Lorenbahn Nordstrandischmoor

  • Direkt auf der Deichkrone befindet sich eine Spitzkehre der Lorenbahn. Rechts sieht man die Nordstrander Bucht als Teil der Nordsee und links die Salzwasserlagune des NSG Beltringharder Koog. Außerdem ist im Hintergrund das Gebäude des Lüttmoor-Sieles zu erkennen. Ein Bild war an jenem Tag aufgrund der vorherrschenden Windstärke nur in hockender Haltung möglich.

    Im nächsten Beitrag werde ich weitere Informationen zur Lorenbahn und vor allem zur Hallig einstellen. Die zehn Halligen an der nordfriesischen Küste sind wichtige Bestandteile des Küstenschutzes.

    Gruß, René

    2 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (16. Oktober 2016 um 21:20)

  • Zitat

    Original von rekok73
    Hallo Erik,

    in der Beschreibung zur Lorenbahn auf der verlinkten Seite finden sich leider einige kleinere Fehler.

    Gruß, René


    Zum Beispiel?

    Grüße Erik

    Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!

  • Hallo Erik,

    zum Beispiel das die ehemalige Strecke zwischen Cecilienkoog und Nordstrandischmoor durch den Sönke-Nissen-Koog (Eindeichung zwischen 1924 und 1926) führte, welcher sich aber nördlich des Cecilienkooges befindet und schon lange vor der Eindeichung des Beltringharder Kooges bestand und somit keinen Einfluss auf die Streckenführung der Halligbahn hat. (Auch geografische Unstimmigkeiten sind eben kleinere Fehler.)

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (16. Oktober 2016 um 21:18)

  • Ah okay danke. Stimmt sind kleinere Fehler, wobei mich sowieso mehr die Loks dort interessieren. :)

    VG Erik

    Grüße Erik

    Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!

  • Das kann ich gut verstehen. Ich nährere mich den einzelnen Strecken, welche mich interessieren, meist durch die Betrachtung kulturhistorischer Zusammenhänge. Mein Interesse gilt mehr der Bedeutung für die Entwicklung der Region, als dem Rollmaterial.

    Zum Beispiel nahm mein Interesse für die Bahn auf Eiderstedt ihren Ausgang in der Geschichte des Tönninger Hafens, welcher ausschlaggebend für den Bau der ersten Eisenbahn in Schleswig von Flensburg nach Tönning war (Rinderexporte nach England und Kohleimporte aus England). Mittlerweile ist aus diesem Interesse wohl die umfangreichste verfügbare Streckendokumentation entstanden, welche ich durch neue Informationen in den kommenden Tagen erweitern kann.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (16. Oktober 2016 um 21:54)

  • Hallo,

    nun werde ich das Thema mal fortsetzen. Von der Deichkrone führt das Gleis hinunter zum Damm, an dessen Beginn sich ein Stumpfgleis als Ausweichstelle befindet. Der Damm hat eine Länge von 3 Kilometern. Auch mitten im Wattenmeer verfügt die Bahn nochmals über eine Ausweichstelle mit Stumpfgleis. Nach Erreichen der Hallig verzweigt sich die Strecke der Lorenbahn. Ein Zweig führt zum Halligbahnhof mit 3 Stumpfgleisen, der andere Zweig führt zur Neuwarft. An der Neuwarft befindet sich noch eine Ausweichstelle. Hier werden die Fahrzeuge der Bewohner bei Sturmflut in Sicherheit gebracht.

    Die Hallig verfügt über 4 Warften:
    - die Neuwarft
    - die Amalienwarft
    - die Halberwegwarft und die
    - Norderwarft
    (Auf dem Bild, welches den Damm bei Flut zeigt, sind die Warften in dieser Reihenfolge von links nach rechts zu sehen.)

    Auf der Zweigstrecke zur Neuwarft befindet sich auch die einzige kleine Brücke der Lorenbahn über einen Sielzug.

    Die Neuwarft ist die einzige Warft mit einer Häusergruppe. Auf der Amalienwarft befinden sich Schule und Kirche in einem Gebäude. Die Schule der Hallig gehört zu den kleinsten Schulen Deutschlands mit 3 Schülern im Jahr 2016. Auf den anderen beiden Warften befindet sich je ein Wohnhaus. Derzeit hat die Hallig, regional auch als 'Lüttmoor' bezeichnet, nur 18 Bewohner.

    Die Hallig entstand übrigens durch eine der größten Katastrophen an der Nordseeküste ... doch dazu später mehr.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (17. Oktober 2016 um 14:41)

  • Hallo,

    nachdem ich nun einige Worte zur Geschichte der Lorenbahn verloren habe, möchte ich auch gern die Geschichte der Hallig 'Nordstrandischmoor' beleuchten, welche recht interessant ist. Natürlich könnte man hierzu ein Buch füllen, aber ein Kurzüberblick tut es hier auch.

    Nordstrandischmoor war einst Bestandteil der Insel 'Strand', welche Teil der nordfriesischen 'Uthlande' (Außenlande) war. Die historischen Uthlande waren ein Komplex aus Inseln und Halligen, welche dem Festland vorgelagert waren und einen anderen politischen Status hatten .

    Auf der Insel Strand befand sich auch das bedeutsame Handelszentrum 'Rungholt'. Im Jahr 1362 kam es zur ersten 'Groten Mandrenke' (Zweite Marcellusflut), welcher ein Teil der Insel Strand zum Opfer fiel. So ging das (heutzutage) sagenhafte Rungholt unter und übrig blieben die Insel 'Nortstrandt' und die Hallig 'Südfall'.

    Im Jahr 1634 kam es zur zweiten 'Groten Mandrenke' (Burchardiflut), bei der auf der Insel Nortstrandt an 44 Stellen die Deiche brachen und gesichert 6123 Menschen ihr Leben verloren (zwei Drittel der Inselbevölkerung). Innerhalb kürzester Zeit fiel ein Großteil der Insel der Flut zum Opfer und wurde überflutet bzw. weggespült. Übrig blieben die neue Insel 'Nordstrand' (heutzutage durch Eindeichungen eine Halbinsel), die Insel 'Pellworm' und die Hallig Nordstrandischmoor, auf welche sich viele Überlebende flüchteten. Vorher war dieser Teil der Insel Nortstrandt unbewohnt und wurde nur zum Torf stechen genutzt.

    Die neuen Bewohner gründeten ein neues Kirchspiel, stachen weiterhin Torf und züchteten Schafe. Im Jahr 1717 lebten 126 Personen auf der Hallig. Durch weitere Fluten verlor auch diese Hallig immer weiter an Land und somit an Einwohnern und hatte im Jahr 1926 nur noch ein Drittel ihrer Größe nach der Burchardiflut. Nun wurde die Hallig mit einem Sommerdeich geschützt und es entstand dann auch der Damm für die Lorenbahn. Traurige Berühmtheit erlangte die Hallig im Jahr 1907 als der Lehrer August Theede im Alter von 37 Jahren auf dem Weg vom Festland zur Hallig ertrank.

    Auf nachfolgender Karte kann man die Uthlande in heutiger Zeit sehen:

    Auch bei unserem Aufenthalt kauften wir unserer Tochter einige Bücher, welche Wissen kindgerecht vermitteln. Dazu gehören auch die Bücher 'Wie geht das eigentlich mit Ebbe und Flut?' und 'Was sind eigentlich Halligen?'. Aus letztgenanntem Buch wurde die Karte entnommen: Was sind eigentlich Halligen?

    Interessante Wissensvermittlung zum Wattenmeer und dessen Natur gibt es vor Ort auf der Halbinsel Eiderstedt:
    Multimar Wattforum Tönning
    NABU-Erlebniszentrum Katinger Watt in Katingsiel
    Westküstenpark

    Weiterhin bieten einige Halligen (z.B. Hooge) ein Sturmflutkino an, wo man sich die Auswirkungen einer solchen Flut auf die Hallig anschauen kann.

    Ich danke für euer bisheriges Interesse an diesem Thema und möchte noch auf folgendes Projekt aufmerksam machen, welches auch für gestandene 'Landratten' eine durchaus unmittelbare Auswirkung hat: Blue Sea


    ... und 'Robbe Paula' bedankt sich für eure Aufmerksamkeit. Sie braucht zwar keine Schmalspurbahn, wohl aber achtsame Menschen.

    Gruß aus Wernigerode von René

    5 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (19. Oktober 2016 um 13:48)

  • Hallo Ludger,

    zuerst freut es mich, dass Dir mein Beitrag gefällt. Zum Zweiten ist das natürlich ein wunderbares Bild aus vergangener Zeit.

    Gesegelt wird auf der Lorenbahn bekanntlich nicht mehr. Die Bewohner nutzen heutzutage motorisierte Loren, für die ein Mofa-Führerschein erforderlich ist. Die Loren müssen alle zwei Jahre zu einer technischen Untersuchung.

    Wie schon geschrieben, dürfen die Loren nur von Bewohnern der Hallig benutzt werden. Einzige Ausnahme bilden auf Nordstrandischmoor die Beförderung von Urlaubern zu den zwei Gastgebern. Für die Lorenbahn von Dagebüll aus gilt diese Ausnahme für die Beförderung von Urlaubern der Hallig Oland, wo sich nur eine Warft befindet. Grund dieser Ausnahme ist, dass diese beiden Halligen nicht nach regelmäßigen Fahrplan von Schiffen angefahren werden.

    Die Lorenbahn von Dagebüll führt weiter nach Langeness, der größten Hallig der Uthlande. Zu dieser Hallig ist auch die Beförderung von Urlaubern untersagt, da hier regelmäßiger Schiffsverkehr angeboten wird. Nach Langeness dürfen nur die Bewohner selbst fahren. Wer gegen diese Regelung verstößt, bekommt vom Landesamt die Fahrtberechtigung entzogen. Von Seiten des Landesamtes möchte man zwingend jedweden touristischen Verkehr unterbinden, da es sich um Einrichtungen des Küstenschutzes handelt.

    Dazu fällt mir noch ein: Auch heute ist es möglich, dass Flair einer Fahrt mit einer Segellore (unterstützt durch Pedale bei Flaute) zu genießen. Nämlich auf der stillgelegten Bahnstrecke von St. Michaelisdonn nach Marne (im Nachbarlandkreis von Nordfriesland, in Dithmarschen):
    Marschenbahn-Draisine

    Gruß, René

    2 Mal editiert, zuletzt von rekok73 (20. Oktober 2016 um 14:11)

  • Hallo,

    hier nochmal ein Überblick von der Deichkrone und der Spitzkehre auf die Streckenführung. Man kann gut erkennen, dass die Spitzkehre zur Überwindung der Steigungen an den Flanken des Außendeiches angelegt wurde. Steigungen wie bei einer "Gebirgsbahn". ;)

    Im Hintergrund ist am linken Bildrand schemenhaft ein "Schiff" zu sehen. Hierbei handelt es sich aber um die Warft der 'Hamburger Hallig', welche über einen Damm mit gebührenpflichtiger Privatstraße mit dem Festland verbunden ist und unter Naturschutz gestellt wurde, um den Säbelschnäbler zu schützen.

    Bei meinem Besuch wehte ein 'laues Lüftchen'. Dieser Sturm machte selbst den Vögeln zu schaffen, welche den Kampf gegen die Böen nicht gewinnen konnten. So hat auch diese Möwe das Fliegen aufgegeben und sitzt geduckt und völlig erschöpft am landseitigen Deichfuß.

    Immer, wenn ich Möwen sehe, muss ich automatisch an die eigenwillige 'Möwe Jonathan' denken, die aufgrund ihrer eigenen Ansichten vom Möwenschwarm ausgegrenzt wurde, denn der Schwarm nutzte seine Fähigkeiten nur, um dem Fressen hinterherzujagen., ohne einen Blick über den Tellerrand zu wagen.
    Die Möwe Jonathan

    Auch in der Interaktion der Menschen untereinander ist oft zu beobachten, dass Menschen mit eigenen (anderen) Gedanken von Mitgliedern einer gleichgesinnten Gruppe ausgegrenzt werden, da die Gruppe nicht bereit ist, sich für andere Sichtweisen zu öffnen. Somit ein wirklich sehr lehrreiches Buch über die Tiefen der menschlichen Psyche. :spos:

    Gruß, René