Abnahme des sächsischen Zweiachs-Personenwagens 235 K

  • Hallo,

    der 1992 wieder entdeckte Wagenkasten des zweiachsigen Personenwagens 235 K ist einer von ganz wenigen erhaltenen seiner Art. Gebaut wurde er 1894 und stand als Wagen 3. Klasse bei den Königlich-Sächsischen Staatseisenbahnen im Dienst. Zweiachsige Personenwagen waren die ersten Reisezugwagen bei Sachsens Schmalspurbahnen. Sie wurden bereits in den 1920er Jahren ausgemustert und verschrottet. Unser Wagen blieb als Bahndienstwagen noch länger erhalten, ehe man ihn von seinem Fahrwerk trennte; der Wagenkasten gelangte um 1935 nach Chemnitz und wurde von Familie Claußnitzer als Gartenlaube genutzt. Ein Brand im Wagenkasten um 1950 führte zu größeren Verlusten an Originalsubstanz.

    Im Jahre 2007 erfolgte nach 15-jährigen Verhandlungen mit dem Besitzer der Kauf des Wagenkastens durch die IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff e. V. Der Beginn der Restaurierung duldete nach einem Sturm- und Regenschaden keinen weiteren Aufschub.

    Deshalb begann 2010 ein grundhafter Neuaufbau in der Werkstatt der RVE Marienberg. Nur wenige Teile wie der Rahmen konnten wieder verwendet werden. Der Abgleich von Maßen für die Neuanfertigung des Wagenkastens war aber machbar, damit der Neubau so authentisch wie möglich erfolgen kann. Zum Neuaufbau des Wagens gehörte die Neuanfertigung der beiden fehlenden Einachsdrehgestelle. Der Wiederaufbau des Wagens erfolgt unter der engagierten Regie des Leiters Schienenfahrzeuginstandsetzung Uwe Mehnert.

    Die erste Probefahrt dazu fand bereits am 27.5.2015 statt.


    © 3 Fotos Peter Wunderwald

    Dabei wurde der Wagen zunächst befristet für den Einsatz zum Jubiläum 40 Jahre TRR im Zugverband mit weiteren zweiachsigen Wagen der TRR und des Verkehrsmuseums Dresden zugelassen und war am Festwochenende vom 6.-7. Juni 2015 auf der Lößnitzgrundbahn zu erleben.


    © Steffen Rother


    © Joachim Jehmlich

    © 6 Fotos Danilo Pietzsch

    In Radebeul erfolgte dann noch die Anbringung der Bühnenverriegelung und der Einbau vorbildgerechter Fensterbänke.

    Danach wurde der Wagen erneut nach Wilsdruff zur Fertigstellung gebracht und die Verlegung des Linoleumfußbodens, der Einbau der Bestuhlung, der Einbau der Körtingbremse, die Aufbringung eines neuen hitzebeständigen Dachbelages und natürlich die Anbringung der Zierlinien mit Komplettierung der Beschriftung durchgeführt.
    © Foto Peter Wunderwald

    Der Wagen wurde nun am 20. Juli 2016 von Wilsdruff nach Radebeul Ost transportiert, als Zwischenstopp war er auf der Waage im Steinbruch Faber, wo er gewogen wurde.


    © 3 Fotos Peter Wunderwald

    Am 23. Juli präsentierte er sich an der Werkstatt in Radebeul Ost.



    © 4 Fotos Danilo Pietzsch

    Am 25.7.2016 hat die Abnahmefahrt des durch die IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff e.V. wieder aufgebauten Wagens 235 K auf der Strecke der Lößnitzgrundbahn zwischen Radebeul Ost und Friedewald Bad stattgefunden.






    © 7 Fotos Ronny Kretzschmar

    Der Zulassung des Wagens stehen somit keine unüberwindbaren Hindernisse mehr im Wege. Er soll am 17. September 2016 zum Schmalspurbahn-Festival bei der Lößnitzgrundbahn offiziell bei der Traditionsbahn Radebeul, dem einstellenden EVU, feierlich in Betrieb genommen werden. Falls es zulassungstechnisch möglich ist, kann der Wagen 235 K bereits zuvor zur Historik Mobil vom 5.-7. August im I K-Zug und zum Festival Anfang September in Mügeln präsentiert werden. Danach soll der Wagen nicht nur als Exponat im Schmalspurbahnmuseum Wilsdruff zu bewundern sein, sondern auch im Traditionszugbetrieb auf der Schmalspurbahn Radebeul Ost – Radeburg und leihweise auch auf anderen Strecken und im sächsischen I K-Zug zu erleben sein.

    Auf Grund der Tatsache, das mehrfach Fördermittelanträge abschlägig beschieden wurden und die Aufarbeitung deshalb teilweise mit Hilfe eines Kredites erfolgen musste, geht die Spendenaktion zugunsten des Wagens 235K auch nach dessen Fertigstellung weiter. Einen sehr großen Anteil hat Peter Wunderwald aus Eigenmitteln selbst beigetragen, weitere Mittel kamen von Vereinsfreunden und Sponsoren. Auch Mitglieder des Traditionsbahn Radebeul e.V. brachten sich engagiert in die Aufarbeitung des Wagens ein und begleiteten diese fachlich.

    Bitte helfen Sie deshalb mit, diesen unikaten Sachzeugen sächsischer Eisenbahngeschichte wieder auferstehen zu lassen. Jede Spende, gleich welcher Höhe ist willkommen. Vielen Dank für ihr Interesse und ihre Unterstützung!
    Spendenkonto:
    IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff e. V.
    Bankverbindung Dresdner VR-Bank
    IBAN: DE35 8509 0000 2937 1210 00
    BIC: GENODEF1DRS
    Kennwort: Personenwagen 235 K.

    Quellen: Webseite der IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff e.V., Peter Wunderwald

    Viele Grüße,
    Danilo

  • Tolles Projekt und vielen Dank für die Bilder. Wird der Wagen schon in Zittau zur Präsentation des IK Zuges dabei sein?

    Hab da noch eine Frage: Sind die gelben Zierlinein identisch. Wenn ja, habe ich mal wieder was dazu gelernt!

  • Heute habe ich in Zittau beobachtet, daß die zweiachsigen Zittauer Wagen beschriftet wurden. Ich freue mich auf Freitag. Dann wird der Zweiachszug der Öffentlichkeit präsentiert.

    HHw

  • Hallo
    Danke für den Bildbericht, aber währe es nicht einfacher gewesen gleich den Wagen neu zu bauen? Oder bekommt man dann Probleme mit der Zulassung?
    Alleine schon der Aspekt 15 Jahre verhandeln für die Übernahme eines Wracks, ist doch schon nervig.

    Gruß Detlef der Pollofan

    Pollofan

  • Hallo Pollofan,

    sicherlich ist der Anteil an Originalteilen des "IK-Zuges" und des Wagens 235K sehr gering. Allein der Wagenrahmen als wichtiges Originalteil des 235K und der anderen Wagen ist ein wichtiges Indiz für Authenzität.
    Die Wagenkästen sind Neubauten, bei allen Wagen. Es wurden nur Maße von den alten, nicht mehr renovierungsfähigen Kästen abgenommen.
    Die Geschichte der Wagen und des Gesamtproduktes "IK-Zug" bedeutete auch das harte Ringen um die Übernahme des einen und anderen Wagens.
    Ich verstehe nicht, was Du mit Deiner Aussage meinst. Gerade auch beim Pollo sind inzwischen viele originale Sachzeugen wieder wie neu erstanden. Auch wenn neu, das eine oder andere Teil ist original! Und darauf kommt es an.

    HHw

  • Hallo HHw,
    mein Einwurf, doch den einen oder den anderen Wagen gleich neu zu bauen, soll nicht die Aktivitäten von Vereinsmitgliedern schmählern, die viel Zeit in den Wiederaufbau eines Wagens stecken. Doch man sollte auch eine gewisse Effektivität beim Hobby an den Tag legen, meine ich, da jede Stunde nur einmal verbraucht werden kann.
    Wenn der Großteil der Wagensubstanz eh neu angefertigt wird, kann man dann noch vom originalen Wagen reden? Das ist dann warscheinlich Auslegungsache.
    Ich habe kein Problem damit Eisenbahnfahrzeuge neu nachbauen zu lassen, wie die I K. Mann sollte ihnen dann blos nicht die alte Nummer des einstigen Originals anschreiben. Das würde ich dann doch als Geschichtsfälschung ansehen.

    Gruß Detlef der Pollofan

    Pollofan

  • Halllo D.

    und genau deshalb trägt die neu gebaute I K die Nr. 54 - und nicht eine niedrigere Nr.

    Aber warum einen Wagenrahmen neu bauen, wenn es noch alte Rahmen gibt?

    Ich finde das sparsam und effizient.

    Vielleicht wird aber auch in Sachsen irgendwann noch einmal ein Wagen völlig neu gebaut - von den Zweiachsern mit fünf Seitenfenstern gibt es bekanntlich keine Kästen mehr ...

    VG

    André