Aufarbeitung der Jung Hilax 8293 (1938) bei der Waldeisenbahn Muskau

  • Mahlzeit!

    Das Zylinderentwässerungsventil ist nun fertig. Im letzten Schritt wurde der neue Ventilkegel angefertigt und eingeschliffen.

    In meinem Lagerbestand fand ich diesen unbenutzten Ventilkegel nach LON 5102 für ein Zylinderventil mit Zweischraubenflansch. Die Durchmesser stimmen mit dem benötigten Ventilkegel nach LON 5106 überein, nur die Längen von Kopf und unteren Führungszapfen sind zu groß.

    Da das Teil recht aufwändig zu fertigen und schwierig zu spannen ist, habe ich mich dazu entschieden, es auf die Maße nach LON 5106 umzuarbeiten.

    Zunächste musste die Senkung am Kopf um 6 mm tiefer gebohrt werden.

    Im nächsten Schritt wurden die Führungsflügel ebenfalls um 6 mm gekürzt. Die Dichtfläche war zwar unbenutzt, aber recht rauh und wurde daher überdreht.

    Das Einkürzen des unteren Führungszapfens um 10 mm gestaltete sich nicht so einfach, da es an Platz zum Einspannen fehlte. Letztlich habe ich ein 100 mm Dreibackenfutter mit Drehbacken verwendet, um auf dem verbleibenden Teil des Zapfens zu spannen.

    Wie in der Zeichnung angegeben, erhielt der Führungszapfen einen 20 mm Radius an der Stirnfläche.

    Der fertige Ventilkegel auf der dazugehörigen Zeichnung.

    Die fertige Baugruppe im Überblick.

    Einschleifen des Ventilkegels.

    Der Ventilkegel im eingebauten Zustand.

    Das einbaufertige Zylinderentwässerungsventil.

    Soweit für heute. Im nächsten Bericht widmen wir uns der Ventilstange, die noch etwas Zuwendung bedarf.

    Gruß Sven

  • Hallo Sven,

    einen Ventilkegel aus Stahl???

    Ich kenne die Dinger (als Opfer) nur aus Messing, auch damit sie im Ventilgehäuse nicht festrosten können.

    Waren die Dinger bei den Feldbahnloks früher auch aus Stahl?

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Mahlzeit Achim,

    die Ventilkegel sind genau nach dem Normblatt gefertigt und waren immer aus Stahl. Das Gehäuse gab es wahlweise in Stahl oder Rotguss. Bei der Jung-Lok waren beide Teile in Stahl gefertigt, so war sie bis 1976 im Einsatz. Scheint also funktioniert zu haben. Davon abgesehen hat man im Zylinder üblichweise genug Ölrückstände, damit da kein Rost entsteht.

    Gruß Sven

  • Hallo Sven,

    bei einer dauernd betriebenen Lok mag das angehen. Aber eine Museumslok hat viel weniger Betriebsstunden und sollte ja wohl auch nicht so sehr mit dem Öl rumschmaddern.

    Wenn das so genormt war, will ich es glauben.

    Ich hab mich nur etwas gewundert.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim und Sven,

    auch wenn die Ventile an der Krauss etwas anderer Bauart sind, auch an Krauss 7790 bestehen beide Teile aus Stahl. Ich würde auch sagen, dass es sich um originale oder dem Original entsprechenden Teile handelt, jedenfalls sind alle gleich. Und Öl ist, würde ich sagen, im Museumbetrieb bezogen auf die Einsatzzeit/km mehr im Spiel als im Dauereinsatz. Nach längerer Abstellzeit muss erst wieder überall Öl hin und vor dem Abstellen ist es sicher besser, wenn etwas mehr davon verteilt wird. Zwischendurch müssen eben Bleche untergelegt werden... Und es muss ja nicht gleich soviel sein, dass sich das Blasrohr zusetzt (auch von so etwas habe ich schon gehört :) ). Viele Grüße,

    Marian Sommer.

  • Hallo Sven,

    da war wohl ausreichend Ölkohle dazwischen.

    Da ist dann also das Ventilgehäuse das "Opfer". Man soll ja nie zwei gleich harte Stoffe zusammen bringen.

    Hätte gedacht, dass man lieber die kleinen Kegel neu drehen würde. Aber irgendwie ist es auch logisch. Der Dampfstrahl fräst ja ganz schön und der relativ filigrane Ventilkegel ist dann wohl schneller weg, als einem lieb ist. Den Sitz Gehäuse kann man ja noch mehrmals aufarbeiten.

    Mach weiter so! Ich verfolge das mit großem Interesse. Mal sehen, wann ich es endlich mal nach Bad Muskau schaffe.

    Oder Du kommst mir entgegen und fährst z.B. mal in Schwichtenberg. ;)

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Mahlzeit Achim,

    das Gehäuse lässt sich recht gut nacharbeiten. Wenn der Ventilsitz zu breit geworden ist, kann man ihn nachsetzen. Nach mehrmaligen Nachsetzen wäre auch das Einpressen eines Ventilsitzringes möglich. Das hätte ich auch gern gemacht, aber mit dem verbogenen Vierkant macht das keinen Sinn.

    Hier mal noch ein Blick auf den linken Zylinderblock mit den 3 Ventilen bei Beginn meiner Arbeiten 2008. Das linke Ventil wurde nun erneuert.

    Der vordere Zylinderdeckel vor dem Abbau. Deutlich ist der aufgeschrumpte Ring zu sehen, mit dem der bei dem Unfall beschädigte Deckel repariert wurde.

    Die Bohrung war noch ölig, obwohl die Schmierpresse damals nicht funktionierte.

    Im Schieberkasten sah es nicht viel anders aus, reichlich Ölkohle und Schmodder.

    Das Bild zeigt die Jung-Maschine im Mai 1973 an der Wagenübergabestelle nahe des Brecherhauses. Der Lokführer legt nochmal nach, um die Maschine für die folgende 60%o-Bergfahrt vorzubereiten. Die Sicherheitsventile beginnen bereits vorzublasen, während der Vollzug mit Splitt bereits angekuppelt ist.

    Im darauffolgenden Winter erhielt die Lok einen neuen Rohrsatz. Bereits 1961 war in eigener Werkstatt eine neue kupferne Feuerbüchse eingebaut worden. Sämtliche Arbeiten führte die Bernbrucher Kesselschmiede aus, lediglich die Kupferschweißarbeiten erfolgten durch einen Kesselschweißer des RAW "Hermann Matern" Cottbus. Die gut ausgestattete Werkstatt der Werkbahn des Schotterwerks hat die Maschinen bis zur Betriebseinstellung 1976 in für Feldbahn-Maßstäbe gutem Zustand gehalten. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 3 Dampflokomotiven im Bestand.

    Foto: Nitzschke. Slg. Schlenkrich

    Wenn die Maschine fertiggestellt ist, sind so einige Gasteinsätze denkbar ;)

    Gruß Sven

  • Saubere Sache, Sven. Außer die Sache mit der Schutzbrille...hihi 8o

    Bei der Werkstoff-Thematik hätte ich abgewogen, mich dann aber dem Normblatt gerecht für Stahl entschieden. Eben weil die Ventile zu oft betätigt werden und immer und immer wieder Dampf und Dreck aus dem Kesselinneren sowie Zylinder strömen und zur Undichtigkeit führen. Bei weicheren Materialen natürlich erst recht. Und man muß ja auch sagen, dass man sich bei der Werkstoffwahl wohl durchaus was dabei gedacht hat... :)

    Dampfachim: also Messing ist vielleicht für Kaltwasser-Fittings, Überwürfe und als Deko-Metall nützlich, aber für einen dampfbelasteten Ventilkegel würde ich doch mindestens Rotguss in Betracht ziehen

  • Hallo Sven,

    Das ist ein schönes Projekt und die Fortschritte können sich echt sehen lassen! Das sieht alles sehr vernünftig nach guter Qualität aus. Toll, wie das vorangeht. Ich würde ja auch gern Mal an ner Dampflok schrauben, an meinen Dampfmaschinen ist ja nicht viel zu tun. Mir fällt aber das Wissen, Erfahrung und auch überhaupt die Möglichkeit. Hier bei mir gibt's ja keine Dampfloks. Naja, vielleicht komme ich bei meinem Molli-Praktikum dazu.🤔

    MFG, Philipp

    MfG, Philipp