Die Vision 2012 der Waldeisenbahn Muskau wird Wirklichkeit!

  • Zitat

    Original von MatthiasL
    ich möchte mich auch für den ausführlichen Bericht bedanken! Dazu noch eine Frage: wozu dient denn die Weiche mit dem kurzen Gleisstück auf alter Trasse Richtung Tagebaukante?

    das kurze Gleisstück wird nach Ende der Baumaßnahme wieder ca. 100m lang sein ;) hier entsteht der Bahnhof Mühlrose, dieser soll dann zum Überholen und Kreuzen von Zügen genutzt werden (nicht jedoch als planmäßiger Halt zum Zu- oder Aussteigen)
    hier auf der Karte ist das denke ich doch nachvollziehbar: KLICK

  • Zitat

    Original von Max G
    Hallo Felix
    Hast Du Info's, ob auch eine Aufforstung entlang der neuen Strecke gedacht wird, denn es sieht ja nun doch sehr nackig aus. Aber sonst ist es schon märchenhaft, wie es bei euch, auch entlang der Neubaustrecke los geht.
    Max


    Hallo MAx,

    die Antwort ist einfach. Ich zitiere einfach mal aus der Presseerklärung zum Spatenstich:

    Zitat

    Die Wiederaufforstung entlang der Bahnstrecke bildet den Abschluss der Arbeiten.

    Quelle: KLICK

  • Hallo Leute,

    danke erst mal fürs Interesse an dem Thema. Auch wenn einige Fragen schon beantwortet wurden will ich mal noch darauf eingehen.

    Das Planum wirkt derzeit in der Tat noch etwas breit. Was davon jetzt aber genau geschottert wird kann ich aber auch nicht sagen. Da müssen wir mal abwarten wie das ganze aussieht wenn es fertig ist.

    Die Weiche dient dazu um auch das verbliebene Stück der Altstrecke anzuschließen. Klar man hatte das auch aufgeben und dauerhaft abbauen können, aber zum einen steht diese Strecke unter Denkmalsschutz und ohne Not ein weiteres Stück original Strecke aufzugeben hätte weder der Denkmalsschutz noch wir selber mitgemacht und zum anderen entsteht so eben eine weitere Kreuzungsmöglichkeit, was natürlich immer eine sehr praktische Sache ist.

    Das Gelände rings um die Neubaustrecke sieht derzeit wirklich noch wie eine Mondlandschaft aus, aber hier ist es eben geplant das alles wieder aufzuforsten bzw. zu begrünen. Für den Weg zwischen dem Endbahnhof um dem Informationszentrum bzw. Aussichtsturm schwerer Berg hat sich die Stadt Weißwasser vorgenommen etwas für die Gestaltung zu tun. Was da aber genau entstehen soll steht auch noch nicht fest.

    Viele Grüße
    Felix

  • Hallo Leute,

    viel hab ich in letzter Zeit von unserer Neubaustrecke berichtet und dabei immer nur anklingen lassen dass unser eigentliches Hauptproblem bis zur Eröffnung dieser Strecke ja ein ganz anderes ist. Denn während wir bei der Neubaustrecke ja auch nur Zuschauer sind, müssen wir die Altstrecke vom Abzweig Kromlau bis zum neuen Abzweig Mühlrose komplett selbst sanieren. Bei der schieren Größe dieser Aufgabe (bzw. der länge der Strecke) können wir uns nur von einem Schwerpunkt zum anderen vorkämpfen. Erstmals hatten wir uns nun dazu entschieden diese Aufgabe nicht nur in Form von maximal 2 tägigen Arbeitseinsätzen am Wochenende anzugehen, sondern haben Ende April an 8 Tagen hintereinander eine ganze Bauwoche auf der Mühlroser Strecke veranstaltet. In den 5 Tagen an denen ich vor Ort war konzentrierten sich die Arbeiten auf den Halbendorfer Wechsel. Diese Ausweichstelle bzw. auch Spitzkehre wurde extra für die neu gebaute Tonbahn angelegt und war damit deren offizieller Beginn, denn die Strecke bis hier her wurde ja schon für die Grube Frieden gebaut. Während die ehemalige Strecke zum Tagebau von hier aus in einer S-Kurve weiterführte wurde für den Halbendorfer Wechsel ein großzügiger Kiesdamm aufgeschüttet und dabei auch die ehemalige Strecke zum Teil mit verschüttet. Bei der 2 Gleisigen Anlage wurde ein Gleis auf den bekannten, extra für diese Strecke entwickelten und hergestellten, Betonschwellen verlegt und eines auf normalen Holzschwellen. Neben dem üblichen Verfall der Holzschwellen kam hier noch ein weiteres Problem zum tragen was hier größere Arbeiten unumgänglich machen lassen hat. Beim Bau der gesamten Anlage stand hier kein einziger Baum, aber im laufe der Jahre ist hier ein richtiger Wald gewachsen und leider hatte das zur Folge das die Wurzeln der Bäume die Gleise so untergraben haben dass es hier kein geradliniges Gleis mehr gab, sondern nur eine einzige Berg- und Talfahrt. Die Bäume die für dieses Problem verantwortlich sind wurden schon vor einiger Zeit gefällt, aber die störenden Wurzeln waren immer noch vorhanden und mussten nun entfernt werden.

    Jeden Morgen gegen 9 starteten in Weißwasser 2 Arbeitszüge mit allem was man für den Tag brauchte. Dabei machte es sich bezahlt das die WEM in den letzten Jahren verstärkt in die Gleisbautechnik investiert hat. Ohne Baggerwagen und zugehörigem Mobilbagger währen die durchgeführten Arbeiten bei weitem nicht in diesem Umfang zu realisieren gewesen. Während der erste Trupp die Kleineisen löste und einsammelte wurden vom Bagger die alten Schwellen und Wurzeln entfernt, sowie die neuen Schwellen unters Gleis gelegt. Danach wurden die Schwellen ausgerichtet, mit Kies stabilisiert und zum Schluss mit neuen Kleineisen wieder befestigt. In einem Punkt mögen die Bilder täuschen, besonders in den ersten beiden Tagen war das Wetter einfach unschön. Da wechselten sich nur Schneeschauer und stürmischer Dauerregen ab und zu mal ab. Aber für sowas gibt's ja beheizte Mannschaftswagen.

    Nach einigen Stunden Arbeit sah der Gleisabschnitt zwar aus wie ein Schlachtfeld, aber das vorläufige Ergebnis konnte sich sehen lassen. Man beachte besonders die ganzen Wurzeln welche sich jetzt am Bahndamm angesammelt hatten.

    Und zum Abschluss des ersten Tages noch ein paar Schnappschüsse von unserem V10C geführten Bauzug.

    Die nächste Tage verliefen ganz ähnlich und es wurden immer weiter Schwellen gewechselt.

    Spätestens am Donnerstag sollte die Baustelle Halbendorfer Wechsel abgeschlossen werden, weshalb diesmal auch unser Stopfgerät mit raus genommen wurde.

    Nicht unerwähnt bleiben soll aber natürlich auch das es an allen Tagen parallel eine zweite Baustelle am Halbendorfer Wechsel gab. Denn die ersten Meter Strecke, sowohl Richtung Mühlrose/Schwerer Berg als auch nach Weißwasser, wurden komplett saniert. Dabei war die Technologie eine gänzlich andere, denn auf beiden Abschnitten liegen die schon erwähnten Betonschwellen. Dazu kamen noch einige Stöße auf Holzschellen und das auf den ersten Metern Richtung Mühlrose neue Schienen eingebaut werden mussten. Bei den Betonschwellen sind nicht diese selber das Problem, denn diese stammen noch aus der vor Alkaliära und befinden sich in einem hervorragendem Zustand, sondern die darin verbauten Holzdübel und Federnägel. Die Holzdübel sind nach nun 50 Jahren komplett verfault, nur lassen sie sich trotzdem nur sehr schwer entfernen da diese damals gleich mit eingegossen wurden. Und auch die Federnägel sind nach Jahrzehnten der Belastung nicht mehr zu gebrauchen. Es gab viele Versuche die passende Technologie zu finden um diese Schwellen zu sanieren, aber jetzt scheint die passende Lösung gefunden. Dank eines neuen Schraubers den wir leihweise im Einsatz hatten gelang es die Holzdübel fast restlos auszubohren. In die dann wieder entstandenen Löcher werden herkömmliche Kunststoffdübel geschlagen, welche dann wiederum aufgebohrt werden um neue Gleisschrauben hinein schrauben zu können. Die Schwelle selber muss im Normalfall dafür nicht bewegt werden, sondern die Schiene wird nur zur Seite gerückt.

    Derweil wurden die ausgebauten Holzschwellen verladen um dann entsprechend entsorgt zu werden.

    Ganz am Ende des Halbendorfer Wechsels sonnte sich inzwischen unsere Bauzuglok. Hier kann man auch gut den extra aufgeschütteten Damm erkennen.

    Nach 4 Tagen Arbeit war die Baustelle Halbendorfer Wechsel fast abgeschlossen, nur ein letzter Stopfgang fehlte noch. Insgesamt konnten auf Gleis 2 116 Holzschwellen gewechselt werden, dazu kamen noch einige Gleislängen sanierter Betonschwellen, einige sanierte Stöße und 2 gewechselte Schienen auf den beiden Ausfahrtsgleisen.
    Am 5. Tag gab es dann noch einen ganz anderen Problemfall zu beseitigen. Denn auch kurz hinter dem Abzweig Kromlau hatte ein Baum bzw. dessen Wurzeln dazu geführt das hier eingegriffen werden musste. Nachdem wir ja nun grade voll in Übung waren war auch diese Baustelle kein Problem.

    Viel wurde in dieser reichlichen Woche dank der unzähligen Vereinsmitglieder, welche sich extra Urlaub genommen haben, geschafft. Trotzdem liegt noch unheimlich viel Arbeit vor uns. Warum wir uns diesen Zeitdruck allerdings antun konnten wir auch wieder in Augenschein nehmen, denn der Gleisbau der Neubaustrecke zum schweren Berg war beinahe abgeschlossen. Letzte Woche lagen die Gleise schon bis zur Einfahrt des neuen Endbahnhofs. In der Zwischenzeit sollte auch das restliche Stück liegen.

    Auch der Schotter wurde schon fast bis zum Endpunkt aufgebracht.

    Und noch eine Premiere gibt es zu feiern! Das aller aller erste Schienenfahrzeug auf dieser Strecke! :D

    Tja kein Jahr mehr und ich werde hoffentlich Bilder von der Eröffnung dieser Strecke zeigen können. So ganz langsam kann ich mir das sogar selber irgendwie vorstellen. :D

    Soweit mein aktueller kleiner Überblick über das Bau Geschehen bei der WEM.

    Viele Grüße
    Felix

  • Hallo Felix,

    ein herzliches Dankeschön für Deinen so ausführlichen Bericht. Ich werde Euch besuchen, das steht fest.

    Viele Grüße

    Toni

  • Hallo,

    mal eine technische Frage, der Oberbau der Neubaustrecke sieht ja nicht nach Waldeisenbahn, sondern eher nach 600mm Neubaustrecke mit DR Oberbau aus. Kann die ausführende Firma das nicht anders oder gibt es gesetzliche Vorschriften, die genagelte bzw. einfach geschraubte Schienen auf Kiesbettung bei Neubauten verhindert?

    Gruß aus
    Spandau

  • Mahlzeit Spandauer,

    der Oberbau entspricht weitgehend der Bauform auf den anderen neugebauten Streckenabschnitten der WEM, wobei der Schotter feiner ausfällt. Die Erfahrungen aus Betrieb und Unterhaltung dieser Strecken und die Auflagen der Landesbahnaufsicht spiegeln sich in der Ausführung der Neubaustrecke wieder.
    Genagelte Gleise sind nach BO P für Neubauten nicht mehr zulässig. Wie schon zuvor geschrieben, waren die Schienen bereits vorrätig und stammen aus dem Tagebau Cottbus Nord. Lediglich das Kleineisen für den K-Oberbau wurde neu beschafft.

    Gruß Sven