Привiт!
In der vergangenen Woche konnte ich in Ungarn und der Ukraine einige wenige Schmalspurbahnen besuchen, was mal mehr (Balatonfenyves), mal weniger (Zsuzsivasút) und mal gar nicht vom Erfolg gekrönt war (Borschawatalbahn). Doch dazu vielleicht später einmal mehr.
Der letzte Punkt auf der Reise war der Besuch bei der Kindereisenbahn in Užhorod (Ужгород). Die Stadt trägt viele Namen, war sie doch einst ungarisch, tschechoslowakisch, gehörte zur Sowjetunion und liegt nun in der Ukraine, keine 5 km von der slowakischen Grenze entfernt. Die Altstadt ist recht nett anzuschauen, ein paar Kaffeehäuser und Restaurants laden zum Verweilen ein. Für den geneigten Eisenbahnfreund bietet die Stadt in der Innenstadt, direkt am Fluss Už (dt. Ung) einen kurzen, aber interessanten Leckerbissen: eine Kindereisenbahn. Die Ужгородська дитяча зализниця (УЗД) besteht bereits seit 1947 und verkehrt auf einer Streckenlänge von nur 1,1 km zwischen den Stationen Молодіжна [Jugend] (Сталінська [Stalin], Піонерська [Pionier]) und Парк [Park]. Wie wohl alle Kindereisenbahn in der ehemaligen UdSSR diente die Eisenbahn der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen im Eisenbahnbetrieb und der Berufsvorbereitung. Diesen Zweck erfüllt die Bahn heute auch noch, bzw. wieder. Eigentümer ist die Stadt Užhorod selbst, Betriebsführer ist jedoch die Ukrainische Staatsbahn in Gestalt der Lemberger Eisenbahn Львiвська залiзниця, bzw. deren Direktion in Užhorod.
Von 2008 bis 2016 ruhte der Betrieb mit einer kurzen Unterbrechung, die einer Wahlkampfveranstaltung geschuldet war. Im Frühjahr 2016 gelangte die TU-2 098 nach Užhorod, nachdem sie in Berehowe aufgearbeitet wurde, die Stammlok aus Užhorod gelangte hingegen nach Berehowe und wartet der Dinge, die da wohl nicht kommen werden. Zwei Personenwagen - modernisiert und neulackiert - stellen den gesamten Fuhrpark dar. Einen Lokschuppen gibt es nicht, das Gelände der Station Молодіжна ist nachts abgeschlossen, kleinere Reparaturen lassen sich hier unter freiem Himmel bewerkstelligen. Eine Hin- und Rückfahrt kostet derzeit 20 UAH (ca. 0,65 €), was im Verhältnis zu den normalen Fahrpreisen der Y3 sehr teuer ist (zum Vergleich, für 20 UAH kommt man ansonsten 130 km(!) weit), für uns jedoch spottbillig. Der Zug verkehrt ca. alle 42-45 Minuten.
Trotz der Kürze der Strecke gibt es doch einige schöne Fotomöglichkeiten, die man so vielleicht in einer Großstadt nicht vermuten würde und die ich nachfolgend zeigen möchte:
Die Ausweiche an der Station Молодіжна ist den Bahnsteigen aus Platzgründen vorgelagert, was bedeutet, dass der eingefahrene Zug zurück drücken muss, die Lokomotive dann umsetzt und den Train dann wieder an den Bahnsteig zurück drückt. Vor der Betriebseinstellung war es üblich, dass mit Passagieren umgesetzt wurde.
Die Ausfahrt aus der Station Парк, die ihren Namen nicht von ungefähr trägt, stellt sich so dar. So ähnliche Szenen könnte man auch an anderen Schmalspurbahnen in der Ukraine noch finden - wenn Züge führen und die Signale leuchteten.
Die Gleisanlagen der Station Парк nehmen sich bescheiden aus. Das Bahnhofsgebäude ist jedoch besetzt und es gibt auch Ein- und Aussteiger...
Ungefähr in der Streckenmitte findet sich eine Möglichkeit, an die ansonsten zugekrautete Strecke zu gelangen. Links steht eine noch recht neue Orthodoxe Kirche, sie steht am anderen Ufer der Už.
Und ein kleines Seitenportrait getreu dem Motto: Funktionalität vor Formfragen und im Zweifelsfall mit zwei Hammerschlägen zu reparieren...
Schön, dass die Kindereisenbahn wieder fährt, aber schade, dass das nur ein kleiner Lichtblick ist!
Fahrt frei!
Martin