Leichtbauwagen

  • Hallo
    Der Leichtbauwagen auch als Gerätewagen 97-09-80 des Bw Wilsdruff in den 1960 Jahren
    welchen Anstrich hatte dieser. Es gibt verschiedene Aufnahmen aber nur in Schwarz-Weiß,es sollte auch einen grauen Anstrich in den 60 Jahren ,an diesen Gerätewagen gewesen sein.
    Danke Dietmar

  • Hallo Dietmar,

    bewusst habe ich eine Weile gewartet, aber es bleibt scheinbar doch wieder an mir hängen, Dir fix eine Antwort zu geben:

    Es gab in den 1960er, 1970er oder 1980er Jahren an schmalspurigen Güterwagen keinen grauen Anstrich!
    ABER: Es gab einen grauen Anstrich an Bahndienstwagen der Sonderbauart - dazu zählten die beiden Sprengwagen, andere Behälterwagen (Kesselwagen z.B. auf Rügen) und wohl eine Zeit lang auch der zweiachsige Eichwagen (auch Güterwagenbraun lackiert - siehe den Bildband zur Linie Mulda - Sayda von SSB-Medien).

    Den 1942 hergestellten Leichtbau-OOm bauten die Beschäftigten des Raw Karl-Marx-Stadt 1956 zum gedeckten Gerätewagen um. Als Bahndienstwagen erhielt er dann einen grünen Anstrich. Ende 1968 musterte die Rbd Dresden den 97-09-80 aus, seitdem steht er in der WAS in Freital-Potschappel herum - und vergilbt immer mehr. Das Grün erscheint dabei heute fast grau.

    Aber alle mir bekannten Farbaufnahmen aus Wilsdruff von Klaus Kieper und Co. zeigen 97-09-80 mit einem grünen Anstrich.

    Je nachdem wie oft solche ORWO-Dias von Klaus Kieper oder anderen reproduziert worden sind (viele Grüße an Klaus selbst und an HGW ...) und je mehr Sommer sie nicht unter 15 Grad gelagert worden sind, desto mehr sind heute allerdings die Farben verfälscht.

    Nur deshalb erscheinen damals grün lackierte Fahrzeuge auf Dias heute tendenziell grau.

    Ich warne deshalb jedermann davor, von verblichenen ORWO-Dias auf die frühere Realität zu schließen. Stattdessen lade ich jedermann ein, seinen gesunden Menschenverstand zu nutzen. Wer das tut, der weiß, dass in den Raw und Werkabteilungen der Raw, in denen schmalspurige Wagen neu lackiert worden sind, die Reichsbahn-Lackierungsvorschriften galten. Das heißt, Reisezugwagen und Bahndienstwagen wurden grün und Güterwagen braun lackiert. Es gab dort deshalb gar nicht so viel graue Farbe, um mehrere Wagen grau lackieren zu können!

    Explizit gewünscht war ein grauer Anstrich übrigens bei gedeckten und offenen Werkwagen in der DDR. Damit wurde verhindert, dass ein lediglich auf Werksgleisen zugelassener Werkwagen sich auf Reichsbahngleise "verirrte" ... (erinnert seit an den ex GGw beim VEB Gisag in Schmiedeberg, dessen einzige verbliebene Ladewand (die Stirnwand mit der Handbremse) grau lackiert war!)

    Kühlwagen der Reichsbahn waren hingegen bekanntlich weiß lackiert, was sich in der Praxis im Dampflokbetrieb aber rasch in ein grau veränderte.

    Diese weiß lackierten bzw. grau aussehenden Kühlwagen fielen im Zugverband auf - was das Ziel der Reichsbahn war. Denn auf diese Wagen achteten Rangierer dadurch besonders und kontrollierten die Dichtheit der Wagen.

    Eine weiß/graue Lackierung sorgte also für Aufsehen - und das sollte sie auch!

    Weshalb sollte aber ein 0-8-15-Güterwagen des Wilsdruffer Netzes grau lackiert worden sein?

    Der aktuell in Hainsberg gegenüber des Bahnsteiges stehende Bahndienstwagen 97-09-95 (GGw) zeigt sich zwar heute "gräulich", war aber vor zehn Jahren grün gestrichen worden.
    Die Rolle von Sonne und Nässe darf also nie vernachlässigt werden.

    Wer aber die DDR-Zeit im Modell darstellt, der kann davon ausgehen, dass Wagen aus dem Betriebsbestand regelmäßig neu lackiert worden sind - und das dann einheitlich grün oder braun!

    Viele Grüße

    André

  • Hallo!

    Wieder einmal eine einleuchtende tolle Erklärung von A.Marks.
    Für seine vielen spannenden Beiträge verdient er den Tittel "Eisenbahnkriminalist"

    Gruß Harald aus F.

    Gruß
    Harald a.F.

  • Hallo Andre'
    Danke für die umfangreiche Information,bei meiner Zeit in den 1970 Jahren auf der Schmalspur gab es einen Bahnhofswagen der grau war ,dieser durfte nicht auf Strecke von
    Cranzahl nach Oberwiesenthal.
    Gruß Dietmar

  • Hallo Dietmar,

    mh, je länger ich über Deine Information nachdenke, desto klarer habe ich den Wagen auch vor Augen. Aber wie Du schon schreibst: Er durfte nicht auf die Strecke, es handelte sich um einen ex Thumer Wagen, der nicht mehr bewegt werden durfte. Er erhielt als stationärer Schuppen diese Farbe, damit das Holz überhaupt etwas vor Nässe geschützt war. Das hatte nix mit Perleberg oder Friedland zu tun.

    So einen stationären GGw gab es übrigens auch von Anfang bis Mitte der 1970er Jahre am Güterschuppen in Meinersdorf - den Einheits-GGw 97-12-53, der seine Identität um 1970 an einen Länderbahn-GGw abgegeben hatte, der heute in Jöhstadt beheimatet ist.

    Der 97-12-53 Erstbesetzung stand in Meinersdorf aber ohne jegliche Anschriften. Wer hat seine Verschrottung beobachtet? Noch können wir im Band 2 im Statistikteil solche Zahlen ergänzen ...

    VG

    André

  • Andre, der Experte schlechthin .....
    Da Du den GGw erwähnt hast "(erinnert seit an den ex GGw beim VEB Gisag in Schmiedeberg, dessen einzige verbliebene Ladewand (die Stirnwand mit der Handbremse) grau lackiert war!)", gibt es von ihm irgendwelche Bildbelege ? Meine I k Nr. 12 ist zwar noch im Bau, aber da sie ja auch nicht auf die Strecke darf......könnte sie evtl. eine stilgerechte Last angehängt bekommen.... Meine Mail hast Du ja.... falls. Vorab schonmal herzlichen Dank....falls....
    Gruß Rainer

    Gruß rklemmi

  • Hallo Rainer K.,

    Deiner Anrede muss ich widersprechen - denn nur weil von mir hin und wieder ein, zwei Hinweise z. B. auf Wagen gegeben werden, so bin ich weit davon entfernt, "der Experte schlechthin" zu sein.

    Denn Achtung: Nur weil jemand hier im Forum viele Fragen beantworten kann, heißt das noch lange nicht, dass er "der Experte schlechthin" ist.

    Bei den Wagen der sächsischen Schmalspurbahnen ist das nämlich bitte immer noch Rainer Fischer von der Traditionsbahn Radebeul. Er hat 97 Prozent vom Band 1 geschrieben, er hat 97 Prozent von Band 2 geschrieben, der in diesem Jahr noch erscheint.

    Er weiß noch ein Vielfaches mehr als ich - aber nimmt sich anders als ich nicht die Zeit, hier auf Fragen zu reagieren. Meine Antworten basieren nie auf allein auf eigener Recherche, sondern vor allem auf Forschungen von Rainer Fischer und anderen Mitgliedern der IG Wagen.

    Es ist Teamwissen, welches ich hier teilweise einbringe.

    Von dem genannten Werkwagen existieren Fotos, ja, solange die Bildauswahl für Band 2 noch nicht abgeschlossen ist, würde ich sie aber ungern zeigen wollen.

    Das möchte ich als letzte Einladung dafür nutzen, dass mir Fotografen und Sammler, die (Güter-)Wagen der sächsischen Schmalspurbahnen vor 1990 fotografiert haben, Scans oder leihweise Abzüge oder Dias zusenden können.

    Meine E-Mail-Adresse ist hinter meinem Namen hinterlegt - bzw. ist leicht zu schreiben: Vorname Punkt Nachname et GMX Punkt DE.

    Traut Euch!

    VG

    André

  • Ok, das laß ich mal in weiten Teilen so stehn....mit der Anmerkung, das, auch wenn das letztlich wiedergegebenes Teamwissen ist, welches Du hier öffentlich niederschreibst, doch vieles und auch der Zeitaufwand hierfür auf Dich zurückfällt, was man wohl nur dankend erwähnen sollte. Würdest Du es nich tun......

    Ich hab die Bitte um Bilder mal an einen Freund weitergeschickt, der auch viel Bilder und Zahlenwissen hat..... R. Schnabel ist sicher ein Begriff.

    Gruß Rainer

    Gruß rklemmi