Aufarbeitung der Jung Hilax 8293 (1938) bei der Waldeisenbahn Muskau

  • Mahlzeit André,

    danke für deinen fundierten "Senf" ;)

    Allerdings muss ich dir in dem Falle widersprechen, der Prüfer macht seine Aufgabe sehr gewissenhaft. Die Werkstatt die Prüfaufgabe mit dem Ingenieur im Vorfeld besprochen und er hat anhand der Zeichnungen entschieden, die Prüfung so durchführen zu können. Ich war bei der Prüfung selbst nicht dabei, kann keine Details nennen. Ich kann ihn jedoch gern bei nächster Gelegenheit dazu befragen.

    Bei den Jung-Maschinen sind die Radsatzwellen im Übrigen fast durchgängig im gleichen Durchmesser und nicht so stark profiliert, wie in deiner Zeichnung. Die inneren Anlaufflächen bilden aufgepresste Achsschenkelbunde, die äußeren sind die Radkörper selbst. Die Werkstatt arbeitet seit Jahren mit dem Kollegen zusammen, der ua. auch für die CD prüft. In Zamberk hat er in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Rissen aufgespürt. Allein in den 4 Jahren, die ich dort tätig bin, waren 5 Radsatzwellen dabei. Gerade bei den kleinen Maschinen, die hoch belastet werden, sind Risse in den Radsatzwellen nichts Ungewöhnliches.

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    So erhielt u.a. 99 3312 bei der HI in Zamberk wegen Rissen neue Radsatzwellen, bei letztere musste bereits 2007 die 4. Achse nach einem Bruch erneuert werden. Auch bei 99 3310 und 99 3317 wurden Risse gefunden. Die 99 0001 in Cottbus hatte es ja vor einigen Wochen auch mit einem Radsatzwellenbruch erwischt.

    Gruß Sven

  • Mahlzeit!

    In Zamberk wurden diese Woche die Injektoren fertiggestellt.

    Der fehlende Führungsdeckel für das Rückschlagventil der Henschelpumpe wurde gedreht und bekam anschließend auf der Fräsmaschine die 3 nierenförmigen Durchbrüche.

    Der Deckel im montierten Zustand, er ist am Druckflansch des Gehäuses eingepresst.

    Auch bei der JUNG-Strahlpumpe wurde der Deckel montiert. Hier handelt es sich jedoch um das Originalteil, welches aufgearbeitet wurde. Darunter befindet sich ein neues Rückschlagventil samt Ventilsitzring, diese fehlten schon bei der Demontage.

    Die von mir kürzlich angefertigte Dampfdüse für den Henschel-Injektor bekam auf der TOS SV18RA von Meister Bříza das passende Gewinde für die Montage im Dampfkopf. Er hatte das Gewinde im Gussteil nachsetzen müssen, da es stark abgezehrt war.

    Demnächst erfolgt die Funktionsprüfung auf dem Dampfprüfstand.

    Soweit für heute, Euch einen schönen 3. Advent.

    Gruß Sven

  • Mahlzeit!

    Zunächst noch ein Nachtrag zur Ultraschallprüfung und den aufgeworfenen Fragen: Ich hatte am Montag Gelegenheit mit dem tschechischen Prüfer zu einem Prüfauftrag zu fahren. Er verwendet bei seinem Messsystem verschiedene Prüfköpfe mit mehreren Winkelvorsätzen zum Einkoppeln des Signals und arbeitet mit verschiedenen Frequenzen. Die Radsatzwellen werden dabei von beiden Seiten und unter unterschiedlichen Winkeln geschallt. Bestehen Zweifel bei der Interpretation einer Anzeige werden zusätzliche Prüfmethoden wie die Magnetpulverprüfung eingesetzt, ebenso wenn die Geometrie wie von Hutzel beschrieben, starke Durchmesserunterschiede aufweist. Der Prüfingenieur ist im Übrigen derzeit der einzige seiner Zunft in Tschechien, der die Zulassung für die Prüfung Dampflokomotivradsätzen bei der ČD besitzt und hat auf dem Gebiet mehr als 20 Jahre Erfahrung.

    Hier im Bild zu sehen die Prüfung mit dem Prüfkopf unter 0° Einkopplung. Der starke Ausschlag bei 300 mm auf der x-Achse stellte sich auch bei der Untersuchung mit den anderen Prüfköpfen als Riss am Übergang zwischen Nabe und Radsatzwelle heraus. Das Signal ist wesentlich größer, als es der Durchmesserübergang an der Stelle vermuten ließe.

    Die Radsatzwelle muss erneuert werden.


    Ein weiteren Nachtrag habe ich zur Armaturenaufarbeitung, ein kleines Video über die Herstellung der Dampfdüse ist nun fertig geworden.

    Es ist mein erster Versuch, das ganze mal in bewegten Bildern zu dokumentieren, so dass ich um Nachsicht bitte, wenn die Filmaufnahmen nicht ganz den hohen Ansprüchen der Profi-Filmer genügen. Für konstruktive Kritik bin ich aber dankbar ;)

    Gruß Sven

  • Maschinist

    Hallo Sven,

    Danke für den Film, da lässt sich der Arbeitsaufwand, den Du betreibst, noch besser nachvollziehen!

    Aber was mir im Film leider aufgefallen ist, das Du bei Fräsen keine Schutzbrille getragen hast, das könnte mal böse ins Auge gehen. Sorry für diese Anmerkung, aber ich arbeite in der Industrie und da wird Arbeitssicherheit groß geschrieben, oftmals bis zum erbrechen.

    Gruß Michael

  • And I say: thank You for the music!!!

    Ist doch ein schöner Film geworden! Danke!

    Danke auch, dass Du auf die Ultraschallprüfung nochmals eingegangen bist und den Prüfer vom Verdacht frei gesprochen hast!

    Viele grüße,

    Lenni

  • Mahlzeit Michael,

    Aber was mir im Film leider aufgefallen ist, das Du bei Fräsen keine Schutzbrille getragen hast, das könnte mal böse ins Auge gehen. Sorry für diese Anmerkung, aber ich arbeite in der Industrie und da wird Arbeitssicherheit groß geschrieben, oftmals bis zum erbrechen.

    Das kann ich mir gut vorstellen, das ist ja heute vielfach üblich, dass selbst zum Bleistiftspitzen und Meßschieberablesen eine Schutzbrille aufgesetzt wird ;)

    Als ich vor über 22 Jahren meine ersten Späne im Werkzeugbau gemacht habe, war das eben noch nicht so und das hat geprägt ;) Ich trage die Schutzbrille dann, wenn es mir angebracht erscheint. Beim Drehen von Rot- oder Grauguss beispielsweise oder eben auch beim Fräsen, wo es der Späneflug erfordert, sowie natürlich beim Schleifen.

    Gruß Sven

  • Hallo, Sven,

    danke für diese Lehrunterweisung der besonderen Art. Da werden wohl Einige, die nie mit dem UTP u.Ä. zu tun hatten, gestaunt haben, was man Alles so machen muss, wenn kein standardmäßiger Ersatz verfügbar ist. Ich wünsche dir weiterhin gutes Gelingen und bleib gesund. Nicht nur die Hilax braucht dich.

    Viele Grüße Bernd.