Weiterbau Schwarzbachbahn

  • Hallo Erik,

    unsere Heimat ist vom Menschen mittlerweile ziemlich zersiedelt und die echten Naturflächen werden nicht größer, sondern immer kleiner. Erschlossene Gewerbegebiete braucht mittlerweile selbst die kleinste Gemeinde, obwohl es gar kein anzusiedelndes Gewerbe gibt (vielleicht ja Irgendwann mal?) und Neubausiedlungen schießen aus dem Boden, dank niedriger Kreditzinsen. Insofern ist der nervige Naturschutz durchaus notwendig, denn dieses "nervtötende" Instrument gibt denjengen Lebewesen eine Stimme, die selbst keine Anträge auf Erhaltung ihres Lebensraumes stellen können, sondern die Beschlüsse der sogenannten 'Krone der Schöpfung' einfach hinzunehmen haben ... und sei es das x-te Schmalspurprojekt in Sachsen. Schmalspurbahnen sind ohne Frage eine schöne Sache. Aber ist der ständige Lebensraum anderer Lebewesen niedriger zu bewerten, als eine Museumsbahn mit ein paar Fahrtagen im Jahr? Hier ist eine Interessenabwägung wichtig und richtig.

    Gruß, René
    (Wem genug zu wenig ist, dem ist Nichts genug!' Epikur)

  • Hallo,
    wenn aber eine Bahntrasse gewidmed ist, verstehe ich nicht, was es da noch zu zaudern gibt!
    Außerdem liegen da nur ein paar Schwellen im Gelände- wo Anders wird gnadenlos versiegelt!
    Die Bahn hat es dort vor 100 Jahren schon gegeben. Umgehungsstraßen erst seit Kurzem.
    Grüße

  • Hallo,

    wenn ich es richtig lese, gehört die Strecke zum Teil der Stadt Hohnstein, zum Teil der Deutschen Bahn und ist zum Teil in Privatbesitz. Wenn sie also teilweise verkauft wurde, kann sie nicht mehr gewidmet sein, wenn ich es richtig sehe. Sie ist also nicht überbaut.

    Die Bahn war von 1896 bis 1951 in Betrieb = 55 Jahre. Jetzt haben wir das Jahr 2016. Sie ist also als Strecke im eigentlichen Sinne seit 65 Jahren nicht mehr in Betrieb. Von einem Gewohnheitsrecht für diese Schmalspurstrecke auszugehen, halte ich demnach für gewagt. Und das Argument: 'Vor 100 Jahren fuhr dort eine Schmalspurbahn, warum heute nicht?', halte ich aus Gesichtspunkten der gesellschaftlichen Entwicklung für absurd. Als Beispiel könnte man das Chemiegebiet Bitterfeld nehmen. Da hatte man vor 30 Jahren kaum Luft zum atmen (ich spreche aus eigener Erfahrung). Mit der gleichen Argumentation dürften auch heute alle Chemiebetriebe ihren Dreck ungefiltert in die Luft pusten. Also, ich möchte das nicht und bin froh, dass man heutzutage anders darüber denkt, als vor 30 Jahren. Damals hatte die Schwarzbachbahn ein Bedürfnis im täglichen Betrieb zu erfüllen, vor allem der Industrie geschuldet, heutzutage soll eine Museumsbahn entstehen. Und da stellt sich eben die Frage: Ist das Freizeitvergnügen der Menschen mehr wert, als der Lebensraum anderer Lebewesen.

    Auch lässt sich eine Museumsbahn nicht mit einer notwendigen Umgehungsstraße vergleichen, die täglich von hunderten Menschen genutzt wird (bzw. werden muss).

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (19. Oktober 2016 um 15:16)

  • Hallo Rekolok73,

    wahrscheinlich hast Du auch was gegen die Preßnitztalbahn und die Museumsbahn Schönheide! Sind ja auch nur "sinnlose" Museumbahnen. Wie schön könnte sich dort heute auf den Gleistrassen das Unkraut entfalten, hätten vor 25 Jahren nur die Naturschützer "gewonnen"!

    Es gibt nun mal verschiedene Interessensgebiete!

    Naturschützer gehören ins "Naturschutzforum".
    Eisenbahnfreunde ins Bimmelbahnforum.

    Vielleicht solltest Du mal darüber nachdenken!

    Grüße

  • Hallo,

    ich nenne meinen Klarnamen, kann also auch so angesprochen werden. Soviel zum Thema 'Umgangsformen'.

    Die Eisenbahn gilt gemeinhin als umweltfreundliches Verkehrsmittel. Insofern ist es ziemlich natürlich, dass Bahnfreunde auch Umweltfreunde sein dürfen ... ja, es sogar sein sollten!

    Das Problem ist, dass manche Menschen von beiden Dingen (Umwelt und Bahn) profitieren wollen. Kollidieren nun ein einziges Mal beide Bereiche miteinander, wird die vernünftige Interessenabwägung zu Gunsten einer einseitigen Sicht auf die Dinge diskreditiert. Sowas ist für mich ein ziemlich eingeschränktes Weltbild.

    Ich bin beruflich seit 27 Jahren Eisenbahner. Deshalb danke für den Hinweis, dass ich natürlich im Bahnforum völlig fehl am Platze bin, bloß, weil ich mal wage, meinen schmalspurigen Geist zu erweitern und über den Tellerrand hinauszuschauen.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (19. Oktober 2016 um 16:40)

  • Hallo René,

    du hast meine Aussage glaube ich nicht ganz korrekt verstanden.

    Prinzipiell finde ich Naturschutz gut und wichtig, gerade in der heutigen Zeit mit zig Neubauprojekten. Ich stehe neuen Siedlungen an Stadträndern zum Beispiel auch sehr kritisch gegenüber, weil die Städte immer mehr zersiedelt werden und durch länger Anfahrtswege sinnlos Verkehr generiert wird. Das wiederum zieht den Neu- und Ausbau von Straßen nach sich, was auch nicht gut ist.

    Allerdings handelt es sich hier nicht wirklich um ein Neubauprojekt, denn die Bahn gab es schon einmal. Und genau hier finde ich die Reglementierung von Seiten des Naturschutzes für überzogen, zumal ich der Meinung bin, dass damit ehrenamtliches Engagement mit Füßen getreten wird durch solch sinnlose Bürokratie.

    Und dass die Trasse verschiedenen Eigentümern gehört, heißt nicht zwingend, dass sie entwidmet sein muss.

    VG Erik

    Grüße Erik

    Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!

  • Hallo Erik,

    ich hab doch auch kein Problem mit einem (Teil-)Wiederaufbau dieser Bahnstrecke. Allerdings wurden eben zu Beginn der 1990-er Jahre Flächen unter Naturschutz gestellt. Zu einer Zeit, wo von einem Wiederaufbau dieser Schmalspurbahn, welche jahrzehntelang ohne Betrieb war und alle Anlagen zurückgebaut waren, keine Rede war. Das einige Jahre später ein Verein den Wiederaufbau in Angriff nehmen möchte, ist schön, aber was kann das ausgewiesene Schutzgebiet dafür? Die Naturschützer könnten auch argumentieren: Wir haben viel Engagement zum Schutz der Natur erbracht und dann kommen ein paar Leute mit einer fixen Idee und nun soll das rechtlich unter Schutz stehende Refugium nicht mehr schutzwürdig sein? Auch Naturschützer (und die Natur, die sie vertreten) haben die gleichen Rechte, wie ein paar Museumsbahner. Und der Naturschutz hat eben verfassungsgemäßen Vorrang gegenüber einer Museumsbahn, deren Existenz nicht ausdrücklich in unserer Verfassung gefordert wird. Soll also ein Naturschutzgebiet sang- und klanglos weichen, bloß weil einige Menschen auf einmal einen Plan haben? Deshalb schrieb ich auch vom Abwägen der Interessen. Das die Mühlen der deutschen Bürokratie so langsam mahlen, sehe ich auch äußerst kritisch, denn dies führt zu Verzögerungen im sinnvollen Engagement, egal, ob nun der Museumsbahn oder dem Naturschutz der Vorrang eingeräumt wird. Jegliche Initiative leidet unter solch einem Verfahren. Darauf wollte ich hinweisen: Es geht mir um das Abwägen der Interessen ... auch wenn dann mal ein Schmalspurprojekt den Kürzeren ziehen sollte. Es ist ja nicht so, dass Natur- und Umweltschützer sonderlich erfolgsverwöhnt sind. Gerade sie haben mit Felsbrocken zu kämpfen, die Ihnen von unserer marktorientierten Gesellschaft in den Weg gelegt werden. Die Öffentlichkeit nimmt aber nur wahr, wenn es Umweltschützern mal gelingt, ein Vorhaben zu verhindern oder zu verzögern. Gegenteilige Erfahrungen werden deutlich weniger wahrgenommen und thematisiert. Übrigens: Auch Archäologen haben schon so manches Projekt scheitern lassen. Egal aus welcher Sichtweise man es betrachtet: Man kann die andere Sichtweise 'verteufeln' ... oder sich der Sichtweise annähern und versuchen zu verstehen. Vielleicht findet sich dann eine Lösung. Ich glaube, dass die Museumsbahner der Schwarzbachbahn diese Gabe haben und hier eine einvernehmliche Lösung ohne großes Getöse herbeiführen können. Frustrierend sind hierbei allein die bürokratischen Zeiträume, nicht die unterschiedlichen Interessen. Meine Meinung.

    Gruß, René

    2 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (19. Oktober 2016 um 17:44)

  • Hallo René,

    sehe ich wie gesagt anders. Naturschutz ja, aber nicht bei Bestand. Und für mich ist die Schwarzbachbahn durchaus Bestand.
    Und ja, die bürokratischen Bearbeitungszeiträume sind mitunter abartig...

    VG Erik

    Grüße Erik

    Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!

  • Hallo zusammen ,
    also meines Kenntnisstandes ist diese Schmalspurbahn in der Tat eine nie (offiziell) entwidmete Bahn , sicherlich dürften demzufolge bestimmte Grundlagen / Rechtslagen im Auge des Betrachters zu einer eventuellen Wiederinbetriebnahme einfacher erscheinen - aber dem ist wohl nun auch nicht so wie es scheint . Sicherlich darf man die nach der Stillegung vergangenen vielen Jahre nicht außer Acht lassen und die damit verbundenen umfangreichen Veränderungen der Infrastruktur , Besitzverhältnisse , politische Einflüsse mit Gesetzesänderungen und...und...und ! Würde es auch gerne etwas einfacher sehen wollen : Naturschutz ja , aber in angemessener Art und Weise , und meiner Meinung nach dürfte der Natur durch den Betrieb einer Museumsbahn an einer übersehbaren Anzahl von Fahrtagen im Jahr nicht geschadet werden , denke mal da gibt es jede Menge anderer Beispiele , wie sinnlos Natur und Umwelt heutzutage belastet werden ... Ich würde mich jedenfalls sehr freuen , wenn man eines Tages von den Schwarzbachbahnern eine positive Meldung erhalten würde , ganz egal , in welche Richtung nun die Gleise verlegt werden , eine Attraktion wäre diese 750mm Bahn in der Sächsischen Schweiz auf jeden Fall - unbestritten !!! Alles Gute und viele Grüße von Knut !! ;)

  • Hallo Erik, hallo Knut,

    wurde die Widmung der Bahn durch die DR beibehalten, weil man an eine glanzvolle Zukunft der Strecke glaubte ... oder weil man es nicht für nötig hielt, da man der Strecke keinerlei Bedeutung mehr beigemessen hat (wofür der komplette Rückbau spricht). Insofern ist die Berufung auf die Widmung, nachdem die Bahn länger stillgelegt ist, als sie überhaupt in Betrieb war, wohl eher ein Nebenaspekt der Betrachtung.

    Fakt ist: Die Zeiten haben sich geändert. Am 27. Oktober 1994 wurde mit dem neugeschaffenen Artikel 20a auch der Umweltschutz als Staatsziel in die Verfassung der BRD aufgenommen. Ausgewiesene Schutzgebiete haben also verfassungsgemäßen Vorrang in der Betrachtung der Situation. Dies ist eine unbestreitbare Tatsache. Der Schwarzbachbahn e.V. wurde im Jahr 1995 gegründet, also nach Ausweisung des Schutzgebietes in Hohnstein und nach Erhebung des Umweltschutzes als Staatsziel in die Verfassung. Diese Zusammenhänge gilt es bei der Bewertung zu beachten.

    Da spielt es grundsätzlich zunächst auch keine Rolle, ob dem Umwelt- und Naturschutz andernorts eine geringere Bedeutung beigemessen wird, wobei dabei zu prüfen wäre, welches die genauen Gründe sind. Ist dafür ein handfestes Beispiel zur Hand?

    Diese Sachverhalte zu akzeptieren, gehört zum Weg, das Ziel zu erreichen. Ich hoffe auch, dass sich eine Lösung finden wird, die allen Interessen ein Stück weit entgegenkommt. Eine Verhärtung der Fronten dürfte sich hingegen kontraproduktiv auf eine Lösung auswirken.

    Die Museumsbahnen in Jöhstadt und Schönheide können übrigens nicht als Vergleich herangezogen werden, denn die Vereine und Planungen für den Wiederaufbau entstanden vor Erhebung des Umweltschutzes in den Verfassungsrang. Seit der Verfassungsänderung muss der Gesetzgeber die Belange des Umwelt (und Tierschutzes) bei geplanten Vorhaben berücksichtigen. Darüber kann man wütend und frustriert sein, weil es ein geliebtes Projekt betrifft ... aber die Aufnahme des Umweltschutzes in die Verfassung (welche nun keine "billige" Anordnung einer Regionalbehörde ist) hatte und hat berechtigte Gründe.

    Gruß, René