Harzer Schmalspurbahnen gefährdet ?

  • Ein ähnliches Affentheater vollführte vor Jahren Tabarz, da man der Meinung war die Gemeinde würde über die Kreisumlage die Waldbahn finanzieren und man müsse sich nicht noch als Gesellschafter um die Defizite kümmern.

    Ich denke, das legt sich wieder. Es wird ein Versuch sein, um festzustellen, wieviel Gegenwind kommt...
    Also dann - seit "Wutbürger"!

    :wink:

    ...die Thüringerwaldbahn - die besondere Bahn auf schmaler Spur!

  • Hallo Hans-Jürgen,

    interessieren tut es mich natürlich. Gleichwohl, ich weiß nicht, was ich davon jetzt halten soll. Politiker, auch Kommunalpolitiker, sind oft seltsame Wesen und haben ein verdammt kurzes Gedächtnis.
    Ich denke, die HSB wird nicht untergehen. Aber man wird die Haltung des Kreises in seine Gedanken wohl mit einbeziehen müssen. Womöglich stirbt das SPNV-Konzept um Nordhausen.

    Ich denke, ohne viel Aufregung, wir müssen abwarten. Ihr haltet ja sicher die Augen offen.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,
    Hallo die Anderen,

    vielen Kommunen und Kreisen in der Region (und auch nicht nur hier) steht finanziell das Wasser bis zum Hals. Daher sucht man händerringend nach Möglichkeiten Geld einzusparen oder neue Einnahmen zu generieren. Ich vermute hinter dem Vorstoß der Nordhäuser Landrätin aber noch ein anderes Motiv.
    Die Konzentration auf den öffentlichen Nahverkehr auf dem Nordhäuser Ende hat dazu geführt, dass die dortige Strecke für Touristen weitesgehend unattraktiv ist. Es verkehrt ein einziges Dampfzugpaar (um somit noch weniger als in Gernrode) und das, nach dem was man so liest, mit zumindest zur Deutschen Bahn bescheidener Anschlussgestaltung. Auch mit Sonderreiseverkehr bleibt Nordhausen weitesgehend außen vor. Die Übernachtungszahlen in Nordhausen lassen sich auch nicht im Ansatz mit denen im Wernigerode vergleichen, der Landkreis Nordhausen profitiert daher rein vom Tourismus her lange nicht so stark von der HSB, wie der nur ein wenig stärker beteiligte Landkreis Harz. Da wiegen 150.000 € Zuschüsse jährlich natürlich schwer. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass man über die Beteiligungen im Aufsichtsrat schon immer die Gelegenheit hatte mal anderweitig auf das Handeln der HSB einzuwirken.
    Meiner Meinung nach wäre ein Austritt eines der Gesellschafter der HSB nicht zu kompensieren und würde zwangsläufig zumindest tageweise zur Stillegung von Teilstrecken führen. Verfolgt man die letzten Verlautbarungen in der Presse, dann merkt, dass die HSB aktuell schon finanziell am Limit fährt und somit neue und tragfähige Konzepte für die Zukunft gefordert sind.
    Stein des Anstoßes der Diskussion waren wohl die Planungen zur "Gläsernen Werkstatt". Verständlich ist dabei, dass das Land Thüringen natürlich auf die Kapaziäten im in Thüringen gelegenen DLM hinweist. Fakt ist, dass seitens der HSB immer wieder in Frage gestellt wird, wie lange Meiningen noch in der bisherigen Form zur Verfügung steht. Des Weiteren wird ein Einsparpotential von ca. 500.000 € jährlich genannt, insofern man eine eigene Werkstatt hätte. Sollte diese Zahl stimmen, dann kann sich auch der Landkreis Nordhausen vor den Überlegungen nicht verschließen, denn diese Einsparungen wären schon wesentlich. Fraglich ist sicherlich, wo man die Werkstatt am besten errichtet. Aus Sicht der (Wernigerode-fokussierten) HSB und aus betrieblicher Sicht ist sicher Wernigerode sinnvoll. Aus touristischer Sicht (und somit auch mittelbar für die Fahrgastzahlen) wäre sicher auch ein Standort im Landkreis Nordhausen oder insbesondere im Selketal (z.B. Silberhütte, Gernrode) zu überlegen. Diese Diskussion wird durch die HSB bisher bewusst vermieden.

    Ich möchte an der Stelle auch auf die parallel verlaufenden Threads in anderen Foren hinweisen:

    Forum der IG-HSB
    DSO

    Gruß Michael

    26305-signatur-def-jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Michael89 (15. April 2013 um 14:10)

  • Hallo Hans-Jürgen,

    das interessiert sicher jeden hier. Die Meldung hat schon eingeschlagen. Ich komme gerade aus meiner Heimat zurück. Es steht in jeder Zeitung, u. man hörte es ständig im Radio.
    Meine erste Reaktion war Kopfschütteln.
    Der Aussage der Staatssekretärin kann ich nur zustimmen:
    Zitat: "Diese Absage ... schwächt zudem den Nordthüringer Raum".

    Eine solche Ankündigung verursacht auf jeden Fall in vielen Bereichen Unsicherheit!

    Ob das dem Tourismus dienlich ist, wage ich zu bezweifeln.
    Und geradezu verheerend wäre ein Domino-Effekt. Man hat es ja schon angedeutet:
    Welches Interesse sollte der Freistaat Thüringen an dieser Bahn noch haben, wenn die örtlichen Akteure sich aus dem Projekt verabschieden?

    Also hoffen wir mal, das sich die Vernunft durchsetzen kann.
    Für mich hat die Landrätin Birgit Keller (Die Linke) hier ein Eigentor geschossen, aus welchem Grund auch immer.

    Die Diskussionen in anderen Foren sind teilweise haarsträubend, deshalb wollte ich dazu garnichts sagen.

    Viele Grüße an den Nord- u. Südharz,

    Holger

    Einmal editiert, zuletzt von Holger Dietz (15. April 2013 um 14:40)

  • Hallo zusammen,

    ich hänge einfach mal ein Zitat meines Beitrages aus dem IG-Forum an:

    Zitat

    Orginal von Südharzbahner aus IG-Forum

    ....

    Dieser Streckenabschnitt ist mit Sicherheit, dank des ÖPNV, der am dichtesten befahrenste der HSB, allerdings auch nur bis Ilfeld-Neanderklinik. Der Harz fängt aber hinter Ilfeld erst richtig an. Das beste Beispiel dafür ist eine Brockentour von Nordhausen aus. Mit dem Dampfzug N8920/29 (Abfahrt 10:16Uhr ist auch etwas sehr spät) hat man etwas mehr als eine Stunde Aufenthalt auf dem Brocken. Diesen Aufenthalt kann man zwar durch die Tw-Verbindung verlängern, allerdings bei schönen Wetter ist die Fahrt im überfüllten Tw auch kein Vergnügen. Für eine Brockenwanderung ist das Angebot der HSB von Nordhausen auch nicht gerade interessant. Wenn man vormittags mit dem N8902 in den Harz fährt und abends mit dem N8905 wieder zurück, hat man ab Schierke ca. 5 Stunden Zeit, um zum Gipfel und zurück zu wandern. Dies ist zuwenig und so zieht man es wieder vor, mit dem Auto zufahren. Genauso sieht es aus, wenn man Wanderung im Oberharz plant, es sitzt einem nur die Zeit im Nacken.

    Im Dezember 2012 waren mein Bruder und ich mit unserer H0m-Harzanlage zu Gast bei den Weihnachtsausstellungen des Nordhäuser Modellbahnvereins. An einem Ausstellungstag besuchte auch die Landrätin Birgit Keller die Ausstellung. Als sie bei uns an der Anlage stand, gab es ein interessantes Gespräch zwischen der Landrätin, Besuchern und uns, wo es um das Thema HSB ging. Dabei sagte die Frau Keller eben auch, dass sie einige Dinge nicht in Ordnung findet, wie das o.g. Beispiel mit dem Brocken. Auch gefällt ihr nicht, dass die meisten Angebote der HSB (Sonderzüge zum Brocken, Mephisto-Express und und und) immer nur von Wernigerode aus starten. Die Sonderzüge, die im Jahr von Nordhausen aus starten (incl. IG-Sonderzüge), kann man an einer Hand abzählen.
    Ich bin der Meinung, dass man vielleicht nur etwas Druck auf die HSB ausüben möchte, um auf den Südharz aufmerksam machen zuwollen.
    .....

    Michael89 hat es in seinem Posting auf den Punkt gebracht, es ist der Landrätin ein Dorn im Auge, dass der Betriebsmittelunkt der HSB Wernigerode ist und von dort aus die meisten Angebote gemacht werden, während der Südharz mit Dampfzug- und Sonderzugverkehr doch etwas zu kurz kommt und deshalb will man sicher etwas Druck auf die HSB ausüben. Ich kann mir um ehrlich zusagen nicht vorstellen, dass die nur aus Sparzwang den Geldhahn zudrehen wollen.

    Auch das Posting von User "Gulliver" im IG-Forum bringt in kurz und knapp die bittere Wahrheit rüber, vielleicht postet er dies hier auch noch.

    Grüße aus dem Südharz von dem, der froh ist, dieses Kleinod vor der Haustür zuhaben. :spos:

    Alle Angaben ohne Gewähr !!!

    Gruß aus Nordhausen von Marcus

  • Zitat

    Original von Südharzbahner
    Auch das Posting von User "Gulliver" im IG-Forum bringt in kurz und knapp die bittere Wahrheit rüber, vielleicht postet er dies hier auch noch.

    Kann ich gern tun:

    Zitat

    Im eigenen Hause sparen würde und müsste schon lange jedes gewinnorientierte Unternehmen. Das ist die HSB aber nicht und deshalb ist sie noch nicht auf die Idee gekommen ;) . Man streichelt stattdessen lieber die Politiker und ruft nach mehr Geld in der Hoffnung sich irgendwie noch lange über Wasser halten zu können. Ein im Gegenzug vom Verkehrsausschuß gefordertes Konzept mit Einsparvorschlägen scheint bis jetzt nicht da zu sein. Nun gibt es einen Schuss vor den Bug, irgendwie auch verständlich, wenn auch nicht mit dieser Argumentation. Es wäre mal an der HSB, das Ruder wieder zu übernehmen. Wahrscheinlich wird aber am Ende sowieso am falschen Ende gespart und das Problem damit langfristig nur noch größer.

    Allerdings ist das eine zu kurze Aussage. Das Dilemma der HSB ist größer als nach außen bekannt. Die Landrätin Keller formuliert das in der TA politisch korrekt so: "Seit September laufen Gespräche mit der HSB und den Ländern Thüringen und Sachsen-Anhalt dazu, die aber aus unserer Sicht keine zufrieden stellenden Ergebnisse brachten. Uns ist natürlich bewusst, dass die HSB als Gesellschaft vom Solidargedanken getragen wird. (Anm.: ...auf dem sie sich bisher ausruht) Aber gerade angesichts der angespannten Haushaltssituation des Landkreises Nordhausen sehe ich es als meine Pflicht als Landrätin, auf diese Risiken für unsere Region ganz transparent und öffentlich hinzuweisen. Das finanzielle Delta der Gesellschaft wird größer werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Gehaltsdiskussion in der HSB und die Warnung der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, die HSB sei deutlich unterfinanziert. Mit dem Bau der Gläsernen Werkstatt wird sich der Druck auf die Finanzsituation noch verstärken."

    Eigentlich gibt es langfristig nur eine Lösung. Der angesprochene Solidargedanke muß wieder gestärkt werden, so daß alle Gesellschafter das Kulturgut HSB fördern wollen. Im Gegenzug muß die HSB wirtschaftlicher und von innen attraktiver werden. Wer versteht für 32 Euro, daß Probleme verschleiert werden, die Fahrkartenausgaben nicht oder zu spät über Verspätungen informiert sind, daß im rappelvollen Zug die Sitze im Packwagen als Zugführerloge abgeschlossen sind (Zugführerabteil gibt es extra), daß Angestelle unfreundlich und unmotiviert sind, daß ein spezieller Buffetwagen mit lächerlichem Imbissangebot mitgeführt wird, daß nie irgendwer zuständig ist und daß Beschwerden nicht beantwortet werden? Solche Beispiele sind von Fahrgästen ständig zu hören.

    Absurd ist aber der Wunsch nach einer Werkstatt in Nordhausen: "Ich hätte mir vorstellen können, so ein Projekt - wenn überhaupt - in Nordhausen zu planen, auch um sich einem Gleichgewicht zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen wieder anzunähern und die Wertschöpfung für den Freistaat zu erhöhen. Dadurch könnte die HSB auch eine stärkere touristische Attraktivität für uns hier in Thüringen entfalten als dies bislang geschieht." Aktuell geht es also um die Angst, zu kurz zu kommen. Was man nicht begreifen will, ist die Alternativlosigkeit:

    Fall 1, Werkstatt in Wernigerode: Die ohnehin dorthin strömenden Touristen haben zusammen mit Brückencafé und evtl. Erlebniswelt eine richtig große neue Attraktion. Die HSB profitiert stark. In Nordhausen bleibt alles gleich. Meiningen macht zu.

    Fall 2, Werkstatt in Nordhausen: Fördermittel in den Sand gesetzt, Kosten durch HSB-Umstrukturierung, hohe laufende Kosten. Die erhofften Touristenmassen bleiben aus. Mehr Schaden für alle als Nutzen. Meiningen macht zu.

    Fall 3, keine neue Werkstatt: In Nordhausen bleibt alles gleich, in Wernigerode dann auch. Fördermittel für nichts gibt es nicht. Potential für die HSB verschenkt. Meiningen lebt ein paar Jahre länger, macht am Ende aber trotzdem zu.

    Einmal editiert, zuletzt von Gulliver (16. April 2013 um 16:09)