Guten Abend,
heute möchte ich euch wieder einmal einen kleinen Bildbericht aus Wales zeigen. Anfang September fand bei der Welsh Highland Railway (WHR) unter dem Motto „WHR Great and Small“ ein großes Eisenbahnfest statt. Neben den berühmten Garratt-Lokomotiven kamen auch die beiden Loks „Prince“ und „Palmerstone“ der Ffestiniog Railway (FR) mit historischen Originalwagen von dieser Bahn zum Einsatz. Im Bahnhof Dinas wurden zum einen weitere Lokomotiven ausgestellt und Führerstandsmitfahrten angeboten, zum anderen waren dort die ausgestellten Modelleisenbahnanlagen, welche auf verschiedene Weise einen direkten oder indirekten Bezug zur WHR bzw. FR hatten, sehr sehenswert. Dabei bot sich die Möglichkeit die Garratts der Baureihe NGG 16 in drei Größen zu bestaunen: H0e (in GB wird dieser Maßstab glaube ich als Spur 009 bezeichnet), für die Gartenbahn und natürlich im Original.
Los ging es am Freitag. Der erste Planzug wurde ab Dinas als Leerzug bis Caernarfon und dann über die Berge nach Porthmadog mit der No. 143 bespannt, während die berühmte K1 Vorspanndienst leistete. Damit war die erste jemals gebaute Garratt zusammen mit der letzten von Beyer, Peacock & Co gebauten Garratt gemeinsam unterwegs. Kurz nachdem die Lok No. 143 ausgeliefert wurde, musste das traditionsreiche Werk in Manchester, welches zwar nicht das einzige Herstellerwerk von Garratt-Lokomotiven gewesen ist, dessen Namen aber doch untrennbar mit dieser Lokbauart verbunden ist, schließen.
Hier im ersten Bild sind die Beiden bergwärts unterwegs zwischen Caernarfon und Dinas …
… während sie im zweiten Bild schon einiges an Höhenmetern überwunden haben und mitten im Snowdonia Nationalpark zwischen Waunfawr und Rhyd Ddu abgelichtet werden konnten.
In Rhyd Ddu wartet die 1891 von Hunslet Engine Co. gebaute Lok „Lilla“ auf die Zugkreuzung mit dem Planzug. Sie ist auf Überführungsfahrt von Boston Lodge nach Dinas um am Wochenende ebenfalls an dem Fest teilzunehmen.
Bereits hinter Rhyd Ddu liegt bei Pitt`s Head der Scheitelpunkt der WHR, den die K1 und die No. 143 vor wenigen Sekunden passiert haben und nun bereits talwärts in Richtung Beddgelert rollen.
In Beddgelert wird mit dem fahrplanmäßigen Gegenzug gekreuzt, der mit der Lok No. 138 bespannt ist und hier gerade den Bahnhof verlassen hat.
Hier habe ich die Verfolgung erst einmal abgebrochen und mich anderen Touristenattraktionen zugewandt. Rechtzeitig zum nächsten Programmhighlight ging es aber wieder zurück zum Bahnhof. Die dunkelblaue No. 87 bespannte einen „Mixed Train“ bestehend aus Begleiterwagen, einem Reisezugwagen sowie originalen Güterwagen der South African Railway. Hier verlässt der Zug gerade den Bahnhof Beddgelert …
… und überquert kurz vor dem Bahnhof Pont Croesor den Aberglaslyn.
In Pont Croesor musste der Gegenzug abgewartet werden, bei dem es sich wieder um den mit der K1 und der No. 143 bespannten Umlauf handelte, hier kurz hinter der Ausfahrt aus dem Bahnhof.
In Porthmadog war etwas Zeit für die No. 87 zum Wassernehmen und Umsetzen vorgesehen. Zeit um auch meine eigenen Vorräte im Supermarkt zu ergänzen. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch herausgefunden, dass nicht alle Parkplätze vor Einkaufsmärkten auch kostenfrei sind und hoffe bis heute noch, dass da nichts kommt. Rechtzeitig zur Abfahrt hatte ich dann aber wieder einen kostenfreien und sogar legalen Stellplatz für meinen Mietwagen gefunden und so konnte ich den Mixed-Train beim Passieren der letzten Straßen von Porthmadog auf dem Rückweg nach Caernarfon aufnehmen.
Wenig später folgt dann wieder der Aufstieg über den Aberglaslyn Pass.
Am Abend wurden dann zu Livemusik und walisischem Essen auch gleich noch die ausgestellten Modellbahnanlagen angeschaut. Bemerkenswert ist dabei das Motiv, welches den heutigen GmP in den 180-Grad-Kurven hinter Beddgelert zeigt. Einziger auf den ersten Blick sichtbarer Unterschied: Die Zuglok hat inzwischen im Original ihren grauen Lack gegen ein elegantes Blau eingetauscht.
Interessant auch dieser zukunftsweisende Test mit alternativen Antriebsformen für Schienenfahrzeuge. Die Vorräte werden übrigens im Tender auch gleich mitgeführt.
Und am Caernarfon Castle endet dann dieser Tag zur Geisterstunde.
Am nächsten Morgen zogen Regenwolken über dem Snowdonia Nationalpark auf, und abgesehen von einigen Auflockerungen zeigte sich das Wetter eher walestypisch. Das und die Tatsache, dass es für Samstag und Sonntag eine spezielle Wochendendfahrkarte gab, mit der man alle Züge beliebig oft nutzen konnte, haben mich dann veranlasst nicht ganz so viele Fotos zu schießen und mir alles aus den gemütlichen Wagen heraus anzusehen.
Ein paar Bilder von den Highlights dieser beiden Tage sind dann aber doch entstanden. So bespannte die Lok „Prince“ einen Pendelzug aus historischen FR-Wagen und war zwischen Caernarfon, Dinas und Waunfawr unterwegs. Zeitweise wurde sie von der Gastlok „Harrogate“ unterstützt und so rangieren hier beide Loks bei ein wenig Sonne in Caernarfon um Wasser zu fassen und umzusetzen.
Außerdem pendelte die K1 an diesem Tag mit einem Fotogüterzug zwischen Caernarfon und Rhyd Ddu. Hier wartet sie im Bahnhof von Dinas eine Zugkreuzung ab. Dinas war einstmals Ausgangsbahnhof der alten WHR. Der Abschnitt Caernarfon - Dinas war früher normalspurig ausgeführt und ist erst im Zuge des Wiederaufbaues in der Neuzeit zur Schmalspurstrecke geworden. Der alte Bahnhofszustand um 1930 war ebenfalls Thema einer der ausgestellten Modellbahnanlagen.
Am Sonntag wurde der planmäßige Vormittagspersonenzug von Caernarfon nach Porthmadog mit zwei der großen NGG 16 bespannt. Hier sind die No. 138 und No. 143 zwischen Waunfawr und Rhyd Ddu unterwegs …
… und haben hier gerade wieder die bereits bekannte Fotostelle kurz hinter dem Scheitelpunkt bei Rhyd Ddu erreicht.
Dem Zug folgt die K1 mit dem Fotogüterzug, hier zwischen Waunfwar und Rhyd Ddu kurz hinter dem Haltepunkt Snowdon Ranger. Der Zug fuhr bis Pont Crosoer. Von hier an ging es für die K1 alleine weiter nach Porthmadog, um am Nachmittag der No. 87 Vorspann zu leisten. Die 10 Wagen des Güterzuges wurden in Pont Crosoer dem Mittagspersonenzug beigestellt, so dass dieser dann mit 20 (!) Wagen und den beiden Loks No. 138 und No. 143 die 1:40-Steigung überwinden musste. Ein Klangerlebnis erster Klasse. Nur Fotos habe ich davon leider keine gemacht. Man hat aber in den Kurven sowieso meistens nie den ganzen Zug gesehen.
Soweit meine kleine Bilderreise zu einem herrlichen Wochenende auf der WHR und zu den wohl ungewöhnlichsten Dampflokomotiven auf Europas Schienen.
Viele Grüße