Dampflokfrage zu Schmal- und Normalspur

  • Hallo,
    in den letzten Tagen hatte ich ein "Problem" mit einem Seitenzugregler für ein Modell. Mich interessiert die Technik und die Funktionsweise und so wurde doch eineige Leute wie Achim und Freunde aus dem Modellbahnclub "beschäftigt".
    Einer meiner Modellbahnfreunde ist auf eine Seite gestoßen, auf der ein Lokführer aus seinem Betriebsdienst schreibt.
    So beschreibt er, dass er beim Abfahren den Regler geöffnet hat, aber nichts passierte. Es war der unwahrscheinliche Fall eines Bolzenbruches eingetreten. Die Bewegung der Stange wurde nicht zum Regler weitergegeben. Es gibt ja wohl nichts, was es nicht gibt.
    Gut, in diesem Fall kein großes Problem, der Zug fuhr eben einfach nicht los.

    Jetzt meine Gedanken. Die Dampflok ist voll am werkeln. Volle Pulle Dampf, der Lokführer schließt den Regler und aus irgend einem Grund klappt das nicht. Was weiß ich, irgend ein Defekt.
    Wie hät man den Zug an, Handbremse geht ja nicht?
    Irgendwelche Zylinderventile öffnen?
    cu
    Hans-Jürgen

  • Moin Hans Jürgen

    In solch einem Fall wird mit der Steuerung gefahren, dazu ist die Steuerung soweit wie möglich einzuziehen und der Zug wird dann mittels der Zug / Lokbremse bis zum Stillstand abgebremst.
    Das kannst Du Dir so vorstellen als wenn Du beim Auto die Gänge soweit wie möglich herunterschaltest und gleichzeitig bremst.
    Im äußersten Notfall ist die " Handbremse " einzusetzen.
    Aber Achim oder ein anderer erfahrener Lokführer wird das nun bestimmt besser erklären können ...

    Pfiffchen
    René

    Einmal editiert, zuletzt von gruener (15. Januar 2014 um 10:54)

  • Hallo René, Hallo Hans-Jürgen,

    dabei darf man das wichtigste nicht vergessen. Die Zylinderentwässerungsventile sind zu öffnen, damit man möglichst viel Druck in der Dampfmaschine abbaut.

    Also die Handlungsweise noch mal zum Mitschreiben.

    Regler geht nicht zu schließen, aber man muss anhalten. 1. Steuerung auf Mitte legen
    2. Zylinderentwässerung öffnen
    3. bremsen

    Das kann passieren und dafür gibt es verschiedene Ursachen. Ich zähl mal welche auf.

    1. Fremdkörper auf dem Ventilsitz > Regler schließt nicht vollständig
    2. Gestängebolzen verloren oder abgeschert (Splinte im inneren Reglergestänge werden extra aus Messing hergestellt, damit sie nicht durchrosten)
    3. Reglerrohr oder Reglerknierohr beschädigt, Dampf strömt ungehindert über das Rohr ein. Der eigentliche Regler ist in Ordnung.
    4. Wasser wurde übergerissen und hindert einerseits den Regler am Schließen, andererseits verdampft es unkontrolliert in den Überhitzern. Die Lok ist nicht kontrollierbar.

    Das ist natürlich nur auf die Schnelle eine kurze Übersicht der Möglichkeiten. Aber das kann passieren.
    Ich erinnere mich an einen Fall mit 99 4632. Im Sommer 1990 machte sich eine kleine Undichtigkeit am Regler bemerkbar. Da die Lok nur selten und nur für Sonderzüge benutzt wurde und ohnehin bald Fristablauf hatte, hat das keiner weiter beachtet. Als die Lok nun einmal wieder unterwegs war, passierte es. Wasserschlag!!! Größere Mengen Kesselwasser waren in die Zylinder gelangt und blockierten den Lauf der Kolben.
    Das Fahrwerk blockierte. Zum Glück wurden weder Stangen, noch irgend welche anderen Trieb- oder Laufwerksteile beschädigt. Es entstand "nur" eine Flachstelle durch das Rutschen der Radsätze.

    Was war passiert? Das Reglerrohr hatte einen älteren Riss, der eben nicht beachtet wurde. Unter dem Druck des von außen auf ihm lastenden Kesseldrucks riss dieser Riss nun plötzlich auf. Das Rohr wurde quasi zusammengequetscht und durch das große Loch konnte Wasser aus dem Kessel in die Dampfmaschine gelangen.


    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Das der Regler nicht ganz schließt kommt ja öfter vor, besonders gern nach dem Auswaschen, wenn man wieder irgendwas im Kessel vergessen hat...

    Das das Reglergestänge bricht ist mir noch nicht vorgekommen, wohl aber das die Steuerung ihren Dienst versagt und ich die Steuerung vorlege und mich wundere warum das jetzt so leicht geht. Als ich dann das Handrad zu mir abziehen kann, war mir klar was passiert ist. Sonderaustattung mit verstellbarem Lenkrad würde man jetzt sagen.

    Grüße aus dem Bremer Exil

    Jan

  • Hallo,

    ich hatte bisher nur den Fall eines ausgeschlagenen Reglergestänges, weshalb der Regler nicht mehr ganz geschlossen hat. Wir sind jedoch noch problemlos bis zu unserem Zielbahnhof gekommen.
    Beim Schließen des Reglers ist jedoch bei undichtem Regler mit dem Druckausgleich anders zu verfahren.

    VG, Fritz.

  • Hallo Brennerbahn,
    ich möchte nicht wissen, wie Dein Gesichtsausdruck war, als Du den Steuerungsfehler bemerkt hat...
    Danke allen für die Antwort.
    Bremst in solchem Schockfall das Lokpersonal eigentlich mit, in dem es den Fuß raushält [schnell wegduck]
    cu
    Hans-Jürgen

  • Hallo Hans-Jürgen,

    richtiges Lokpersonal steht nicht unter Schock, sondern handelt umsichtig und professionell.

    Reglerundichtigkeiten ohne besonders riskante Folgen sind gar nicht so selten. Aber das ist ja nicht besonders spannend.
    Kitzlige Situationen sind sehr selten, aber eben nicht auszuschließen.


    Viele Grüße

    Dampfachim