Kinderkrankheiten bei Pototypen zu unlösbaren Problemen hochstilisiert und diese Lok zu einer totalen Fehlkonstruktion abqualifizierte, die niemals in Serie gehen könne und dürfe, sieht die Fachliteratur der DDR dies wesentlich weniger dramatisch.

    Nachdem ich Ende der 1990er Jahre öfters im Brandenburgischen Hauptstaatsarchiv in Bornim Einblicke in LKM-Diesellokbau-Akten hatte, komme ich für mich zu dem Entschluß, dass vor allem das Unvermögen der DDR-Planwirtschaft einen Serienbau dieser Lok vereitelt hat. (neben evtl. polit. Einflüssen)

    2) Dampflok vs. Diesellok bei Museumsbahnen

    Aus 7-jähriger Erfahrung als Museumsbahnschaffner kann ich sagen, dass die Haupteinnahmequelle in Form von gelösten Fahrkarten immer noch von "Durchschnitts-Menschen" und ihren Familien und nicht von Eisenbahnenthusiasten erbracht werden, wie sie auch gefühlt zu 80% dieses Forum bevölkern.

    Das bedeutet konkret, wenn der Vater seinem Nachwuchs oder der Opa seinen Enkeln die "gute alte Eisenbahnzeit" zeigen möchte, erwarten über 85% der Fahrgäste /Besucher eine Dampflok vor dem Zug( große rote Räder, schwarzer Aufbau, Qualmender/rauchender Schornstein). Das ist ein Fakt in Form einer Erwartungshaltung der Bevölkerung, von dem als Bahnbetreiber nur schwer wegzukommen ist.

    Als einmal die Dampflok der Muba, bei der ich tätig war, wegen rheinischer Inkompetenz über 1 Jahr zur HU im Aw Meiningen weilte und eine Diesellok einsprang, brachen die Fahrgeldeinnahmen fast um 50 % weg - ein Umstand, denn sich eigentlich weder eine Museumsbahn noch eine sächsische Dampfschmalspurbahn leisten kann.

    Von daher halte ich den Neubau / Rekonstruktion / Großteilerneuerung einer Dampflok für eine sächsische Dampfschmalspurbahn (oder ehrlicherweise eine durch ÖPNV-Mittel unterstützte Dampf-Touristikbahn) für sinnvoller als eine Neubaudiesellok.

    3) Die Perleberger "Dauer-Notlösungen"

    Die bekannten Defizite und Engpässe der DDR-Planwirtschaft führten dazu, das hist. Sm-Reisezugwagen nicht mehr fachgerecht instandgehalten wurden und Kapazitäten für Rekonstruktionen im hist. Sinne fehlten - das allseits bekannte Ergebnis waren die aus heutiger Sicht unsäglichen Blechbüchsen aus Perleberg, die in Sachen Reisendenkomfort den Reko-Straßenbahnen aus dem Raw Berlin-Schöneweide in nichts nachstanden.

    1991 war ich zum ersten mal "jenseits des eisernen Vorhnags", ein Ausflug des örtlichen Eisenbahnvereins zur damaligen DR-Harzquerbahn stand an. (Wegen fehlender DDR-Verwandschaft, Auszubildenzeit und Militärdienst war ein Besuch der DDR für mich vorher nicht möglich, abgesehen davon, dass man als BRD-Bürger täglich 25 DM West als Eintritt für den Arbeiter- und Bauernstaat zahlen musste, als Bundeswehrpflichtiger aber nur 153 DM monatlich "verdiente" - bei freier Kost und Logie und Heilfürsorge).

    Bei besagtem 3-Tages-Ausflug 1991 fuhr ich mit der Harzquerbahn zunächst von Nordhausen über Eisfelder Talmühle und Stiege nach Gernrode, am dritten Tag von Wernigerode nach Nordhausen. Schnell fiel mir auf, das Alter und Aussehen der Waggons nicht wirklich zum Alter der Loks passten und das Waggoninnere einen unschönen "Billig-Plastik-Charme" versprühte. Das wirkliche Ärgernis waren aber die primitiven Klappfenster im oberen Fensterteil, die ich bisher dato in negativer Erinnerung nur von den Schienenbussen Bauart VT 98 der Deutschen Bundesbahn hatte. Bei dem warmen Tag stellte sich in diesen "Perleberger Wagen" schnell ein unangehmes warm-stickiges Raumklima ein- da die Waggonplattform von Menschen schnell verstopft war, nützten auch offene Waggontüren nichts.

    Daneben ärgerten sich meine Kollegen und ich darüber, dass die Wagen keine Übersetztfenster hatten, wo man ggf. kurz herausschauen konnte, sowie es bei unserer Museumsbahn in jedem Waggon der Fall war. Da die Streckengeschwindigkeit auf beiden Strecken gleich war (30 bis 40 km/h) konnten wir auch keine Sicherheitsgründe für die kleinen Klappfenster erkennen.

    Erst später erfuhr ich vom Planwirtschaft-bedingten Perleberger Einheitsbrei.
    Für mich stand nach dem ansonsten sehr schönen Harzausflug fest, dass ich diese fahrgastfeindliche Waggonbauart nie wieder betreten werde, ein Umstand, der sich auf den Strecken in Sachsen und Meck-Pom durch geschickte Zugwahl umsetzen lies.


    Und heute?

    Mehr als 25 Jahre nach dem Mauerfall ist es für mich als zahlender Fahrgast einfach nicht mehr nachvollziehbar, dass offenbar diese "Perleberger Fenster" den Fahrgästen immer noch zugemutet werden.
    Da stimme ich Guru absolut zu, dass die Aufmerksamkeit der Verantwortlichen , aber auch vieler Pufferküsser, nicht am Zughaken der Dampflok enden darf.

    Grüße vom Rhein

    railfox

  • Hallo René und Andi,

    macht doch im Harz, was Ihr wollt. Ich glaube nicht daran, dass das Erfolg haben kann, auch wirtschaftlich nicht. Eine entsprechende fortschrittliche Meterspurlok der entsprechenden Leistungsklasse gibt es nicht von der Stange. Die entsprechend hohen Entwicklungskosten dürften der HSB bzw. den öffentlich rechtlichen Anteilseignern schwer zu knabbern geben.

    Ich sehe die Zukunft der ostdeutschen Schmalspurbahnen in ihrer Gesamtheit nach wie vor in der Dampflok. Ich erlebe das täglich und kann recht gut beurteilen, worauf die heutigen Touristen Wert legen. Und erzählt mir jetzt nicht, dass der Brockenverkehr für die Einheimischen gedacht ist.

    Ich polemisiere nicht, wenn ich die Gewohnheiten der Schweizer Bevölkerung mit dem Empfinden der deutschen Touristen vergleiche.

    Warum das alles?
    Ich möchte mir nicht vorstellen, dass eines Tages hochmoderne Triebfahrzeuge (Loks oder Triebwagen ist egal) unsere Schmalspurbahnen bevölkern und leer durch die Gegend fahren.
    Die ostdeutschen Schmalspurbahnen sind Kulturgut und ein weltweites Alleinstellungsmerkmal im täglichen Planbetrieb mit Dampflokomotiven.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Zitat

    Original von dampfachim

    Du kannst ja auch viel Geld in die Hand nehmen und die HSB elektrifizieren. Dann wird der Dreck anderswo gemacht. Alternativ strahlt ein KKW anderswo vor sich hin, versch...önern Windräder oder Solarpaneele die Landschaft.
    Und dann kommen die Umweltschützer und beschweren sich über die Oberleitung, weil sich irgend welche Vögel darauf grillen.

    Aexgüsi, hat jemand etwas von elektrifizieren gesagt? Ich habe lediglich gesagt, dass man sich vielleicht mal überlegen sollte, den Fahrgästen einen Fahrplan und Rollmaterial bieten, das auch die Fahrt zu einem Genuss macht. Dass man die Wagen mit den unseligen Klappfenstern heute noch hauptuntersucht, ohne Übersetzfenster einzubauen, finde ich sehr schade.

    Zitat

    Original von dampfachim
    Der Vergleich zur Schweiz hinkt auf diesem Sektor etwas. Welcher Schweizer kennt noch Dampfloks? Dort fährt man praktisch schon "immer" elektrisch.

    Ergo, die Dampflok im Harz hat in meinen Augen durchaus ihre Berechtigung.

    Hat das jemand in Frage gestellt? Abgesehen davon habe ich als langjähriger Heizer auf einer Museumsbahn durchaus auch Kenntnisse vom Metier habe.
    Genauso wie bei der BRB sind die Dampfloks absolut die tragende Säule. Kein Hund würde die BRB, wie die HSB mehr beachten, wenn sie nur mit Diesel fahren.
    Aber auch dort hat man Fenster zum öffnen.
    http://www.brienz-rothorn-bahn.ch/fileadmin/imag…ahn/bahn_04.jpg

    Und wenn du Dir die Frage stellst wo die letzten, kommerziell eingesetzten Dampfloks gebaut wurden, dann kommst du nicht an der Schweiz vorbei :)

    Über den Wert der Dampflok sind wir uns sicher einig. allerdings sollte der Rest auch stimmen. Denn das Geld wird in den Wagen verdient.

    Dass die Umweltschutzthematik, egal, was aus dem Kamin herauskommt, in Zukunft mehr Beachtung finden wird, das sollte auch klar sein.
    Der Hauptdreck kommt nämlich nicht aus dem Kamin, sondern tropft von den Gleitlagen ab.
    Siehst du die schmierige Stelle?

    Dort steht die Lok.

    Gruss Guru

    2 Mal editiert, zuletzt von guru61 (22. Juni 2016 um 15:49)

  • ..Du sagst es... Brockenverkehr...

    Wernigerode Brocken und zurück...
    Aber es gibt eben auch noch den Rest des Netzes...
    Ich würde gern öfters in den Harz fahren, auch mit Triebwagen... Keiner will den Dampfbetrieb abschaffen. Aber ein wenig sollte man auch für die Moderne offen sein... Und 2 Stunden im Triebwagen ohne Toilette.. wenn das Reisende anzieht.. Ok... Für einige ist das zum Beispiel auch ein No-Go für die Selketalbahn. Grad wenn man Kinder oder halt auch Personen dabei hat die auf so etwas angewiesen sind.
    Auch die Wagen.... 100 km bei 45 Grad innen oder 25 km sind schon ein Unterschied...

    Ich habe durchaus schon mit einer ganzen Reihe Leuten geredet... Und vielen geht es um den Brocken. Um dort hoch oder halt runter zu kommen. Und denen ist es egal ob mit Dampf oder was auch immer.
    Für mich wäre grad auf dem langen sonstigen Netz (eben nicht die Strecke Wernigerode-Brocken) eine Mischung aus Alt und Neu durchaus reizvoll.. Den kürzere Fahrzeiten sind auch ein Plus für die Attraktivität.

    Und was das Geld betrifft... Die neue Gläserne Werkstatt kostet auch nicht nur ein €.... Und ob dadurch neue Einnahmen erzielt werden ist doch mehr als fraglich.. Eine normale Werkstatt, mit der Möglichkeit ab und an nach Anmeldung Besucher herum zu führen hätte es auch getan...
    Und grad bei einer Dampflokwerkstatt passt eine Glasbau eben auch nicht zum Historischen...

    Aber es hat halt jeder eine andre Sicht der Dinge...