Hallo liebe Fährschiffsfreunde,
wenn man nach Dänemark fährt, führen mindestens drei Wege dorthin. Zwei davon sind Fährlinien und so entschied ich mich für die Verbindung Rostock - Gedser, weil dies die kürzeste Anreise in meinen Urlaubsort im Norden der Insel Falster darstellte. https://bimmelbahn-forum.de/wbb13/60/threa…eadid=9266&sid=
Hin- und Rückfahrt buchte ich auf der "Kronprins Frederik", die 1981 auf der Fährlinie Korsør - Nyborg in Dienst gestellt wurde und als Eisenbahnfähre konzipiert war. Die 4 Gleise im Schiffsbauch sind auch heute noch zu entdecken, allerdings zugeschmiert.
Schiffen wir uns also ein:
Am 9. August 2014 war das Wetter leider trüb und es regnete zeitweise. Aus Gedser trifft das Fährschiff "Kronprins Frederik" am Seehafen Rostock ein. Der Breitling wird, wie immer, als Wendeplatte zum Anlegen genutzt, denn in Rostock wird über das Heck angelegt.
Nicht ganz zufällig suchte ich mir sofort nach dem Abstellen des Familienautos in den Tiefen des Laderaums den Weg zum Promenadendeck. Der Dampfeisbrecher "Stettin", Baujahr 1933, wurde erwartet.
Verfolgt wurde der bekannte Dampfer vom "Bussard", einem ebenfalls dampfgetriebenen ehemaligen Tonnenleger, der schon 1906 in Dienst gestellt wurde und seit 2006 als Traditionsschiff wieder unter Dampf steht.
Wenn man die Fährabfahrt um 13.30 Uhr nach Gedser wählt, kommt man fast zwangsläufig auch mit der Fährkonkurrenz unserer "Königslinie" in Berührung. Zu dieser Zeit legt die "Stena-Line" Fähre, diesmal die "Skåne" und die "TT-Line", an diesem Tag "Huckleberry Finn" an. Letztere ist mir leider beim Beladegeschäft entwischt. Beide Fähren kommen ungefähr zeitgleich aus Trelleborg.
Wir unterhielten uns gerade darüber. https://bimmelbahn-forum.de/wbb13/60/threa…63628#post63628 Schiffsabgase sind an und um die Häfen unserer Welt ein ernstzunehmendes Problem. Unsere "Kronprins Frederik" bläst kurzzeitig genau die gleichen Wolken in den Rostocker Himmel, wie manche Öllok. Der Brennstoff ist ja auch identisch. Das Umstellen von Marinediesel auf Bunkeröl konnte so gut verfolgt werden. Fortan nebelte ein ziemlich übler Mief das hintere Promenadendeck ein. Allerdings nun fast unsichtbar.
Wer nun dachte, die ganzen schönen Dampfer, auch noch kleinere, hätten sich zufällig in Rostock verabredet, wird wohl spätestens jetzt merken, dass das wohl etwas viel Zufall wäre, denn gerade dampft der Hamburger Dampfschlepper "Woltmann", Baujahr 1904, an uns vorbei. Im Hintergrund, weit weniger ungewöhnlich für diesen Ort, das Kreuzfahrtschiff "Costa Fortuna". Es war natürlich kein Zufall, sondern "Hanse Sail 2014".
Und wer denkt... "Warum fotografiert der Dummkopf nur die stinkenden Dampf- und Motorschiffe???
Hat er doch gar nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon viele verschiedene Windjammer auf meinen Chip verirrt.
Vor Warnemünde begegnete uns unter anderen im Gegenverkehr die bekannte "Gorch Fock II" der Bundesmarine mit einem Marineschlepper im Schlepp. Falls Ludger hier reinklickt. Man beachte die vielen orangen Männchen in den Wanten.
Der "Dannebrog" zeigt uns, wo es hingeht. Hinter uns das Weichbild von Warnemünde. Der Kühlturm des Steinkohlekraftwerks am Seehafen ist übrigens bis Gedser immer am Horizont zu sehen. Überhaupt, man verliert das Land nie aus den Augen.
In einem Gang entdeckte ich dieses Fabrikschild des Fährschiffes. Die "Kronprins Frederik" wurde mit zwei Schwesterschiffen durch die DSB für den Fährverkehr über den Großen Belt beschafft und dort bis zur Inbetriebnahme der "Storebæltsbroen" 1998 eingesetzt. Anschließend wurde sie und das Schwesterschiff "Prins Joachim" durch "Scandlines" übernommen und für den Verkehr Rostock - Gedser hergerichtet. Das 3. Schiff im Bunde, die "Dronning Ingrid" wurde nicht übernommen und verdingte sich als Lazarett und Hilfsschiff. http://www.faktaomfartyg.se/dronning_ingrid_1980.htm und endete in Durban.
Auf Gegenkurs kommt uns natürlich die "Prins Joachim" entgegen, die die gleiche Geschichte hat, wie FS "Kronprins Frederik". Während "Kronprins Frederik" noch immer den Heimathafen Korsør angeschrieben hat, fährt sie heute unter deutscher Flagge mit Heimathafen Rostock.
An meinem Abreisetag dem 16. August 2014 nutzte ich die Zeit in der Warteschlange, das Gelände in Gedser etwas zu erkunden. Ein wenig Eisenbahn ist noch zu finden, wenn auch in schlechtem Zustand.
Vor dem Ringlokschuppen mit Drehscheibe träumt dieser Triebwagen von besseren Zeiten: http://www.jernbanen.dk/motor_solo.php…269&n=ahtj-sm-1
Auch wenn es noch so trostlos aussieht. Es kümmert sich ein Verein um dieses Gelände und betreibt in der Remise ein kleines Museum: http://www.gedser-remise.dk/
Wenn man sich umschaut, so hat sich aber sehr viel verändert, seit http://www.tog-billeder.dk/dk_stationer_plan-15_DSB.htm dem letzten Eisenbahn-Betriebstag im Dezember 2009. Scandlines ließ 2012 das Gelände großzügig umbauen und die meisten Gleisanlagen entfernen. Allerdings bekam das Museum an der Remise einen Gleisanschluss an die freie Strecke. Die ehemaligen Gütergleise wurden entfernt und dort die Aufstellspuren und Sanitärgebäude für die wartenden Kfz errichtet. Das Empfangsgebäude wurde an beiden Stirnseiten verglast. Die typische Architektur blieb aber erhalten, genau wie das ehemalige Bahnsteigdach.
Als ich um das sanierte Gebäude herumstromerte, bemerkte ich im Inneren eine Dampflok. Es ist die DSB Litra F 653, Frichs 1949 http://www.jernbanen.dk/damp_solo.php?…431&n=dsb-f-653
Als Denkmal erinnert die Dampflok in der zur geschlossenen Wartehalle umgebauten Bahnsteighalle an die großen Zeiten der Eisenbahnfähre Warnemünde - Gedser. Eine schöne Geste von Scandlines. Außerdem habe ich in der Halle eine große Schautafel mit bekannten Gesichtern entdeckt. Sie setzt der dänischen Fernsehserie "Matador" ein Denkmal, für die hier Dreharbeiten stattfanden. "Matador" wurde bei "Nordisk Film" produziert und es spielten viele bekannte dänische Schauspieler aus der "Olsenbande" mit.
Zeit, wieder nach draußen zu gehen. Unsere Fähre trifft wieder ein. In Gedser wird heute wieder mit dem Bug angelegt. Eine zeitraubende Drehung um 180° erfolgt erst wieder nach dem Ablegen in Richtung Rostock.
Leinen los!!! Rückwärts schiebt sich das Schiff in die Ostsee hinaus. Zwar wird die Fähre von der hinteren Brücke gesteuert. Von hier wird der Vorgang aber aufmerksam überwacht. Im Vordergrund das EG in Gedser. Im Hintergrund sind die neu entstandenen Aufstellflächen mit den Sanitärhäuschen zu erkennen. Hier breiteten sich einst die Güteraufstellgleise vor dem Fähranleger aus.
Ein letzter Blick zurück auf die dänische Küste und Skandinaviens südlichsten Punkt "Gedser Odde" ganz rechts. Wir werden ganz sicher wiederkommen.
Alle Fotos: Achim Rickelt
Ich hoffe, Ihr könnt mir den maritimen Ausrutscher wieder einmal verzeihen.
Viele Grüße
Euer Dampf - Achim Rickelt