Schroda– Santomischl
Anfangs der 90er Jahre haben sich bei Kurt. H, Toni R. und mir ein paar Jahre lang, Winterreisen Reisen nach Wollstein und ins Harz eingebürgert.
So auch vom 22. – 29. Februar 1992
Meistens fuhren wir mit dem Auto am ersten Tag nach Berlin, wo am Savignyplatz traditionsgemäß noch ein Nachtclub besucht wurde.
Am nächsten Tag gings dann weiter nach Wollstein. Dort übernachteten wir im Pałac Hotel. Damals ein heruntergekommener Riesenkasten mit Etagenbad und fast freiem Durchzug. Aber wir waren ja nicht zum Schlafen nach Polen gekommen. Das Essen und das Okocim Bier waren gut. Müde waren wir abends alleweil und das Personal war auch sehr freundlich und um uns bemüht.
Keinen Vergleich mit 1987, als alles knapp war.
Ja, auf der Hinreise, wir kamen über Sulechov, schauten wir zuerst mal in Smolno Wielkie nach:
wann der nächste Zug fährt:
Man muss sagen, dass damals alle 5 Strecken, die von Wollstein ausgingen, noch in Betrieb waren und Passagierverkehr hatten:
Dampfbetrieb war auf den Strecken nach Sulechov, Nova Sol undGrodzisk.
Grodzisk ist an der gelben Linie rechts oben, gerade ausserhalbder Karte.
Hier noch eine grössere Version:https://c1.staticflickr.com/1/279/31837707062_0103dbde59_o.jpg
Die Karten stammen aus der Open Railway map.
Heute sind die Linien nach Sulechov und Nova Sol stillgelegt und teilweise abgebaut.
Die Querverbindung der Nova Soler- Linie nach Sulechov, war damals schon abgebaut, während der Ast nach Slava hin und wieder von Güterzügen befahren wurde.
Ja, das Depot Wollstein war erst im Aufbau und es war noch eine wilde Zeit. Der Herr «Depotsekretär» herrschte noch fast unbeschränkt und eine Audienz bei ihm, war ein königlicher Akt. So kam es mir wenigstens vor.
Wer wollte konnte, mit der Erlaubnis des Lokpersonals natürlich, mitreiten. Es wurde ein Obolus erwartet. Vorzugsweise in D-Mark.
Auf der Lok wurde man dann förmlich gedrängt, zu fahren. Während Toni R. als gestandener SBB Führer mit Dampferfahrung und jetzt Lokführer beim DVZO (Dampfbahnverein Zürcher Oberland), da keine Probleme hatte, war es mir immer mulmig.
Toni mit Rauschebart, stehend, wie es sich für einen richtigen Dampfführer gehört, an der Steuerung, beobachtet vom Führer:
Ich als Heizer war eher der Meinung, dass die Musik auf der linken Seite spielt. Das Fahren selber hat mich eigentlich nie besonders interessiert. Und mit Toni war das Heizen immer eine schöne Sache. Denn er konnte das Feuer ebenso gut beurteilen, wie sein Heizer. So lief vieles ohne Worte ab.
Die Besichtigung des Depots war damals jederzeit möglich. Auch nachts, was auch entsprechende Bilder gab:
Später soll das dann unter einem Mister Jones anders geworden sein. Aber da waren wir nie dort.
Ja, nun nach Schroda:
Dort beginnt die letzte Linie der ehemaligen Schrodaer Kreisbahn. Deren Netz wurde in den 50er Jahren von Meterspur auf 750mm umgebaut und dabei das Netz auch verkleinert.
Damals, 1992, war nur noch der Ast nach Zaniemysl erhalten und in regulärem Betrieb.
Und hier wieder der Link zur Vergrösserung:
https://c1.staticflickr.com/1/346/31868936751_29e5637b97_o.jpg
Heute liegt das Gleis noch, und im Sommer ist ein Museumsbetrieb eingerichtet.
http://www.interlok.info/SrodaBahn.htm
Wir kamen mit dem Auto an der Station Slupia Wielka an, wo wir auf den Zug wechselten. Wie üblich, war am Morgen noch Nebel:
Der UnterSTAND(!), günstig und zweckmässig.
Das Transvattermorenhäuschen musste auch noch aufs Bild.
Damals in der Schweiz schon selten! (heute wohne ich in Sichtweite eines solchen ).
Und dann kam der Zug mit seiner Px 48:
Die Baureihe Px 48 wurde anfangs der 50 er Jahre in 111 Stück gebaut. Wer es genauer wissen will:
https://de.wikipedia.org/wiki/PKP-Baureihe_Px48
Wir stiegen dann ein. In Santomischl wurde umrangiert:
Die Lok war gepflegt, wobei die Tröte nicht unbedingt Original war:
Wir haben aber schon anfangs der 80er Jahre die Erfahrung machen müssen, dass die Tkt 48 mit diesen Tröten ausgerüstet wurden.
Die Kupplungen glichen der Rhätischen Bahn; zwei Schraubkupplungen mit Mittelpuffer:
Die Wagen waren spartanisch eingerichtet:
Das Röhrenbündel zwischen der sitzenden und der stehenden Dame ist übrigens die Heizung. Davon später mehr.
In Slupia Wielka stiegen wir wieder aus und begaben uns per Auto in die Stadt:
Der Schmalspurbahnhof liegt näher an der Stadt als der Normalspurbahnhof, heisst deshalb auch Sroda Miasto (Miasto=Stadt)
Das Zügli wurde in Richtung Depot verschoben, und die Lok vor den Schuppen gestellt. Dort hinten gab es einiges interessantes zu sehen:
Der Schneepflug:
Abgestellte Loks:
Wasserkran und Schuppen:
Uns wurde dann erlaubt, den Abstellbereich zu betreten. Das liessen wir und nicht zweimal sagen:
Der kleine Appenzeller vor der kleinen Lok:
Improvisation ist alles: Auch Grauguss kann geschweisst werden!
Mehr würde mich aber interessieren, wie der Schaden entstanden ist!
Kohle hats noch genug:
Güterwagen auch:
Der Heizer kommt plötzlich mit einer Garette:
Und bestückt die Öfen der Wagen:
Im Innern des Wagens sieht man noch schwach das Rohrbündel.
Er versorgt den Rest im Packwagen.
Schrottplätze können auch interessant sein:
Alles ist ganz gemütlich:
Die Lok wartet auf den nächsten Einsatz:
Wer überholt hier wen?