Nachlese zu den Bauarbeiten an der Lößnitzgrundbahn (m.25.B)

  • Hallo Hans


    Diese drei Aussagen sind ein Teil der Mitgliederwerbung des Vereins. Die Traditionsbahn als ehrenamtlich betriebener e.V. ist aber nicht für die Unterhaltung und den Betrieb auf der Lößnitzgrundbahn zuständig. Sie hat ihren Arbeitsinhalt in der Erhaltung und Bewahrung historisch wertvoller Sachzeugen bevorzugt der Schmalspurbahngeschichte, die in den meisten Fällen auch im Eigentum der TRR bzw. Leihgaben z.B. des Verkehrsmuseums Dresden sind. Dazu zählen die beiden Loks IV K und diverse Wagen die in historischem Aussehen erhalten, und unter Beachtung der Denkmalschutzauflagen und der Forderungen der Betriebssicherheit durch die Bahnaufsicht auch für die Einsätze im Traditionsdienst hergerichtet werden mussten. Zusätzlich werden u.a. das Fritz-Hager-Archiv und die Ausstellung im Historischen Güterboden als SSB-Schmalspurbahnmuseum betreut und maßgeblich ausgestaltet, die wiederum für Jeden nutzbar sind.

    Die Strecke und wohl zum Teil auch die Immobilien daneben sind im Eigentum (Edit: "der DB Netz AG" geändert in) des Landkreises, werden von der SDG als Betreiber des ÖPNV gepachtet, der ÖPNV wird vom VVO bestellt und bezuschusst, die Vertragsbestandteile auch zur Modernisierung kenne ich aber nicht. Für die Instandhaltung ist neben weiterhin DB Netz auch die SDG im Rahmen von entsprechenden Vereinbarungen verantwortlich und deshalb auch an entsprechende Vorgaben gebunden.

    Wenn wie schon bei der Übergabe der Strecke an die BVO im Jahre 2004 festgelegt die Übergangsstellen und wichtigsten Haltepunkte der Strecke modernisiert bzw. im Sinne der Verordnungen für den ÖPNV ausgebaut werden ist das eigentlich nichts Neues und kann hier jetzt auch nicht im Grundsatz verurteilt werden. Der Haltepunkt Lößnitzgrund ist wie jeder andere Streckenteil im Rahmen der notwendigen Erhaltungsmaßnahmen nach der Übernahme von der DB AG dabei schon stufenweise mehrfach verändert worden, darüber wurde hier noch nie gesprochen.

    Der Haltepunkt Lößnitzgrund ist durch die Schülerverkehre aus Richtung Radeburg, Berbisdorf und Moritzburg mit dem Ziel Gymnasium Luisenstift sehr gut ausgelastet, nicht umsonst fährt der erste Zug auf der Lößnitzgrundbahn 4:56 Uhr ab Radebeul Ost nach Radeburg zum Abholen der Schüler. Der noch stärker frequentierte Haltepunkt Weißes Roß hat in direkter Nähe das Lößnitzgymnasium und das große Berufsbildungszentrum, dazu kommt noch der Übergang zu Straßenbahn und Bus. Wie hutzel79 schon schrieb sind dort hohe Fahrgastzahlen im Tagesverlauf zu sehen.

    Es war in den letzten Jahren sogar im Gespräch einen extra Haltepunkt mit Bahnsteig näher an der Brücke an der Lößnitzgrundstraße zu bauen, da die Schüler ja entlang des Gleises erst noch bis dorthin meist mit ihren Fahrrädern parallel fuhren. Dieses Vorhaben ist aber von VVO und SDG, evtl. auch DB Netz AG in letzter Zeit aus verschiedenen Gründen korrigiert worden und nun wurde dafür der Hp. Lößnitzgrund ausgebaut.

    Die beiden Haltepunkte im Radebeuler Stadtgebiet sind auch jährlich das Ziel Tausender Besucher allein an einem Wochenende, das sind die Karl-May-Festtage. Dabei ist die Lößnitzgrundbahn das einzig mögliche Transportmittel zwischen Start- und Endpunkt des Festgeländes. Wenn du dann die Besucher an solchen Tagen zu betreuen hast und im Hp. Lößnitzgrund mit dem bisherigen Schüttbahnsteig die Fahrgäste z.B. trotz mehrfacher Aufforderung nicht glauben können, dass Lok und Zug mehr als nur die 750 mm Breite der Gleise haben und sie direkt an der Schiene stehen bleiben ist der Grund der betriebssichereren Ausführung des Haltepunktes nach heutigen Vorgaben mit einer definierten Bahnsteigkante nur zu begrüßen. Durch die geänderte Bahnsteigoberfläche wird die Sicherheit und wie im letzten Jahr sehr gut zu erleben auch der Winterdienst erheblich verbessert. Die Bahnsteigpflasterung geht auch genau wie schon im Hp. Weißes Roß nicht bis an das Gebäude, außerhalb der Türzugänge ist immer ein Kiesstreifen angelegt zum Schutz des Gebäudes wie allgemein üblich bei solchen Arbeiten. Es gibt mit Sicherheit einige weitere Punkte, die die Notwendigkeit zur Veränderung des Hp. Lößnitzgrund wie auch der restlichen Strecke begründen können. Ich bin dazu aber nicht aussagekräftig und werde daher keinerlei Mutmaßungen u.ä. wie hier bereits mehrfach geäußert abgeben!

    Durch die entsprechende Frequentierung der Haltepunkte ist das auch mit den Mitteln des ÖPNV voll abgedeckt und braucht hier nicht als Unsinn oder buchhalterischer Trick abgetan werden. Wie schon geschrieben, wer die Hintergründe nicht kennt oder nur als Tourist am Wochenende oder in der Ferienzeit die Gegend kennengelernt hat wird da nicht mitreden können und sollte sich mit seinen Beschuldigungen mal etwas zurückhalten.

    Die Traditionsbahn, die wie jeder andere mögliche Eisenbahnverein als EVU die Fahrplantrassen von der SDG als Betreiber nur bestellt und auch bezahlt ist dafür in keinster Weise zu beschuldigen. Sie ist auch durch ihre Satzung nicht zu den zwischen Betreiber und Besteller vereinbarten Maßnahmen zur Verantwortung zu ziehen, hat aber mit Sicherheit bereits lange im Vorfeld der Maßnahmen in den internen Gesprächen ihre Meinung und Vorschläge dazu kundgetan, weitere Einzelheiten kann und werde ich aber dazu nicht hier veröffentlichen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Danilo Pietzsch

  • Entschuldigt bitte meine Frechheit,
    aber ist dann nicht vielleicht der Name "Traditionsbahn" etwas irreführend, "Traditionsfahrzeugpark Radebeul e.V." oder so vielleicht in Zukunft geeigneter? Ich will nicht die Arbeit des Vereins klein reden (ich habe wirklich große Achtung davor) - aber hier hätte von diesem energisch eingeschritten werden müssen. Und wenn es vielleicht sogar an dem war - warum bitte erfährt dann die Forum-Öffentlichkeit davon nix? Was ich hier lese grenzt an Geheimniskrämerei - sollte dem Verein tatsächlich die Existenz des Bimmelbahnforums entgangen sein? Sicher gibt es Vorgaben für solche Baumaßnahmen und ganz sicher gefallen diese nicht jedem von uns (mir auch nicht). Aber warum ist es so schwer, diesen Konflikt transparent darzustellen und zu diskutieren?
    Rückgängig können wir den Beton damit sicher nicht machen - aber eventuell ja auf Entscheidungsträger einwirken, zukünftig sensibler und tradionsbewußter zu sanieren. Dass das möglich ist, ist meine tiefste Überzeugung.

    Armin

  • Zitat

    Original von dampfachim
    Wenn nun das Verkehrsmittel eine gewisse Attraktivität hat ... wie bei unseren Dampfbahnen durch den gewissen historischen Reiz, ist das doch eher das Ziel des ÖPNV. Denn nur so erreicht man hohe Rentabilität und damit auch eine Entlastung des Steuersäckels.

    ... Ich behaupte, dass die Mehrheit der Fahrgäste doch irgend ein Ziel ansteuert, dort irgend etwas tut, wie im Fall Lößnitzgrundbahn z.B. das Jagdschloss Moritzburg besichtigt und erst dann wieder zurück fährt.

    Hallo Achim,

    über das Wesen von ÖPNV sind wir uns schon mal einig - eine Anmerkung hätte ich aber noch:
    Der Attraktivitätsgewinn durch einen "gewissen historischen Reiz" kann aus Sicht des ÖPNV bei weitem nicht die damit verbundenen Nachteile, vor allem bei der Reisegeschwindigkeit ausgleichen (Dampfzug: 25 km/h, heutiger ÖPNV: 50 - 160 km/h). Ansonsten würde man ja überall im ÖPNV wieder historisches oder historisierendes Fahrzeugmaterial einsetzen (Rostocker Straßenbahn mit Triebwagen im Stil der 20er Jahre, Berliner S-Bahn mit Dampfloks usw. )

    Wenn man sich als Tourist für ein Fahrerlebnis mit dem Lößnitzdackel entschieden hat, dann ist es natürlich naheliegend, die Fahrt mit einer weiteren Aktivität zu verbinden. Die Fahrt bleibt aber trotzdem das Hauptanliegen. Die Touristenströme kommen ja nicht aus Radeburg oder Radebeul. Wer mit der Bahn fährt, nimmt im Allgemeinen einen nicht notwendigen Umweg in Kauf. Und die Schüler könnten ohne weiteres vom Bus übernommen werden.
    Mal angenommen, den Lößnitzdackel hätte es bisher nicht geben, dann würde heutzutage niemand auf die Idee kommen, zwichen Radebeul, Moritzburg und Radeburg eine neue Eisenbahn zu bauen. Die Strecke wird nur betrieben, weil sie halt einmal da ist und eben aus Tradition...

    Grüße, Franz

    PS Lustig, wie manche hier den alten Bahnsteig als "schlecht im Zustand" bezeichnen. Schaut euch einfach mal die ersten Bilder in Danilos Ausgangsbeitrag an - der alte Bahnsteig war in einem TOP-ZUSTAND. Falls Fördermittel geflossen sind, wäre die Baumaßnahme eher ein Fall für den Rechnungshof.

  • ... hatten die Berliner S-Bahnfahrzeuge der Endzwanziger und dreissiger Jahre gegenüber
    denen von Heute- sie waren allwettertauglich und kamen auch ohne Sand aus!
    Auch die Nachfolge-BR 485 fährt ohne Sand...

    Aber das ist schon wieder ein anderes Thema, ich wollte nur auf Franz's Beitrag reagieren.

    MfG Thomas

  • Hallo Thomas,

    ist der Ostseesand jetzt so unbezahlbar teuer? Sitzt Achim da auf einer Ölquelle?
    Ich möchte um diese Jahreszeit nicht ohne Sand fahren. Auch mit den modernen Flexi`s nicht.
    Sind die alten S-Bahner wirklich ohne Sand ausgekommen? Ich kann es mir gar nicht vorstellen.

    Viele Grüße,

    Holger

  • Knapp zwei Jahre nach dem rücksichtslosen Bahnsteigumbau am Hp. Lößnitzgrund (und der schon einige Zeit früher - 2007? - erfolgten Maßnahme am Weißen Roß) meldet sich nun das Sachgebiet Denkmalschutz des LK Meißen zu Wort. Die SDG ist nunmehr aufgefordert, den Zustand dahingehend zu verändern, wieder Bahnsteige mit wassergebundener Decke herzustellen. :cheers:

    Somit wird wenigstens etwas altes "Flair" wiederhergestellt. Hätte man da als DAMPFEISENBAHNgesellschaft nicht auch selber drauf kommen können? :wink:

    MfG
    der099er

  • Hallo,

    es stellt sich doch die dringende Frage, warum die Umbauarbeiten nicht vorher mit dem Amt für Denkmalschutz abgeklärt wurden?

    Einen Bahnsteig pflastern und zwei Jahre später nochmals umbauen :nono: So kann man für die Unterhaltung der Bahn sicher gut zu verwendendes Geld natürlich bestens anderweitig nutzlos verbraten :frust:


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

  • Hallo,

    es kommt immer darauf an wer das sagen in der Firma hat und ob ich bloß Geld verdienen möchte oder auch Traditionen bewaren.
    Ob man mit Herzblut dabei ist oder nicht, es gibt doch eine bzw zwei Bahnen wo es vorgelebt wird .

    Gruß Torsten

  • Bei Wikipedia ist erläutert, dass der gesamte Haltepunkt Lößnitzgrund ein Kulturdenkmal ist. Und wenn man das Sächsische Denkmalschutzgesetz ließt, erfährt man, dass der Charakter von Kulturdenkmälern nicht verändert werden darf. :lies:

    Wenn also die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft den Haltepunkt Lößnitzgrund ohne vorherige Einbeziehung der Denkmalschutzbehörden umgebaut haben sollte, so hätte sie rechtswidrig gehandelt - abgesehen davon, dass es für die SDG als Betreiber eines technischen Denkmales meiner persönlichen Meinung nach nahezu skandalös wäre, dieses ohne denkmalschutzrechtliche Genehmigung zu modernisieren.

    Fakt ist auch, dass jeder kleine Privatmann Kunststofffenster wieder ausbauen darf, wenn er diese ohne Zustimmung der Denkmalschutzbehörden einbaut. Wieso soll dann die SDG besser gestellt werden?

    Wenn es wahr sein sollte, dass die SDG die Haltepunkte Lößnitzgrund und Weißes Roß ohne vorherige Einbeziehung der Denkmalschutzbehörden umgebaut hat, dann müsste sie ggf. ihre Bausünden zurückbauen - wie der einfache Bürger auch!

    6 Mal editiert, zuletzt von verkehrsfan (4. August 2013 um 23:55)

  • Zwischenzeitlich wurde Wikipedia aktualisiert: "Im November 2011 wurde ohne zuvor eingeholte denkmalschutzrechtliche Genehmigung die denkmalgeschützte Bahnsteigbeleuchtung durch moderne Leuchten ersetzt. Ebenfalls wurde ohne zuvor eingeholte Zustimmung der Denkmalschutzbehörde der historische Bahnsteig durch die Ausstattung mit Betonpflaster und Blindenleitstreifen modernisiert, auch die Wasserpumpe verschwand. Nach Einleitung eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens und aufgrund einer Petition wurde die SDG gezwungen, einen Denkmalbeirat einzusetzen. Zudem wurde durch das zuständige Denkmalamt eine Rückbauverfügung erlassen." (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Haltepunkt_Lößnitzgrund)


    Nur - die Rückbauverfügung wurde bislang nicht umgesetzt. Weiß jemand warum nicht?

    Grüße vom Lausitzer!