Aufarbeitung der Jung Hilax 8293 (1938) bei der Waldeisenbahn Muskau

  • Moin...

    Arthur kümmerte sich in der Zwischenzeit um die Reinigung der 77 Heizrohre.

    Ein Bild, was einem direkt ein Schmunzeln ins Gesicht treibt.

    Lenni hat es schon treffend geschrieben.

    Herrlich, fast wie ein alter gestandener Eisenbahner.

    Nur dass die Zigarette im Mundwinkel hier Kind gerecht durch den "Lolli" ersetzt ist :zwink:

    Sehr schön auch die anderen Bilder:ok::klatsch:

    NeTTe Grüße vom Toni :wink:
    (der ja eigentlich Thomas heißt :zwink: )

    Meine Beiträge enthalten manchmal Spuren von Witz und Ironie. Wer das nicht versteht, befrage mich bitte dazu, bevor er sich zur Sache äußert :zwink:

  • Mahlzeit!

    Anfang Mai wurde weiter an der Aufarbeitung der Rohrleitungen gearbeitet. Die Dichtflächen an den Flanschen waren aufzuarbeiten bzw. zu ersetzen.

    Der Arbeitsvorrat: Im Vordergrund der vordere Teil der rechte Speiseleitung, dahinter die beiden Schlabberleitungen und der hintere Teil der Speiseleitung.

    Beide Teile der Speiseleitungen sind vollständig aus starkwandigem Kupferrohr gefertigt und in gutem Zustand. Lediglich die Dichtflächen müssen überarbeitet werden. An der Verschraubung zum Speiseventil war nur ein Kupferring auf das Rohr gelötet. Dessen geringe Höhe erforderte bislang eine nicht handelsübliche, ca. 6 mm starke Dichtung.

    Um genormte Dichtungen verwenden zu können, entstand auf der Drehmaschine eine Dichtfläche aus Rotguss.

    Der Ring wurde im Anschluss auf die bisherige Fläche hart aufgelötet.

    Die neue Dichtfläche ist fertig.

    Der hintere Teil der Speiseleitung ist mit einem runden 3-Loch-Flansch an den Injektor angeschlossen. Die Dichtfläche ist durch Korrosion stark beschädigt.

    Beim Reinigen der Speiseleitung fand sich auf der Rückseite Reste der originalen, dunkelgrünen Lackierung.

    Der Flansch wurde deshalb aufgeschweißt und im Bereich des eingelöteten Kupferrohrs aufgelötet.

    Die Fläche wurde im Anschluss von Hand mit dem Schleifteller auf dem Winkelschleifer überschliffen, da ich keine Möglichkeit habe den Flansch maschinell zu bearbeiten. Die Fläche ist nicht perfekt, doch ausreichend, um die Flanschverbindung zuverlässig abzudichten.

    Der Ovalflansch auf der anderen Seite wurde nach bewährter Methode aufgeschweißt.

    Die Fläche wurde überfräst, die Kontur mit dem Winkelschleifer bearbeitet.

    Der Flansch ist fertig bearbeitet.

    Die rechte Schlabberleitung wurde bereits vor knapp 10 Jahren um 30 mm gekürzt, da das untere Ende durchgerostet war. Nun wurden weitere 20 mm abgetrennt, um ausreichend gesundes Material für das Schweißen zu haben.

    Der Überwurf am oberen Ende bestand nur aus einer angeschweißten Unterlegscheibe, die Dichtfläche war ziemlich verrostet. Das Rohr mit nur 27 mm Außendurchmesser hatte in der Überwurfmutter mit 34,5 mm Zentierdurchmesser noch mehr Spiel, als im 32 mm Zentierabsatzes des Schlabberventilgehäuses.

    Als Ersatz wurde ein zur Überwurfmutter passender Fitting gedreht und angeschweißt.

    Der hintere Teil der Speiseleitung ist nun bereit zum Lackieren.

    Am späten Abend, kurz nach 23.00 war es dann Zeit für das Feierabendbier.

    Gleich geht es weiter mit dem nächsten Bericht.

    Gruß Sven

  • Hallo Sven,

    und wieder einmal ganz herzlichen Dank, daß Du uns so detailliert an der Aufarbeitung teilhaben lässt.

    Gestattest Du, daß ich ein älteres Thema nochmal aufgreife?

    Auf Seite 22 dieses Threads ging es ums Rohre einwalzen.

    Nach langer Suche habe ich nun endlich das dazu passende Video wiedergefunden.

    Es stammt von der Werkstatt Uzwil der Dampfbahn Furka-Bergstrecke und zeigt die komplette Aufarbeitung des Kessels der Meterspur-Zahnraddampflok HG 4/4 704, inklusive Neubau der Kupferfeuerbüchse, Nietarbeiten, Erneuerung aller Stehbolzen und der Erneuerung des gesamten Rohrsatzes.

    Dabei wird etwa ab Minute 14 auch das Einwalzen gezeigt.

    Insgesamt ein toller Film, der sehr anschaulich zeigt, welche Arbeiten bei einer Kesselrevision so anfallen.

    Viel Spaß beim Angucken wünscht

    der Marcus

    mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt
    Marcus

    Feldbahnmuseumselektriker

  • Mahlzeit Marcus,

    den Film kenne ich schon seit ein paar Jahren, aber er ist immer wieder hochinteressant. Die Werkstattausstattung ist traumhaft, die Qualität der Arbeiten bemerkenswert. Einzig fehlt es dort wie vielerorts an jungen Leuten, die müssten der ergrauten Garde eigentlich zur Seite stehen, um deren Wissen und Fertigkeiten zu erlernen. Aus Dokumentationen wie dieser lässt sich so einiges lernen, Danke für's zeigen.

    Gruß Sven

  • Mahlzeit!

    Nicht nur die Aufarbeitung von Einzelteilen ist für die Restaurierung der Lok notwendig, auch Werkzeuge müssen mitunter angefertigt werden. Für die im letzten Jahr neu angefertigten Reinigungsschrauben des Kessels wurde nun eine Steckschlüsselnuss mit 32 mm Schlüsselweite und 3/4"-Antrieb angefertigt. Eine gute Gelegenheit in die Restekiste zu greifen. Zu kaufen gibt es die anscheinend nicht.

    Ein Reststück 50er Rundstahl wurde auf der Drehmaschine mit einer 32 mm Durchgangsbohrung versehen. Auf der Fräse wurd anschließend mit einem Schruppfräser der 28 mm tiefe Vierkant vorgefräst und im Auschluss mit einem kleineren Schaftfräser fertig gearbeitet.

    Etwas Feingefühl, scharfe Fräser und reichlich Kühlschmierstoff haben die Gefahr des Werkzeugbruchs gebannt.

    Um den relativ dünnen Ecken des Vierkantes mehr Stabilität zu geben, wurde nun ein Ring aus 60er Rundmaterial aufgeschrumpft. Dieser entstand ebenfalls aus einem kurzen Reststück und musste innen nur ein paar Zehntel ausgedreht werden.

    Um dem ganzen ein vernünftiges Aussehen zu geben, wurde der Ring noch mit WIG verschweißt und anschließend plan gedreht.

    Für den 3/4"-Vierkant wurde eine handelsübliche 32er-Nuss verwertet.

    Diese wurde ebenfalls mit einen Schrumpfsitz befestigt.

    Eine weitere Möglichkeit das WIG-Schweißen zu üben.

    Die fertige Stecknuss mit Beschriftung.

    Die Rückseite mit dem 3/4"-Vierkant.

    Die Anordnung mit einer der alten Reinigungsschrauben und einer 3/4"-Verlängerung.

    Soweit zu einem kleinen Ausflug in den Werkzeugbau.

    Gruß Sven

  • Hallo Sven,

    das erinnert mich stark an den Werkzeugbau in meiner Lokschlosserzeit.

    Um das mittlere Triebwerk der G12 aus- und einbauen zu können, haben

    wir damals solch einen Schlüssel gebaut, der sich durch Gleitreibung selbst

    spannte und mit dem eine Mutter millimeterweise gelöst werden konnte.

    In das Vierkant wurde die Schlüsselnuß gesteckt.

    Die Skizze soll lediglich das Prinzip verdeutlichen.

    Gruß, Peter

  • Hallo, Sven,

    immer wieder Spitze, was du hier so einstellst! Ich hoffe, "deine" Waldeisenbahner wissen diese "goldenen" Hände zu schätzen!!

    Viele Grüße Bernd.

  • Mahlzeit!

    Weiter geht es nun mit der Speiseleitung der Lokführerseite, bei der die Flansche aufzuschnweißen waren.

    Um eine günstige Schweißposition für das Aufschweißen der Flansche zu schaffen, ist mitunter etwas Improvisation nötig.

    Der Flansch nach dem Aufschweißen.

    Der Flansch wird nun fertig bearbeitet. Wegen der großen Länge kann die Dichtfläche nicht überfräst werden, sondern wird von Hand geschliffen.

    Nachdem die Leitung komplett entlackt ist, wird die Grundierung vorbereitet. Im linken Teil der Leitung wurde unter mehreren schwarzen Lackschichten auch Reste der ursprünglichen dunkelgrünen Lackierung entdeckt. Vor der Entfernung wurden Farbproben genommen und der Farbton mit einem RAL-Fächer im Vergleich dokumentiert.

    Zurück in Weißwasser wurden die fertigen Leitungen angebaut und mit tatkräftiger Unterstützung zeitgleich die Leitungen der linken Lokseite demontiert.

    Die bei der Kranverladung der Lok für den Transport in ihre neue Heimat im Jahr 1998 stark beschädigte Frischdampfleitung für den Wasserheber wurde ebenfalls für eine Reparatur demontiert.

    Die linke Speiseleitung besteht nur zum Teil aus Kupfer und hat einige Korrosionsschäden. Dazu mehr im nächsten Bericht.

    Gruß Sven