• Um noch einmal diese zurückliegende Diskussion zu ergänzen:
    Im Buch "Unsere HSB - Eine Zeitreise in Wort und Bild ab 1989" (das im Übrigen eher eine Art üppig bebilderte Eigenwerbung der HSB ist), ist der Rollwagenverkehr nach Harzgerode auch bestätigt. Dort steht auf Seite 15:
    "Am 4. Januar 1990 trifft der erste Rollwagengüterzug aus Nordhausen Nord in Harzgerode ein. Dabei wird festgestellt, dass zur Be- und Entladung der Regelspurwagen weitere Umbauarbeiten notwendig sind.
    Folglich verlagert die DR für Harzgerode bestimmte Frachten auf die Straße."

    Also scheint schon kurz danach kein Rollwagenverkehr nach Harzgerode mehr stattgefunden zu haben und auch überhaupt kein Schienengüterverkehr.

  • Hallo Achim,
    vielen Dank für die weitere Fortsetzung Deines Beitrages. Sehr schöne Zeitdokumente umrahmt von teils bewegenden Worten.
    Ich bin immer wieder erstaunt wie gut du dich an die Dinge von damals erinnern kannst. Wegen des Themas Praktika ohne Filmtransport habe ich mal in meinen Diakästen gesucht und ein paar Aufnahmen abfotografiert. Da fängt es bei mir schon an, mein Notitzheft aus der Analogzeit ist verschollen. Entgegen meiner späteren Praxis habe ich nichts auf den Rähmchen notiert. So habe ich keinerlei genaue Datums- und teilweise Ortsangaben und mein Erinnerungsvermögen ist arg dünn... Es war meine erste "richtige" Fototour mit meinem Eisenbahnfreund Christian und damit meine ersten "richtigen" Eisenbahnfotos. Es muß Ende März 1999 zu Beginn der Feierlichkeiten „100 Jahre Harzquer- und Brockenbahn“ gewesen sein. Christian hatte die Pläne bestellt und eine Unterkunft hatten wir für zwei Nächte in Beneckenstein in der nähe des Bahnhofs. Leider gibt es vom ersten Tag wie erwähnt kaum Fotos. Ich bilde mir ein, der Zähler der Praktika zählte die Auslösungen, trotz dass kein Film transportiert wurde? Ich erinnere mich an eine gerissene Perforation, ich muß den Film beim einlegen also geklemmt haben.
    Ein paar Bilder möchte ich auch zeigen. Soweit ich mich erinnere waren wir "scharf" auf die beiden kleinen Fiffis 99 6101 und 99 6102. Am Morgen in Wernigerode sind die beiden daher auch hauptsächlich auf meinen Bildern zu sehen.

    Aber auch Mallets, so wie hier 99 5906, welche sich an ihren Zug setzt, derweil an 99 6102 Kohle geladen wird.


    Die beiden C-Kuppler jeweils im Bild




    Beeindruckend fand ich die Harzbullen, wirken diese doch so herrlich kompakt und kraftvoll schon im Stand


    Die darauffolgenden Tage verbrachten wir mit Mitfahrten. Die von den beiden Fiffis bespannte ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Liege ich hier mit Eisfelder Talmühle richtig?


    Bei dieser Aufnahme weiß ich nicht wo sie entstand


    Wenn gewünscht kann ich bei Gelegenheit noch gern Bilder beisteuern, auch in einem gesonderten Beitrag wenn das vielleicht besser ist. Insgesammt war der Harzbesuch für mich sehr beeindruckend und so wollte ich unbedingt auch wieder hin. Ein Jahr später war es dann soweit, davon noch eine Aufnahme aus Drei Annen Hohne.


    Viele Grüße,

    Pierre

  • Hallo Pierre,

    das Foto mit den beiden Loks am Wasserkran ist tatsächlich in Eisfelder Talmühle in Fahrtrichtung Wernigerode entstanden. Man kann auch die Verzweigung der Strecken erkennen. Wo das nächste Foto entstand, kann ich nicht zuordnen.
    99 6102 ist mir in all den Jahren völlig entgangen. Die Lok war Ende der 80er abgestellt und nach 1990 war ich viele Jahre nicht im Harz.

    Ich erinnere mich an viele Details, leider nach 30 Jahren aber nicht mehr an alles. Diese Reisen haben sich sozusagen in mein Gedächtnis eingebrannt. Fotografisch waren sie an vielen Stellen eine Enttäuschung, aber emotional verbinde ich tolle Erinnerungen an diese Zeit, die für mich in dieser Form 1990 abrupt endete. Nicht etwa, wegen der Wende oder meiner Tätigkeit beim Rasenden Roland. Der Grund ist ein anderer.

    Aufgeschrieben habe ich mir in all den Jahren fast nichts. Darum kann ich meist nicht mit Daten dienen. Manchmal kann ich Daten rekonstruieren, manchmal nicht.

    Die Praktica zählte jeden Spannvorgang, nicht aber den eigentlichen Filmtransport. Das Zählwerk lief auch, wenn gar keine Filmpatrone eingelegt war. Es sprang erst auf 0, wenn man die Rückwand öffnete.
    Das war das Problem, wenn der Film nicht richtig eingelegt war. Auf das Zählwerk war kein Verlass. Im Laufe der Zeit merkte ich natürlich beim Spannen den Unterschied. Es ging natürlich schwerer, wenn man tatsächlich den Film transportierte und man spürte manchmal auch kleinere Hemmungen. Außerdem musste man auf die Rückspulkurbel achten. Wenn sie sich beim Spannvorgang drehte, war alles in Ordnung.
    Ich begann nun natürlich, darauf zu achten.

    @ Daniel: Erfurt West ist ein völlig anderes Thema. Mal sehen, ob ich es mal aufbereite. Vor Jahren hatte ich davon auch schon einmal etwas gezeigt, aber das ist bestimmt schon offline.

    @ Stefan: Die DR kam mit der Umstellung auf Rollwagen in Harzgerode wohl einfach zu spät. Mit der Wende war der Transport per LKW dann ja sicher kein logistisches Problem mehr. Wie steht es denn überhaupt um die Aluminiumbude in Harzgerode heute? Was ist aus diesem Betrieb geworden.

    @ Dolf: Vielen Dank für das Foto der 99 238. Sie war damals wohl längere Zeit Planlok in Gernrode. Ich sah sie auch im Mai 1989 noch, oder besser gesagt, wieder in Diensten der Einsatzstelle Gernrode.

    Viele Grüße

    Euer Dampfachim

  • Das zweite Foto mit den beiden C-Kupplern ist womöglich auch in Eisfelder Talmühle entstanden. Nur eben in die andere Richtung geblickt. Eventuell gibts ja noch den krumm gewachsenen Baum, der auf dem Foto zu sehen ist. Dann kann man mal prüfen, ob der wirklich in Eisfelder Talmühle steht. ;)


    Das Alu-Druckguss-Werk gibts noch. Aus dem ehemaligen VEB Druckguss- und Kolbenwerke Harzgerode wurde 2001 ein Werk der TRIMET. Das sind Aluguss-Spezialisten, daher passte das ja. Das Werk in Harzgerode hat seit jeher Motorteile für den Automobilbau hergestellt.

    Zuletzt wurde das Werk 2017 ausgebaut.

    2018 hat TRIMET dann die Chinesen von Bohai ins Boot geholt als strategischen Partner und die Werke in Sömmerda und Harzgerode (=ihre Automotive-Sparte) quasi an die verkauft.


    Alles in allem dürfte das Aluguss-Werk der größte Arbeitgeber in Harzgerode sein. Immerhin hat damit die Gießerei-Industrie in Harzgerode überlebt, nachdem die Eisengießereien und der Eisenkunstguss ja schon seit fast 100 Jahren hinüber sind. Der Anschluss der ehemaligen Harzgeroder Eisenwerke gegenüber des Harzgeroder Schlosses wurde ja auch schon in den 30erjahren abgebaut. Heute steht da das Gebäude der Feuerwehr und ein Supermarktparkplatz.

    Das Werk Harzgerode auf der TRIMET-Homepage.

  • Danke Achim für deinen wundervollen Beitrag,
    Auch ich hatte die Ehre, Jörn Mingram in den 90er Jahren noch kennenlernen zu dürfen. Er half mir damals bei der Organisation meiner Harzreise mit den Berliner Parkeisenbahnern (und das nicht nur einmal).
    Besonders in Erinnerung bleibt mir, wie wir mit vereinten Kräften den T1 aus dem Schuppen schoben, zwecks besserer Sichtbarkeit für Fotos von innen und von außen.
    Wegen ihm bin ich Freund der Harzer Schmalspurbahn geworden und auch, trotz Entfernung, Mitglied im Freundeskreis Selketalbahn geblieben.
    Danke noch einmal Achim, für die Erinnerung an einen wundervollen Menschen und Freund.

    Jörn, falls du das Geschehen um die Selketalbahn derzeit doch mitbekommen solltest, an deinen Engagement liegt das nicht und ich hoffe, daß noch viele Menschen die Schönheiten und die Faszination des Selketals erleben können, so wie du es mir damals vermittelt hast.

    Grüße aus Debrecen