Mit der Schweriner 91 134 auf Tour durch Mecklenburg

  • Hallo Eisenbahnfreunde,

    heute mal was normalspuriges. Um die kleine 1'C Tenderlok 91 134 soll es sich im folgenden Beitrag drehen.

    Die 91 134 wurde 1898 von der Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft Grafenstaden gebaut. Sie ist eine pr. T9.2 und war für den Güterverkehr auf Nebenbahnen gebaut. Die spätere 91 134 gelangte um 1925 in Besitz der DRG und wurde dort als 91 048 geführt. Ein Großteil ihrer Schwestermaschinen wurden schon früh abgestellt und gingen den Weg des alten Eisens. Die 91 048 wurde aber an die Braunschweigische Landeseisenbahn verkauft. Was sicher schon damals zum Überleben beitrug. Dort fuhr sie als Lok 41. Mit Übernahme der Landesbahn durch die Deutsche Reichsbahn 1939 kam die 91 048 wieder in die "Reichsbahnhände". Zur dieser Zeit erhielt sie auch ihre heutige Nummer 91 134.

    Nach 1945 war sie in Brandenburg und Mecklenburg eingesetzt. So rangierte die 91 134 u.a. in Schwerin. Als letzte T9.2 wurde sie 1966 in Rostock z-gestellt. Nach einer optischen Aufarbeitung im Jahre 1977 begann 1987 die betriebsfähige Aufrbeitung. Dabei wurden viele Teile neu angefertigt oder grundlegend aufgearbeitet. So konnte die 91 134 ab 1991 wieder durch Mecklenburg dampfen.

    Neben Einsätzen in und um Schwerin, kam die kleine Tenderlok auch immer wieder außerhalb ihrer Heimat zum Einsatz. Neben Ausflüge nach Putbus, Bad Doberan oder Röbel gab es auch Plandampf wurde mit der alten Dame. Unter anderem 1994 in der Altmark. Anfang der 90er Jahre kam es dann sogar zu einem Treffen mit einer T9.1. Aus dieser Baureihe ist die T9.2 mit einigen konstruktiven Veränderungen hervorgegangen.

    Allerdings sollte die Dampflokherrlichkeit 1999 ein Ende finden. So gab es lange Zeit keine betriebsfähige normalspurige Dampflok im Mecklenburg-Vorpommern. Im Zusammenhang mit der Bundesgartenschau 2009 in Schwerin und der damit verbundenen finanziellen Unterstützung wurde eine erneute HU der Lok möglich. So war sie während der BUGA von Schwerin aus mit Sonderzügen zu den BUGA-Außenstandorten Ludwigslust, Parchim und Rehna unterwegs.

    Nun sollen ein paar Bilder von Sonderfahrten nach Ludwigslust und Zarrentin sowie aus dem Bw Schwerin folgen.

    Bevor wir uns der 91 widmen, sollen noch einige der anderen Fahrzeuge der MEF Schwerin gezeigt werden.


    Der einstige Präsidententriebwagen des Bw Stralsund hat in Schwerin eine neue Heimat gefunden. Dieses Fahrzeug wurde ja erst vor kurzer Zeit in folgenden Beitrag vorgestellt:Abschied von der Südbahn, die allerletzte Fahrt. Leider erlitt der VT auf einer Sonderfahrt von Teterow nach Gnoin einen schweren Schaden. Es war wiederum die letzte Fahrt auf der Strecke und leider auch für den Triebwagen.



    Vor dem zerfallenen Schweriner Ringlokschuppen präsentieren sich zwei weitere Dampfloks der MEF Schwerin. 64 007 und 89 008. Beide sind neben der 03 1090
    zwei weitere Ausstellungsstücke der Eisenbahnfreunde.



    Eine alte bekannte für Dampfachim, 03 1090. Sie ging mit den anderen Stralsunder Museumsfahrzeugen nach Räumung der dortigen Bw-Anlagen nach Schwerin. Darunter waren der oben gezeigte Triebwagen und eine Dampfschneeschleuder.


    Nun aber zur 91 134.


    Bei ihrer ersten Ausfahrt nach der Wiederinbetriebnahme in Richtung Ludwigslust mussten im Abzweigbahnhof Holthusen mehrere Überholung abgewartet werden. Erstaunlicher weise „durfte“ die 91 auf dem durchgehenden Hauptgleis warten und alle durchfahrenden Züge mussten auf die Seite.



    91 134 macht sich auf den Weg zum Zug. In der Halle im Hintergrund sind ein großer Teil der Fahrzeuge abgestellt. 362 900 ist die Schweriner Bahnhofslok.



    Bei der morgendlichen Abfahrt in Schwerin wird der gesamte Hauptbahnhof unserer Landeshauptstadt im Dampf eingehüllt.



    Standortwechsel nach Hagenow. Bei schlechten Wetter ist die 91 mit ihren schönen Zug in Hagenow angekommen. Am Hausbahnsteig wartet ein RS 1 der ODEG auf die Ausfahrt um nach Neustrelitz aufzubrechen.



    “Herzlich Willkommen in Zarrentin!“ So verkündet die Fahne am EG. Beim Betrachten der Bahnanlagen könnte man meinen, das noch täglich Züge hierher fahren. Dem ist leider nicht so. Wenn nicht grade mal die 91 vorbeikommt, ist in Zarrentin nichts los.



    Wieder in Hagenow. Während der Rostocker 628 657 nach Schwerin Hbf ausfährt, wartet die 91 auf dem Wasserkran in Form eines Schlauches.



    Die 91 hat sich ans andere Zugende aufgemacht und wird in Kürze von Hagenow nach Zarrentin fahren.


    In Zarrentin ging es früher noch über Hollenbeck weiter nach Ratzeburg. Allerdings wurden Reparationsleistungen und die deutsche Teilung der Strecke zum Verhängnis. Hier steht die Lok am Streckenende.



    Nach Auffrischen der Kohle- und Wasservorräte hat sich die 91 wieder an den Zug gesetzt und heizt die Wagen schon mal vor. Was den vom Regen durchnässten Eisenbahnfreund sicher nicht ungelegen kommt ;)



    Ein einsamer Reichsbahner wartet am Bahnsteig in Zarrentin auf die Abfahrt...



    In Wittenburg präsentiert sich die Bahnwelt noch von der klassischen Seite. Hier werden sogar in unregelmäßigen Abständen Güterzüge be- und entladen. Die 91 war hier aber das erste mal als Museumslok zu Gast.


    Bevor es in Hagenow wieder auf die Hauptstrecke geht, werden nochmals die Vorräte ergänzt um die letzte Etappe nach Schwerin in Angriff zu nehmen.

    So das war mein kleiner Ausflug mit der 91. Ich kann nur jedem Empfehlen, wer die Möglichkeit hat, sollte mal mit den Zweiachsern mitfahren. Auch ein Besuch des Museums kann ich nur Empfehlen.

    Schöne Grüße
    Tobias

    3 Mal editiert, zuletzt von Nicki+Frank S (18. Oktober 2009 um 12:27)

  • Hallo Tobias,

    vielen Dank für diese wundervollen Aufnahmen aus Mecklenburg!
    In den Genuss der Fahrzeugausstellung konnte ich leider am (noch nicht verregneten!) Morgen vor der Zarrentin-Fahrt nicht kommen, ich konnte die guten Stücke nur durch die Schuppentore der Werkstatt (?) erahnen.
    Und die Aufnahmen mit dem in Dampf gehüllten Zug sind natürlich fantastisch. So besch***en das Wetter auch war, der Dampfentwicklung kam es zugute.

    Viele Grüße,
    Hendrik (der gerne an die dampfbeheizten Wagen mit beschlagenen Scheiben zurückdenkt! ;) )

  • Hallo Tobias,

    wie gern wäre ich dabei gewesen und hätte 03 1090 noch einmal gestreichelt.
    Vielen Dank für die tollen Fotos. Zumindest im Schweriner Raum ging das Wetter ja wohl noch.

    Aber Dienst ist Dienst.

    Kurze Korrektur. 91 134 ist 1991 betriebsfähig geworden, genau gesagt HU 9.4.91.
    Sonst hätte sie auch nicht bis April 1999 fahren dürfen.

    91 134 am 4.4.1999, einen Tag vor ihren Abschiedsfahrten, in Röbel ( Müritz ).

    Foto: Achim Rickelt


    Die Schneeschleuder ist wohl nicht die Stralsunder. Die war zur Einrichtung des Museums in Schwerin schon lange weg. Wo soll sie sich so lange rumgetrieben haben?
    Mit 03 1090 sind nach Schwerin transportiert worden: VT 137 099 + VB 147 052, 211 049 ( jetzt TEV Weimar ) und 120 198, wenn ich mich nicht irre.
    Die 120 ist aber auch nicht mehr in Schwerin.

    Irgendwo müsste ich noch Fotos von der Überführungsfuhre haben, die mein Freund Andreas aufgenommen hat.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Zusammen,

    Zitat

    dampfachim
    wie gern wäre ich dabei gewesen und hätte 03 1090 noch einmal gestreichelt. Vielen Dank für die tollen Fotos. Zumindest im Schweriner Raum ging das Wetter ja wohl noch.

    Da muss ich Dich enttäuschen. Die Bilder aus dem Bw-Bereich sind allesamt am 27.09.2009 entstanden. Am letzten Septemberwochende veranstalten die MEF Schwerin ihre alljährlichen Modellbahntage. Die Modellbahnanlagen stehen dann in der großen Fahrzeughalle, so müssen die eigentlichen "Bewohner" raus ins Freie. Das Wetter war an diesem Wochenende besser. Am Tag der Zarrentin-Ausfahrt war die 03 trocken untergestellt.

    Die 91 in Röbel! Das wird es wohl so schnell nicht mehr geben. Die zahlreich abgestellten Fahrzeuge verfallen immer mehr und die Strecke von Ganzlin nach Röbel ist gesperrt. Zumindest die Vorderfront des Lokschuppen ist wieder ganz.

    Wann verließ denn die Schneeschleuder die Hansestadt? Und wo ging sie hin, wenn nicht nach Schwerin?

    Schöne Grüße
    Tobias

  • Hallo Tobias,

    wann die Schneeschleuder Stralsund verlassen hat und wohin, kann ich gar nicht sagen. Ich denke, sie ging in den Schrott.

    Als die Schleuder in Prora auftauchte, dachte ich schon, sie wäre es, aber die hat eine ganz andere Bauart.
    Hast Du Fotos von dem Schweriner Exemplar? Ich hab sie 2002 nicht weiter beachtet.

    Übrigens war die Stralsunder Schneeschleuder gelb, aber das hat ja nichts zu bedeuten.
    Am Tender hing zuerst noch ein Schild mit der Nummer 52 16, was auch immer das zu bedeuten hatte. Das Schild ist dann von einem Sammler weggefunden worden. Auch einige unserer organisierten Ölkannen hatten diese Nummer. Wir haben die Schleuder ganz schön geplündert und unsere 03 damit ausgerüstet. Wasserstandsarmaturen, Gläser, Waschlukenabdeckungen, die Pfeife und diverse Kleinteile, sogar eine Strahlpumpe wechselten einige Meter weiter auf die 03. Die Pumpe haben wir dann doch nicht angebaut und die zerfrorene drangelassen. Die Arbeit war uns zu groß.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Tobias,

    hab da gestern mal etwas gegoogelt.
    Die Schweriner Schleuder scheint baugleich mit der Stralsunder Schleuder zu sein. Leider finde ich im Netz keinen Lebenslauf dieser Schleuder.
    Die auf der HP der Mecklenburger Eisenbahnfreunde angegebene Nummer hat nun gar nichts mit 52 16 zu tun.

    Aber da steht auch auf verschiedenen HP, dass Henschel 1941 oder so eine Serie von immerhin 25 solcher Schneeschleudern gebaut hat, von denen noch 5 leben sollen.

    Die Stralsunder Schneeschleuder ist schon Anfang der 90er dort verschwunden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man sie damals nach Schwerin gebracht hat.
    Da kann eigentlich nur ein Schweriner helfen.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Leute,

    wenn man es nicht erwartet, wird einem geholfen.

    Ich habe heute eine Mail von Heinz Nagel aus Schwerin bekommen. Er ist wohl einer der bekanntesten Protagonisten der Mecklenburgischen Eisenbahnfreunde aus Schwerin.

    Er hat mir einen Text zur Schweriner Dampfschneeschleuder gemailt, den ich Euch hier zugänglich machen darf. Vielen Dank dafür.

    Also, ich kopiere den Text mal ganz einfach und unverändert hier hinein.


    Dampfschneeschleuder Bauart Henschel

    Im Jahre 1941 erhielt die Firma Henschel in Kassel den Auftrag zum Bau von Dampfschneeschleudern für die Deutsche Reichs-bahn. Man griff auf eine eigene Konstruktion aus dem Jahre 1932 zurück. Geringfügig modifiziert entstanden bis 1944, hauptsächlich durch ausländische Subunternehmen, 25 Schleu-dern. Das Grundprinzip dieser Maschinen beruht auf einer Erfindung der Gebrüder Leslie aus Kanada aus dem Jahre 1884, die unter dem Namen „Rotary“ patentiert ist.

    Das hier ausgestellte Exponat entstand 1941 nominell bei Henschel in Kassel und erhielt nacheinander folgende Bahn-dienstwagennummern: 701 680, 736 003, 78-32-03, 79-33-11, 30 50 949 3103-0, 30 50 979 3101-1 und 80 50 979 8209-6. Als Stationierungen sind nachgewiesen: 01.02.1947 – 22.01.1948 Bw Angermünde, 18.02.1948 – 31.10.1970 Bw Annaburg-Buch-holz, 01.11.1970 – 25.10.1982 Bw Karl-Marx-Stadt und 26.10.1982 – 25.09.1986 Bw Güstrow. Über den Einsatz vor 1947 ist nichts bekannt.

    Die Stationierung in Güstrow basierte auf Erfahrungen des Schneewinters 1978/79 im Norden des Landes. Buchmäßig führte man die Schleuder im Oberbauwerk Bützow als Grund-mittel. Dort war sie auch oft abgestellt. Nach der Außerdienst-stellung gelangte, die auch als SSH 81 bezeichnete Maschine, auf ein zur Traditionspflege extra gebautes Gleis des Bahnhofes Teterow. Eisenbahnfreunde der dortigen Modellbahngruppe res-taurierten und pflegten das Ausstellungsstück.

    Als sich nach der Wende 1989 das Teterower Projekt zerschlug, verfügte man die SSH 81 zunächst nach Hagenow-Land und dann in den Seehafen Rostock. Unbefugten gelang es mit einer Diesellok eines Privatunternehmens und Rostocker Unterstützung die Schleuder zusammen mit drei historischen Dieselloks in das 600 km entfernte Sauerland zu bringen.

    Das DB-Museum Nürnberg – inzwischen Verwalter historischer Fahrzeuge – wies im Dezember 2001 an, die Fahrzeuge nach Schwerin zu überführen. Als sich der Aufbau eines Stützpunktes des DB-Museums in Schwerin nicht verwirklichen ließ, bekam der Verein „Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin“ e.V. einen Leihvertrag für die Dampfschneeschleuder.

    Die museale Aufarbeitung der SSH 81, sowie die Beschaffung und der Einbau fehlender Teile sind vorgesehen.

    Damit ist die Frage beantwortet, ob es sich um die Stralsunder Schneeschleuder handelt.


    Viele Grüße

    Dampfachim