[AT] Auf schmaler Spur im Ösiland - Zwischen Mur und Taurach (mvB)

  • "Grias di!" oder Hallo,

    die Woche nach Ostern wurde zum Urlaub in unserem südlichen Nachbarland genutzt. Am Samstag (22.04.17) stand ein Besuch bei der Murtalbahn an. Die 76,1 km lange Schmalspurstrecke von Unzmarkt (Steiermark) nach Mauterndorf (Salzburger Land) wurde 1894 mit einer Spurweite von 760 mm eröffnet. Auf ca. 64 km findet von Unzmarkt bis Tamsweg täglich Personenverkehr mit Triebwagen statt. Außerdem gibt es wohl noch regelmäßigen Güterverkehr. Im Sommer verkehren an Wochenenden Dampfzüge von Murau (Betriebsmittelpunkt) bis Tamsweg.
    Da die Saison der Dampfzüge noch nicht begonnen hat, mussten wir uns wohl oder übel mit einer Mitfahrt im Triebwagen von Tamsweg in Richtung Unzmarkt begnügen - doch Moment!

    Unsere Anreise erfolgte via Auto und führte zwangsläufig am Bahnhof Mauterndorf vorbei. Im Jahr 1973 wurde der Personenverkehr auf dem oberen Abschnitt Tamsweg - Mauterndorf (ca. 12 km) eingestellt, 1980 folgte der Güterverkehr. Seit 1988 führt der "Club 760" auf dem oberen Abschnitt einen dampfbetriebenen Museumsverkehr durch - allerdings ebenfalls nur in den Sommermonaten.
    Am Bahnhof in Mauterndorf wollte ich nur kurz halten - schließlich wartete der Zug in Tamsweg. Doch Moment! Neben dem Museumszug befand sich auch noch etwas anderes vor dem Empfangsgebäude...


    Dampfende Nationalstimmung in Mauterndorf.

    Vollkommen unerwartet zischelte die SKGLB 12 vor sich hin. Die Lokomotive gehörte zur Ausstattung der Salzkammergut Lokalbahn und fuhr dort bis zur Einstellung 1957. Seit 2003 ist sie im Besitz des Club760.


    Kleinbahnromantik im Bahnhof Mauterndorf. Im Hintergrund ist der Lokschuppen (Remise) mit einer Diesellok zu sehen.


    Der Grund für die unerwartete Begegnung war eine Sonderfahrt für ein Geburtstagskind.

    Die neuen Umstände verlangten natürlich nach einer kleinen Planänderung. Die Abfahrt des Triebswagens in Tamsweg wurde erstmal als Ziel ausgeblendet, um sich dem Dampfzug zu widmen.


    Das Ensemble am nördlichen Bahnhofsende blieb über die Jahre nahezu gleich. Am südlichen Bahnhofsende wurde eine Halle zur Abstellung weiterer Fahrzeuge errichtet. Die Gleisanlagen machten allesamt einen sehr gepflegten Eindruck.


    Es verging noch ein wenig Zeit, dann setzte sich Lok 12 an ihren Zug.


    Da steht der Zug nun abfahrbereit. Nach kurzer Bremsprobe und Nachölen sollte es nun endlich los gehen.

    Folgt man der Straße in Richtung Tamsweg, kommt man zwangsläufig mit der Bahn in Höhe Pichl/Mariapfarr über einen BÜ in Berührung. Der Bahnhof Mariapfarr ist eine Augenweide für jeden Schmal- und Nebenbahnliebhaber. Das Empfangsgebäude und der Abort wurden mustergültig restauriert und auch sonst scheint hier - bis auf die Gebäude im Hintergrund - die Zeit stehengeblieben zu sein.


    Nachdem der BÜ durch zwei Vereinsmitglieder gesichert wurde, konnte der Sonderzug in den Bahnhof Mariapfarr einfahren.


    Zwischenhalt in Mariapfarr. Den Hintergrund bilden die Schneebedeckten Gipfel des Grosseck (2066 m) bzw. Speiereck (2411 m).


    Schmalspuridylle mit Alpenpanorama.


    Zügig setzt sich das Züglein in Bewegung, hier bei der Ausfahrt aus Mariapfarr. Gleich wird der Zug mittels Brücke den Fluss Taurach überqueren.


    Einen nächsten Unterwegshalt gab es in Lintsching, da es auch hier u.a. einen Bahnübergang zu sichern galt. Der Haltepunkt kommt ohne Hochbauten aus.


    Weiter durch das idyllische Taurachtal schlängelt sich die Bahn in Richtung Endhaltestelle der Museumsbahn St. Andrä.

    Die Fahrgäste sind am Haltepunkt St. Andrä-Andlwirt ausgestiegen und in der gleichnamigen Lokalität verschwunden.
    Da der Haltepunkt kein Umfahrgleis besitzt, fuhr der Zug leer weiter zur Endstation der Taurachbahn St. Andrä-Wölting am km 66,3 ab Unzmarkt. Ein kleines Stück weiter in Richtung Tamsweg befindet sich eine Gleissperre und somit der Übergang zur Murtalbahn.
    Zum Umsetzen der Züge der Taurachbahn wird ein Stumpfgleis genutzt, auf welches die Lok rangiert, während die Wagen auf der Strecke zurückbleiben. Da der Abschnitt in leichtem Gefälle liegt, rollen die Wagen an der Lok vorbei. Danach setzt die Lok zurück aufs Streckengleis an den Zug.


    Der Leerpark auf dem Weg zur Wendestelle.


    Nach dem Umsetzen erklimmt Lok 12 mit dem Leerzug die kurze Steigung zurück zum Andlwirt.


    Haltestelle St. Andrä-Andlwirt, östlicher Endpunkt des Personenverkehrs auf der Taurachbahn.


    Der Rückzug steht zur Abfahrt in Richtung Mauterndorf bereit.

    Bis zur Rückfahrt des Zuges dauerte es noch einen Moment. Ich nutzte die Gelegenheit mich in Form einer kleinen Spende bei den äußerst netten und freundlichen Eisenbahnfreunden des Club760 zu bedanken und wir machten einen Abstecher nach Tamsweg, dem heutigen Endpunkt des regulären Personenverkehrs auf der Murtalbahn. Zwischen St Andrä-Wölting und Tamsweg liegen nur ca. 2 km auf denen sich die Gleissperre zwischen dem oberen und dem unteren Abschnitt, sowie ein Anschluss zum Lagerhaus befindet.


    Bahnhof Tamsweg, Blickrichtung Mauterndorf. Die Strecke verläuft noch gut 2 km weiter und endet dann an der Gleissperre.


    Auch das Empfangsgebäude in Tamsweg und die Gleisanlagen machen einen gepflegten Eindruck.


    An der Bahnhofsausfahrt in Richtung Unzmarkt befindet sich das Wahrzeichen der Stadt, die Wallfahrtskirche St. Leonhard.

    Zurück an der Taurach setzte sich der Sonderzug bereits in Richtung Mauterndorf in Bewegung.


    Zwischen Lintsching und Mariapfarr bot sich dieser Anblick.


    Auch der Nachschuss kann sich sehen lassen.


    Zwischenstopp in Mariapfarr.


    Und zum Abschied der Sonderzug kurz vor Erreichen des Endpunktes Mauterndorf.

    Der überraschende Besuch hat sich mehr als gelohnt, auch wenn die Fahrt mit dem Triebwagen von Tamsweg in Richtung Unzmarkt wohl auf einen späteren Termin verschoben werden muss ;)

    Viele Grüße oder "Servus"
    Volker

  • Servus Volker,

    hab Dank für Deinen Bericht aus dem Lungau.
    Schön, daß Du genau den Abschnitt mit Zugverkehr erleben konntest, den ich am 31. März nur "trocken" ansehen konnte.
    Auf einer Rückreise aus Bulgarien war ein halber Tag für eine Erkundung auch der Murtalbahn vorgesehen. Die meisten der österreichischen Schmalspurstrecken hatte ich bis in dieses Jahr noch nie besucht - und so wurde es ja langsam mal Zeit.

    Ich möchte Deinen Bericht um die Wiedergabe einiger Aussagen über den Streckenabschnitt des Regelverkehrs der Steiermärkischen Landesbahnen ergänzen.

    Die dortigen Personenzüge sind überwiegend in der Kombination VT+VS unterwegs, wobei der VT regulär nach Tamsweg gerichtet ist. Die Anlagen und Fahrzeuge machen einen sehr gepflegten Eindruck, sind bis auf ganz wenige Ausnahmen auch optisch sehr ansehnlich. Lediglich die Bahnhöfe Murau und Tamsweg (Unzmarkt habe ich nicht gesehen) würde ich davon ausnehmen - dort regiert im Umfeld der Beton und das (Straßen-)Blech.
    Schon am Abend fanden sich in Murau mit Holz beladene Güterwagen (alle schmalspurig wegen des Tunnelprofils). Das ließ unsere Erwartungshaltung auf die Fahrt eines Güterzuges am nächsten Tag stark steigen. Jedoch tat sich nach Aussetzen des "Schülerzuges" um 8:00 Uhr nichts bezüglich Bespannung der Güterwagen. Eine Anfrage bei der Zugleitung machte dann alle Hoffnung zunichte. Nein, heute (Freitag) würde kein Güterzug fahren, am Montag möglicherweise. Sofern Personal gefunden würde - die Personallage sei schwierig. Dann würde erst nach Unzmarkt gefahren und anschließend das Holz nach ... (habe ich vergessen, jedenfalls talaufwärts). Ich entnahm den Schilderungen, daß es zwar schon Güterverkehr gibt - aber nicht regelmäßig, sondern je nach Auftragslage, Personallage und Dringlichkeit des Ladegutes sehr operativ. Man muß als interessierter Beobachter eben Glück haben ... . Oder Zeit.

    In Mauterndorf konnte ich "nur" einen sehr gepflegten Endbahnhof besichtigen. Sämtliche Fahrzeuge waren in Gebäuden untergebracht, so daß es außer den Bahnanlagen für mich leider nichts zu sehen gab. Ich nahm aber einen sehr positiven Eindruck von dort mit - auch weil es keine der verbreiteten "Schrottecken" gab.
    Daß Du Fahrzeuge gefunden hast, war zu dieser Jahreszeit Glück. Daß der Zug dann auch noch zeitnah für Dich paßte, steigerte das Vergnügen sicher noch. Und ich konnte durch Deine Bilder nun einen Teil der versteckten Fahrzeuge sehen. Sehr schön.


    Freundliche Grüße
    217 055

    Gruuß

    217 055

  • Hallo Volker,

    vielen Dank für diesen schönen Bericht und die großartigen Fotografien. Die Motivwahl ist sehr gut gelungen! Darf ich mal fragen, welche Fototechnik du verwendest? Bearbeitest du die Bilder mit Adobe Lightroom nach oder was sonst? Eine wunderschöne Krauss-Lokomotive dampft dort noch.

    Viele Grüße
    Uwe