Zwischen Döbeln und Mügeln

  • Liebe Freunde der Schmalspurbahnen,
    am Sonntag ging es zu Fuß von Döbeln nach Mügeln (OD-Linie), auf den Spuren des „Wilden Roberts“.
    Ganz sicher, ob Wetter halten würde, waren wir uns nicht, doch wir entschieden uns dazu, dennoch wandern zu gehen.
    So begannen wir unsere Reise mit einem Abstecher zum Döbelner Hauptbahnhof, der seine Bedeutung momentan leider immer weiter verliert:


    Auf diese Weise konnten wir uns auch kurz das Gelände der Zuckerfabrik ansehen, von deren Existenz so gut wie nichts mehr zeugt:


    Da man nicht sonderlich gut neben der Regelspurtrasse entlang kommt, entschieden wir uns, noch ein Stück mit dem Auto bis Gärtitz zu fahren:


    Von dort aus wanderten wir los. Zuerst folgten wir dem Gleis der WG, bis es den Rechtsbogen nimmt, um die anderen Gleise zu überqueren:


    Im Anschluss führte uns unser Weg entlang der RC-Linie bis zum Gadewitzer Abzweig, von dem jedoch nichts mehr zu sehen ist. Nicht weit davon liegt der Lindner´sche Gasthof und damit der Ortsrand von Gadewitz:

    Ein Stück weiter im Ort lag der Bahnhof, dort wo jetzt die Autobahnmeisterei ihren Sitz hat:


    Unter der Brücke hinterm Bahnhof finden sich noch mysteriöse Abdrücke:


    In Döschütz begann es dann zu regnen. Wir wollten uns schon ärgern, doch glücklicherweise hörte es am Bahnhof wieder auf. Von diesem ist jedoch kaum noch etwas zu sehen. Alles Privatgrundstück.
    Die Strecke noch Mockritz-Jeßnitz verläuft abgesehen von einem kleinen Bogen schnurgerade durch die Felder:


    Bald darauf trafen wir in Mockritz-Jeßnitz ein. Gut zu erkennen ist auf der rechten Seite der ehemalige Anschluss Jordan:


    Leider gibt es nicht mehr die Möglichkeit, bei Gruhles einzukehren:

    Dafür lag aber auf der Ladestraße noch so Einiges an Relikten herum:


    Auf den ersten Blick bemerkt man ihn gar nicht. Er scheint ein Teil des Ziegelhaufens zu sein, doch es ist – der Prellbock:


    Direkt hinter dem Bahnhof kommt schon von Weitem das Gebäude der BHG Tronitz in Sicht:


    Weit ist es somit auch bis zum Bahnhof Tronitz nicht mehr. Nach einem kleinen Anstieg zum hügeligeren Teil der Strecke, ist er dann auch erreicht.


    Auch ein Stück des Anschlussgleises liegt noch:


    Auf der anderen Seite der Straße, in Richtung Mügeln fand sich auch noch eine „Stillegungsursache“:


    Nach Zaschwitz ging es dann über, die Erwartungen übertreffende, Dämme und Einschnitte. Auch bis dort musste keine allzu weite Strecke zurückgelegt werden. Am ehemaligen Haltepunkt findet sich noch ein Fundament:


    Hinter Zaschwitz ging es abwechselnd durch Einschnitte und über Dämme.


    Dann war Töllschütz (Kiebitz) erreicht. Dort legten wir erst einmal ein Pause ein.


    Nach kurzer Stärkung ging es dann durch das „Tor“ nach Mügeln:


    Ein kurzes Stück Weg verlief danach über ein Feld, bis wir auf einen guten Pfad stießen, der auch mit Bänken reichlich gesegnet war:


    Bald darauf war Schrebitz erreicht. Am Ende des Weges steht eine Garnitur, die an die Bahn erinnert.


    Unweit dieser findet sich auch die Absturzstelle des tragischen Unglücks vom 18.11.1919:


    Danach kann man nicht mehr auf dem Damm laufen, da dieser inzwischen zu Privatgrundstücken gehört. Von unten sahen wir zuerst etwas, was nach einem Durchlass aussah. Doch nach näherer Betrachtung fiel auf, dass es sich nicht um eine Art Überbrückung, sondern eine Art Tunnel handelte. Glücklicherweise sah uns ein Mann oben herumsuchen und kam zu uns. Er sagte, ihm hätte man als Kind noch zu Bahnzeiten erzählt, dass es sich um einen Fluchtschacht aus dem Dreißigjährigen Krieg handele, der ins Nachbardorf führte. Allerdings ist er nach 100 m eingestürzt und nicht mehr begehbar gewesen.


    Er führte uns von dort aus gleich weiter zum Bahnhof Schrebitz, wo noch der Gasthof steht:


    Aus den 1940er Jahren gibt es ein schönes Foto über den Bahnübergang hinunter nach Schrebitz photographiert. Diesen Blick verstellt heute eine Hecke, doch etwas weiter unten kann man das Motiv auch heute noch nachvollziehen. Dort trafen wir einen weiteren Zeitzeugen, der uns zwar erst misstrauisch gegenüberstand, aber, nachdem er unser Anliegen hörte, uns seine Erlebnisse mit der Schmalspurbahn schilderte, als er noch jeden Tag eine Stunde lang von Schrebitz nach Döbeln zur Lehre fuhr; und sagte, wie sehr er bedauere, dass sie stillgelegt wurde.


    Er führte uns auch zum Bahnhof Görlitz (Schrebitz Nord), der jedoch derart bebaut ist, dass sich ein Foto nicht lohnte. So ging es dann weiter in Richtung Mügeln.
    Nach Schrebitz überquert die Bahn die Straße und verläuft weitestgehend parallel zu dieser.


    Wenig später erreichten wir das ehemalige Bahnhofsgelände von Lüttnitz, von dem allerdings auch nicht viel übrig geblieben ist.


    Der ehemalige Anschluss Lösche & Albrecht wird heute als „Reifenendlager“ missbraucht:


    Nach einiger Zeit im Grauschwitztal, wo man nicht ganz so leicht wieder herauskommt, kamen wir dann dem „Kamel“ und damit dem Bahnhof Mügeln immer näher.


    An der Einmündung der Strecke im Bahnhof Mügeln findet sich auch noch das eine oder andere Relikt, so zum Beispiel die Umlenkrollen für das Einfahrsignal.


    Dank der momentanen Bauarbeiten am Bahnhof ist die Döbelner Ausfahrt wieder freigeschnitten und dadurch gut zu erkennen.


    Natürlich sind die Gleisanlagen des Bahnhofes Mügeln bei Weitem nicht mit denen vor über 50 Jahren zu vergleichen.


    Einige Zeit verbrachten wir noch auf dem Bahnhofsgelände, doch damit war dann der Endpunkt unserer Wanderung erreicht.


    Am Ende muss man sagen, dass wir viel Glück mit dem Wetter hatten. Bis auf den kurzen Zeitraum bei Döschütz kamen wir recht trocken durch den Tag. Die Jahreszeit ist auch recht ideal, um die Strecke abzuwandern, da so wesentlich mehr zu sehen ist, ohne Blätter.
    Die Wanderung war auch ein Naturerlebnis. Drei Rehherden, die sich zu einer großen vereinten, ein Fuchs, eine Maus, -zig Vögel.
    Eine Strecke, von der zwar nicht viel übrig ist, die jedoch auch ihre besonderen Reize hat.
    Alles in allem war es eine gelungene Wanderung.

    VG MORITZ

    Wo die Ähren der Felder wiegen leise im Wind
    das dampfende Bähnlein durchs Tal eilt geschwind.

    Inge Wolf/Amisi

  • Hallo Moritz,
    auch von mir ein Dank für die Berichterstattung deiner Bahndammwanderung. Leider werden die Relikte der einstigen Schmalsurstrecken überall immer weniger. Gestern bin ich zufällig am einstigen Pollobahnhof Viesecke an der B 5 langgefahren. Dort ist nun auch das letzte Schienenstück in einer Dorfstraße nach dem Bau eines Radweges verschwunden. Die alte Drehscheibengrube aber noch immer vorhanden.

    Dier These des Fluchttunnels aus dem 30 jähr. Krieg, den euch ein Anwohner erzählte, halte ich aber für sehr unglaubwürdig.

    Gruß Detlef der Pollofan

    Pollofan

  • Moin zusammen,

    das mit dem "Flucht-Tunnel" in Schrebitz halte ich auch für ein Gerücht. Der Anwohner erklärte uns, er habe da schon als Kind gespielt. Ob da was Wahres dran ist???

    Ergänzend, zu Moritz seinen schon gezeigten Bildern, möchte ich noch ein paar hinzufügen.


    am ehem. Posten 19 - Abzweig Gadewitz, etwa an der gleichen Stelle, wo am 1. September 1964 Günter Meyer mit dem Rad die Böschung erklimmt (zur besseren Übersicht habe ich die Gleise der Schmalspurstrecke mal eingezeichnet)


    in Tronitz fand sich noch ein Schienenrest am ehem. BHG Anschluss


    Blick vom ehm. Hp Zaschwitz in Richtung Tronitz, wo die kleine Jana auf einem großem Damm überquert werden musste


    hinter Zaschwitz schlängelte sich die Bahn nach Kiebitz hinauf


    Ausfahrt aus Kiebitz nach Schrebitz (hier mal nachgezeichnet, da der Trassenverlauf an dieser Stelle eingeebnet wurde)


    der Trassenverlauf zwischen Döhlen und Lüttnitz parallel zur Straße nach Mügeln


    Eisenbahnschwellen mit Hakenplatten an der Einfahrt aus Döbeln in Mügeln


    Blick in die Gegenrichtung zur ehm. Ausfahrt nach Döbeln vom Streckengleis nach Oschatz (hier zur besseren Übersicht eingezeichnet)

    Fazit: Eine durchaus interessante Strecke in hügeliger mittelsächsischer Landschaft, besonders im Abschnitt Tronitz-Schrebitz.

    Gruß Daniel

    37235344pa.jpg

  • Moin,
    dank dir, Daniel, für deine Bilder.

    Ob an dem Fluchttunnel was dran ist, mag ich nicht zu beurteilen. Ich halte die erzählungen des Mannes zwar für glaub- aber dennoch für sehr fragwürdig. Im Grunde ist das auch egal. So lange niemand buddelt, wird man es nicht herausfinden und meistens sind Geschichten ja auch spannender als die Wahrheit. Fakt ist aber, dass es sich um einen Tunnel handelt, der so lang ist, dass sein Ausgang unauffindbar ist. Als Keller kommt er aufgrnd seiner Lage wohl weniger in Betracht.

    Gruß
    MORITZ

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    Inge Wolf/Amisi

    Einmal editiert, zuletzt von 99 608 (23. März 2016 um 21:56)

  • Hallo Daniel,

    die Einzeichnung des Schmalspurgleises bei einigen Bildern, ist eine gute Idee. :spos:
    Da kann man sich die einstige Gleislage doch besser vorstellen.

    Gruß Detlef der Pollofan

    Pollofan

  • Die Ausfahrt Richtung Döbeln aus Mügeln war an dem Heizhaus schon seperat-siht man auf jedem Gleisplan. Ich habe noch irgendwo Fotos vom Einfahrtsignal aus Richtung Döbeln. Es stand noch lange.

  • Moin,
    danke an Daniel, für die Fotos und das Einzeichnen.

    Wobei es natürlich stimmt, dass das Gleis in Mügeln nicht exakt eingezeichnet wurde, aber ich denke, dass es ausreichend ist, um sich ein Bild vom einsitgen Streckenverlauf zu machen.

    Gruß
    MORITZ

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    Inge Wolf/Amisi