Hallo,
dann möchte ich mal einen kleinen Fahrplan zur weiteren Berichterstattung aufstellen, denn wir sind hier ja in einem Bahnforum.
- Kapitel über den Beltringharder Koog
- Kapitel über die Hamburger Hallig
- Kapitel über die NEG Niebüll - Dagebüll
- Kapitel über die Lorenbahn in Dagebüll
So bin ich nun im Beltringharder Koog angekommen. Wissenswertes zu diesem Koog hatte ich schon im Beitrag 10 dieses Themas geschrieben. Dort, wo früher die Lorenbahn vom Cecilienkoog nach Nordstrandischmoor verkehrte, befindet sich heute der Lüttmoordamm mit einer Straße vom Cecilienkoog durch den Beltringharder Koog nach Lüttmoorsiel. Der Beltringharder Koog wurde nach Eindeichung zum größten Naturschutzgebiet in Schleswig-Holstein erklärt. Dieses Gebiet bietet vor allem vielen Vögeln eine Heimat oder einen Rastplatz. Somit finden sich hier auch Beobachtungshütten.
Vom Lüttmoordamm gleitet hier der Blick über die Salzwasserlagune des Beltringharder Kooges in Richtung der Halbinsel Nordstrand. Die Windräder im Hintergrund befinden sich im Elisabeth-Sophien-Koog, welcher einen Teil der Halbinsel bildet.
Dank eigenem Fernglas bzw leihweisem Equipment in Form von Fernglas und Spektiv seitens des NABU-Erlebniszentrums Katinger Watt konnten wir eine Vielzahl von Vögeln beobachten. Hauptsächlich zu nennen wären: Graugans, Nonnengans, Brandgans, Blässgans, Komoran, Lachmöwe, Mantelmöwe, Zwergtaucher, Austernfischer, Kiebitz, Großer Brachvogel und Kampfläufer.
Begeben wir uns in eine der Beobachtungshütten. Hierzu muss man einfach nur den Wegweisern ins Dickicht folgen.
Die Beobachtunghütten besitzen schmale Klappen zum Beobachten der Tiere, welche so durch die Anwesenheit des Menschen nicht gestört werden. Im Halbdunkel der Räumlichkeit kommt das eigene Selbst automatisch zur Ruhe. Urlaub dient natürlich nicht nur zur Erweiterung des eigenen Horizontes, sondern auch dem Gedankenschweifen. Es folgt hier ein Beispiel des Autors dieser Zeilen.
Der Westküsten-Vogelkiek
An diesem klösterlich anmutenden Ort der Stille,
erwartet den Gast eine Welt der Vögel in Fülle.
Außerhalb ertönt Geschrei wie von zeternden Weibern.
Sie verdunkeln die Sonne als Pulk aus grauen Leibern.
Und bis zum Horizont in den grenzenlosen Weiten,
sieht man die schwarz-weißen Nonnen voller Anmut schreiten.
Aus den entfernten Wiesen ragen federne Spitzen,
welche mit lautem Ruf frech ihren Ratschlag kiebitzen.
Vom Himmel so endlos grüßt herab der gleislose Zug
und das sehnsüchtige Herz ruft hinauf: "Einen guten Flug!"
Es folgt ein Blick aus der Hütte auf die von Feuchtgrünland umgebene Kleientnahme mit ihrem Süßwasserreservoir. Hier rasten gerade ein paar Nonnengänse in kurzer Entfernung zur Hütte.
Da ich das Katinger Watt erwähnt habe, welches sich auf der Halbinsel Eiderstedt befindet, möchte ich hier ein paar Gedanken anfügen, denn dieses Gebiet ist ein Beispiel, welch absurde Gedankengänge die Menschheit hervorbringen kann. Das Katinger Watt entstand durch den Bau des Eidersperrwerkes (des grössten deutschen Küstenschutzbauwerkes) und weiterer Eindeichungen. Somit ist dieses Watt natürlich kein Watt, sondern ein Koog. Es wurde für das Gebiet ein touristisches Konzept entwickelt. Dieses sah eine Feriensiedlung mit 4500 Betten, einen Platz für 5400 Camper, einen Golf- und Flugplatz sowie Sportanlagen zum Bogenschießen, Fallschirmspringen, Wasserski- und Gokartfahren vor. Für die Wassersportler wurde eigens ein Ringpriel geschaffen. Diese Infrastruktur sollte in eine parkähnliche Landschaft mit Erholungswald im Zentrum eingebettet werden. Unter möglichen Urlaubsgästen aus dem west- und süddeutschen Raum wurde eine Umfrage durchgeführt, was sie bei einem Urlaub an der Küste nicht vermissen möchten und das Ergebnis ergab: Waldspaziergänge! Für die Anlage des Katinger Waldes auf den ehemaligen Sandwattflächen musste ein erheblicher Aufwand betrieben werden. Den ehemals salzhaltigen Boden süßte man mit einem riesigen Aufwand aus. Während der Aufforstungsphase von 1974 bis 1981 wurden auf einer Fläche von rund 300 Hektar 1,75 Millionen Bäume gepflanzt. Die Bäume wurden aus dem Bestand eines Großteils der norddeutschen Baumschulen aufgekauft. So entstand ein bunter Waldmix aus verschiedensten Baumarten. Der Katinger Wald ist heutzutage das größte Waldgebiet im Marschland an der deutschen Nordseeküste. Erst die Bildung einer Bürgerinitiative und Petitionen der touristischen Konkurrenten Büsum und Bad St. Peter-Ording beendeten dieses größenwahnsinnige Projekt. Das Feuchtgrünland wurde zum Naturschutzgebiet erklärt und zur Betreuung dem NABU übergeben. Hier siegte die Vernunft über den menschlichen Egoismus.
"Denken überzeugt Denkende; darum überzeugt Denken selten." (Karlheinz Deschner)
Freundlichen Gruß, René