30 Jahre Lückenschluß im Harz

  • Vor 30 Jahren war das Projekt vollendet,das sich als Gerücht schon seit Mitte der 70ger Jahre hartnäckig hielt,die beiden Schmalspurbahnen waren wieder verbunden!
    Was war voraus gegangen,wie sah es zu Bauzeiten aus?
    Ich hatte das Glück(meine Frau sah das allerdings wesentlich differenzierter)den Bau weitest gehend mit zu verfolgen.
    Auf Grund von Bekanntschaften war es mir auch möglich,den einen oder anderen Zug zu benutzen,für den es keine Fahrkarten gab und bekam von den damaligen Eisenbahnern Tipps und Hinweise zum Baugeschehen.
    Als positive Nebeneffekte ergaben sich Streckenkenntnis und eigenes Erleben sowie und auch die Möglichkeit,Bilder selbst zu entwickeln und den Beteiligten mit den Abzügen eine Freude zumachen.Heute würde ich das auch anders im Sinne von besser machen verstehen,damals war ich froh,eine EXA 1B und die Tasche voller S/W-Meterware zu haben.
    Egal,ich habe das,was nach vielen Umzügen übrig geblieben ist,gescannt und versucht,etwas zu verbessern,schauen wir mal!

    So sah die Ausfahrt Stiege in Richtung Albrechtshaus im Februar 83 aus,ein besserer Feldweg,auf dem noch alte Schwellen mit Kleineisen zu finden war und im Bereich der Selkekirche noch mit Resten der alten Telegraphenleitung im Wald versteckt war.

    Die Ausfahrt aus dem Bahnhof Stiege sah noch "Kleinbahnig" aus,nur das Rampengleis links wurde noch zu Ladezwecken benutzt.


    Hier die Ausfahrt Richtung Hasselfelde.

    Weiter in Richtung Albrechtshaus war es natürlich auch so.




    So etwa war der Zustand Anfang 1983.
    Einige interessierte Eisenbahnfreunde um die Herren Röper,Zieglgänsberger,Frenzel um nur einige zu nennen,sammelten und veröffentlichten für einen kleinen Kreis Infos,schrieben diese mit der Schreibmaschine mit vielen Durchschlägen auf und verschickten sie als Rundschreiben an eben diese Sammler,ebenso wurden Fotos verteilt.
    Ab und zu gab es auch Gerüchte,die vermittelt wurden und es wurde nicht nur über das Baugeschehen geschrieben,alles zusammen auch heute noch eine interessante Lektüre ohne Smartphone und E-Mail,eben handgemacht aus damaliger Zeit!
    Und so sahen diese Schreiben aus:
    vom 04.04.83 (Beispiel)

    und dann vom 03.06.83,als die ganze Gruppe an der Eröffnungsfahrt teilnahm !

    Sollte Interesse bestehen,ein paar Bilder aus der Zeit stehen mir noch zur Verfügung.

    Dann würde ich sagen: "Alles Gute zum Geburtstag Neubaustrecke"

    der Krimderöder

    4 Mal editiert, zuletzt von Krimderöder (4. Juni 2014 um 22:18)

  • Danke für den Beitrag, so kenne ich es auch noch.

    Zu Bild 4: es zeigt die Strecke von Stiege nach Hasselfelde.

    Zu erwähnen wäre noch das der Planmäßige Zugverkehr für Güterzüge bereits ab November 1983 lief und insbesondere die Pulverfabrik mit Brennstoffen versorgte und auf den Rückweg wurden die Wagen in Straßberg mit Flußspat beladen. Der Flußspattransport lief von da ab nicht mehr über Gernrode wobei die Umladung dort für Flusspat eingestellt wurde. Die anderen Frachten wurden nach wie vor noch in Gernrode umgeladen und von dort in und aus dem Harz noch für längere Zeit verteilt.

    Vom November 83 bis zur Reisezugeröffnung 1984 wurden noch Restarbeiten getätigt sowie der Bau der Wendeschleife in Stiege ausgeführt.

    Gruß von ganz oben, der Bergmensch. 🙋‍♂️

  • Guten Tag Reiner,

    richtig,das 4.Bild zeigt die Ausfahrt Richtung Hasselfelde noch ohne irgend etwas von der späteren Wendeschleife.
    Im Herbst 83 wurde mit Allem,was rollte, ein Kohlevorrat nach Silberhütte(so Wagen von der DR kamen) gefahren,aber nicht zur Pulverfabrik,sondern ins Heizwerk,um für die Streckensperrung infolge der Brückensanierungen im Behretal gewappnet zu sein.
    Von dort bekam die Pyrotechnik Prozeß-und Heizwärme per Rohrleitung geliefert.
    Eine weitere Trasse führte bis zu einer Umformstation in Alexisbad,wo der hochgespannte Dampf im Druck gemindert und auf die angeschlossenen Ferienheime verteilt wurde.
    Diese Station befand sich an der Stelle,an der früher (etwa bis 1960-65)das Hotel "Rose"stand,kurz vor der Selbstbedienungsgaststätte links 300 m vor dem BÜ in Richtung Mägdesprung.
    Als Rückfracht wurde richtig Flussspat in Straßberg oder Holzprodukte der Sägewerke Rinkemühle 1 und 2 nach Nordhausen gefahren,aber auch bei Bedarf in Alexisbad Wagen gestellt bzw.ins Sägewerk Buchholz Hasselfelde gefahren.
    Auch in Stiege wurde Holz verladen.
    Ab Gernrode wurde eigentlich nur noch Aluminiummasseln nach Harzgerode transportiert, die an der Ladestrasse am Streckenende auf LKW verladen und 500 m weit ins Gußwerk transportiert wurden,da das Anschlussgleis an der Ausfahrt nach Alexsibad 1945 demontiert wurde.
    Bei Bedarf gelangte aber auch noch Baumaterial per Schmalspur nach Alexisbad.
    Es grüßt der krimderöder

  • Danke für deine Ergänzungen Krimderöder, die ich bestätigen kann.
    Ich meinte natürllich mit Pulverfabrik die Pyrotechnik und das dazugehörige Heizkraftwerk.
    Pulverfabrik sagten wir weil ja nicht nur Pyrotechnik sondern Hauptsächlich Kriegsmunition vieler großer Kaliber dort produziert wurden.
    Und noch eine Entscheidene Bemerkung dazu; wenn diese Kriegsmunition dort nicht Produziert worden wäre hätte es diesen Lückenschluß nie gegeben.
    Die Entscheidungen dazu kamen über das Verteidigungsministerium zum Verkehrsministerium und die hatten das umzusetzen was die Verteidiger anforderten. Das muß man natürlich im großen Zusammenhang zwischen der Wirtschaft in der DDR und der allgemeinen Situation hier insbesondere den Umstand das alle Güter vorrangig über die Schiene zu transportieren waren.

    Gruß von ganz oben, der Bergmensch. 🙋‍♂️

    Einmal editiert, zuletzt von Bergmensch (6. Juni 2014 um 10:25)

  • Ich persönlich wage sogar mal zu behaupten, hätte es den Lückenschluß 1984 nicht gegegeben, dann hätte man die Selketalbahn im Zuge der Privatisierung wohl hinten runter fallen lassen. Denn aufgrund ihrer etwas abgelegenen Lage gegenüber den Tourismushochburgen im Harz, und dann noch ohne Anschluß an das "Hauptnetz" der Harzquer- und Brockenbahn, wäre sie von der DR bzw. spätestens mit Gründung der HSB wohl eingestellt worden. Da könnten wir heute froh sein, wenn man aus der Selketalbahn eine Museumsbahn ala Preßnitztalbahn gemacht hätte.
    Also hatte die Munitionsindustrie in Silberhütte wohl auch ihr gutes. :winner:

    ps: Wo wir gerade beim Harz sind, im Museumsbahnforum von DSO ist das Gerücht aufgetaucht, daß die "Kleine Dicke" 99 5001 aus ihrem französischen Schuppenexil befreit wurde. Weiß da jemand mehr dazu?
    Wäre ja genial, wenn man diese Maschine eines Tages mal wieder im Harz bewundern könnte. :rp:

    2 Mal editiert, zuletzt von Dieselpower (6. Juni 2014 um 12:52)

  • Guten Tag ,
    die Spekulation über das Schicksal der Selketalbahn ist so abwegig sicher nicht,da möchte ich mich anschließen,das schlechte Sachen oftmals in einem längeren Zeitraum betrachtet,auch positiv wirken können. Hoffen wir,das uns diese Bahnlinie auch erhalten bleibt!
    Das Gerücht ex 99 5001 betreffend ist ja ein Ding!Da tauchen Erinnerungen auf!
    Durch das wohlwollende Entgegenkommen des damaligen Dispatchers H.Becker durften wir beide mein Freund und ich,auch mal auf die abgestellten "Schrottloks "klettern.

    Das Bild zeigt meinen langjährigen Freund und mich auf besagten Fahrzeug in Wernigerode-Westentor irgendwo in den 60gern.
    der Krimderöder