Im Wilischthal gestöbert

  • Glück auf,

    das noch schöne Wetter vom letzten April-Wochenende nutzend, erfolgte mal eine Spurensuche zur ehem. Wilischtalbahn. Dabei entstanden folgende Bilder:


    Blick auf die ehem. Gleisanlagen vom "Bahnhof" Wilischthal in Richtung Rollwagenanlage, links war ein Abstellgleis. Rechtes Gleis ging zur Schmalspurverladerampe. Das war schon alles, was leider - oder zum Glück - noch so übrig geblieben ist.


    Ein Blick in die Gegenrichtung nach Thum in ungefährer Höhe der ehem. Rollwagenanlage (rechts).


    Eine Detailaufnahme, rechts das Abstellgleis für Rollwagen, Bildmitte/links die nicht mehr vorhandene Rollwagenanlage der Bahn.


    Noch ein Blick über den ehem. Bahnhof Wilischthal, links das EG, Bildmitte die schon erwähnten Gleise. Der Ladestraße im Bogen folgend ging es rechts zu den Bahnsteig für die Züge Richtung Thum, die Abfahrt war so zuletzt tägl. ca. gegen 8.21 Uhr, 12.50 Uhr (beide Gmp) und 18.07 Uhr ein Personenzug - mehr war da nicht - am 27.05.1972 war es dann damit vorbei (die letzten Züge zog die 99 1778-2). Weiter rechts daneben war noch das Lokumfahrgleis und noch 2 weitere Abstellgleise. Versteckt hinter den vorderen Bäumen war noch der Lokschuppen, das Wasserhaus mit Wasserkran (mit langen Ausleger) und bis 1971 die Bekohlungsanlage (mit Loren) für die Schmalspur. Das ehem. "Wasserhaus" in Wilischthal kann man mit dem in Steinbach b. Jöhstadt vergleichen, nur das dies in Steinbach niedlicher und schöner aussieht bzw. ist.


    Die gut gepflegte Weichenstelleinrichtung ist nun Attrappe geworden, die Tür im Hintergrund führte einst zum Fahrkartenschalter und Warteraum, und der ballspielende kleine Junge wäre sicherlich auch gerne einmal hier mit der Bimmelbahn gefahren - aber naja...
    Aber so hat die Wilischtalbahn auch ihr eigenes kleines "Denkmal" - hier an ihren Ausgangspunkt und weckt Erinnerungen fast an =>Damals war's<= und nicht nur bei mir - "als ich noch ein kleiner Junge war....".


    An der Bahnhofsausfahrt in Wilischthal Richtung Thum. Hoffentlich bleibt uns die 1885/86 erbaute Brücke über die Zschopau noch ein wenig erhalten. Oder, je nach Möglichkeiten könnte diese noch auf anderen Schmalspurbahnen evtl. wieder eine sinnvolle Verwendung finden. Eine Begehung dieser Brücke ist aber zur Zeit nicht gerade empfehlenswert.


    Hier noch einmal die zweiteilige Stahlträgerbrücke in ihrer fast noch vollen Schönheit, mit einer Länge von 55,2 m und einer Höhe von 9,3 m. Aufgenommen von der Straße aus geht es links zum Bahnhof, rechts nach Thum.


    Eine andere Blickrichtung zur Schmalspurbrücke ebenfalls von der Straße aus. Links im Hintergrund der Bahnhof, der heute ein Bedarfshaltepunkt ist.


    Noch vor der großen Brücke gibt es noch eine kleine Stahlträgerbrücke von 12,4 m Länge, die über einen ehem. Fabrikwassergraben führt.


    Der Streckenverlauf ist hier gut zu erkennen (Blickrichtung Bahnhof). Eine S-Kurbe beschreibt die Wilischtalbahn nach der Zschopaubrücke, dicht vorbei an einer sehr bröckligen Felswand und dem Einfahrsignal (rechts im Bild), das ca. in Höhe des danebenstehenden Nadelbaumes stand. Der abgeschweißte Rest im Gleisschotter ist heute noch zusehen. Es folgte der unbeschrankte Bahnübergang der Landstraße nach Gelenau. Ab dort liegt wieder das Gleis (links im Bild). Der Bahnübergang wurde mit einer leichten Teerschicht überzogen, die aber das Gleis langsam wieder frei gibt. Die Straße war einsam und verlassen, in der gesamten Zeit kamen gerade mal ein Auto und zwei Fahrradfahrer in Richtung Gelenau entlang.


    Und da ist sie wieder, "unsere" Wilischtalbahn. Das Gleis ist zwar zugewachsen, aber Dank der Jahreszeit gut erkennbar (Blickrichtung Thum).


    Ein Blick zurück nach Wilischthal, erkennbar im Hintergrund die Rechtskurve der Bahn mit den folgenden Bahnübergang.


    Etwas weiter in Richtung Thum wird der Baumbewuchs auf den Bahndamm dichter, so daß bald kein durchkommen mehr möglich gewesen ist. Aber dennoch gut erkennbar die kleine Stützmauer links neben der Strecke. Anschließend wurde den Hang hoch gekrabbelt, er war nun mal etwas steil und es ging auf der Straße dann weiter.


    Jetzt von der Straße Wilischthal - Gelenau aus aufgenommen. Die Strecke verläuft neben der Wilisch, die der Bahn ihren Namen verdankt -=> "Wilischtalbahn".


    Wie die Wilisch (rechts) schlängelt sich auch die Schmalspurbahn in mehreren kleinen Kurven weiter langsam bergauf (ca. 1:80). Links von der Strecke der Hang, daneben gleich die Straße nach Gelenau. Hier war Ruhe sanft, kein Autoverkehr - die glatte Erholung in den auch wirklich landschaftlich schönen Tal. Nur hier fehlt etwas... - man vermißt es.


    Es wäre ja auch zu schön um wahr zu sein, aber hier ist leider schon das Gleisende. Nur weinige 100 m blieben noch übrig, wenn überhaupt so viel von der Bimmelbahn. Im Hintergrund die Wilisch. Von dem der von der Straße nach Gelenau aus rechts abzweigende Wirtschaftsweg entstand dieses Bild. Nun bloß noch den Bahndamm weiter folgend, der einen leichten Linksbogen macht, ging es dann wieder den Hang hinunter...


    ...um dann auf den Bahndamm weiter zu laufen. Und hier ist sie, die Bruchstein-Gewölbebrücke, die in einer Linkskurve von der Schmalspurbahn einst unterfahren wurde. Ein schönes Bauwerk, so ein ähnliches gibt es noch zwischen Niederschmiedeberg und Oberschmiedeberg bei Mittelschmiedeberg der WJ-Linie. Wie schöne wäre es, wenn hier noch Dampfzüge fahren würden - welch ein super Bild wäre das ! - Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt in den Herzen. Ich glaube die Bahn noch nicht für so Tot.


    Und noch ein Blick zurück - weil's so schön war (Richtung Wilischthal). Nur das Gleis fehlt...


    Weiter der Strecke entlang lagen rechts und links davon noch einige alte Schwellen inkl. der alten Kleineisen und Schienennägel.


    Das Etappenziel und der km 1,27 ist fast erreicht - der Anschluß. Rechts ist die Brücke über die Wilisch zur Papierfabrik Wilischtal zu sehen, die zuletzt (bis August 1992) über eine Spitzkehre bedient wurde. Ungefähr in Blickrichtung einen Kilometer weiter befand sich bis 1966 der erste Haltepunkt der Strecke, der Hp. Wilischau.


    Ein Blick noch zur Brücke der Anschlußbahn der Papierfabrik, von der heute fast nichts mehr zu sehen ist. Es ist eine große, weite leere Fläche geworden.

    Damit war die ca. 2 h lange Erkundung auf den Spuren der Wilischtalbahn in diesen Bereich beendet. Gegen Mittag fuhr dann der Zug ab Wilischthal Hp. in Richtung Cranzahl, vorbei am stillgelegten Bahnhof Schönfeld-Wiesa. Wer diesen noch vor 1985 kennt, als die schmalspurige Anschlußbahn noch gefahren ist, wird ihn heute kaum noch wiedererkennen. Sehr trostlos sieht alles aus. Von der späteren normalspurigen Anschlußbahn konnte ich nichts mehr erkennen, außer ein wenig noch den Bahndamm.


    Zum Abschluß noch ein Foto mal mit Dampf, was bis jetzt ja leider gefehlt hatte. 99 793 bei der Ausfahrt des Nachmittagspersonenzuges aus Cranzahl. Diese Maschine war zwischen 1957 und 1967 auch im Thumer Netz tätig und somit auch auf der Wilischtalbahn.

    Sicher ist es schon bemerkt worden, daß hier bei mir eine andere Kamera zum Einsatz gekommen ist. Die neue Nikon D7200 hatte ihren "Probelauf" bei der Wilischtalbahn, eine mußte ja den Anfang machen. Ich denke, die Aufnahmen gehen einigermaßen, ganz zufrieden bin ich jedoch noch nicht. Die ganzen Programme und Einstellungen muß ich auch erst einmal testen und ausprobieren. Mit der Zeit wird das schon.
    Ich bedanke mich für's lesen und für die Beiträge von Euch - ich hoffe, es war kurzweilig und interessant.

    Grüße,
    die Aufsicht

    (Edit = Text und Bilder für Euch ergänzt)

    7 Mal editiert, zuletzt von Aufsichtsbeamter (2. Mai 2015 um 01:28)

  • Danke für den interessanten Bericht, bin auf die Fortsetzung gespannt.
    Schade, dass dort nichts mehr intakt ist. :-/

    Grüße Erik

    Grüße Erik

    Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!

  • Hallo.

    Ist das EG privat und wird es noch von der Bahn genutzt (Warteraum)?
    Und sind die Gleisreste nur "zufällig" liegen geblieben oder war da mal mehr geplant in Richtung Denkmal...?

    Danke für Aufklärung sagt Peles

  • Hallo Peles,

    soweit ich erkennen konnte ist das EG bewohnt, aber von der Bahn wird es nicht mehr genutzt.
    Wilischthal ist ein kleiner unbesetzter Bedarfshaltepunkt geworden, es gibt dort nur noch ein Gleis der Normalspur (leider). Es gibt da nicht einmal einen Fahrkartenautomat, nur so eine Art "Bushaltestellenhäuschen" mit einer Bank, Fahrplan und auch Werbung der Preßnitztalbahn u.a.
    Das die Schmalspurgleise noch da sind, das hatte sich wahrscheinlich so ergeben - eher Glück, Zufall... - Aber um die Weichenstelleinrichtung scheint sich jemand zu kümmern. Ein Schmalspurfreund ? Es waren auch Dampflokaufkleber an den Fenstern des EG zu sehen (Bahnsteigseite).

    Grüße,
    die Aufsicht

  • Hallo

    Soweit ich weiß wohnt/wohnte im ehemaligen Empfangsgebäude der letzte Lokführer der die Bedienung zur Papierfabrik mit Ns4 gefahren hat .Ach waren das noch Zeiten.

    Gruß Andreas

  • Hallo Andreas,

    das ist gut möglich, denn dieser (ehem. Lokführer der Bahn) hatte viel Verständnis für meine Fotos und hatte auch sein Auto weggefahren. Vielleicht ist dort die Familie, dafür spricht auch der kleine Junge. Auf jeden Fall sehen die restlichen Gleisanlagen der Schmalspur im ehem. Bahnhofsbereich gepflegt aus.

    Grüße,
    die Aufsicht

  • Das Empfangsgebäude in Wilischthal gehört (selbstredend) nicht mehr der Bahn, sondern einem privaten Immobilienbesitzer aus Hamburg, an den es vor einigen Jahren verkauft worden war.

    Das Gebäude wird zu keinerlei Bahnzwecken mehr genutzt, jedoch, wie bereits geschrieben, noch zu Wohnzwecken. Es wohnt dort heute noch eine einzige Mietpartei. Jedoch ist das kein Lokführer, sondern ein ehemaliger Fahrdienstleiter und der gleichzeitige ehemalige Bahnhofsvorsteher von Wilischthal. Sein Name ist mir bekannt, aber wir wollen hier ja keine Namen öffentlich vernbreiten. Ein sehr netter und zuvor kommender Herr ist er aber auf jeden Fall. Er hatte damals 1991 auch maßgeblichen Anteil daran, dass der legendäre "Plandampf in Wilischthal" mit 99 586 der damals noch jungen IG Preßnitztalbahn stattfinden konnte.


    VG Holger

  • Ich muss aber auch nochmals auf den Ursprungsbeitrag von "Aufsichtsbeamter" zurückkommen. Als ich laß, in Wilischthal seien nur noch Reste erhalten, war ich sogleich total erschrocken. Sollte die Wilischtalbahn wirklich abgebaut worden sein? Eine meiner Lieblingsstrecken? Schlimm. Ich fuhr daraufhin sogleich nach Wilischthal und schaute mal nach dem Rechten. Selbstverständlich zeigte sich sofort, dass der Beitrag von "Aufsichtsbeamter" nur ein kleiner verspäteter Aprilscherz war und die Bilder mit den Gleisresten offenbar im Photoshop nur total täuschend echt retuschiert worden waren.

    Hier die Beweisfotos vom 29. April 2015, dass in Wilischthal zum Glück alles beim Alten ist: 99 1792-3 stand wie immer um diese Uhrzeit planmäßig mit dem Mittagspersonenzug nach Thum am Schmalspurbahnsteig von Wilischthal abfahrbereit da.


    Das Besondere daran ist (es wird jeder sogleich erkennen): Genauso wie auf der Lößnitzgrundbahn setzte die SDG als heutige Betreiberin des Thumer Schmalspurnetzes in der letzten Aprilwoche auch auf der Wilischtalbahn die Altbauwagengarnitur ein, und nicht die sonst üblichen Rekowagen mit den bei Eisenbahnfotografen natürlich unbeliebten, gelben Werbeschriftzügen "Wilischtalbahn". :-D


    Da noch bissel Zeit war bis zur Abfahrt des Zuges, bin ich dann auch noch hoch zum Affenstein gelaufen und habe von diesem Felsen aus die folgende "Luftaufnahme" gemacht. Wie man sieht: Alles in bester Ordnung im Bahnhof Wilischthal.


    Ne halbe Stunde später fuhr der Zug dann nach Thum ab, hier bei der Ausfahrt aus Wilischthal auf Höhe des Einfahrsignals.

    Da ich keine Zeit weiter hatte und ja wie gesagt auch nur mal fix nachgucken wollte, ob in Wilischthal alles noch in Ordnung ist, weil ich durch den Forums-Beitrag von "Aufsichtsbeamter" irritiert war, habe ich den Zug dann nicht weiter verfolgt, sondern dieses hier war mein letztes Foto für diesen Tag.

    Für die Bildqualität möchte ich mich entschuldigen. Da ich ja, wie manche wissen, auch im Jahre 2015 einer der letzten Fotografen bin, die noch auf Diafilm fotografieren, mein Scanner aber nicht der beste ist, konnte ich auf die Schnelle keine bessere Bildqualität erreichen.

    Aber ich hoffe, ihr seid jetzt alle totaaal beruhigt, dass auf der Schmalspurbahn Wilischthal - Thum alles in bester Ordnung ist. :zwink:


    ____________________________


    So, und an dieser Stelle auch noch ein paar seriöse Informationen zu o.g. Bildern: Der aufmerksame Leser hat es natürlich längst bemerkt, dass die o.g. Bildinfos nicht ganz Ernst gemeint sind, sondern ich nur wieder mal Lust hatte, mit einem Augenzwinkern in antifaktischer Art und Weise zu schreiben. In Wahrheit sind die drei Fotos Mitte Mai 1972 entstanden, kurz vor Toresschluss, bevor wie bekannt am 27. Mai 1972 leider der letzte Zug von Wilischthal nach Thum fuhr. Leider sieht es heutzutage in Wilischthal wirklich nur noch so aus, wie "Aufsichtsbeamter" in seinem Ursprungsbeitrag es gezeigt hat.

    Auch kann ich mit meinem Geburtsjahr 1977 ganz schlecht 1972 diese Fotos gemacht haben - sie stammen aus der Kamera des bekannten Eisenbahners Hans-Werner Schellenberg.

    Ich habe diese drei Fotos hier mal eingestellt, a) weil sie natürlich zum Thema passen und b) als kleinen "Appetitsanreger" und ganz "offizielle Schleichwerbung" für die in Kürze anstehende FHWE-Broschüre "Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz, Teil 2" über die Wilischtalbahn. Siehe http://www.fhwe.de/index_publikationen.html. Ich denke, im Juni sollte diese Publikation dann endlich lieferbar sein. Ist aber trotzdem ohne Garantie. Ich kann aus Zeitgründen stets nur mit nachrangiger Priorität an der Broschüre weiter arbeiten, was immer mal wieder zu Unterbrechungen führt. In großen Teilen, weit über 50 %, ist sie aber schon fertig. Na schauen wir mal, wie lange ich noch dran rum "schraube", bis das gute Stücke dann tatsächlich fertig ist.

    Noch was Anderes: Ein immer wieder "beliebter" Fehler ist es, die Strecke Wilischthal - Thum als "Wilischthalbahn" zu bezeichnen. Das ist n Schreibfehler, der sich teilweise auch durch die Literatur zieht. Nur, weil der Ort bzw. Bahnhof Wilischthal mit "th" geschrieben wird, weil dies als Ortsname ein Eigenname ist (ähnlich wie bei Klingenthal, Oberwiesenthal usw.), ist natürlich trotzdem das Tal des Flusses Wilisch das Wilischtal (ohne "th"), und nicht das Wilischthal (mit "th"). Ergo ist bzw. war die durch das Wilischtal führende Schmalspurbahn auch die Wilischtalbahn (ohne "th") und nicht die Wilischthalbahn (mit "th"). Man schreibt ja auch nicht "Preßnitzthalbahn" oder "Weißeritzthalbahn", sondern Preßnitztalbahn und Weißeritztalbahn. Analog dazu war die Strecke Wilischthal - Thum die Wilischtalbahn und nicht die "Wilischthalbahn", diese Schreibweisen verwechseln viele immer.


    Schönen Feiertag!


    VG Holger