Schmalspurbahnen in Osteuropa 2013, Teil 8 Die Schmalspurbahn von Vynohradiv (Tag2)

  • Im vorangegangenen Teil hatten wir schon mal Bekanntschaft mit der Schmalspurbahn von Vynohradiv gemacht. Heute sollte der Zug nach Vynohradiv fahren.

    Wir schreiben den 18. Oktober 2013 in Vynohradiv.
    Der erste Tag in der Ukraine hatte schon sehr verheißungsvoll begonnen, das Regengebiet war inzwischen auch abgezogen. Der Himmel zeigte sich jedoch vollständig bedeckt, nicht gerade Fotowetter. Kurz vor halb acht wird es langsam hell. Wir unternehmen den Versuch, unser Frühstück zu bekommen. Der Versuch, zum außerhalb des Hotels abgestellten Auto zu gelangen, scheitert an der geschlossenen Grundstückstür. Auch im Hotellrestaurant ist niemand zu sehen – Mist!!
    Kurz vor acht taucht eine Küchendame auf – im Jogginganzug. Wir versuchen ihr mit unserem Vokabluar klarzumachen, daß wir schon um 7.30 Uhr frühstücken wollten. Tausendfach entschuldigt sie sich, ihr hätte niemand Bescheid gesagt. Da beginnt sie die Küchenschlacht.
    Angesichts des Wetters lassen wir uns Zeit, der Zug ab Vynohradiv ist eh schon unterwegs, also nach dem gemütlichen Frühstück direkt an die Strecke fahren. Auf unserem Tisch landen inzwischen für uns beide: Toast, je 4x vier Scheiben Wurst und Käse, Rührei und ein Joghurt. Zum Abschluß gibt’s noch einen Crepe. Mal ehrlich, wir haben nicht alles geschafft!
    Wir bedanken uns recht herzlich und machen uns auf den Weg Richtung Irshava, wohin der Schmalspurzug am Morgen fahren soll.


    Bei Sil’ce entdecken wir einen kleinen Markt, der ein hervorragendes Ambiente bei diesem besch… wetter darstellen könnte. In gut 15 Minuten müßte der Zug kommen – der kam aber nicht. Nach 30 Minuten hinter Plan brechen wir ab und fahren direkt nach Irshava. Eine Nachfrage im Bahnhof wurde mit den Worten beschieden: „Zur Zeit kein Verkehr nach Irshava.“ Es blieb also nur der kurze Gang über den leeren Bahnhof.


    Das Bild mit der orthodoxen Kirche wird wohl auf einen nächsten Versuch warten müssen.


    Für den Winter gerüstet zeigt sich die Bahn mit einem Schneepflug.


    Es blieb also nur die Rückfahrt nach Vynohradiv, um nach dem Schmalspurzug zu suchen und ggf. auf die Breitspur auszuweichen. Kaum am Bahnhof Vynohradiv angekommen, kündigt sich eine Einfahrt aus Richtung Beregovo an. TschM33-1031 rollt mit einem Güterzug in den Bahnhof ein. Die Schmalspurgleise zeigten sich leergefegt.


    Aus Korolewo kam ein BahndienstfahrzeugAWM-008.


    Bei vor sich hin plätscherndem leichten Regen füllt sich inzwischen der Bahnsteig und kündigt den nächsten Personenzug an. D1-756 rollt aus Beregovo kommend in den Bahnhof.


    ..und verläßt diesen wieder Richtung Korolevo.


    Inzwischen ist auch der Schmalspurzug eingetroffen, die Lok verbleibt jedoch nicht am Zug, sondern fährt zum Stellwerk am Speicher. Ein Ladekabel hängt aus der Lok – hier muß wohl dringend Strom nachgetankt werden. Eine Nachfrage mit etwas Russisch aus unserer Schulzeit ergab am Führerstand, daß der Mittagszug nach Chmyl’nyk ausfällt. Nächster Zug erst um 15.45 Uhr! Und morgen gibt es gar keinen Zugverkehr auf der Schmalspurbahn, nach dem Frühzug nach Chmyl’nyk fährt die Lok nach Beregovo in die Werkstatt zur Reparatur! Auch reizvoll, wenngleich wahrscheinlich Lz!


    Erst nach der Reise erfuhren wir über Michael Schneeberger den Grund der Fahrplanabweichungen. Beide TU-2 hatten einen Lichtmaschinen-Schaden! Jede freie Pause wurde deshalb genutzt, um die Batterie nachzuladen, für die Tour nach Chmyl’nik und zurück reichte die Batterieladung gerade so, wenn in Vynohradiv wieder nachgeladen werden konnte.


    Wenigstens auf der Breitspur läuft heute alles nach Plan. D1-632 verläßt Vynohradiv auf dem Weg nach Chop.


    Wir entschließen uns, dem D1 nach Vilok zu folgen, da der Bahnhof trotz des Mistwetters einiges an Potential aufweist. Die Fahrdienstleiterin verkauft gleichzeitig Fahrkarten und reinigt den Bahnsteig – Tätigkeiten für die man in Deutschland mittlerweile drei Geschäftsbereiche mit natürlich jeweils gut bezahlten Geschäftsführern benötigt. Auf Nachfrage erfahren wir, daß derzeit wegen Bauarbeiten keine Güterzüge auf dem Normalspurgleis nach Rumänien verkehren. Schade, aber auch die D1-Triebwagen sind fotogen, rechts das kleine Empfangsgebäude.


    Spektakulär dann die Anfahrt, nur die vordere Maschinenanlage ist an der Traktion beteiligt. Die Maschinenanlage im hinteren Triebkopf läuft nur leer mit.


    Wir fahren wieder zurück nach Vynohradiv, schließlich soll gleich der Nachmittagszug nach Chmyl’nik auf die Reise gehen. Zunächst kommt jedoch D1-582 aus Beregovo.


    Im Bahnhof stehen zudem 2TschM, eine davon rangiert in den Gleisanschluß am Ostkopf des Bahnhofes.


    Inzwischen kommt auch die TU2-034 von der Ladestation zurück und setzt sich vor den Schmalspurzug.


    Die Bremsprobe ist in Windeseile erledigt und wir schaffen es gerade noch bis zum Bahnübergang am Speicher. Eine Kirche bildet den Hintergrund.


    Tristesse am Plattenbau in Vynohradiv


    Langsam klart es auf, als der Zug den Haltepunkt Oleschnyk erreicht.


    Plötzlich läßt sich auch die Sonne wieder blicken. Hinter Oleschnik quert die Bahn die Straße, deren Schlaglöcher deutlich erkennbar sind.


    Am Ortsausgang von Cerny Potik wird ein Friedhof passiert. Auf den Grabsteinen stehen fast ausschließlich ungarische Namen. Ein Großteil der Bevölkerung in Transkarpatien ist auch heute noch ungarischstämmig, da die Region bis 1918 noch zum Königreich Ungarn gehörte.


    Aufgrund der Straßenverhältnisse Richtung Schalanki entschließen wir uns, auf eine Verfolgung zu verzichten und stattdessen in Cerny Potik nach einem geeigneten Motiv für die Rückfahrt zu suchen. So bleibt noch etwas Zeit für eine Ortsbesichtigung, wie sie im Grunde auch auf der anderen Seite der Theiß hätte erfolgen können.


    Flache kleine Häuser kennzeichnen die Orte, die Höfe mit Weinreben behangen, die gerade geerntet werden.


    Nach einiger Suche finden wir endlich auch den ehemaligen Bahnhof Cerny Potik. Das Bahnhofsgebäude ist inzwischen bewohnt von einer Familie mit einem kleinen Kind. Im Stall grunzen ein paar Ferkel und ein Perlhuhn streicht durchs Gelände. Ein paar Kekse und etwas Schokolade wechseln den Besitzer. Dann kommt TU2-034 um die Ecke – das Bild des Tages, der wettermäßig absolut bescheiden begann.

    Auf dem Weg nach Vynohradiv gelangen wir in einen Almabtrieb. Besser gesagt eine Kuhherde von fast 100 Tieren ist mit uns auf der Hauptstraße unterwegs. Überholen zwecklos. Da der Zug nicht mehr einzuholen ist, fahren wir direkt ins Hotel und genießen den Abend. Morgen ist ja auch noch ein halber Tag, dann geht es zurück in die EU.

  • Hallo Falk,

    ist natürlich schade das ihr grade zu dem Zeitpunkt so ein Pech mit dem Zug Irshava hattet. Besonders da der Verkehr nun wohl auch offiziell eingestellt wurde bzw. einfach auch nach der Reparatur der Loks nicht wieder aufgenommen wurde.

    Ich hoffe mal das man den Restverkehr nicht auch noch ganz schnell in den nächsten 4 Wochen einstellt und ich dort auch noch was fahren sehe. Bei den derzeitigen Problemen in dem Land und den massiven finanziellen Problemen in der Haushaltskasse könnte das nun der perfekte Grund für die Staatsbahn sein sich dieses ungeliebten Überbleibsel zu entledigen. Das gleiche gilt ja auch für die beiden anderen Ukrainisches Schmalspurbahnen.