Auch eine kleine Dampflok hat Träume …

  • Das Foto entstand beim 65. Jubiläum der Parkeisenbahn Auensee. Zu Gast war die Lok 003 (vordere Lokomotive, Krauss Nr. 8353, gebaut ebenfalls 1925). Foto: Steven Gebauer

    Es geht um eine, der ursprünglich einmal 15 gebauten 2’C’1’ Liliputlokomotiven der Firma Krauss & Co. für 381 mm (15 Zoll) Spurweite. Diese Maschinen wurden für den Ausstellungsbahnbetrieb konzipiert. Sie wurden in kleinen Losen mit drei bzw. vier Exemplaren über einen Zeitraum von 25 Jahren in München gebaut. Die erste Serie entstand 1925 und umfasste drei Lokomotiven. Diese verkehren heute bei der Dresdner (zwei) und Leipziger Parkeisenbahn (eine).

    Hier ein Bild von 1950 kurz vor der Auslieferung der letzten Serie, umfasste drei Exemplare 2x für Stuttgart, 1x für Indien. Foto: Verfasser

    Ferner fertigte 1937 die Firma Krupp drei Exemplare in ähnlicher Dimensionierung, allerdings mit etwas mehr Leistung 40 statt 30 PS. Alle drei Lokomotiven erlebten eine recht wechselvolle Geschichte und befinden sich derzeit in England. Zwei Exemplare sind in bei der Waveney Valley Railway/ steam museum in Bressingham (mit ihren deutschen Namen Rosenkavalier/ Männertreu) beheimatet und eine in Romney bei der Romney, Hythe & Dymchurch Railway mit dem Namen Black Prince.

    Die Lokomotiven verkörpern den Standard der damaligen Zeit der Dampflokentwicklung. Beispielsweise durch das Vorhandensein von Rauchkammerüberhitzern, nachstellbare Treibstangenlager, Rückstelleinrichtungen in den Vorläuferdrehgestellen, Tender mit Rollenachslager usw. Nach dem 2. Weltkrieg erhielten die Loks in Dresden, Leipzig und Stuttgart sogar Kolbenschieber der Bauart Trofimoff (federlose Druckausgleichkolbenschieber zur Verbesserung der Leerlaufeigenschaften). Einige Liliputlokomotiven diesen Typs verkehren heute noch bei den Parkeisenbahnen in Stuttgart, Wien, Dresden und Leipzig sowie bald auch in England bei der R& ER (Ravenglass, Eskdale Railway).

    Foto: Homepage des Fördervereins in Ravenglass

    Original wurde die Maschine mit einer direkt wirkenden Saugluftbremse für Lok, Tender und Zug ausgerüstet. Bei der Dresdner Parkeisenbahn begann die schrittweise Umrüstung auf Druckluftbremse bereits im Jahr 1953 mit der Beschaffung von zwei Dampfluftpumpen LP 1 bei der Firma Knorr. Diese wurden zuerst eingelagert und schrittweise ab 1960 durch das Raw Meiningen angebaut. Zuerst nutzte man sie nur für die direkt wirkende Zusatzbremse der Lokomotive (ursprünglich wurde der Lokbremszylinder mit Dampf- und die beiden Tenderbremszylinder mit Saugluft betrieben). Im Winterhalbjahr 1970 erfolgte dann die komplette Umrüstung der Fahrzeuge auf eine einlösige/ indirekt wirkende Druckluftbremse der Bauart Knorr.

    Foto: Steven Gebauer


    Ein ähnlicher Schritt erfolgte 1988 bei der Leipziger Parkeisenbahn am Auensee. Da die Knorr Pumpe nicht mehr beschaffbar war, wurde ein technischer Betriebswagen gebaut. Der beim Betrieb - bedingt durch einen elektrisch angetriebenen Kompressor - hörbar vor sich hin „blubbernde“ Maschinenwagen versorgt die Lokomotive mit Druckluft zum Bremsen und Läuten sowie bei Bedarf mit Energie für die Beleuchtung.
    Ein Traum dieser besagten Liliputlokomotive war, ebenfalls eine Dampfluftpumpe sowie eine Möglichkeit der autarken Beleuchtung zu erhalten.


    Die Lok verfügt neben einer Spitzen- und Schlussbeleuchtung auch über vier Triebwerksleuchten. Fotos: Steven Gebauer

    Letztere wurde bereits umgebaut, so dass die Maschine über eine eigene Beleuchtungsanlage verfügt. Leider gibt es in Leipzig kein Fachgeschäft für Dampfluftpumpen zur Beschaffung. Allerdings gab es früher von zwei bekannten Herstellern, die Firmen Knorr (Deutschland) und Westinghouse (USA/ England), jeweils einen verkleinerten, einstufigen und doppelt wirkenden Typ. Diese wurden entwickelt für Rangier- oder Feldbahnlokomotiven. Die Lokomotiven in Wien, Stuttgart, Dresden sowie die beiden in Bressingham/ England befindlichen Krupp Lokomotiven, sind mit der Dampfluftpumpe LP 1 der Firma Knorr ausgestattet. Die Lokomotiven der Firma Krupp erhielten sie bereits zur Auslieferung 1937.

    Die Lokomotive „Rosenkavalier“ der Firma Krupp in Bressingham am Bahnsteig der Liliputbahn. Sichtbar kurz vor dem rechten Windleitblech ist die angebaute Knorr Dampfluftpumpe LP 1. Foto: Verfasser

    Die englischen Liliputeisenbahnen verwenden überwiegend die Ausführung der Firma Westinghouse. Die Leistungsparameter beider Pumpen sind ähnlich. Bei der Knorr Version wird der Hauptschieber zum Ansteuern des Arbeitsdampfes des Dampfkolbens über einen Hilfsschieber mit halbautomatischer Steuerung (Bauart Peters) geregelt. Bei Westinghouse verbaute man eine Steuerung mit welcher der Umsteuerschieber als Schleppschieber ausgebildet ist. Er ist - wie der Hilfsschieber bei der Knorr Pumpe - für das Umsteuern des Hauptschiebers zuständig.

    Prinzipskizzen der Steuerungen: links Westinghouse, rechts Knorr

    Bedingt durch den geringen, aber dennoch bestehenden Bedarf an diesen Pumpen - speziell für Liliputlokomotiven mit 15 Zoll Spurweite oder kleiner (5“/ 7¼“)- hat sich ein australischer Hersteller auf den Nachbau in kleiner Stückzahl spezialisiert. Über ihn erfolgte die Beschaffung einer solchen Dampfluftpumpe einschließlich nachgebildeten Luftpumpendruckreglers. Letzterer besteht aus zwei wesentlichen Komponenten. Ein aus dem Lkw Bereich stammenden Druckschalter. Dieser steuert mit Druckluft ein Dampfventil an. Durch diese Kombination ist es möglich, die Dampfluftpumpe im selbsttätigen Betrieb zu betreiben. Das bedeutet, bei Erreichen eines definierten Hauptluftbehälterdruckes schaltet sich die Dampfzufuhr automatisch ab. Bei Unterschreitung (Absinken) in einer definierten Druckdifferenz (Hysterese) wird das Dampfventil pneumatisch angesteuert/ der Dampfweg geöffnet und die Pumpe arbeitet automatisch weiter.

    Fotos: Verfasser

    Nach Installation und Anbau konnte sie am 12.11.2016 erstmalig im Probezugbetrieb getestet werden. Die ersten Ergebnisse stimmen optimistisch und der lang ersehnte Traum einer kleinen, fleißigen Dampflokomotive ging in Erfüllung.