Schmalspurbahnen in der Westukraine 2014 Teil 1: Borschatalbahn

  • Vom 12.-18. April diesen Jahres war ich im Zuge einer Gruppenreise im Westen der Ukraine unterwegs und habe dabei viel gesehen und erlebt. Da es über die Schmalspurbahnen der Ukraine hier zu Lande nur ganz selten Informationen gibt soll diese Beitragsreihe dazu dienen die dortigen Bahnen etwas mehr ins Blickfeld der hiesigen Eisenbahnfreunde zu rücken.

    Viele werden jetzt denken "Ukraine?! Gerade jetzt?!" und ich kann das eigentlich keinem verdenken. Unter den derzeitigen Umständen würde ich es mir auch 2 mal überlegen dort hin zu reisen, aber als die Demonstrationen in Kiew eskalierten war die Reise bereits gebucht und meine Vorfreude so groß das ich diese auch nicht stornieren wollte. Das sich die Lage im Osten des Landes immer weiter zuspitzen würde konnte natürlich keiner vorher sehen und trotzdem war auch das für mich kein Grund die Reise abzusagen. Denn man muss bedenken das der komplette Westen der Ukraine pro Europäisch und damit derzeit frei von irgendwelchen Bürgerkriegsähnlichen zuständen ist. Von der Region um Lemberg bis zu den Unruheregionen um Donezk sind es noch fast 1200 km. Im großen und ganzen haben wir nichts von den derzeitigen Problemen des Landes mitbekommen, nur am Rande waren einige Auswirkungen zu spüren von denen ich an den jeweiligen Punkten aber auch berichten will.

    Ich bin nun schon in vielen Osteuropäischen Ländern auf Fototouren zu den verschiedensten Schmalspurbahnen gewesen, aber die Ukraine war irgendwie immer ein großer weißer Fleck. Auf der Borschatalbahn war ich zwar bereits 2008 mal, aber die vielen Bahnen im Hinterland kannte ich wenn überhaupt nur vom Namen her. Derzeit stand eigentlich auch keine Reise dort hin zur Debatte, denn an sich sollte die Reise zu Schmalspurbahnen im Baltikum im Oktober das nächste größere Projekt werden, doch dann erreichte mich Anfang des Jahres über Umwege das Angebot für eine Gruppenreise in die Ukraine. Eigentlich bin ich kein großer Freund von Gruppenreisen, weshalb wir sonst immer mit eigenem Auto und maximal zu dritt unterwegs sind. Man ist so einfach flexibler und kann das für sich optimale Ergebnis heraus holen. Bei einer Gruppenreise hat man ein vorgegebenes Programm und auch kleine, eigentlich einfache, Extrawünsche sind nicht so einfach zu realisieren. Allerdings hat man auch die Vorteile sich im Vorfeld um keinerlei Reiseplanung kümmern zu müssen (das ich es trotzdem ausgiebig gemacht habe, liegt einfach daran das ich nicht unvorbereitet zu so einer Reise fahren will) und grade in einem Land mit kyrillischer Schrift ist es von unschätzbaren Vorteil einen Sprachkundigen Führer zu haben. Daneben stach das Programm durch seine Sonderzüge auf verschiedenen Werkbahnen hervor, die so als Einzelreisender wohl nicht so einfach zu erleben gewesen wären. Dass mich der Preis der Reise nicht gleich vom Hocker gehauen hat und der Termin für mich perfekt gepasst hat waren dann noch die ausschlaggebende Punkte um an der Reise teilzunehmen.
    Veranstaltet wurde das ganze übrigens von Wolfram Wendelin, dem Autor der 3 Bücher über Waldbahnen in den Ukrainischen Karpaten, sowie vieler Beiträge in verschiedenen Zeitschriften. Daher hatten wir den bekanntesten deutschsprachigen Experten zu diesem Thema immer an unserer Seite.

    Aber nun genug der Erklärungen und auf in dieses sehr interessante Land!

    Die Reise begann für mich, nach 600 km Autofahrt, am Bahnhof Wien Meidling. Allerdings endete sie für mich auch fast gleich wieder dort, denn nach einmal falsch abbiegen ergab der Routenplan keinen Sinn mehr und nur durch Zufall fand ich doch noch die gebuchte Tiefgarage und erreichte den Sammelplatz der Reisegruppe in letzter Minute.
    Von Wien ging es mit dem Railjet nach Budapest und von dort nach Nyíregyháza. Wobei wir den Anschluss durch einige Verspätungen fast nicht geschafft hätten. Nur weil unsere Zugführerin unsere Gruppe und die dringend nötige Weiterfahrt beim örtlichen Fahrdienstleiter gemeldet hatte konnte dieser den Regionalzug nach Záhony bis zu unserer Ankunft zurück halten. Das nenne ich mal Service und geht wohl nur noch in Osteuropa. In Záhony stiegen wir in den am Nachbargleis stehenden Zug des kleinen Grenzverkehrs, welcher aus nur einem Wagen bestand und uns über die Grenze in die Ukraine brachte. Die Grenzkontrollen bestanden auf Ungarischer Seite nur aus einem kurzen Blick in den Pass. Auf ukrainischer Seite wurde auch nur der Pass kontrolliert und der Einreisestempel verteilt. Auf das Gepäck wurde nur kurz geschaut und uns ein netter Aufenthalt gewünscht. Mit anderen Worten im Westen, an der EU Grenze, bestehen auch derzeit keinerlei Probleme bei der Einreise ins Land.
    Nach kurzer Busfahrt erreichten wir unser Quartier in Mukatschowo wo wir nach der anstrengenden Anreise schnell die Betten aufsuchten.

    Am nächsten Morgen ging es dann schon ziemlich früh aus den Betten um den ersten Zug der Borschatalbahn in Vynohradiv zu erwischen. Wenn hier zu Lande überhaupt jemand ukrainische Schmalspurbahnen kennt dann ist das zu 99 % das Schmalspurnetz um Berehovo, besser bekannt als Borschatalbahn. Das dürfte natürlich einmal daran liegen das diese Bahn unmittelbar hinter der ungarischen bzw. slowakischen Grenze liegt und damit schnell und einfach zu erreichen ist. Zum anderen ist aber auch die Geschichte der Bahn für viele Schmalspurfreunde interessant. Gebaut wurde das Netz mit 760 mm Spurweite als Österreich-Ungarische Bahn. Durch die vielen Grenzverschiebungen in dieser Region gehörte das Netz später zur Tschechoslowakei, Ungarn, der Sowjetunion und jetzt eben zur Ukraine. Viel näher will ich auf die Umfangreiche Geschichte der Bahn garnicht eingehen, sondern empfehle dazu das Buch Schmalspurig durch Ungarn II von Paul Engelbert oder für den groben Überblick diese Übersicht:

    http://borzhava-railway.com/geschichte/

    Zu besten Zeiten hatte das Netz eine Ausdehnung von 106 km an das noch mehrere Werk- und große Waldbahnen anschlossen. Heute sind davon noch 54 km befahrbar, wobei planmäßiger Betrieb nur noch auf dem 19 km langen Abschnitt von Vynohradiv nach Chmilnyk stattfindet. Der 29 km lange Abschnitt von Chmilnyk nach Berehovo wurde zwar 1994 komplett durchgearbeitet, aber der planmäßige Verkehr wurde aufgrund fehlender Nachfrage bereits im selben Jahr wieder eingestellt. Seit dem dient dieser Abschnitt nur noch den wenigen Überführungsfahrten der Loks ins Depot und zur Werkstatt nach Berehovo. Der dritte Streckenabschnitt, von Chmilnyk nach Irschawa, ist 16 km lang und wurde bis letztes Jahr von einem täglichen Alibizugpaar befahren. Durch die akuten Lokprobleme wurde der Betrieb auf diesem Abschnitt damals "vorübergehend" eingestellt, aber auch nach der Reparatur der Loks wurde der Verkehr nicht wieder aufgenommen und ob das in absehbarer Zeit wieder passieren wird ist wohl eher ausgeschlossen.

    Die Schmalspurbahn kämpft eigentlich schon seit vielen Jahren ums Überleben und sollte schon lange komplett eingestellt werden, doch die örtliche Politiker stehen voll und ganz zur Bahn und konnten bis jetzt alle Versuche, den restlichen Betrieb auch noch einzustellen, abwehren. Allerdings versucht die Ukrainische Staatsbahn den Betrieb nun schon seit langer Zeit ausbluten zu lassen und bezahlt nur noch Gehälter und Betriebsstoffe. In den Strecken- und Fahrzeugunterhalt wurde schon seit Jahren nichts investiert, was dazu führt das die Fahrzeuge heute eigentlich alle in einem Schrottreifen Zustand sind. Überrascht konnten wir allerdings feststellen das zumindest am Gleisbau in den letzten Monaten was gemacht wurde und unzählige Schwellen gewechselt wurden bzw. werden. Das führt nun auch dazu das die Strecke keine langsam Fahrstellen mehr hat und der Lokführer durchgängig mit hoher Geschwindigkeit fahren kann. Der Verschleiß der Fahrzeuge führte allerdings letztes Jahr dazu das auch bei den letzten Einsatzfähigen Loks die Lichtmaschine versagte und somit nach jeder Fahrt die Lok in Vynohradiv ans Ladekabel musste. In diesem Zusammenhang wurde auch der Verkehr nach Irschawa eingestellt und nur noch 2 Zugpaare auf der Reststrecke gefahren. Dieses gravierende Problem konnte nur mit Hilfe eines örtlichen Fördervereins behoben werden der die Loks reparierte und sich auch so stark für die Bahn einsetzt. So konnte er bisher zum Beispiel den Abbau des 18 km langen Streckenabschnitts von Irschawa nach Pryborschawske verhindern auf dem man gerne Touristischen Verkehr durchführen würde. Aber derzeit gibt es eben dringendere Probleme.

    http://borzhava-railway.com/ukrainian/

    Es war Sonntag und Sonntag ist in Vynohradiv Markttag. Dieser Markt ist in der Zwischenzeit ziemlich berühmt, den er findet genau auf den Gleisanlagen des Schmalspurbahnhofs statt! Kaufen kann man dort einfach alles was man sich nur vorstellen oder eben nicht vorstellen kann. Bei unserer Ankunft an diesem eiskalten morgen stand unser Zug bereits im Bahnhof, und harte der Dinge die da kommen mögen. Er bestand aus der Tu2-098 und 2 Personenwagen vom Typ PV51.

    Die 300 PS starke Tu2 wurde zwischen 1955 und 1959 in 281 Exemplaren von der Maschinenfabrik Kaluga gebaut und war die erste Standard Schmalspurdiesellok der Sowjetunion. Mit ihren 8 t Achslast war sie aber leider viel zu schwer für die meisten Bahnen, weshalb sie fast nur auf den großen öffentlichen Schmalspurnetzen und vielen Kinderbahnen bis heute im Einsatz steht. Das Schmalspurnetz von Berehovo wurde erst 1972 endgültig verdieselt. Vor den Tu2 kamen hier von LKM gelieferte Dampfloks vom Typ Gr zum Einsatz, deren letzte Exemplare welche noch als Strategische Reserve gedient hatten, erst 1982 zerlegt wurden. Ende der 80iger bzw. Anfang der 90iger Jahre kamen noch einige Loks vom Typ Tu7A dazu welche aufgrund des zusammen brechenden Verkehrs und der allgemein schlechten Qualität der Kambarka Loks, gleich wieder abgestellt wurden. Heute besitzt die Bahn noch 4 Tu2, wovon Tu2-034 und Tu2-098 mehr oder weniger Einsatzfähig sein sollen. Daneben stehen noch einige der nie wirklich in Betrieb gegangen Tu7A im Depot in Berehovo.
    Trotzdem ist der Zustand der Loks erschreckend. Öl spritzt aus allen möglichen Stellen des Motors und wird Literweise als Fontäne durch den Auspuff abgegeben, was dazu führt das sowohl Lok als auch Wagen durchgängig Ölverschmiert sind. Ein weiteres exemplarisches Beispiel ist dass das Typhon nicht mehr direkt vom Führerstand aus bedient werden kann, sondern mit einem Strick bedient wird der quer durch die Lok geht und den der Lokführer immer in der Hand hält bzw. panisch nach ihm sucht wenn er den mal verloren hat.

    Irgendwo im Gewühl der immer mehr werdenden Stände steht der kleine Schmalspurzug.

    Die hier eingesetzten Wagen gehören zum Typ PV51 welcher, zusammen mit den ähnlichen Typ PV40, von der Maschinenfabrik Demichovo von den 60iger Jahren bis Anfang der 90iger in tausenden Exemplaren gebaut wurde. Seit kurzem wird der Wagen übrigens mit moderner Ausstattung, aber praktisch im selben Design als PV750 wieder gebaut.
    Der Zustand der hier eingesetzten Exemplare ist genau wie bei den Loks erschreckend. Wie schon gesagt sind auch die Wagen komplett Ölverschmiert weshalb man schon beim Einsteigen durch die Griffstangen stark verschmutzt wird, von einer freien Sicht durch die Fenster mal ganz zu schweigen. Selbst von innen waren die Fenster verölt, in so fern überhaupt noch Fenster vorhanden waren. Fehlende Scheiben wurden einfach durch eingeschweißte Bleche ersetzt. Die aus Sperrholz bestehende Inneneinrichtung war auch komplett verschließen, was dazu führte das viele Sitzbänke einfach durchgebrochen waren.
    Trotzdem hatten die Wagen alle gültige Fristen, wobei mir ein Rätsel ist was dabei gemacht wurde. Die Griffstangen sind hier übrigens nur so weiß weil wir sie vorher sauber gemacht haben.

    Ein Blick auf die im kompletten ehemaligen Sowjetgebiet gängigen Balancierkupplung.

    Irgendwann tauchte das Lokpersonal auf und startet die Maschine zum umsetzen. Kurz nachdem die Lok durch war wurden die Gleise schon wieder von Händlern besetzt.

    Derweil kam am Breit- bzw. Normalspurteil des Bahnhofs ein Regionalzug bestehend aus dem dreiteiligen D1-582/D1-769 an, aus welchem sich wahre Massen auf den Markt ergossen.

    Durch den immer noch vorherrschenden Morgennebel versucht die Sonne sich ihren Weg zu bahnen.

    Unser Programm auf dieser Bahn sah nur eine Mitfahrt nach Chmilnyk und zurück vor was das Bilder machen natürlich nicht grade einfacher machte. Aber man muss auch sagen das schon das verfolgen des Zuges per Auto auf dieser Strecke ein schwieriges Unterfangen ist, da die Straßen in so einem Katastrophalen Zustand sind das die Bahn hier Fahrzeitmäßig tatsächlich noch unschlagbar ist. Daher wäre eine Verfolgung in unserem Kleinbus komplett unmöglich gewesen. Uns blieb also nur die bewährte Hit and Run Technik. Am Bahnhof raus springen, vor rennen, Bild machen und wieder rein. Mit einer mehrköpfigen Gruppe manchmal gar nicht so einfach.
    Um 8.05 Uhr starte unsere Fahrt in Vynohradiv und sollte pro Richtung knapp eine Stunde dauern. Die 3 Unterwegs Halte sind heute alles nur noch Haltepunkte, früher waren viele davon mehrgleisige Bahnhöfe.

    Zuerst erreichten wir Oleschnyk.

    Dann Tschorny Potik.

    Und als letzten Unterwegs Halt Schalanky.

    Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichten wir Chmilnyk. Dieser Bahnhof liegt mitten im nichts und besitzt keinerlei Straßenanschluss. Der einzige Grund warum überhaupt noch bis hier her gefahren wird ist dass das der nächste Bahnhof mit einem Umsetzgleis ist. Das kommt daher das von diesem Knotenpunkt die Strecken nach Irschawa und Berehovo abzweigen.
    Durch die knappe Wendezeit wurde sofort umgesetzt.

    Der Bahnhof ist nach wie vor mit einem Fahrdienstleiter besetzt, welcher wahrscheinlich zusammen mit dem Zugpersonal auch hier übernachtet. Denn da die eingesetzte Zuggarnitur über Nacht hier steht hat das Personal eigentlich keine Chance abends hier weg zu kommen.

    Auf einem Nebengleis stehen unzählige abgestellte Wagen. Die Flachwagen wurden hier bis Anfang der 90iger Jahre im großen Stil eingesetzt. Zum einem transportierte man auf ihnen die Container zum Containerterminal in Irschawa und zum anderen wurden auf ihnen die Kalkkübel verladen in denen der Kalk vom Werk in Pryborschawske zur Verladung auf die Breitspur in Berehovo gebracht wurde.

    Die gedeckten Güterwagen kamen bis vor wenigen Jahren noch als Gepäckwagen in den Zügen zum Einsatz, was ich 2008 noch selber erleben konnte.

    Außerdem stehen hier noch einige Exemplare der ersten Einheitspersonenwagengeneration auf sowjetischen Schmalspurbahnen. Die polnische Firma Pafawag lieferte zwischen 1957 und 1960 ca. 560 Exemplare der Typen 1Aw, 2Aw und 3Aw an die Sowjetunion. Auf der Borschatalbahn kamen die letzten Exemplare bis ca. 2005 zum Einsatz.

    Außerdem stand hier auch noch ein ramponierter PV51. Diesen hätte man auf der Rückfahrt eigentlich gut gebrauchen können, da der Zug ziemlich voll war.

    Zügig wurde umgesetzt um Pünktlich um 9.25 Uhr zurück fahren zu können.

    Ein Zeichen das tatsächlich wieder mal was an den Gleisanlagen gemacht wird ist auch das die Weichen bzw. Stellhebel mal neue Farbe bekommen haben.

    Das herausragendste Motiv der Strecke Vynohradiv-Chmilnyk ist wohl die große Brücke über die Borscha kurz hinter Chmilnyk. Leider ist dieses Motiv unheimlich schwierig umzusetzen, den als Autoverfolger kommt man nur nach langem Fußmarsch dort hin und wenn man im Zug mitfährt müsste man bis zum nächsten warten um wieder zurück zu kommen. Dank einiger Absprachen mit dem Lokpersonal gelang es uns trotzdem dieses Motiv umzusetzen und den Zug nochmal kurz halten zu lassen.

    Das Einfahrtssignal steht wohl immer auf freie Fahrt.

    Die Rückfahrt lief wieder im üblichen Hit and Run verfahren, wobei das im immer voller werdenden Zug auch schwieriger wurde.

    Schalanky

    Tschorny Potik

    Oleschnyk

    Zurück in Vynohradiv waren auf dem Markt noch unzählige Stände dazu gekommen. Diesen hier fand ich besonders interessant, den der verkaufte alles mögliche an gebrauchten Maschinenersatzteilen. Zum Beispiel auch ausgebaute alte Lager. Der Besitzer schien genau zu wissen bis wohin der Zug immer fährt, denn im Gegensatz zu allen anderen räumte er nicht das Gleis und der Zug fuhr auch Punktgenau bis zu seiner üblichen Stelle ohne dass das Zugpersonal erkennen lies dass das jetzt was besonderes wäre.

    Zum Schluss noch ein letzter Blick über das bunte Markttreiben.

    Das war nun die erste Station auf dieser Reise. Wieder ein einmaliges Erlebnis, was ich jedem nur raten kann einmal selber zu erleben und sich nach derzeitigem Stand auch nicht von den aktuellen Ereignissen abschrecken zu lassen. Außerdem ist grade diese Bahn, direkt hinter der Grenze, als Ziel für Ukraine Einsteiger das perfekte Ziel. Die Bahn ist trotz aller Unterstützung durch die örtliche Politik und Vereine akut Einstellungsgefährdet. Und dass das von heute auf morgen gehen kann sieht man am Abschnitt nach Irschawa. Auch die Loks könnten tagtäglich endgültig ihren Geist aufgeben, auch wenn die Leute in der Werkstatt immer wieder ihr bestes geben und wahre Wunder vollbringen.

    Für uns ging die Reise im Anschluss über die Karpaten wo ich wieder feststellen musste das bei diesen Straßen die Eisenbahn echt vorteilhafter ist.


    Felix Birkmann


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    Es sind hier zu Lande nicht wirklich viele Quellen zu Schmalspurbahnen in der Ukraine bekannt, daher hier ein paar Vorschläge welche mir beim erstellen dieser Berichtserie sehr geholfen haben und die ich alle uneingeschränkt empfehlen kann.
    Teilweise wird die Ukraine nur angerissen, aber auch das ist definitiv besser als nichts.

    Bücher / Zeitschriften:


    Deutsch:


    Wolfram Wendelin – Karpatendampf Band 1 Schmalspurbahnen in Ostgalizien

    Wolfram Wendelin – Karpatendampf Band 2 Schmalspurbahnen in der Nordbukowina

    Wolfram Wendelin – Karpatendampf Band 3 Waldbahn Vyhoda

    Paul Engelbert – Schmalspurig durch Ungarn II: die ehemals ungarischen Gebiete

    Helmut Lampeitl – Schmalspur-Romantik in Osteuropa

    Ralf Schreier, Thomas Ölschlägel, Steffen Mann – Schmalspurige Werkbahnen und Feldbahnen in Osteuropa

    Fern-Express I/2013 – Themenheft Ukraine (mit großem Schmalspurbericht von Wolfram Wendelin)


    Englisch:

    David Scotney – 30inch Railways Worldwide: An Introduction to the Development of 750mm, 760mm and 2ft 6 in Gauge Public Railways


    Tschechisch:

    Karel Beneš - Zeleznice na Podkarpatske Rusi

    Karel Just - Motorové lokomotivy na úzkorozchodných tratích ÈSD


    Internetseiten:

    Deutsch:

    http://www.lok-report.de/archiv/europa/…pa_ukraine.html

    http://www.ostgleis.ch/


    Englisch:

    http://www.home.zonnet.nl/p.engelbert/ (Seite über die Tu2 und unter anderem den Einsatz in der Ukraine)

    http://home.zonnet.nl/p.engelbert/cuba/cuba.html (Seite über die Tu7 und ihre Geschichte)


    Russisch/Ukrainisch:

    http://borzhava-railway.com/ukrainian/ (Seite des Fördervereins der Borschatalbahn)

    http://narrow.parovoz.com/emb/index.php (hier findet man einfach alles zu Schmalspurbahnen in der gesamten ex SU, Strecken, Fahrzeugbeschreibungen, aktuelle und historische Bilder, etc.)

    http://railways.id.ru/index.html (Seite über die Kinderbahnen in der gesamten ex SU und die dort eingesetzten Fahrzeuge)

    2 Mal editiert, zuletzt von Blix (22. Mai 2014 um 23:10)

  • Hallo Blix,

    interessanter Beitrag :spos:
    Da glaubt man sich beim Lesen und betrachten der Bilder doch in einer anderen Zeit zu befinden.
    Das frische Revisonsdatum war vielleicht blos die "Anwesenheitszählung". Vielleicht besteht die Gefahr das ein geschäftstüchtiger Anwohner gleich das ganze Fahrzeug hintenrum verkauft? (kleiner Scherz am Rande)
    Wenn ich mir aber so überlege, das sicher die Ukraine auch gern an den EU Fördertöpfen sitzen möchte, um das Land zu modernisieren, wird mir langsam Angst und Bange, um dieses Europa. Irgenwann kippt es. Wenn mehr aus dem Topf gelöffelt wird, als reinkommt, ist er doch mal leer. Aber die Politiker wollen das einfach nicht wahrhaben.

    Aber trotzdem gerne mehr Reiseberichte dieser Art. Ich glaube die wenigsten Leser werden sich selber aufraffen dort hin zu fahren. Jetzt zur Zeit erst recht nicht, obwohl du ja schreibst, da war alles ruhig.

    Pollofan

    Pollofan

    Einmal editiert, zuletzt von Pollofan (28. April 2014 um 11:33)

  • Ein schöner Bericht aus der Ukraine. Die Situation mit dem Markt hat mich etwas an das hier erinnert.

    GL

  • Hallo Gert Lauken,

    dein Videotipp ist ja noch ein Zahn schärfer. :winner:
    Diese gezeigte Verkehrssituation bringt in Europa und vor allem in Deutschland jeden Bürokraten ins Grab. Aber es beweist doch, das die meisten Menschen nicht so dumm sind, wie man es ihnen durch die zahlreichen Vorschriften einzureden versucht.
    Ich hatte aber schon damit gerechnet, das die Gemüsekisten der jungen Frau auf der rechten Seite vom Zug "weggeputzt werden". Aber es war alles genau berechnet.

    Pollofan

    Pollofan

  • Hallo Pollofan,

    ja auch wenn man sicher viel dort hintern rum erledigt, aber gleich ein ganzer Staatsbahnwagen wird nun wohl nicht gleich verschwinden. ;)
    Also aus rein Ökonomischer Sicht wäre es totaler Wahnsinn die Ukraine in die EU zu lassen, aber das war es eigentlich auch schon bei Rumänien und Bulgarien.

    Ach passieren tut da wirklich nichts, die wissen alle ganz genau bis wohin sie sich ausbreiten können und leben so schon seit Jahrzehnten zusammen.
    Die ganze Verordnungswut hätte dort wahrscheinlich kaum größere Auswirkungen, weil das dort im ländlichen Raum einfach keinen interessiert. Das konnte ich letztes Jahr auch in Rumänien erleben, die EU interessiert dort nicht wirklich viel.

  • Zitat

    Original von Blix
    Also aus rein Ökonomischer Sicht wäre es totaler Wahnsinn die Ukraine in die EU zu lassen, aber das war es eigentlich auch schon bei Rumänien und Bulgarien.

    Ach passieren tut da wirklich nichts, die wissen alle ganz genau bis wohin sie sich ausbreiten können und leben so schon seit Jahrzehnten zusammen.
    Die ganze Verordnungswut hätte dort wahrscheinlich kaum größere Auswirkungen, weil das dort im ländlichen Raum einfach keinen interessiert. Das konnte ich letztes Jahr auch in Rumänien erleben, die EU interessiert dort nicht wirklich viel.

    :spos: :spos: :spos:

    der Mansfelder
    Andreas

  • Hallo,

    wie ich schon geschrieben hatte kann es dort manchmal ganz schnell gehen.

    Nun ist das ganze mal wieder passiert, aber diesmal in sehr positiver Form! Denn nach 10 Monaten Pause verkehrt ab dem 10. Mai immer Samstag wieder ein Zug nach Irschawa. Damit tritt zumindest am Samstag praktisch der alte Fahrplan, von vor 10 Monaten, wieder in Kraft.

    Meldung bei Facebook:

    https://www.facebook.com/BorzhavaRailway?ref=stream

    Zumindest Samstags wieder aktueller Fahrplan:

    http://borzhava-railway.com/fahrplan/

  • Hallo,

    auch von mir erstmal vielen Dank für diesen hochinteressanten Beitrag! Was mir so neben dem Schienenstrang besonders aufgefallen ist: das beschriebene Einfahrsignal scheint ja noch ein originales der Bauform Jüdel (oder ähnliches) zu sein. Der durchbrochene Flügel und besonders die Antriebsscheibe auf halber Höhe des Mastes sind schon eine seltene Erscheinung. Ich habe diese alte Signalbauform hierzulande wenn überhaupt nur noch mit Antrieb unten auf Fotos entdeckt.

    Viele Grüße -

    OB33