Im Herbst 2017 ging es wieder auf Osteuropa-Tour mit Michael Schneeberger. Nach mehreren Umplanungen begann die Tour ganz hinten, in den Bergen des Bieszczady-Gebirges. 1890 hatte man dort mit dem Aufbau einer Waldeisenbahnstrecke von Novy Lupkow nach Cisna begonnen, die acht Jahre später eröffnet wurde. Bis 1904 wurde die Strecke nach Kalnica und Beskydu verlängert. Ausgeführt war die Strecke ursprünglich in einer Spurweite von 760 mm. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Strecke von der Polnischen Staatsbahn betrieben.
Anfang der 1950er Jahre wurde die Strecke auf 750 mm umgespurt. Durch weitere Verlängerungen betrugt die Streckenlänge 75 km. Von 1963 bis 1994 wurde auf der Strecke sogar planmäßiger Personenverkehr durchgeführt.
Nach der Stilllegung des Waldbahnnetzes Mitte der 1990er Jahre wurde die Strecke von einer Museumsbahngesellschaft übernommen. Aktuell werden vom Betriebsmittelpunkt Maidan noch die Streckenabschnitte nach Balnica und Pryslup betrieben.
Als die Reisegruppe am 21. Oktober 2017 der Bahnhof von Maidan erreichte, gießt es in Strömen. Gerade hat sich der Parkplatz geleert, nachdem die beiden Touristenzüge aus Balnica und Pryslup eingetroffen sind. Für uns steht die Kp4-3772 mit einem typischen Waldbahnzug zur Abfahrt bereit.
Hinter Zubrace biegt die Waldbahnstrecke nach Südwesten von der Straße weg ab, um über das Tal der Solinka an Höhe zu gewinnen und anschließend das benachbarte Tal zu erreichen. Wie in alten Zeiten müssen die beladenen Holzwagen hier bergwärts befördert werden. Nur die Lok ist nach einem auswärtigen Einsatz inzwischen gedreht und fährt nicht mehr Tender voran bergwärts. Unterwegs begegneten wir noch einer ca. 50 Personen starken wandergruppe, die sich vom egen nicht beeindrucken ließ.
Nach mehreren Fotohalten ist in Balnica, direkt an der slowakischen Grenze gelegen, der Endpunkt der Fahrt erreicht. In der Herberge rechts gibt es einen warmen Tee und einige andere geistige Getränke.
Am nächsten Tag hieß es früh aufzustehen, sollte doch die Kp4 vor dem Lokschuppen für ein paar Nachtaufnahmen bereitstehen. Um 6 Uhr klingelte der Wecker im Hotel Wolozan in Cisna und wenige Minuten später war der Bahnhof Maidan erreicht. Dichter Hochnebel lag über den Bergen, aber wenigstens hatte es aufgehört zu regnen.
Vor dem Lokschuppen in Maidan wird Kp4-3772 auf ihren heutigen Einsatz vorbereitet. Recht zügig wird es hell, wir sind ja tief im Osten und es gilt noch die Mitteleuropäische Sommerzeit.
Auf dem Bahnhof Maidan steht die Kp4-1257 als Denkmal, die früher auf der Strecke in Betrieb war.
Der Zug wurde nun zunächst nach Cisna zurückgedrückt, wo mehrere Scheinanfahrten an der Brücke über die Solinka anstanden.
Anschließend ging es über Maidan wieder in Richtung Balnica, der Herbst hatte den Laubbäumen noch ein paar bunte Blätter gelassen.
Auch die Lärchen waren kurz davor, ihre Nadeln abzuwerfen und hatten schon eine entsprechende Farbe angenommen.
Das Seitental im Quellgebiet des Flüßchens Solinka wurde in einer großen Bogenkehre ausgefahren und kurze Zeit später war wieder der Bahnhof Balnica erreicht. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es wieder zurück nach Maidan, womit der erste Teil des Tagesprogrammes absolviert war. Anschließend verlegte die Reisegesellschaft in gut fünfstündiger Fahrt ins Oberschlesische Industrierevier, wo am nächsten Tag zwei Bahnbesuche anstanden. Davon mehr beim nächsten Mal.
Enen schönen dritten Advent wünscht
Falk Thomas