Das war das Tram von Sibiu
Im Herbst 1994 war ich wieder in Rumänien unterwegs.
Wieder war es eine „Emil“ Reise.
Es sollte eigentlich den Waldbahnen nachgehen, aber die Reise, das habe ich aber erst später erfahren, stand unter einem unguten Stern:
Eine Woche vor Abreise haben gewisse Waldbahnen die abgemachten Preise unverschämt, unabgesprochen und massiv erhöht. Sie spekulierten wohl darauf, dass die Reise nicht mehr abgesagt werden könne und man ihre Preise zahlen müsse. Da kannten sie aber Emil schlecht!
Auf solche Mätzchen ging der nicht ein.
Er brachte es fertig, mit der Eisenbahndirektion Brasov der CFR innerhalb einer Woche ein 3 tägiges Programm zu erstellen, um den Ausfall der Waldbahnen zu kompensieren.
Den ersten Tag, am Sonntag, hatten wir einen Dampfzug mit der 230.224 von Brasov nach Intorsura Buzaului, einer Nebenbahn ab Brsaov.
Am 5. September 1994 schauten wir uns zuerst das Eisenbahnmuseum in Sibiu ( Hermannstadt) an, das auf dem Gelände des BWs angesiedelt ist.
Nachher gings zum Tram:
In Sibiu hat sich noch ein Reststück des Trams vom Friedhof nach Rasinari (Städterdorf) erhalten.
Die Strecke ist etwa 8.5 Kilometer lang und führt malerisch durch ein Naturschutzgebiet (Parcul Natural Dumbrava Sibiului), bevor es dann Rasinari über offenes Gelände erreicht.
An beiden Endpunkten war ein Gleisdreieck zum wenden.
Für uns Schweizer war interessant, dass die Tursib, wie die Nahverkehrsgesellschaft heisst, von Genf 3 alte Trams erhalten hat. Es waren Schweizer Standardwagen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Standardwagen
Davon wurden zwischen 1944 und 1973 260 Exemplare gefertigt.
Nun, diese, damals 40 Jährigen Trams ersetzten die abgewirtschafteten 20 jährigen Timis Triebwagen. Also fuhren wir nach der Besichtigung des Museums nach Cimitir, wo sich das Gleisdreieck befindet.
Man war offensichtlich stolz aufs Tram. Nicht nur der Mercedes Stern zeugt davon, auch sonst war alles picobello!
Dann kam uns noch das entgegen:
Ein FBW (Franz Brozincevic Wetzikon, auch mit „Franz bring Werkzeug!“ übersetzt) Trolleybus von Lausanne. Allerdings musste er ein wenig angepasst werden: Sibiu hat 750 Volt anstelle der 600 in Lausanne. Es wurde einfach ein Widerstand vorgeschaltet, der ein Teil der Spannung verheizte. Vor der Rute sieht man die beiden, quer eingebauten Widerstände deutlich. Man sah auch, dass die Luft flimmerte.
Somit ist das der weltweit einzige Ort, wo man Lausanner Trolleybusse und Genfer Trams aufs gleiche Bild bringt:
Ja, dann stiegen wir ein und fuhren zuerst mal zum Mittagessen. Da wo heute das Hilton steht, war ein gutes Lokal, wo wir opulent spiesen. Dass dabei auch das Fahrpersonal des Trams eingeladen war, versteht sich von selbst.
Das Tram stand derweil in der Ausweiche vor dem Lokal. Die Linie nach Rasinari ist einspurig mit Ausweichen.
Emil im Gespräch mit dem Fahrpersonal:
Der Herr mit der Flasche in der Hand, war der Wagenführer.
Nachher gings weiter:
Kreuzung mit Wagen 727
Und später Kreuzung mit einem der Timis Triebwagen:
Das Innere des Wagens war noch alles Original. Keine der Genfer Anschriften sind entfernt worden.
Rasinari Endsation (sie heisst nicht “Gare Eaux Vives” )
Für das Gleisdreieck wird die Haupt- und eine Seitenstrasse benützt.
Der 727 ist gerade angekommen und der 721 schaut schon gewendet aus dem Dreieck.
Eine richtige Tramidylle:
Auch das Dorf ist wirklich schön. Wenn auch der Bach nicht wirklich von der Reinlichkeit der Bevölkerung zeugte. Er war mehr oder weniger als Müllkippe gebraucht worden.
Ja, dann fuhren wir sozusagen haltlos bis zum Lokal zurück. Dort wartete der Bus auf und, der uns noch am gleichen Tag nach Tirgiu Mures bringen sollte.
Aus dem Frontfenster des Busses hatte ich nochmals das Glück Lausanne und Genf aufs gleiche Bild zu bekommen:
Tempi passati: Weder der Trolleybus noch das Tram fährt hier mehr. Der Trambetrieb wurde 2011 eingestelltl
Hoffen wir, dass Rasinari es fertigbringt den Betrieb museal wieder zum Laufen zu bringen.
Gruss Guru