Aufarbeitung der Jung Hilax 8293 (1938) bei der Waldeisenbahn Muskau

  • Mahlzeit maschwa,

    Danke für die Blumen, gern geschehen.

    Um welche Aufnahmen geht es denn, ich würde mich freuen, wenn Du uns oder ggf. auch nur mich daran teilhaben lässt.

    Ich habe im Laufe der letzten 15 Jahre eine größere Anzahl Bilder aus der Einsatzzeit zusammengetragen und von denen die ältesten um 1970 aufgenommen wurden. Die Zierlinien konnten wir an fast allen Stellen an Führerhaus, Kohlenkasten und der Zylinderbekleidung nachweisen, entweder auf Bildern oder auf den Bauteilen selbst. Nach derzeitigem Stand der Forschung gehen wir daher davon aus, das die Maschine mit Ausnahme des Kessels bis zu dem Zeitpunkt über die originale Lackierung verfügte. An der Rückwand war diese durch zahlreiche Beschädigungen schon stark mitgenommen, aber am Blech selbst noch nachweisbar.

    Das heizerseitige Vorderfenster ist originalgetreu nachgebaut worden, das herausnehmbare Gitter entstammt aus einem Lochblech, wie es in der Siebanlage des Brecherwerks verbaut und im Bruch für alles mögliche verwendet wurde. Die vorderen Fenster gingen während der Zeit in Gera verloren, im Steinbruch waren in den letzten Betriebstagen bereits die hinteren Fenster ausgebaut, der Grund dafür ist nicht überliefert. Daher mussten alle Fenster neu gegossen werden, was bereits 2014 geschah.

    Gruß Sven

  • Hallo, Sven,

    eigentlich bin ich ja darauf vorbereitet, dass diese lange Aufarbeitungsphase zu Ende geht und trotzdem fehlen mir ein Wenig die Worte, ob des neuen wesentlichen Erfolgs. Also lass dir und deinen Mitstreitern einfach nur gratulieren und danken, dass ihr euch so eingesetzt habt. Den Gänsehautmoment kann ich in Gedanken schon nachvollziehen und ich hoffe sehr, dass euch bald das Finale nochmals viel Freude und Genugtuung über diese Leistung bereitet. Ich freue mich schon darauf, euer Schmuckstück selbst in Augenschein zu nehmen.

    Weiterhin alles Gute und auf demnächst

    Bernd.

  • Mahlzeit!

    Wieder gibt es Neues aus der Lokwerkstatt Zamberk zu berichten:

    Die Arbeiten an den Stangenlagern gehen in großen Schritten weiter. Neue Stellkeile wurden gefräst, die Stangenlager in die aufgearbeiteten Stangen eingepasst und mit Klammernuten versehen. Anschließend wurde verzinnt und mit Weißmetall ausgegossen.

    Nun folgt das Einpassen der Stellkeile und der Beilagen zum finalen Bohren der Lager nach dem Stichmaß der Radsätze.
    Die Werkstattmannschaft arbeitet unter Hochdruck an der Fertigstellung der Maschine, damit wie geplant am 18.Mai die Probefahrten beginnen können.


    Auf dem Hartkämper-Bohrwerk werden die neuen Stangenlager-Stellkeile als kompletter Satz aus dem Vollen gefräst.


    Nach dem Fräsen blieben zwischen den einzelnen Stellkeilen nur dünne Stege übrig, die dann noch abgetrennt werden mussten.


    Mit dieser Methode konnte der komplette Satz in einer Aufspannung und damit sehr kostengünstig hergestellt werden.


    In alle Treib- und Kuppelstangen sind bereits die neuen Stangenlagern aus Rotguss eingepasst worden. Die Bohrungen besitzen bereits die Klammernuten, die dem Weißmetallausguß Halt geben.


    Vor dem Ausgießen wurden die Lagerschalen sorgfältig verzinnt, um dem Weißmetall eine gute Haftung am Grundmaterial zu ermöglichen.


    Die Lager werden für das Ausgießen mit Weißmetall WM80 vorgewärmt.


    Anschließend wurden die Lagerausgüsse auf die richtige Breite abgefräst.


    Das vordere Treibstangenlager konnte aufgearbeitet und wiederverwendet werden, da die Kreuzkopfbolzen nach dem Aufspritzen wieder den ursprünglichen Durchmesser besitzen, die Lagerschalen jedoch auf den kleineren Durchmesser der abgenutzen Bolzen ausgelegt waren. Sie werden auf dem Bohrwerk lediglich aufgebohrt.


    Bevor die Lager auf den endgültigen Durchmesser ausgebohrt werden, wurden die 4 mm starken Lagerbeilagen zwischen die Hälften gespannt, die den möglichen Stellweg für das Nachstellen der Lager bei fortschreitendem Verschleiß begrenzen.


    Beide Stangen sind nun für das Ausbohren nach Stichmaß vorbereitet.


    Nach den Treibstangen werden auch die Kuppelstangen für den Einbau der Lager vorbereitet.


    Die Lagerschalen mit Stellkeilen und Zubehörteilen liegen nun bereit für das Einpassen in die Kuppelstangen.


    Die vorderen Kuppelstangenlager sind eingebaut.


    Nun werden auch die hinteren Kuppelstangenlager eingebaut. Die Stellkeilschrauben waren noch in guten Zustand und konnten nach der Aufarbeitung wiederverwendet werden.


    Die beiden Kuppelstangen auf dem Montageplatz in der Stangenwerkstatt.


    Hier noch zum Vergleich ein Blick auf die alten Kuppelstangenlager. Die Lagerschalen besaßen keinen Weißmetallausguss mehr, sie waren zudem durch mehrfaches auflöten regeneriert worden. Das allgegenwärtige Steinmehl hat den Lagerflächen stark zugesetzt. Die Stellkeile waren dem enormen Verschleiß entsprechend mehrfach aufgeplattet worden. Alles hatte im Stangenkopf erhebliches Spiel. Daher blieb nur die Neufertigung.

    Soweit für heute, ab Mittwoch bin ich dann wieder vor Ort in Zamberk und werde mit den Kollegen aus der Werkstatt die Maschine fertig für die beginnenden Probefahren am 18. Mai machen, wenn in Zamberk der Tag der Offenen Tür stattfindet. Eine ganze Reihe von Forenmitgliedern haben ihren Besuch bereits angekündigt, ich freue mich sehr darauf!

    Beste Grüße

    Sven

  • Hallo,

    ohne Sven zuvor kommen zu wollen, muss ich einfach feststellen, zufriedene, ja glückliche Augen und Momente am ersten Betriebstag bei der Lokmannschaft der Hilax gesehen zu haben. Allzeit gute Fahrt wünsche ich!👌🍀.

    In Senftenberg/ Žamberk (Cz) am 18. Mai 2024

    Und ein Detail, stellvertretend für dieses Gesamtdenkmal:

    Gruß Micha

  • Was für ein Schmuckstück es doch geworden ist. Auch ich wünsche der Lok allzeit gute Fahrt! Und ziehe ehrfürchtig meinen Hut vor denem Biss und Durchhaltevermögen , Sven! Herzlichen Glückwunsch!

    Viele Grüße, Pierre

  • Hallo Sven und alle Aktiven!

    Auch von mir ein ganz herzlicher Dank an alle, die geholfen haben und Sven ein großes Dankeschön für die erstklassige Dokumentation der Aufarbeitung hier im Forum!
    Da wird mir echt etwas fehlen. Ich hab mich auf jeden einzelnen Beitrag von Dir gefreut.

    Ich hoffe wirklich, dass Du weitere Projekte betreuen wirst und uns entsprechend dann wieder "mitnimmst".

    Viele Grüße

    vom Dampfachim

  • Da möchte ich absolut Achim beistehen..

    Mir wird dann auch etwas fehlen und ich würde mich freuen auch von Projekten deiner Firma zu lesen solange die Kunden es gestatten.
    Alleine das gezeigte Handwerk und der Anspruch an die Restauration die von vorne bis hinten Hand und Fuß hatte, die absolute Transparenz des Projektes war und ist Beispielhaft für die gesamte Museumslandschaft in Deutschland.

    Man kann sich daran nur ein Beispiel nehmen.
    Gruß André

  • Hallo

    Die Berichte waren nicht nur interessant sondern lehrreich.Welch ein Können und Fachwissen steckt dahinter.Ich habe ja stellenweise in Gedanken mitgebaut geknobelt und immer auf den nächsten Beitrag gewartet.Es war ja fast jedes Thema der Metallbearbeitung dabei.Um das alles noch einmal mitzuerleben wäre ein Buch über diese spannende Aufarbeitung der Lok bestimmt nicht nur ein Wunsch von mir.

    Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Lok zu erleben. Also zu sehen zu hören und zu riechen.Ich wünsche immer gute unfallfreie Fahrt und genug Kohle für den Betrieb.

    Gruß
    Harald a.F.