Grünes Licht für die Darßbahn

  • Hallo,

    eine Verbindung Stralsund - Barth - Zingst - Prerow im Stundentakt hätte ein ähnliches Erfolgsmodell werden können, wie die Bahn auf Usedom.
    Auch deren Tätigkeitsfeld soll ab 2019 wieder auf die Strecken Züssow - Swinoujscie u. Zinnowitz - Peenemünde zurückgefahren werden.
    Also nix mit Förderung von ökologisch nachhaltigem Verkehr in Meck-Pomm! Urlaubern aus dem Raum Berlin (junge Familien, Fahrradtouristen usw.) die mit dem RE 3 (statt eigenem Auto) anreisen, wird die Erreichbarkeit weiterer Gebiete erschwert.
    Das gleiche gilt für die Seenplatte nach Abbestellung der Strecke Waren - Malchow.
    Obwohl die GroKo aus SPD u. CDU im letzten Jahr in MeckPomm nochmals rund 10% der Stimmen verloren hat, reicht es immer noch, solch haarsträubende Verkehrspolitik durchzudrücken. :wall:

    Beste Grüße

    Holger

  • Hallo Peter,

    das ist eine gute und berechtigte Frage - ich will es nicht hoffen, wäre das doch ein Schildbürgerstreich "à la bonne heure". Allein ohne die Abbestellung des Abschnittes Velgast-Barth ist der Geschichte um den Wiederaufbau in den letzten Jahren verzwickt genug. Mit Stand von Stefans Beitrag aus dem Juli 2016 (siehe oben):

    -> klagen Vertreter des Landes M-V (!) gegen einen vorliegenden Planfeststellungsbeschluss zum Wiederaufbau der Darßbahn. Das dürfte wohl ein Novum sein. Streitpunkte sind die Ausführung der Bahnübergänge und die Eigentümerverhältnisse der Meiningenbrücke.
    -> ist zudem der Bürgermeister von Pruchten gegen diese "Dinosauriertechnik".

    Inwieweit die Klage tatsächlich nur der Klärung dient, oder ob auf diesem Wege der Wiederaufbau verhindert/verzögert werden soll, darf jeder selbst bewerten. Im aktuellen Koalitionsvertrag ist die Wiederinbetriebnahme enthalten... Der aktuelle Stand des Verfahrens wäre jedenfalls interessant zu recherchieren.

    Und nun droht die schon länger befürchtete Abbestellung Velgast - Barth. Die Einstellungs des Zugverkehrs als solche ist noch nicht problematisch, führt aber in der Regel bei DB Netz dazu, dass die folgende Maschinerie in Gang gesetzt wird:

    - wenn die Strecke keine Einnahmen in Form von Trassenentgelten mehr generiert, ist der erste Schritt die gewollte und meist genehmigte Stillegung nach §11 AEG. Dabei bleibt die Infrastruktur aber als solche erhalten, muss aber nicht mehr betriebsfähig vorgehalten werden. Die Stillegung kann mit einer neuen Betriebsgenehmigung nach §6 AEG wieder rückgängig gemacht werden (vgl. diverse Reaktivierungen) - aber es stellt sich die Frage, inwieweit der Bestandsschutz für bestimmte Anlagen verloren ginge (Thema Bahnübergänge, Lärmschutz). So eine Reaktivierung kann schnell teuer werden, was sich auf die Gesamtkosten eines Wiederaufbaus der Darßbahn niederschlagen würde.
    - erst nach der Stillegung kann der Antrag auf Freistellung nach §23 AEG ("Entwidmung") erfolgen. Erst wenn dieser Schritt erfolgt, sähe ich wirklich schwarz für den Wiederaufbau der Darßbahn - denn in diesem Falle wäre Velgast-Barth keine Betriebsanlage mehr und als völlig neue Bahnstrecke zu planen. Jedoch spricht §23 AEG nur von Freistellungen, "wenn kein Verkehrsbedürfnis mehr besteht und langfristig [..] nicht mehr zu erwarten ist" - mit dem bereits vorliegenden Planfeststellungsbeschluss für Barth-Bresewitz vom April 2016 sehe ich das als zunächst nicht gegeben an.

    Welche Auswirkungen tatsächlich drohen, steht sicher in Zusammenhang mit der Frage, welchen zeitlichen Verlauf das o.g. Klageverfahren nun nimmt und wie sich das mit ggf. erfolgenden Einstellungsschritten von Velgast-Barth überschneidet und ob im beabsichtigten Stillegungsfall ein anderes EIU die Infrastruktur übernehmen würde. Denn wenn das Gesamtprojekt auf Grund der Betriebseinstellung teurer würde, sind mitunter bereits angestellte Kosten-Nutzen-Untersuchungen hinfällig...
    Kurzum: vieles ist offen, darf aber durchaus im Auge behalten werden ;)


    Zudem ist die mögliche Abbestellung Velgast - Barth in jedem Fall im Zusammenhang mit der erfolgten Revision der Regionalisierungsmittel zu sehen: mit Umstellung auf den "Kieler Schlüssel" wird u.a. das Land M-V massiv schlechter gestellt. Das zog im letzten Jahr zahlreiche Diskussionen u.a. auf der Verkehrsministerkonferenz nach sich - denn der 2014 vorgesehene Verteilungsschlüssel mit Sperrklinke ist so nicht umgesetzt worden. In Zusammenspiel würden die Dynamisierung der (steigenden jährlichen) Mittel und das abflachen des prozentualen Anteils, den M-V davon bekommt, dazu führen, dass bis 2021 sogar sinkende Zahlungen vom Bund zu erwarten wären. Das sollte die "Sperrklinke" in den Absolutzahlen verhindern. Kompensiert wird das Ganze nun durch Sonderleistungen vom Bund, die mit einem eigenen Verteilungsschlüssel auf die "verlierenden" Länder (die "Ost"-Länder und das Saarland) verteilt werden. Diesen zweiten Verteilungsschlüssel kenne ich (noch) nicht. An diesem und der Tatsache, dass M-V in Vorraussicht bereits 42 Mio. € zur Kompensation u.a. dieses Effekts schlicht einbehalten hat, sind aktuelle Abbestellungen zu bewerten.
    Nicht zuletzt ist die betrieblich-finanzielle Situation auch durch die bereits erfolgten Abbestellungen (u.a. S3 Rostock) geändert worden. Weiterhin muss dem Bimmelbahner auch klar sein, dass aus diesem knappen Topf der Regionalisierungsmittel u.a. auch zwei täglich dampfbetriebene Bahnen in M-V finanziert werden.

    Alles in allem: es ist ein Trauerspiel, was dort abgeht!

    Aber begraben ist das Projekt zum Glück noch nicht. Die lange Verzögerung kann evtl. sogar den Vorteil haben, dass sich eine womögliche Fertigstellung des Wiederaufbaus bis in eine Zeit verschiebt, in der die "Talsohle" der Regionaliserungsmittel, welche ja für den Betrieb der Strecke benötigt werden, durchschritten ist. Ich erinnere mich an Aussagen, dass die Bahn zwar gebaut werden könne, für den Betrieb aber keine Mittel vorhanden seien und daher dafür andere Strecken stillgelegt werden müssten (Quelle find eich gerade nicht dazu)...

    Viele Grüße,
    Benjamin

  • Morgen ist es soweit...

    ...die Reederei Poschke startet wieder den Fährverkehr zwischen dem Ostseebad Zingst und Barth. Die beiden Fahrgastschiffe - Likedeeler und Ostseebad Zingst - pendeln wieder im Stundentakt zwischen beiden Häfen.

    Es gibt doch nichts schöneres, als gemütlich mit Bahn und Schiff nach Zingst anzureisen. Genauso wie es Urgroßmutter und Urgroßvater es vor mehr als 100 Jahren auch gemacht haben - Nostalgie und Romantik pur.

    LG Stefan

    P.S.: Fahrräder und Hunde werden natürlich auch befördert.