Getriebebau für einen B-Kuppler in H0e

  • Liebe Feldbahngemeinde,


    wer den Bau einer Feldbahn Dampflokomotive im Maßstab 1:87 plant, der steht schnell vor der Entscheidung welches industriell gefertigte Fahrwerk für ein bestimmtes Vorbild passt. Auf dem Wunschzettel steht neben der Spurweite, der Raddurchmesser, Achsabstand und Geometrie auch eine vorbildgerechte Endgeschwindigkeit. Viele im Handel erhältliche Fahrwerke haben (aus kaufmännischen Überlegungen heraus) eine zu große Endgeschwindigkeit. (Hiervon werden die Modellbahnfreunde im Digitalbetrieb wenig mitbekommen)


    Ich habe mich für den Eigenbau eines H0e Fahrwerkes für einen B Kuppler entschieden. Die Endgeschwindigkeit soll nicht höher als 2 Radumdrehungen pro Sekunde sein, was beim Vorbild mit 560 mm Rädern ca. 12 km/h entsprechen würde.


    Der 8mm Maxon DC Motor wird im Kessel untergebracht und hat eine Leerlaufdrehzahl von mehr als 15 000 u/min. Unter realen Lastbedingungen wird diese nicht erreicht.


    Die Untersetzung habe ich bei ca. 1:130 festgelegt.


    Im Schritt 1 habe ich mir die einzelnen Getriebestufen in eine Ebene gelegt, um die Zahnradgrößen und die Achsabstände zu ermitteln. Die folgende Skizze zeigt den Antrieb vom Motor bis zu 1. Radachse. Der weitere Antrieb zur 2. Achse ist nicht mit abgebildet.



    Im Schritt 2. Habe ich die Achsen „in den Raum“ gelegt. Hier müssen die Platzbedingungen berücksichtigt werden.



    Das Foto unten zeigt die beiden Getriebehälften. Diese sind in Ätztechnik entstanden. Durch die Sandwichbauweise wird die nötige Stabilität erreicht. Die Lager sind aus Hartbronze in die Hälften geklebt. Die exakte Größe der Lager wird durch Ausreiben realisiert. So erreicht man einen leichten und dennoch exakten Lauf des Antriebes. Die beiden Hälften sind durch kleine Passungen reproduzierbar zu montieren. So kann man die Getriebestufen schrittweise in Betrieb nehmen. Montagefehler können so besser korrigiert werden.




    Nun lasse ich einfach ein paar Schritte weg und zeige den Arbeitsstand. Zu sehen ist die nicht ganz einfach zu bauende Motorhalterung. Der Maxon Motor verfügt über ein Feingewinde M 5.5 x 0.5 zur sachgerechten Befestigung. Was noch fehlt ist eine feingewuchtete Schwungmasse und die Antriebschnecke.



    Immer Spass am Hobby wünscht
    Joachim


    Bei Interesse werde ich die weiteren Schritte von Zeit zu Zeit hier einstellen.

  • Hallo Joachim,

    vielen Dank für deinen sehr interessanten Beitrag.
    Ich bin auch noch auf der Suche nach einem Fahrwerk für H0e.
    Doch one after the other.

    Freue mich schon auf deine Fortsetzung.

    Jonas

  • Vielen Dank Jonas für Deinen Kommentar,

    anbei ein paar Bilder vom vollständig bestückten Getriebe. Die Getriebehälften sind brüniert. Die Zahnräder werden durch Abstandshülsen in der richtigen achsialen Lage gehalten. Bei der Montage der aus dem Micromodellbau stammenden Zahnräder habe ich Drehkörper als kleine Helferlein benutzt, um die Zahnräder so auf den Achsen zu befestigen, dass diese sauber rotieren (volkssportlich gesprochen: kein "Taumeln" oder "Eiern").


    Alles läuft leicht und der Antrieb verrichtet seinen Dienst ab etwa 2 Volt bei absoluter Schleichfahrt. Dazu gibt es später auch bewegte Bilder.
    Weiter geht es mit den beiden Radsätzen und dem Bau der Steuerung. Dann geht es auf die Zielgerade. Wenn nähere Informationen zum Getriebebau gewünscht sind .... das stelle ich gerne hier ein.

    Immer Spass am Hobby wünscht
    Joachim

  • Liebe Feldbahngemeinde,

    für alle, die sich für den Fahrzeugbau interessieren stelle ich hier ein paar Fotos meiner Feldbahnlok in H0e ein:





    Im mittleren Bild sind die kurzen Stromabnehmer zu erkennen. Sie sind in kleinen Kunststoffhülsen isoliert montiert. Der Querschnitt ist rechteckig und beträgt nur 0,3 mal 0,15 mm, damit diese weich federn. Es fehlen nur noch einige Zurüst- und Steuerungsteile, dann ist das Modell fertig. Bilder folgen.

    Spass am Hobby wünscht
    Joachim

  • Hallo Joachim,

    herrliche Bilder! Im Ersten kann man ganz gut die Vorteile deiner Sandwichbauweise erkennen.
    Erklärt manches besser als 3 Seiten Text.
    Und bei solch einem Anblick bekomme ich feuchte Augen............

    Was mich bei Dir immer wundert, sind die sauberen,glatten Flächen und Kanten, obwohl Du doch
    das Modell bestimmt hunderte Male zusammen- und wieder auseinander gebaut hast.
    Und das Getriebe - einfach geil!

    Gruß, Peter

  • Guten Abend Joachim,

    Du zeigt wiedermal eine hervorragende Arbeit von Dir. Alles sehr sauber und sorgfältig bearbeitet und montiert. Man könnte denken, ein großes industrielles Modell sieht man auf den Bildern, wirklich perfekter Modellbau vom Feinsten. Ich freue mich schon auf die Verwirklichung eines Deiner nächsten Projekte, der O&K-Lok. :zwink:

    Beste Grüße, Gerd

    PS: Hast Du noch ein Foto von dem Motor mit Schwungmasse?

  • Hallo Peter,

    zu den sauberen und glatten Kanten und Flächen: es ist tatsächlich so, wie Du es schreibst. Das Modell wurde viele male zerlegt und wieder probehalber zusammengebaut. (Da merkt man schon, dass Du Praktiker mit einem großen Erfahrungsschatz bist). Als dann alles gepasst hat, lagen die Einzelteile so, wie in meinem Beitrag zuvor gezeigt, da. Dann wurden die kleinen Gebrauchsspuren mit einem Sandstrahl (MiniBlaster) beseitigt und die Teile wurden brüniert. Der Zusammenbau muß dann vorsichtig gemacht werden, damit keine neuen Gebrauchsspuren entstehen.

    Hallo Gerd,

    Ja, der Motor hat 2 Schwungmassen, die sorgfältig ausgewuchtet wurden. Wenn der Motor einen ruhigen Lauf hat und seine höchste zulässige Drehzahl erreicht, dann ist alles gut. Anbei das versprochenen Bild. Wer ganz genau hinsieht, der entdeckt die winzige Blechunterlage zwischen Motorhalterung und oberen Getriebedeckel zur Einstellung des Spiels zwischen Schnecke und Schneckenrad. Hier ist ein Fehler von 1/10 mm oft schon zu viel.



    Nochmal Danke für Euer Interesse. Ich werde dann noch vom fertigen Modell hier etwas hineinstellen.


    Spass am Hobby wünscht

    Joachim

  • Hallo Joachim,

    Danke, dass Du so schnell ein Foto vom Fahrwerk mit Motor uns zeigst. Ja der Abstand vom Motor ausgehende Schnecke-Schneckenrad-Kombination hat u.a. auch Auswirkungen auf die Geräuschkulisse und sollte präzise festgelegt werden.
    Mit der Verwendung einer zweiten Schwungmasse auf der gegenüberliegenden Motorwelle errerichst Du auch einen besseren Massenausgleich, was sicher auch den Motorlagern zugute kommen dürfte. Bei den kleineren Motoren mit bzw. unter 10mm verwende ich Wolfram-Kupfer für die Schwungmassen. Der Effekt mit ca. 80% mehr Gewicht ist schon enorm. Bei den 4/6mm-Motoren kommt dann nur noch reinens Wolfram zum Einsatz. Bei den kleinen Feldbahndiesels hat man ja unter der Motorhaube nicht mehr all zu viel Platz, was auch für's Getriebe gilt. So viele Abstufungen, wie bei Deiner Konstruktion, muß ich gleich durch größere Untersetzungen kompensieren.

    Ich gehe mal davon aus, Du stellst demnächst wieder ein kleines Video ein, da bin ich sehr gespannt.

    Ich wünsche Dir weiterhin frohes Schaffen und gutes Gelingen Deiner fantastischen Meisterstücke.

    Mit modellbauerischen Grüßen
    Gerd Lotzin