Mittlerweile hat es sich bei mir eingebürgert, an den Dampftagen nach Mügeln zu fahren und zu fotografieren, was möglich ist - in dem Sinne, dass ich Radsportler bin und auch kein Auto habe. Also plane ich alle Touren und Standpunkte mithilfe meiner Streckenkenntnis soweit es geht vor. Wie wird das Wetter, wann muss ich los, welche Verpflegung und Ausrüstung nehme ich mit, schaffe ich es, den Zug einzuholen oder wann muss ich an dem und dem Punkt sein. Dabei läuft natürlich nicht immer alles glatt, das gehört dazu.
Nun also zu meinem Erlebnis. An diesem Wochenende fand das Mügelner Bahnhofsfest statt, zu welchem sowohl der I K Zug gastierte und morgens ein GmP mit der 99 574 nach Oschatz und zurück fuhr. Um von Nähe Leipzig mit dem Rad nach Oschatz zu kommen muss man da schon circa 5 Uhr losfahren, bei den augenblicklichen Temperaturen mehr als ehrgeizig nicht ganz so ein Zuckerschlecken.
Angekommen in der Döllnitzaue wollte ich die alte Blechträgerbrücke mit GmP fotografieren. Alles klappte. Also auf zum nächsten Standpunkt in Naundorf, aber oh Schreck, der Reifen war platt. Mehr als bedient war der Tag mitsamt Laune damit eigentlich schon abgehakt, aber um das beste daraus zu machen wartete ich die Rückfahrt des Zuges ab. So strichen eine halbe Stunde ins Land und noch eine und nach anderthalb Stunden Warten kündigte das Pfeifen der IV K vom sich nähernden Zug. Seit anderthalb Stunden wartete ich nun und als hätte ich es geahnt schlugen im Wohngebiet an der Döllnitzaue plötzlich Autotüren und eine Schwadrone älterer Fotografen postierte sich an dem allseits bekannten Punkt.
Über das Folgende stehe ich nicht einfach drüber, sich nämlich dann von ein paar Fotografen, die kurz vor knapp mit dem Auto ankamen, beschimpfen zu lassen fand ich doch ein wenig ungerecht. Das Thema mit "Respekt vorm Alter" (ich bin 22) möchte ich hier jetzt nicht anschneiden, scheinbar muss man im konservativen Gesellschaftsdenken erst ein gewisses Alter erreicht haben um überhaupt Anspruch auf Respekt einem selbst gegenüber zu haben. Auf meinen Hinweis, dass ich seit anderthalb Stunden warte und wir einen Kompromiss finden könnten erntete ich nur "ich solle mich woanders hin verkriechen" und "mein Fotomotiv sähe doch sch... aus", "wieder so ein lausiger Rauchkammerfotograf der uns das Bild versaut" und "mal gucken wer den Blödmann besser aus dem Bild retuschieren kann. Radfahrer *kopfschüttel*".
Enttäuschend und demütigend war das, aber sie nach Passieren des Fotozuges zur Rede zu stellen war nicht möglich, denn so schnell wie sie kamen verschwanden sie auch wieder in die Autos. So bequem hätte ich es auch gern mal.
Eben diese Situationen haben mir das Eisenbahnhobby in den letzten Jahren Stück für Stück zuwider werden lassen. Ich denke und hoffe, dass besagte Herren zwischen 50 und 70 Jahren hier mitlesen. Äußern müssen sie sich nicht mehr, den Tag haben sie mir damit restlos versaut. Aber schämen sollten sich diese "Eisenbahnfans".
Die Fotos sind übrigens ganz zu meiner Zufriedenheit geworden