Schmalspurbahnen in Osteuropa 2013, Teil 6 Vychylovka

  • Bisheriges Inhaltsverzeichnis:

    1. Besuch in Hotzenplotz
    2. U34 "Joy" in Cierny Balog
    3. "Smoschewer" in Cierny Balog
    4. Museumsfahrzeuge in Vrutky
    5. Gontkulak in Oravska Lesna

    Der Wetterbericht für den nächsten Morgen stimmt auf Wort – es schüttete aus Gießkannen. Der Bus brachte die Teilnehmer von Oravska Lesna hinunter nach Vychylovka, wir fuhren mit dem Auto hinterher, weil wir heute Mittag die Gruppe verlassen und uns noch weiter auf den Weg nach Osten machen wollten.
    Nach der Einstellung des Waldbahnbetriebes wurde die Reste im Bystrica-Tal vom Kusyce-Museum in Cadca übernommen. Ab 1974 begann man hier mit dem Aufbau eines Freilichtmuseums. Am Ausgang des Tales wurden verschiedene Gebäude wiederaufgebaut, die aus anderen Orten des Kysuce-Gebietes hierher umgesetzt wurden. Dazu gehören auch zahlreiche Gebäude, die beim Staudammbau im Bystrica-Tal in den 1980er Jahren unter Wasser gesetzt worden wären. Die Gebäude lassen einen Einblick in das Dorfleben vor über 100 Jahren zu, selbst eine Kirche und ein Gasthof sind auf dem Gelände zu finden.
    Zwischen 1977 und 1981 wurden 2,7 Kilometer der abgebauten Strecke wiedererrichtet. Zwischen 1992 und 1992 wurde die Strecke zwischen Kubatikovia, Chumur und Sedlo Beskyd wieder betriebsfähig ehrgerichtet. Das Museum bemühte sich um Übernahme von Fahrzeugmaterial anderer slowakischer Waldbahnen, die so der Nachwelt erhalten blieben.


    Ursprünglich hatte die Museums-Waldbahn einen provisorischen Holz-Schuppen erhalten, um die Fahrzeuge witterungsgeschützt unterstellen zu können. 1988 brannte dieser Lokschuppen nieder, dabei wurden auch einige historische Lokomotiven schwer beschädigt. 1995 konnte der neu errichtete massive Lokschuppen in Betrieb genommen werden. Einige Loks warten aber noch auf ihre Restaurierung.


    Vorm Lokschuppen abgestellt ist eine CKD-Lok vom Typ C760/90-d. Die Lok wurde 1948 von CKD mit Fabriknummer 2612 gebaut und war auf den Waldeisenbahnen Viglas und Krivan im Einsatz. 1976 kam die Lok zum Kysuce-Museum. Von 1985 bis 1998 war die Lok im Landwirtschaftsmuseum in Nitra.


    Vorm Schuppen wartet bereits die U34.901 auf ihren Einsatz. Die zur Verfügung stehende Strecke ist nur gut zwei Kilometer lang, nicht gerade viel, um bei den mehr als bescheidenen Lichtverhältnissen den Zug in Szene zu setzen. Wie man sich doch irren kann! Wir sehen es später.


    Die U34.901 wurde 1909 von der Maschinenfabrik Budapest mit Fabriknummer 2282 gebaut, und an die Ciernohronska zeleznica ausgeliefert und lief rund um Cierny Balog. Die heutige Nummer erhielt sie jedoch erst nach 1945, als die originale U34.901 ausgemustert wurde. Nachdem dort immer weniger Dampflokomotiven nötig waren, wurde die Lok 1975 an das Kysuce-Museum in Cadca verkauft, um auf der im Aufbau befindlichen Waldbahn Vychylovka Fahrten zu übernehmen. Hierzu wurde die Lok bis 1977 gerenalüberholt. Im Mai 1980 überführte die Lok die in Tanecnik verbliebenen Fahrzeuge nach Vychylovka. Seither versieht sie ihren Dienst auf der Museumswaldbahn.


    Die Kraus-Maffei 15791/1940 gehört zu drei 1940 von Kraus-Maffei gelieferten Musterlokomotiven für das Oberkommando des Deutschen Heeres. Die Lok wurde als D-Kuppler mit 140 PS Leistung ausgeführt, die anderen Maschinen als C-Kuppler bzw. E-Kuppler. Alle Loks verfügten über einen zusätzlichen 6m³ Schlepptender. Zu einer Serienbeschaffung kam es nicht.
    Die Fabriknummer 15791 wurde im November 1940 ausgeliefert und mit der Inventarnummer 154 in die Slowakei zur Waldbahn Zakamenne verbracht, die den östlichen Teil des Oscadnica-Netzes bildete. Bereits vor 1968 wurde die Lok abgestellt, jedoch erst 1988 zur Museumsbahn Vychylovka verbracht. Hier wurde sie im gleichen Jahr beim Lokschuppenbrand schwer beschädigt. Nach einer ursprünglichen Abstellung im Freien und unter einem Schleppdach hat die Lok inzwischen einen Platz im Lokschuppen von Vychylovka gefunden.


    Als erste Maschinen erhielten die Oscadnica-Waldbahnen 1916 zwei Lokomotiven des MAVAG-Types 85, einer verkleinerten Ausführung der weit verbreiteten MAVAG-Types 70. Die Lokomotiven verfügten über Klien-Lindner-Hohlachsen und waren damit für den Betrieb auf der Waldbahn mit ihren engen radien und der meist bescheidenen Gleislage bestens geeignet. Die Lok U45.901 verblieb bis Ende der 50er Jahre im Dienst und wurde 1974 in den Bestand des Kysuce-Museums Cadca übernommen. Beim Brand 1988 schwer beschädigt wurde die Lok zwischen 1989 und 1991 in Prag aufgearbeitet. Bis 1999 stand sie damit auf der Waldbahn im Einsatz, wegen eineselschadens ist sie abgestellt.


    Gegen 9 Uhr ging es endlich los, nachdem sich die Fotografenmeute hinter dem Zentralgebäude des Freilichtmuseums verteilt hatte. Leider gibt es hier nur ein beledenes Drehschemelpaar, das bergwärts eigentlich nicht die richtige Last darstellt, da es leer sein müßte.


    Nach wenigen Metern wird das ehemalige Sägewerk aus Klubina passiert.


    Dieses verfügt über die originale Innenausstattung.


    Wenig später passiert der Zug eine Gruppe von Gehöften.


    Die Häuser können auch innen besichtigt werden und gestatten einen Einblick in das Leben in den slowakischen Wäldern vor mehr als einhundert Jahren.


    Es gibt aber auch einige interessante Ausblicke, wie diesen ...


    ... und diesen. Und zudem gab es bei dem Dauerregen ein einigermaßen trockenes Plätzchen.


    Nach gut zwei Kilometern wird die erste Spitzkehre bei Chmura erreicht, die über etwas umfangreichere Bahnanlagen verfügt. Bis hierher verkehren üblicherweise die Museumszüge, wobei bei diesen nicht ausgestiegen werden darf.


    Das nach rechts abzweigende Gleis führt weiter hinauf zum Sattel Beskyd, wobei unterwegs noch drei weitere Spitzkehren zu passieren sind.


    In der Station Chmura trifft unser kurzer Dampfzug auf die Henschel 20615/1926, die inzwischen dort abgestellt wurde.


    Zur Ergänzung des Lokbestandes lieferte Henschel 1926 mit Fabriknummer 20615 einen E-Kuppler an die Waldbahn Oš
    adnica. Im Juni 1926 konnte die Lok auf der Waldbahn abgenommen werden, wo sie den Namen „Horno I:“ erhielt. Als leistungsstärkste Maschine der Waldbahn wurde sie vorwiegend für das Schleppen der beladenen Holzzüge hinauf zum Sattel Beskyd eingesetzt. Erst mit der Stillegung der Strecke wurde die Lok in Zakamenne abgestellt. 1988 wurde die Lok nach Tane
    ník überstellt, nachdem ein erster Versuch, die Lok in Namestovo aufzuarbeiten fehlgeschlagen war. Anfang der 90er Jahre wurde die Lok an der Station Chmura an der ersten Spitzkehre abgestellt, wo sich ihr Zustand weiter verschlechterte. Zwischenzeitlich gelangte sie dort unter ein Schleppdach, nachdem auch dieses eingestürzt ist, steht die Lok wieder in Chmura im Freien.


    Mit dem Dieselbegleitzug fahren wir noch ein Stückechen die Spitzkehren hinauf zwischen die zweite und dritte Spitzkehre. Dort ist aber auch für den Dieselzug Schluß.


    Mit einem letzten Bild am Wasserkran in Chmura verabschieden wir uns von der kurzen, aber sehr interessanten Bahn. Wenn ich mal viel Zeit habe, muß ich mir unbedingt das Dorfmuseum mit meiner Familie mal ansehen.

    Der Dieselzug brachte uns zurück in die Nähe der Dorfkneipe, wo uns ein wohlschmeckendes slowakisches Mittagessen gereicht wurde. Gegen 13 Uhr verabschiedeten wir uns von der Gruppe, die mit dem Bus weiter nach Polen reiste. Wir aber wollten noch weiter nach Südosten - in die Ukraine!
    Da ich im Netz von den bescheidenen ukrainischen Straßenverhältnissen gelesen hatte, hatten wir uns entschlossen in Ungarn zu nächtigen und erst am nächsten Morgen in die Ukraine einzureisen.
    Dumm nur, daß wir mit dem Regengebiet ostwärts gefahren sind, so sahen wir von der Hohen Tatra - Nichts!
    Bei Kosice hörte es dann glücklicherweise auf zu regnen, gegen 22 Uhr erreichten wir unser Hotel in Vasarosnameny. Schnell noch zwei Bier getrunken und dann ab ins Bett. Morgen wird es spannend: Wir passieren eine EU-Außengrenze!

    Viel Grüße
    Falk

  • Hallo Falk, wieder ein toller Bericht von dir.
    Das Museum bzw. die Bahn in Vychylovka hat ja wirklich eine tolle Sammlung, leider merkt man schon sehr lange das die Bahn dort nur eine untergeordnete Rolle spielt und es sich bei den Betreibern auch nicht wirklich um Eisenbahnfreunde handelt, sondern "nur" um Angestellte eines großen regionalen Museums deren Job es ist dort bissel hin und her zu fahren. Daher ist es auch nicht verwunderlich das man es in den letzten 30 Jahren nicht geschafft hat die Spitzkehrenstrecke wieder voll befahrbar herzurichten. Auch der letzte Versuch, in Zusammenarbeit mit dem Verein aus Tanecnik, scheiterte weil man die ganze Aufgabe wohl nicht wirklich ernst genommen hatte und entgegen den Zusagen die untere Hälfte der Spitzkehrenstrecke nicht abnahmetauglich hergerichtet hat. Das viel leider erst bei der Bahnamtlichen Abnahme im letzten Jahr auf, weshalb auch der schon veröffentlichte Fahrplan wieder zur Makulatur wurde.

    Einige Hinweiße aber noch zur Budapest Lok im Schuppen. Diese Lok wurde seit ihrer Ankunft auf der Bahn immer als Nr. 1 bezeichnet und war auch nur so beschriftet. Die Bezeichnung U 45.9 trägt die Lok auch erst seit der letzten HU und wahrscheinlich auch nur weil sie eben diesem Typ entspricht. Die Bezeichnung U 45.901 hat diese Lok allerdings nie getragen.
    Erstmals wurde die Lok auch schon 1975 für die Museumsbahn aufgearbeitet. Außerdem ist sie nicht beim damaligen Lokschuppenbrand abgebrannt, denn sie stand nicht im Schuppen. Im Schuppen stand allerdings die damals aus Liptovsky Hradok ausgeliehene Schwesterlok U 45.903, welche heute bei der Hronec Waldbahn im Einsatz ist.
    Interessant ist das die Lok heute wieder einen Kobel besitzt, denn diesen hatte sie eigentlich schon irgendwann in den 60iger Jahren verloren und bisher kenne ich die Lok auch nur so.
    Betriebsfähig war die Lok allerdings mindestens bis 2011, denn da habe ich sie das letzte mal im Einsatz gesehen. Das sie heute einen Kesselschaden hat ist natürlich schade.