Die Sodabahn Staßfurt

  • Hallo,

    heute war ich mit meiner Familie in Staßfurt. Dort befindet sich ein schöner Tierpark, welcher von der 'Lebenshilfe' betrieben wird und behinderten Menschen eine sinnvolle Betätigung bietet. Die Anlagen sind sehr gepflegt und gerade mit Kind(ern) ist es aufgrund zweier gut ausgestatteter Spielplätze ein schönes Ausflugsziel. Die Eintrittspreise sind mit 1,90 pro Erwachsenem und 1,40 Euro pro Kind sehr familienfreundlich. Einen Besuch kann ich vollumfänglich empfehlen. Hier gibt es weitere Informationen:

    Tierpark Staßfurt

    Meine Tochter hatte ihre kleine Kamera dabei und fotografierte Erdmännchen und Co. ... Gleich in der Nähe des Eingangs gelang ihr dieses vorzeigbare Bild vom Costa-Rica-Hörnchen. :zwink:

    Soviel zur Einstimmung, denn nach dem Tierparkbesuch nutzte ich die Gelegenheit und chauffierte die 'ganze Mannschaft' für einen Abstecher zur Werkbahn des Kalksteinbruches Förderstedt, welche dem Transport des Kalksteins zum Sodawerk Staßfurt dient. Ich bediente mich der Kamera meiner Tochter, um bei tiefstehender Sonne folgende Aufnahmen zu machen. Es war gerade Betriebsruhe und so waren alle 3 im Einsatz befindlichen Lokomotiven am Betriebshof und Verladebunker anzutreffen.

    Zunächst ein Bild eines abfahrbereiten Zuges mit Lok 1 am Verladebunker. Im Hintergrund ist Lok 2 mit einem Leerzug aus Richtung Sodawerk eingetroffen.

    Ein weiteres Bild von Lok 1 mit ihrem beladenen Zug am Verladebunker. Der Tagebau befindet sich auf der anderen Seite der Straße von Staßfurt nach Förderstedt. Am rechten Bildrand ist die Seilwinde zu erkennen, mit welcher der Zug beim Verladevorgang bewegt wird.

    Vor dem Lokschuppen / Werkstatt stand schließlich noch Lok 3 in der Sonne und wurde natürlich auch auf den Chip gebannt.

    Wie geschrieben, entstanden alle Bilder mit der 'Knipse' meiner kleinen Tochter. Insofern sollte man natürlich keine herausragende fotografische Qualität erwarten. Vielleicht zeige ich bei Interesse noch Bilder aus vergangenen Jahren, mit meiner Kamera aufgenommen, da ich diese Werkbahn gelegentlich besucht habe.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende.

    Freundliche Grüße, René

  • So wie Kay schreibt, ist es richtig. Manchmal wird im Einzug- manchmal im Zweizugbetrieb gefahren. Bei Zweizugbetrieb fahren die Züge auch öfters in kurzem Abstand hintereinander. Auf dem Gelände des Sodawerkes befindet sich vor der Entladung noch eine Ausweiche.

    Gruß, René

  • Hallo,

    hier möchte ich mal ein kleinen Blick in die Geschichte der elektrifizierten Werkbahn werfen. Ab 1883 wird in der Region um Staßfurt Kalkstein abgebaut und zum Sodawerk transportiert. Zuerst übernahmen Pferdefuhrwerke den Transport vom Tagebau zum Werk. Schon von 1920 an wurde der Kalkstein mit einer elektrischen Werkbahn zum Sodawerk transportiert. Diese Werkbahn musste aber 1946 als Reparationsleistung demontiert werden.

    Von 1940 bis 1953 war ein weiterer Kalksteinbruch in Betrieb und an eine elektrische Werkbahn angeschlossen. Diesem Tagebau folgte von 1953 bis 1959 ein weiterer Kalksteinbruch in der Nähe seines Vorgängers. Seit 1958 ist der heutige Tagebau in Betrieb. Er gehörte zum 'VEB Vereinigte Sodawerke Bernburg / Staßfurt, Abt. Kalksandstein'. Erwähnenswert ist, dass die Werkbahn heutzutage nicht zum Soda-Werk gehört, sondern zum Steinbruch-Betreiber (Löderburger Baustoff und Transport GmbH). Der heutige Tagebau wurde 1959 an die elektrische Werkbahn mit einer Spurweite von 600mm angeschlossen. Die Erstausstattung an Lokomotiven ist leider nicht mehr vorhanden. Heutzutage wird der Betrieb mit Loks des LEW-Typs EL12 abgewickelt.

    Die elektrische Werkbahn der beiden Tagebaue von 1940 bis 1959 führte vom Sodawerk erst auf der Trasse der heutigen Werkbahn, kreuzte dann aber nicht die Normalspurstrecke Schönebeck - Güsten, sondern führte westlich dieser Bahnlinie zu den Steinbrüchen. Obwohl diese Strecke der Werkbahn seit nunmehr 51 Jahren nicht mehr existiert, sind noch Spuren zu entdecken. Neben dem Planum, welches an manchen Stellen noch erkennbar ist, ist natürlich der Durchlass für den Bach 'Marbe' mit Bahndamm und Holzschwellen zu erwähnen.


    Hier sieht man den Durchlass für den Bach 'Marbe', über den die Trasse der ehemaligen Werkbahn verlief.

    Lokliste:

    Im planmäßigen Betrieb werden heute nur noch die 3 Lokomotiven mit Baujahr 1983 eingesetzt.

    Nr. 1 - LEW - 16704 / 1983 - Bo - EL12
    Nr. 2 - LEW - 15256 / 1976 - Bo - EL12 (abgestellt, ehemals mit Schneepflug versehen)
    Nr. 3 - LEW - 16703 / 1983 - Bo - EL12
    Nr. 4 - LEW - 16702 / 1983 - Bo - EL12 (heute als Lok 2 in Zweitbesetzung unterwegs)
    Nr. 6 - LEW - 15257 / 1976 - Bo - EL12 (abgestellt)

    Nr. 5 - LEW - 8931 / 1959 aus der Erstaustattung der heutigen Werkbahn war noch bis nach der Jahrtausendwende vorhanden. Ihr Verbleib ist mir nicht bekannt.

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo Jan,

    die Wagen der heutigen Bauart sind seit mindestens der ersten Hälfte der 1980-er Jahre auf der Sodabahn Staßfurt im Einsatz. Ob die Wagen über ein Typenschild verfügen, ist mir nicht bekannt, weil ich darauf bisher nicht geachtet habe. Hier wären weitergehende Informationen auch für mich von Interesse.

    Freundlicher Gruß, René

  • Hallo,

    hier möchte ich noch einen kleinen Bilderbogen vom Betrieb auf der Werkbahn zeigen, welche allesamt zwischen dem Verladebunker und dem BÜ Butterwecker Weg in den letzten Jahren entstanden sind. Viel Freude beim Anschauen:



    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo Renè,

    es ist schon beeindruckend, wie viele Anlaufpunkte der Freund schmalspuriger Bahnen auch heute noch im Harz u. dem Gebiet nördlich davon auch heute noch hat.
    Neben den HSB fallen im Harz vor allem die Grubenbahnen der Besucherbergwerke wie Rabensteiner Stollen, Lautental, Rammelsberg, die Tagesförderbahn Clausthal-Zellerfeld u. a. auf. Das sind längst noch nicht alle.
    Dazu die Mansfelder Bergwerksbahn, die Parkbahn Vatterode. Neben der hier erwähnten Sodabahn in Staßfurt gibt es noch eine ähnliche in Bernburg auf 900mm. Dazu die sehr schön gelegene Parkbahn Bernburg.
    Nicht zu vergessen die wunderschöne Strube-Bahn in Schlanstedt, u. die großartige Leistung der AG Schroederstollen nördlich von Goslar:

    http://www.schroederstollen.de/

    Dazu Hundisburg, Westeregeln (z.Z. leider im Dornröschenschlaf). Einige habe ich mit Sicherheit noch vergessen.
    Ist schon beeindruckend, was da zwischen Harz u. Elbe zu finden ist. Vielleicht auch eine Anregung für Harzbesucher einmal abseits der ausgetretenen Pfade zu wandeln. :thumbup:

    Beste Grüße

    Holger