Wenn einer eine Reise tut - Schwarzwald

  • Hallo liebe Freunde der Bahn,

    es ist schon so etwas wie Tradition, dass ich Euch an meinen Urlaubserlebnissen, soweit sie Eisenbahnen betreffen, teilhaben lasse.

    In diesem Jahr ging es für uns in den Südschwarzwald, genauer gesagt in die Gemeinde Schluchsee. Das war ein guter Ausgangspunkt für Exkursionen im Dreiländereck, wobei ich zunächst gar nicht so viel Eisenbahn eingeplant hatte.

    Seebrugg

    Die in Titisee von der bekannteren Höllentalbahn abzweigende Dreiseenbahn führt am Schluchsee entlang und endet am Bahnhof Seebrugg, wo es genau genommen gar keine Siedlung gibt. Die roten Doppelstockzüge von DB-Regio, gezogen bzw. geschoben von Elloks der BR 143 mussten unlängst pausieren, weil die Oberleitungsanlage aus den 30ern durch eine zeitgemäße Konstruktion ersetzt wurde. Jetzt fahren sie aber wieder bis Seebrugg.

    Ein Nahverkehrszug auf der Dreiseenbahn kehrt an einem Juliabend aus Seebrugg zurück und überquert am Ufer des Schluchsees diese hübsche Brücke in der Ortslage Schluchsee. Die Tretboote haben schon Feierabend. Ein paar Angler versuchen aber noch ihr Glück. Es schiebt 143 364-8.


    Im Anschluss an den Bahnsteig weitet sich das Gelände und es beherbergt die Heimstatt der IG 3Seenbahn e.V., die den schon völlig verwahrlosten Bahnhof in der kurzen Zeit ihres bisherigen Bestehens in ein Schmuckstück verwandeln konnte. http://www.3seenbahn.de/
    Am Abend unserer Ankunft hatte ich ungefähr 30 Minuten Zeit, dem Bahnhof Seebrugg einen kurzen Besuch abzustatten.

    Der Verein führt regelmäßige Sonderfahrten mit einem hübschen Museumszug und wechselnden Dampfloks anderer Vereine durch. Nachdem im vergangenen Jahr die 86 333 an die PRESS verkauft wurde, kommt nun die 52 7596 der Eisenbahnfreunde Zollernbahn e.V. vor den Zügen zum Einsatz.

    Nachdem der Museumszug am Bahnsteig (im Hintergrund zwischen Stützmauer und Empfangsgebäude) die letzten und hoffentlich zufriedenen Fahrgäste hat aussteigen lassen, zieht die Kriegslok ihren Wagenpark in Richtung der Abstellgleise des Vereinsbahnhofs vor. Der Verein verfügt über einen hübschen Wagenpark aus zweiachsigen Donnerbüchsen und einigen Vierachsern. Während die Dampflok im hinteren Bereich des Bahnhofs noch rangiert, haben wir die Möglichkeit, uns in der Nähe die interessanten Fahrzeuge anzusehen.

    Ein GGths Bromberg gehört wohl heutzutage zu den seltensten Güterwagenbauarten auf deutschen Schienen. Die IG 3Seenbahn e.V. verfügt sogar über ein sehr schön aufgearbeitetes Exemplar.

    Offenbar als Aufenthaltswagen des Vereins dient dieser vierachsige Eilzugwagen gleich daneben. Welche Lok sich unter der Plane verbirgt, habe ich nicht in Erfahrung gebracht.

    Die rote Köf 6586 steht offenbar für Rangierdienste bereit.

    Wiederum ein ausnehmend interessantes Exemplar ist dieser Post e der Deutschen Post (der DDR) vom Heimatbahnhof Leipzig Hbf. Solche Wagen finden sich wohl in den wenigsten Sammlungen von Eisenbahnvereinen.

    Nicht minder interessant ist diese Leig-Einheit des "Stückgut Schnellverkehr", die offenbar in der Aufarbeitung befindlich ist. Sie besteht aus zwei kurzgekuppelten gedeckten Güterwagen.

    Inzwischen ist die 52 wieder im vorderen Bereich des Bahnhofs angekommen und labt sich an dem wunderhübschen Wasserkran des Bahnhofs...

    ...bevor sie in Richtung des ehemaligen, heute aber gleismäßig nicht mehr erreichbaren, Lokschuppens umsetzt. Es geht offenbar auch ohne Warnweste. Sehr angenehm...

    Vor dem Schuppen kann das Feuer geputzt werden und ein Fuchs-Bagger lädt später aus dem offenen Güterwagen Kohle in den Tender um. So viel Zeit habe ich leider nicht mitgebracht und verabschiede mich vom Bahnhof Seebrugg.

    25 Jahre Eisenbahnromantik

    Der Urlaubsplatz war längst gebucht, ein Besuch im Wutachtal eigentlich gar nicht geplant, da erreichte mich die Ankündigung der Feiern zum 25. Jubiläum der Sendung vom 22. - 24.Juli 2016 in Blumberg.

    Wohl jeder von uns hat in irgend einer Form schon mit der Sendung Eisenbahnromantik zu tun gehabt. Nicht jedes Thema gefällt uns, mal ärgern wir uns über oberflächliche Recherche oder Berichterstattung. Aber 25 Jahre Eisenbahnromantik machten nicht nur Hagen von Ortloff bekannt, sondern brachten auch das Thema Eisenbahn und Museumseisenbahn größeren Massen ins Gedächtnis zurück. So hat er, der eigentlich nur einen Pausenfüller mit Filmchen aus der Konserve erfunden hatte, der Museumsbahn- und Bahnszene einen wertvollen Dienst erwiesen.
    Hagen von Ortloff wurde anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Ich konnte ihm, den ich dienstlich schon mehrfach erlebt hatte, nochmals die Hand reichen und ein Autogramm erhalten.

    Das Jubiläum wurde auf der Sauschwänzlebahn gefeiert und brachte die Lok 50 2988 endlich wieder einmal auf die Gleise im Wutachtal zurück.
    So machte ich mich am 24. Juli auf ins Wutachtal und konnte dort eine interessante Zugfahrt erleben und noch einige Motive einfangen.

    Seit 2015 fährt die Lokomotive 262 BB für die Bahnbetriebe Blumberg GmbH & Co KG planmäßig die Mehrzahl der Dampfzüge auf der Sauschwänzlebahn. Die Lok wurde 1954 von Henschel für die Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn gebaut und stellt ein Pendant zu den zeitgleich für die Deutsche Bundesbahn entwickelten Neubauloks dar. Technisch befindet sie sich somit auf dem Stand der Bundesbahndampfloks der 50er. Ob die Wahl der Schieberbauart Müller, verbunden mit Luftsaugeventilen, damals nötig war, lasse ich einmal offen. Offen gesagt, mir gefällt sie optisch nicht. Aber sie stellt ein interessantes Stück Eisenbahngeschichte dar.

    Eine interessante Besonderheit stellt der Anschlussbetrieb der DB-Regio mit modernen Triebwagen der BR 641 nach Weizen dar, der auf umweltfreundliche Art Fahrgäste zur Sauschwänzlebahn bringt. Der Triebwagen hält jeweils direkt hinter dem Dampfzug, so dass die Umsteiger kurze Wege haben.

    Einige Fotos der 262 BB auf freier Strecke konnten auch noch entstehen, hier kurz vor dem Bahnhof Grimmelshofen. Der Zug hat gerade den Grimmelhofener Tunnel verlassen. Angesichts zahlreicher Eisenbahnfotografen links und rechts der Gleise muss das Lokpersonal ganz besonders aufmerksam sein.

    Charakteristisch für die mittlere Wutachtalbahn sind nicht nur die Tunnel, sondern auch die großen Talbrücken. Hier befährt der Zug aus Lok 262 BB und drei- und vierachsigen Umbauwagen den Fützener Talübergang.

    Wenige Minuten später und einige Kilometer entfernt, wird der Epfenhofener Viadukt passiert.

    Man kann am Standort stehen bleiben und braucht sich nur nach links drehen. Mit dem Teleobjektiv lässt die kurz darauf die Überfahrt über den Biesenbachviadukt oberhalb des Bf. Epfenhofen beobachten. Nachdem ich 2013 das erste Mal im Wutachtal war, beteiligte ich mich gern an Diskussionen über diese Bahn im Internet. Gegenstand dieser Diskussionen war unter anderem auch der Pflegezustand des Wagenmaterials, mit dem der Gast ja ganz direkt in Berührung kommt. 2013 war mir an den Wagen der Bahnbetriebe Blumberg ein recht unschöner Schmutzbelag, insbesondere auch auf den Fensterscheiben aufgefallen. Betriebsleiter Brinkmann nahm das sehr ernst und berichtete über Fortschritte. Die waren äußerlich an diesem Wagenpark auch deutlich erkennbar. Im Inneren war der von uns benutzte Vierachser aber noch recht abgegriffen.

    Besonders erfreulich war für mich der Einsatz der Lok 50 2988, der letzten betriebsfähigen DB-50. Nachdem der Verein Wutachtalbahn e.V. und die Stadt Blumberg bzw. die Bahnbetriebe Blumberg 2013/14 zerstritten eigene Wege bestritten, war der Einsatz der Lok für mich ein erfreuliches Zeichen, dass man sich offenbar wieder etwas ausgesöhnt hatte. Der Verein nennt sich unterdessen seit einigen Monaten Dampflokfreunde Schwarzwald-Baar e.V. (DSB) und hat die Lok mit einem Keks mit Kürzel DSB beschriftet. Allein diese Abkürzung verunsicherte mich etwas. Ob die Dänische Staatsbahn damit einverstanden ist?

    In Lausheim-Blumegg machte die 50 kurz Pause. Hier traf ich auch einen bekannten User aus unserem Bimmelbahnforum. Für den Heizer ergibt sich die Gelegenheit, dem Feuer noch etwas Kohle zu spendieren, die dann später vor der ersten Tunneldurchfahrt hoffentlich schon nicht mehr so sehr qualmt.

    Wiederum an der Einfahrt des Bf. Grimmelshofen passte ich auch 50 2988 ab. Der Lokführer lässt die Dampfpfeife laut und lange erschallen.

    Er lag an der Fahrtstrecke und war leicht erreichbar. Der Talübergang Fützen ließ sich auch von etwas weiter unten gut fotografieren. Anders als die 262 BB war die 50 2988 mit einer Wagengarnitur aus Mietfahrzeugen unterwegs. Neben Umbauvierachsern waren u.a. auch Silberlinge dabei. Anders als die ständig eingesetzten Fahrzeuge hinter der 262 BB war diese Garnitur aber nicht sehr ansehnlich. Die Wagen kamen leider sehr ungepflegt daher, was leider den sehr guten Eindruck schmälerte.

    Nach der Ausfahrt aus Fützen taucht die Lok in etwas Kraut ein.

    Am Ortseingang von Blumberg nach rechts abgebogen und man erreicht den wohl schönsten Aussichtspunkt an der Sauschwänzlebahn. Von hier sind ganze 3 Viadukte und ein Großteil der Strecke zwischen Fützen und Epfenhofen sichtbar. Der Blick reicht aber auch weit in die Schweiz hinein. Hier hat der Zug den Bf. Epfenhofen erreicht. Epfenhofen ist betrieblich nicht mehr besetzt, die Signale der Einfahrten und des Durchgangsgleises in beiden Richtungen sind auf Fahrt gestellt. Wie auf einer Modellbahnanlage liegt die ganze Szenerie unterhalb des Fotografen, der den Zug nun lange im Blick hat.

    Unmittelbar danach überquert der Zug den Epfenhofener Viadukt und umkurvt den Ort in einer langgezogenen Linkskurve, zeitweise parallel zur Bundesstraße 314 um eine Etage höher dann auf den Fotografen zuzudampfen...

    ...denn unterhalb des Fotografen befindet sich quasi in Griffweite der Biesenbachviadukt. Nur noch kurz ist der Zug zu hören, dann verschwindet er im Buchbergtunnel und strebt seinem Endbahnhof Zollhaus-Blumberg zu.

    In der Abendsonne rollt die 50 nun dem Feierabend entgegen und überquert zunächst den Epfenhofener Viadukt...

    ...um mir dann ein letztes Mal an diesem Abend vor die Kamera zu fahren. Im Hintergrund ist wieder der Biesenbachviadukt zu sehen. Gut zu erkennen ist auch das ständig Hp 2 zeigende Einfahrsignal von Epfenhofen.

    Lokdenkmal Triberg

    Triberg liegt an der Schwarzwaldbahn und war für uns eigentlich kein Eisenbahnreiseziel. Hier wollten wir uns im Schwarzwaldmuseum, das übrigens auch eine Sammlung und Modelleisenbahnen zur Schwarzwaldbahn ausstellt, mit der Historie bekannt machen. Schwarzwald und Kuckucksuhren gehören offenbar so untrennbar zusammen, so dass wir quasi in jedem Touristenshop vom Ruf des Kuckuck empfangen wurde, nicht unbedingt meins...

    2011 kaufte die Stadt Triberg den Eisenbahnfreunden Zollernbahn e.V. die Dampflok 50 245 ab und ließ sie als Denkmal unweit des Bahnhofs aufstellen. Hinter 50 245 verbirgt sich in Wahrheit die Rekolok 50 3580, die 1991 im Auftrag der EFZ historisierend einer Einheitslok der BR 50 angeglichen wurde, sozusagen eine Vorläuferin der Meininger 50 3501.

    Der Tender der Bauart 2'2'T 28 ist natürlich nicht unbedingt typisch für eine Einheitslok. Die DR betrieb aber durchaus einige 50er mit diesen "Vorratswagen", aber häufiger war der wohl hinter 50.35 zu finden, also wohl auch hinter 50 3580.

    Die Gläser der Loklaternen wurden leider durch Blechscheiben ersetzt und das Spitzenlicht fehlt bereits. Offenbar hatte man zuletzt einen DB-Reflexglasscheinwerfer aufgesteckt. 5 Jahre im Freien haben auch schon deutliche Spuren auf der Lok hinterlassen.
    Aber wer an Triberg vorbeikommt, sollte hier ruhig einmal anhalten.

    Europapark Rust

    Mit einer richtigen Dampflok war hier nicht zu rechnen. Recherchen zu dem Thema hatte ich auch gar nicht angestellt, bevor wir uns im Freizeitpark vergnügten. Zu erwarten war natürlich der Einsatz einer der üblichen Parkbahnen, die wohl heute in Serie produziert werden.

    Der Park besitzt einen längeren Rundkurs mit immerhin 4 Bahnhöfen (Deutschland, England, Spanien und Russland passend zu den jeweiligen Themenbereichen) und zwei aufgeständerte Einschienenbahnen mit ebenfalls mehreren Stationen (Monorail und EP-Express).

    Mit einer richtigen Dampflok hatte ich gar nicht gerechnet, bis ich diese etwas suboptimal aufgestellte Lokomotive entdeckte.

    Es handelt sich um die letzte erhaltene württembergische T 6.

    https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrttembergische_T_6


    Alle Fotos: Achim Rickelt, Juli 2016

    Ich hoffe, dass ich Euch etwas Appetit auf einen Eisenbahnurlaub in dieser Gegend machen konnte. Neben den gezeigten Bahnen gibt es natürlich noch weitere Reiseziele. Als Beispiele fallen mir die Kandertalbahn, das Öchsle oder natürlich Höllental oder Schwarzwaldbahn ein.


    Viele Grüße

    Euer Dampf-Achim Rickelt

  • Hallo Achim,

    seit deiner Antwort zu meinem Beitrag der 91 134, habe ich auf diesen Beitrag gewartet.
    Es hatte mir gestern Abend sehr viel Freude gemacht deinen Beitrag vor dem schlafen durchzulesen. Dafür kann ich mich nur bedanken!

    Deine Meinung zur IG 3Seenbahn kann ich nur teilen. Da hat der Verein wirklich ein wahres Schmuckstück aufgebaut, wovon sich einige Vereine eine Scheibe abschneiden können.

    Mit der 262 BB (ex.FKE) kann ich mich auch nicht anfreunden. Sie sieht etwas komisch aus. Dennoch möchte ich mir diese Lok in naher Zukunft selbst einmal anschauen.

    Über den Zustand der 50 245 bin ich etwas schockiert. Na klar, nach 5 Jahren auf einem Sockel setzen sich einiger Dreck an, aber ich hätte gedacht das die Lok ab und zu gereinigt wird, aber so sieht es nicht aus.

    Mfg 991781-6
    Tobias Marx

    Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bahnwelt Darmstadt-Kranichstein

  • Hallo Tobias,

    das ist leider das Los der meisten Denkmalloks. Sie werden mit einigem Pomp und hübsch angemalt irgendwo hingestellt, Politiker lassen sich feiern und später ist kein Geld mehr für die Pflege da. Eine permanente Pflege eines Lokdenkmals ist heute leider eine Seltenheit.

    Die 50 245 ist aber in der Substanz noch gut erhalten. Sie ist halt nur schmutzig und bemoost. Erfreulich ist, dass sie auch noch vollständig dort steht und nicht beschmiert wurde. Ich hoffe, dass sich auch einmal etwas Geld für eine Reinigung findet.

    Ich scheine ja der Einzige gewesen zu sein, der auf Deinen Beitrag geantwortet hat. Übrigens, Deine Nachtaufnahmen aus Binz gefallen mir auch sehr gut. Ich war nur zu beschäftigt, um darauf zu antworten.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    auch von mir vielen Dank für deinen Reisebericht.
    Ich war ja nach unserem letzten PN Kontakt schon gespannt was du für Bilder mitbringen wirst und bin nicht enttäuscht worden.

    Gruß André