Lokwerkstatt Oberwiesenthal

  • Hallo Lenni,

    ich meine mich an einen Beitrag hier im Forum oder möglicherweise bei Facebook zu erinnern, wo gesagt wurde das es bei einem Rekolokkessel bleibt. Auch die Anordnung des Dampfdomes bleibt entsprechend. Der Hintergrund ist wohl bei den finanziellen Möglichkeiten zu suchen.

    Aber egal was nun letztendlich geschieht, wichtig ist das die Lok so noch viele Jahre begeisterte Fahrgäste durch den Lößnitzgrund fahren wird.

  • Hallo Ronny,

    ich bin zwar kein Experte für Dampfkessel, hatte aber einen kleinen Einblick in die Entscheidungsfindung der von Dir angesprochenen Frage.

    Ein Kessel nach Vorlage der originalen Lokomotivkessel (also praktisch eine optisch ähnliche Replik, gefertigt mit zeitgemäßen Produktionsverfahren und Materialien) wäre optisch sicherlich eine Bereicherung gewesen, jedoch unterliegen Dampfkessel im allgemeinen, und als Bauteil an Schienenfahrzeugen ganz besonders, zahllosen Technischen Normen und Vorschriften, die die Betriebssicherheit gewähren sollen. Für Museumsbahnen heißt das Zauberwort, dass einem aufwändige Sicherheitsnachweise und Neuzulassungen erspart, Bestandsschutz. Solange ein bereits existierender Kessel nachgebaut wird, ist die Zulassung relativ einfach zu handhaben. Wenn eine andere Kesselzeichnung zugrunde gelegt werden soll, und das ist leider auch bei "Kleinigkeiten" wie einem anderen Standort des Dampfdoms der Fall, ist das genau genommen eine Bauartänderung; dass es früher schon einmal so ähnlich war, zählt dabei leider nicht.

    Um das Projekt nicht zu verkomplizieren, hat man sich also gegen eine Änderung der Domposition entschieden. Es gibt aber einige andere Details, die bei der Aufarbeitung dem Zustand der K.Sächs.StsE.B. nachempfunden werden, so erhält die Lok zum Beispiel eine flache Rauchkammertür.

    Alles in allem entsteht eine Lokomotive, die der Maschinen aus dem Jahr 1912 sicherlich stark ähnelt, aber auch einige Kompromisse eingeht, was unvermeidbar ist, wenn man im 21. Jahrhundert damit einen öffentlichen Eisenbahnbetrieb abwickeln möchte.

    Vielen Dank auch an Helmut für die gezeigten Bilder!

    Viele Grüße aus Radebeul,

    Lukas Kuntzsch

  • Danke Lukas für die Erläuterung. So einen Hintergrund hatte ich schon irgendwie erwartet, sonst wäre das sicher schon einmal praktiziert worden.

    Ich bin gespannt, wie die 176 nach ihrer Fertigstellung aussieht, zusammen mit 560k wird da ein schöner Zug zusammenkommen :ok:

    MfG Ronny

  • Hallo Ronny,

    dazu kommt, dass es heute gar nicht mehr so einfach ist einen Kessel z.B. in Nietkonstruktion herstellen zu lassen, wie das seinerzeit üblich war. Die Zahl der Anbieter am Markt ist da noch deutlich limitierter also so schon. Die Firma, die den Kessel für die 99 586 gebaut hat, und die auch derzeit fast alle Kessel für die sächsischen Schmalspurbahnen baut, kann das derzeit nicht. Hatte letztens mal die Möglichkeit die heiligen Hallen mal zu besichtigen. Kesselbau ist sprichwörtlich ein heißes Thema. Selbst mit einem unendlichen Geldfass muss man irgendwo da irgendwelche Kompromisse eingehen heutzutage.Vorschriften und Regelungen sind auch nicht überall einheitlich geregelt. Im Prinzip musst du dir mit deinem örtlichen Sachverständigen grün sein bzw. dich nach dem richten, was er bereit ist dann auch abzunehmen. Das ist in Sachsen durchaus anders als in Hessen oder Baden-Württemberg

    Gruß,

    Rafael

  • Erinnert ihr Euch, was Meiningen für Probleme mit der 01 150 hatte, nachdem sie den Kessel neu gebaut haben? Reko-Kessel sind wohl kein Problem, da sie ja schon geschweißt waren. Aber einen genieteten Altbaukessel in Schweisskonstruktion neu zu Bauen scheint offenbar schwierig. Davon abgesehen, wird die Firma Lonkwitz bereits alle Maße eines Reko-Kessels haben. Sonderwünsche dürften da relativ schnell ziemlich teuer werden.

    Viele Grüße,

    Ronald!

  • Guten Tag zusammen - und mal ganz kurz:

    Jede Abweichung von einer genehmigten Kesselzeichnung

    erfordert eine Neuberechnung mit Neugenehmigung.

    Auch wenn die Bohrung, (der Ausschnitt für den Dom) nur ein paar cm

    versetzt wird. Obwohl die Arbeit der Herstellung dabei gleich ist -

    Es ist eine Abweichung von der genehmigten Zeichnung.

    Auch Materialgüteänderung bei gleicher Herstellung genehmigter

    Zeichnungen erfordern eine Neuberechnung mit Genehmigung.

    Auch das anbringen von zus Halterungen für z.B. Pendelbleche

    oder anderer Untersätze muss neu berechnet werden.

    Es geht auch nicht, dass Verbindungen von Kesselschüssen, die durch

    Nietung lt.Plan hergestellt werden, "einfach" durch Schweissung zu ersetzen.

    Auch die Herstellung der Schweissnaht und die Schweissfolge bei einem

    Neubaukessel ( = ohne Nietung) ist vorgeschrieben.

    Unter https://baustatik-wiki.fiw.hs-wismar.de/mediawiki/index.php/Schweißnähte_(Übersicht)

    kann mal schauen, was es da für verschiedene Ausführungen gibt.

    Die Krux liegt in den Kosten für diese Berechnungen und Neugenehmigungen.

    Und ein Neubau von Kesseln ist schon teuer genug...


    Was mich aber allgemein "stört" ist die nicht deutschlandweite einheitliche

    Abnahme durch Sachverständige. - Denn das würde ja auch bedeuten, das ein

    in Hessen zulässiger Kessel ohne Prüfung nicht in Württemberg betrieben

    werden düfte... Aber das ist ein anderes Thema.

    Wir sollten uns freuen, dass die Maschine wieder ans Laufen kommen soll.

    Schönes Wochenende vom Dagvuchel

  • Hallo zusammen,

    Lonkwitz hat einen Neubau-Rekokessel geliefert.

    Aus gut unterrichteten Kreisen wurden mir diese beiden Bilder der 99 586 zugespielt, die den Zustand der Lok am Donnerstag nach dem Aufsetzen des Kessel auf das Fahrgestell in der Werkstatt Marienberg zeigen und die ich hier einstellen darf.

    Für die Kesselstatistiker: Lonkwitz GmbH Wetzlar/Lahn 2019/703414

    Beste Grüße

    Sven

  • Hallo, bei der 99 555 alias IVK Nr. 145 in Zittau bzw. bei der Malowa ging es aber irgendwie auch. Ich glaube nicht, das die Aufarbeitung/Umbau 2009 in Sachsen-Anhalt zurück auf den Altbauzustand so kompliziert war ...

  • Betreffs 99 555,

    diese Maschine ist aber vom Fahrwerk her noch "Altbau". Ich denke, dort lohnte die Aufarbeitung in Gestalt der Nr.145 wirklich.

    Eine "Neubau IVK" hat ein komplett geschweißtes Fahrwerk, mit den entsprechenden technologischen Vereinfachungen. Es wäre vllt. zu kurios, dort für weit höhere ïKosten den Dom extra zu versetzen...

    Gruß Micha