Hallo Freunde der kleinen Bahnen,
ich bin jetzt auch auf die schmale Spur in H0e gekommen. Dieser Entschluss kam nach meinem letzten Urlaub in Osteuropa.
In Litauen hatte ich schon mehrmals die verbliebenen Reste derer Schmulspurstrecken besucht.
Bei der letzten Reise konnte ich nun noch ein Geschichtsbuch zu den litauischen Schmalspurbahnen käuflich erwerben und war über deren Ausmaße und fortschrittlicher Technik sehr erstaunt.
Die erste litauische Schmalspurbahn wurde 1894 zwischen Svencioneliu und Pastoviu mit einer Länge von 71 km mit einer Spurweite von 750 mm in Betrieb genommen. Im ersten Weltkrieg wurden durch deutsche Feldeisenbahner zahlreiche 600mm-Bahnen errichtet. Nach Ende des ersten Weltkrieg wurde Litauen unabhängig von Russland und bekam vom Völkerbund das Memelgebiet zugesprochen. Dort existierten eine 1000mm Bahn (Memel) und eine 750mm Bahn. Die von den deutschen Feldeisenbahnern errichteten 600mm-Strecken wurden dann schrittweise auf 750mm umgespurt und für Geschwindigkeiten bis 75 km/h ertüchtigt. Bis 1940, als Litauen von der Sowjetunion besetzt wurde, entwickelte sich ein modernes 750mm-Netz mit einer Gesamtlänge von 467 km, einige Strecken sogar zweigleisig. Zusätzlich existierten noch 183 km in 600mm Spurweite.
Für die 600mm-Strecken wurden B-Kuppler (T2, 1923) und C-Kuppler mit zweiachsigem Tender (T3, 1923) zu den bereits vorhandenen D-gekuppelten Brigadeloks deutscher Herkunft beschafft.
Für das 750mm-Netz wurden bei Skoda D-Kuppler mit vierachsigem Tender (T4, 1934), E-Kuppler mit vierachsigem Tender (P5, 1934, 40 km/h) und 1-4-1 Kuppler mit vierachsigem Tender (P4, 1934, 60 km/h) beschafft. Die P4 wurden auf den langen Strecken vor Personenzügen eingesetzt. Für Strecken mit schwächerem Passagieraufkommen wurden 1935 4 Dieseltriebwagen mit Bei- und Steuerwagen beschafft. Diese dreiteiligen Garnituren durften mit Steuerwagen voran noch 36 km/h fahren. Hergestellt wurden sie in Kaunas (damals Hauptstadt Litauens).
Während der deutschen Besetzung Litauens von 1941 bis 1944 erhielten alle wichtigen Strecken Formsignale deutscher Bauart.
Von 1945 bis 1990 war Litauen dann sowjetisch besetzt. In dieser Zeit wurden wiederum von Skoda D-Kuppler (Kp4, 1948) für alle 3 baltischen Staaten beschafft. Ab 1953 wurden die 750mm-Strecken dann mit den heute noch im Einsatz befindlichen Ty2-Dieselloks verdieselt.
Güterwagen wurden für die 750mm- Strecken vor 1940 größtenteils aus Russland und Deutschland bezogen, nach 1945 dann aus sowjetischer Produktion. Es gibt fast alle Bauarten, welche es auch auf Regelspurbahnen gibt. Vierachsige Wagen sind die Regel, Zweiachser habe ich nur als Schrott in Panavezys gesehen.
Für die 600mm-Bahnen gab es dagegen häufige zweiachsige Wagen, die Vielfalt der Bauarten war dort nicht so groß (in der Hauptsache O- und G-Wagen).
Bei den Reisezugwagen der 750mm-Strecken habe ich bisher nur eine Vorkriegsbauart gefunden. Es sind vierachsige Wagen, welche große Ähnlichkeit mit den Hechtwagen der DRG haben. Ab den 50er Jahren kamen dann die Reisezugwagen sowjetischer Bauart mit ihren gesickten Wänden dazu. Reisezugwagen mit offenen Bühnen wie in Deutschland habe ich bisher nicht ausfindig machen können.
Für den heutigen Museumsbetrieb mit Kp4-Lokomotiven gibt es neuerdings auch Reisezugwagen mit offenen Seitenwänden (ähnlich den sächsischen "Caprios" nur mit aufgeständerten Dach).
Die 600mm-Bahnen hatten kleine vierachsige Reisezugwagen in Holzbauart.
Da Litauen keine Kohlevorkommen hat, wurden die Dampflokomotiven mit Holz befeuert. Dürfte auch der Grund für die Beschaffung von Schlepptenderlokomotiven gewesen sein, denn die Tender waren zum Teil recht lang.
Ich möchte mir nun eine kleine H0e-Anlage nach litauischen Motiven mit litauischen Rollmaterial bauen. In Litauen "spielt" natürlich niemand mit Modellbahnen, also gibt es auch keine Moba-Industrie, welche da vielleicht Modelle herstellen würde. Also, alles selbst bauen.
Ehe ich nun mit dem Anlagenbau beginne, müssen erst einmal paar Fahrzeuge und Gebäude her.
Als erste Lok entstand eine T2, die aber von mir auf 750 mm umgespurt wurde.
Als weitere Lok für den Güterverkehr die Kp4.
Der VT, hier noch mit unfertigem Beiwagen.
Eine kleine Motordraisine für Kleinreparaturen ist auch bereits vorhanden.
Der erste G-Wagen ist auch bereits vorhanden, sowie ein...
...langer Kesselwagen.
Im Bau ist ein Wasserturm und ein Schneepflug. Wenn diese beiden Sachen fertig sind, werden dann der Steuerwagen für den Triebwagen und ein erster Personenwagen gebaut.
Soweit ist momentan mein H0e-Projekt fortgeschritten.
Mit freundlichen Grüßen
Roland