Unterwegs auf Harzer Gleisen

  • Hallo,

    genau 5 Jahre nach meinem letzten (dienstlichen) Aufenthalt auf dem Brocken habe ich mich wieder zu einem Besuch des Gipfels entschieden. Diesmal fuhr ich jedoch nicht mit dem Zug auf den Berg, wie damals als 'Zugführer im signalisierten Zugleitbetrieb', sondern wanderte vom Bahnhof Schierke hinauf und auch wieder herunter.

    Im nebligen Wernigerode bei anständigen Minusgraden die Scheiben des Autos von Eis befreit und die Tour konnte beginnen. Über die Hagenstraße durchs Drängetal erreichte ich 'Drei Annen' pünktlich kurz vor der Ankunft des 8925, welcher mit 99 7234 bespannt war. Erst ab 550 Höhenmetern verflüchtigten sich die Wolken und die Sonne schien. Folgerichtig war die Umgebung des Bogens am Drängetalwasser noch in Nebelschwaden gehüllt. Gelegentlich schaffte es auch ein kleiner Sonnenstrahl mal hindurch, es war windstill und die Vögel zwitscherten ihre Melodien, bis sie vom Auspuffschlag der Dampflok übertönt worden.

    Nun fuhr ich mit dem Auto zum Bahnhof in Schierke, fand dort sogar noch einen Parkplatz und konnte die winterliche Sonne genießen. Dann ging ich ein Stück in Richtung Einfahrsignal des Bahnhofs und erwartete den 8925 ein zweites Mal.

    Eigentlich war mein ursprünglicher Plan, für meine Homepage ein paar winterliche Aufnahmen im Hohnegebiet zu fertigen, aber dann entschied ich mich, des Datums der 5-jährigen Abstinenz bewusst werdend, doch zum Brockenaufstieg. Zunächst besuchte ich aber die Feuersteinklippe, machte dort eine winterliche Aufnahme und lief zurück zum Bahnhof. Diesen hatte der 8925 mittlerweile verlassen und so herrschte absolute Stille. Dies veranlasste mich zur Aufnahme dieses winterlichen Stilllebens.

    Nun begann bei herrlichem Sonnenschein mein Aufstieg. Zunächst nutzte ich den Bahnparallelweg bis zur ersten Kreuzung der Brockenstraße, um dieser dann bis zum Gipfel zu folgen. Insgesamt benötigte ich 2 Stunden für den Aufstieg bis zum Brockenbahnhof und mit meiner Ankunft erreichte auch der 8920 mit 99 7240 aus Nordhausen den Gipfel. In Drei Annen Hohne hatte aber ein planmäßiger Lokwechsel stattgefunden, so dass nur der Wagenzug aus Nordhausen kommt, während die Lok von Wernigerode eingesetzt wird.

    Auf dem Brocken wimmelte es bei diesem schönen Wetter mal nicht von Menschenmassen. Zunächst besuchte ich natürlich den höchsten Punkt.

    Nun knurrte der Magen wie ein Wolf, dessen Sichtung im Harz bisher unterblieben ist. Meister Isegrimm macht um den Harz einen großen Bogen. Er hat wohl keine Lust auf luchsige Begegnungen. Gut, ich gab dann meinem 'Isegrimm' auch mal was zu tun, was in der Gaststätte des Brockenwirts geschah. Diese war dann doch gut besucht, aber für einen einzelnen Wandersmann war noch ein Platz frei. Nach der schnellen Stärkung wurde wieder der Weg zum Bahnhof eingeschlagen, wobei der Wind immer heftiger und eisiger wurde. Wie man sieht, war das Vorland den ganzen Tag über in Nebel gehüllt. Für den Blocksberg galt also: 'Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.' ... und grenzenlos ist sie es ja glücklicherweise nach einem dunklen Kapitel wieder.

    Wieder am Brockenbahnhof angekommen, erreichte gerade der 8927 mit 99 7234 den Gipfel und ich konnte das Umsetzen der Lok beobachten. Wichtig für die Verkehrssicherheit auf dem Brockenbahnhof ist im Winter auch der im Bild sichtbare Bagger, welcher zur Beseitigung der Schneemassen eingesetzt wird.

    Nun ging es wieder talwärts, auf dem ersten Abschnitt von den 'Figuren' der winterlichen Bäume begleitet.

    Für den Rückweg entschied ich mich für den Eckerlochstieg. Diese Entscheidung bereute ich dann noch, da der Weg an manchen Stellen wirklich spiegelglatt war und das Wandern hier keine große Erholung darstellte. Aber ich erreichte das Eckerloch und mit meiner Ankunft war dann auch der talwärts fahrende 8929 nach Nordhausen zur Stelle. Auch hier wird nur der Wagenzug nach Nordhausen fahren, während die Zuglok ab Drei Annen Hohne den 8904 nach Wernigerode übernehmen wird.

    Vom Abzweig Eckerlochstieg, von der Brockenstraße, über das Eckerloch, die alte Bobbahn bis zum Bahnhof Schierke begegnete mir beim Abstieg vom Gipfel keine Menschenseele. Das war schon fast unheimlich, wenn man sich vor Augen führt, was an manch anderen Tagen rund um den Blocksberg an Menschen unterwegs ist. Werfe ich also dem 8929 noch einen Blick hinterher, bevor ich den beschwerlichen Weg auf dem (nun) vereisten Trampelpfad bis zum Bahnhof Schierke fortsetze. Unter solchen Bedingungen können 6 Kilometer verdammt lang werden.

    Aber auch den Bahnhof Schierke erreichte ich wieder wohlbehalten, um die Abfahrt des 8923, welcher mit 99 7235 bespannt war, abzulichten.

    Nun wartete wieder mein Auto auf mich und der Rückfahrt nach Wernigerode stand nichts mehr im Wege. Ich hoffe, dieser kleine Bericht gefällt euch ein wenig.

    Viele Grüße aus der 'Bunten Stadt am Harz' von René :wink:
    Natur in Harz und Eichsfeld entdecken

    Edit hat eine kleine Ergänzung eingefügt.

  • Moin René,

    Respekt! Ich würde mittlerweile, zumindest bei den Bedingungen, eine Übernachtung auf dem Brocken brauchen für solch eine Tour... ;)

    Schöner Bericht mit schönen Bildern, macht Lust mal wieder in den Harz zu fahren. Das letzte Mal war nun auch schon wieder im Mai 2015...

    Gruß

    Carsten

  • Hallo Carsten,

    von der Entfernung hatte die Wanderung ja nur eine Länge von 14 Kilometer. Die Tour nach oben war auch leicht zu bewältigen. Zurück war es bloß durch den Zustand des Weges sehr beschwerlich. Im Frühjahr bis Herbst lässt es sich dort viel einfacher laufen. Das Problem war, dass die Sonne den Schnee angetaut hatte und nachdem die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war, dieses Tauwasser auf dem Weg durch die dann niedrigeren Temperaturen augenblicklich zu Blitzeis gefror. Nur auf der Brockenstraße war es noch gut möglich, zu laufen. Aber ich hatte ja den Weg über den Eckerlochstieg für den Abstieg gewählt. Bei einer Bergtour ist eine solche Erscheinung talwärts wahrlich keine schöne Sache. So brauchte ich für die Rücktour trotz kürzerer Wegstrecke und mehrerer Pausen zum Fotografieren beim Aufstieg genau die gleiche Zeit, womit ich zunächst nicht gerechnet hatte. :zwink:

    Gruß, René

  • Hallo Reiner,

    was wären denn die Alternativen? Sollte man dem wartenden Publikum in DAH oder Schierke mitteilen, daß ein Zustieg wegen Überfüllung leider nicht mehr möglich ist? Oder sollte man ab Schierke generell eine Reservierungspflicht einführen?
    Ich weiß nicht, ob damit die Zahl der Beschwerden verringert werden könnte. :nixw:
    Zu der Dame mit den Kindern: Vor einer Brockenfahrt würde ich mir auf jeden Fall die Wettervorhersage anschauen. Gerade weil der Blocksberg in dieser Hinsicht doch recht launisch ist. Ist für den Brocken starker Sturm zu erwarten, würde ich mir eine Tour dreimal überlegen, zumal im Winter u. mit kleinen Kindern! Genau wie auf Alpengipfeln oder Nordseeinseln ist dann witterungsbedingt immer mit einer kurzfristigen Betriebseinstellung der Verkehrsverbindung zu rechnen.
    Wer das ignoriert, sollte die Schuld für etwaige Probleme nicht immer nur bei Anderen suchen.

    @Renè, Deine Tour hat mir sehr gut gefallen. Besonders das Foto vom EG Schierke kommt gut. Fast wie in der Schweiz ...

    Beste Grüße

    Holger

  • Hallo Reiner,

    also ich muss sagen: Ein einfach köstlicher Pressebericht. Der HSB-Pressesprecher verleiht seiner Fachkompetenz an manchen Stellen einen eigenwilligen Ausdruck, mit Aussagen wie 'die Anschaffung von Waggons'. Er müsste eigentlich wissen, dass maximale Anhängelast und verfügbare Länge der Bahnsteige eine solche Maßnahme ad absurdum führen würden. Eine solche Aussage gegenüber der Presse ist also obsolet. Ansonsten muss man dem Mann mit seinen Aussagen aber recht geben.

    Eine nachhaltige Verbesserung des Service wäre allerdings nur mit dem Einsatz moderner Fahrzeuge möglich, aber dieses Thema hatten wir hier schon. Stattdessen ... und das ist der wirkliche Skandal ... spart man massiv auf der Brockenstrecke beim Zugbegleitpersonal. Schon zu meiner Zeit bei der HSB ... und nach meiner Kenntnis hat sich der Zustand in diesem Bereich noch verschärft. Dies ist ein Kritikpunkt, der leider nicht thematisiert wird.

    Und nun meine Anmerkungen zu den Beispielen:

    Beispiel 1: Es gibt diese 'Hochlastzeiten' bei der HSB, wenn der Wetterbericht schönes Aussichtswetter auf dem Brocken vorhersagt und die Webcams diese Vorhersage bestätigen. Daran kann die HSB wenig ändern. Immer wieder wird darauf verwiesen, dass zum Beispiel der 8925 besonders voll wird, was die Fahrgäste aber nicht interessiert: Gemeckert wird dann später! '20 Minuten mussten sie in Wernigerode am Ticketschalter waren, schreiben die Damps in einem Brief an die HSB'. Teufel auch, was für eine Frechheit, wo doch der Urlaub minutiös verplant ist. Da ist für Wartezeiten von 20 Minuten wirklich im Urlaub keinerlei Verständnis vorhanden. :vogel: 'Ich kann das Gedrängel, Geschubse und Geschimpfe nicht beschreiben.' ... so habe ich die Fahrgäste oft genug erlebt. 'ICH zuerst und nach mir die Sintflut' lautet die Devise. In der Psychiatrie, wo ich nach meiner Tätigkeit bei der HSB meinen Dienst als Krankenpfleger verrichtete, ging es oftmals normaler zu als in der zwischenmenschlichen Herangehensweise der Brockenfahrgäste untereinander. :wall:

    Beispiel 2: 'Wir waren total ratlos, was zu tun wäre, die Kinder inzwischen verängstigt durch den heftigen Sturm' Hier sind es wieder Fahrgäste, denen scheinbar die Gabe fehlt, eine Unwetterwarnung des DWD richtig zu deuten. Gemeckert wird aber über die HSB. In meiner Zeit als Zugführer hatte ich mehrmals solche Erlebnisse. Und weil es zu diesem Bericht passt, möchte ich von einem Erlebnis berichten. Zwei Damen mit zwei Kindern im Alter von 3-4 Jahren wollten von Schierke bei Sturm auf den Brocken fahren. Der DWD hatte Unwetterwarnungen mit Böen über 120 km/h auf dem Gipfel herausgegeben. Als Zugführer sagte ich den Damen, dass sie zu ihrer Sicherheit und vor allem der Sicherheit ihrer Kinder nicht auf den Gipfel fahren sollten. Sie hatten noch keine Fahrkarten, weil die Fahrkartenverkäuferin auch schon einen Verkauf der Brockenfahrkarten abgelehnt hatte. Sie wollten die Fahrkarten also im Zug erwerben. Sie zeigten sich absolut uneinsichtig. Daraufhin lehnte ich ihre Beförderung ab. Ein wüster Schwall von Beschimpfungen in Richtung meiner Person war die Folge. Daraufhin waren auch hier die Kinder verunsichert und fingen an zu weinen. Auslöser war aber nicht der Sturm, sondern das Verhalten ihrer erwachsenen Begleitpersonen.

    Kritik kann man sicher an der HSB in bestimmten Fällen üben. Auf das Sozialverhalten der Fahrgäste zum Brocken hat das Unternehmen aber keinerlei Einfluss.

    Gruß aus Wernigerode, René

  • Hallo,

    es wurde endlich mal wieder Zeit für eine Tour in den Harz. Schön, wenn man das Gebirge direkt vor der Tür hat. Also habe ich mich zu einer kleinen Runde entschlossen, von der ich euch hier berichten möchte. Zuerst fuhr ich zum Gasthaus 'Drei Annen' und wartete auf die Vorbeifahrt des 8933, welcher heute mit 99 7237 bespannt war.

    Anschließend fuhr ich zum 'Schierker Stern' und lief zum BÜ 'Ackerweg' am Streckenkilometer 4,0 der Brockenstrecke, wo ich den gleichen Zug nochmals ablichten konnte.

    Nach Vorbeifahrt des Zuges überlegte ich kurz, auch noch auf den 8925 zu warten, aber mein Entschluss fiel anders aus. Ich lief zum 'Schierker Stern' zurück. An der 'Quesenbank' begegnete mir dieser standhafte Wandersmann, der über das Treiben auf dem 'Ackerweg' wachte.

    Er hatte auch allen Grund dazu, denn im Wald waren die Forstarbeiter voll im Gange und so roch es an vielen Stellen nach frisch geschlagenem Holz.

    Wieder am 'Schierker Stern' angekommen, fuhr ich nach Rübeland, um mal kurz zu schauen, was dort so los ist. Im Betriebsbahnhof der 'Fels-Werke' begegnete mir 185 641-8 mit ihrem abfahrbereiten Zug nach Blankenburg.

    Dies war aber nur ein Abstecher auf dem Weg zum eigentlichen Ziel, dem 'Wildpark Christianental' in Wernigerode. Hier wollte ich gerne zwei Harzer Gesellen fotografieren, die man in freier Wildbahn kaum zu Gesicht bekommt und selbst im Wildpark braucht man ein wenig Geduld und Glück dafür. Selten sieht man den 'Totenvogel' im Wildpark. So wird der Steinkauz genannt, weil man ihn in der Dunkelheit oft auf Friedhöfen antrifft. Heute war er aber mal munter und blickte recht neugierig drein.

    Und was wäre der Harz ohne seinen berühmtesten Bewohner. Nein, ich meine nicht Sigmar Gabriel aus Oker, denn der poltert mir zuviel rum. Ich meine den 'Waldgeist'. Dieses Pinselohr führt nämlich ein äußerst verstecktes Dasein in den Wäldern ... und meist auch im Wildpark.

    Wildpark Christianental

    Ich hoffe, dass euch auch dieser kleine Bilderbogen gefällt, auch wenn er nicht nur die Schmalspurbahnen zum Inhalt hat.

    Gruß aus Wernigerode, René
    Natur in Harz und Eichsfeld entdecken

  • Hallo,
    das Anspruchsdenken der Leute ist immer wieder prima. Statt "America first" müßten sie ein T-Shirt tragen mit "Me first" (Ich zuerst). Das wußte doch früher jeder, daß eine Winterattraktion, wenn Schnee liegt und alle frei haben, überfüllt ist. Entweder buche ich dann ne Tretboottour durch die Sahara oder ich stelle mich halt hinten an. Ich habe in Berlin an der Neuen Nationalgalerie drei (3!) Stunden für die Gastausstellung des Museum of Modern Art aus New York im Freien gewartet. Im Winter. Bei Wind. Wie furchtbar. Aber ich habe weder einen Brief an Donald Trump noch sonstwen geschrieben.
    Und dann halt die Berliner. Oh gottogott, es ist ein Berliner auf dem Brocken vergessen worden. Tja, Pech gehabt. Da oben wüten die Elemente. Wer das nicht verträgt, bleibe untern Linden.
    Gruß,
    Rolf

  • Hallo Rolf,

    einen Brief an Donald Trump? Hast wohl keinen Twitter-Account? Vielleicht wird er ja Dein 'Follower' :lol:

    Gruß, René

  • Hallo René,

    am 02.01.2014 sind mein Kumpel und ich ins Brockenhotel gefahren. Im Hinterkopf hatten wir Schnee ohne Ende und am Folgetag nach dem Frühstück mal die ersten Züge oben erwarten. Tja... Schon am Tage war klar, nüscht mit Schnee, selbst oben nicht, und dazu noch Sturm mit Böen über 110 km/h. Nun, die Zimmer waren gebucht und bezahlt und nur die Harten komm' in' Garten... :thumbup: Also rauf mit dem letzten Zug. Wir hatten zu tun nach dem Verlassen des Bahnsteigs in dem Sturm vorwärts zu kommen, zu sehen war nix, weil wir in den Wolken waren. Haben das Hotel dann doch gefunden... :thumbsup: Und es war voll belegt. Im Restaurant bekamen wir dann nichts mehr mit vom Wetter...
    Am nächsten Morgen verkniffen wir uns den Plan zu fotografieren und filmen, denn der Sturm hat nicht nachgelassen. Also mit dem ersten Zug wieder runter...

    Icke vorm Brockenhotel

    Die nächste Nacht verbrachten wir dann in Elend.

    Grüße aus Berlin ( Rolf: Wir haben wieder heruntergefunden vom Brocken)

    Carsten

    Einmal editiert, zuletzt von Dieselkutscher (13. November 2018 um 17:37)