7 Rekowagen bei der Preßnitztalbahn in Zeiten des Planbetriebes - welche?

  • Hallo zusammen und nochmals Danke für Eure Berichte und Informationen .

    Frage mich nur , wieso mir der 970-472 als "bunter Wagen" nicht in Erinnerung geblieben ist ?? Es war Ende Juli 1984 , als ich vor den Abschiedsfahrten der Personenzüge am 30.09.84 nochmals an der Wolkensteiner Strecke war und die zu diesem Zeitpunkt verkehrenden GmP bis Niederschmiedeberg im Bild festgehalten habe , der o.g. Wagen ist mir nicht aufgefallen . Vielleicht war ich als kleiner Junge einfach nur begeistert von der dampfenden und zischenden IV K auf der Preßnitztalbahn ! ;) Gruß Knut !

  • Hallo Ihr,

    in Eile: Es waren nicht so ganz "zwei Farben", sondern eine verblichene - und eine erneuerte. Der Farbton war ursprünglich aber gleich.

    Solche Fälle gab es in der DDR an Hunderten Wagen.

    Durch die Mangelwirtschaft fehlte es auch an Farbe. War der obere oder untere Bereich eines Wagens noch "gut", dann erhielt nur der andere, der rostigere Bereich eine Neulackierung, die beim nächsten Aufenthalt in der WA Perleberg mit Neulackierung wieder verschwand.

    VG

    AM

  • Hallo André,

    die Bemerkung mit der „Mangelwirtschaft“ der DDR hättest du dir getrost sparen können. Wissen wir doch heute, dass es im anderen System auch nicht an Mangel mangelt. Über kaputte Klimaanlagen und Toiletten, ausgefallene Sitzplatzresiervierungssysteme und gänzlich ausgefallene Zuggarnituren täuscht auch eine schöne Außenlackierung nur auf den ersten Blick hinweg. Aber selbst mit einer solchen können schon längst nicht mehr alle Züge selbst des Premiumproduktes im deutschen Schienenverkehr aufwarten. Dass der Mangel zudem eine nicht unwesentliche Mitursache im westlichen Wirtschaftsembargo hatte, sollte dir als Historiker ebenfalls bekannt sein. Also, was soll dieses Nachtreten?

    Gruß

    Blüm

  • Hallo,

    bezüglich der "Mangelwirtschaft" muß man sicher nicht streiten, aber diskutieren können sollte man schon dürfen.

    "Blüm" hat eindeutig recht damit, daß es zahlreiche Vergleichsmöglichkeiten mit der heutigen Zeit gibt - und da ist es schon teilweise sehr bemerkenswert, zu welchem Zeitpunkt eigentlich der größere Mangel existiert (hat). Damit ist sicher nicht eine absolute Vergleichbarkeit gemeint, dazu waren die Umstände und Voraussetzungen dann doch zu wenig vergleichbar.

    Aber der aktuell überall zu erlebende Mangel an unglaublich vielen Dingen, die jetzt gebraucht würden, aber auf absehbare Zeit nicht (oder nie wieder) verfügbar sind - da ist eher noch zu fragen, ob der aktuelle Mangel nicht noch schwerer wiegt. Besonders bezüglich des Nachhalls der im eigenen Land gebräuchlichen Bezeichnung, daß wir in einer Überflußgesellschaft leben. Da sind die vielfältigen Mangelerscheinungen an Bauteilen, Personal bzw. Qualifikation sowie Organisations- und Planungsversagen eigentlich noch viel bedenklicher als der DDR-typische Mangel an bestimmtem Material und Organisation. Ich denke, darauf zielte der Einwurf ab. Ob nötig, dazu wird es wohl keine einheitliche Meinung geben.

    Gruuß

    217 055

  • Bleibt doch bitte mal ruhig, schließlich gibt es heute auch wieder viele fahrende bunte Flickenteppiche!

    Ob nun der Mangel an Farbe früher oder heute an dem Geld dafür ursächlich ist, bleibt doch gleich. Obwohl heute kann man dabei eigentlich nicht mehr von Mangelwirtschaft sprechen, denn man bezweckt heute schließlich ausschließlich die Gewinnmaximierung.

    Grüße aus dem Bremer Exil

    Jan

  • Hallo Freunde,

    also ich bin schon ziemlich überrascht und darüber erstaunt, wie gleichmütig hier die "Mangelwirtschaft" in der DDR mit den "Mängeln" heute verglichen wird. Haben denn alle schon vergessen - oder aus Altersgründen gar nicht mehr miterlebt - wie das in der DDR war?

    Ich kann mich gut daran erinnern, dass es da wochenlang mal kein Waschmittel zu kaufen gab, es gab auch Zeiten, da gab es nicht mal Bier und auch Toilettenpapier war wochenlang mitunter "Mangelware". Ich denke an Einkäufe im HO-Einkaufsmarkt am Wurst- und Käsestand. Da fragte man nicht nach einer bestimmten Sorte Schnittkäse, sondern die Frage lautete "Haben Sie Schnittkäse?" Und diese Frage wurde oft genug negativ beantwortet. Oder wie war das mit dem Warten auf ein bestelltes Auto? Ist 10 Jahre Bestellzeit keine "Mangelwirtschaft"? Warum wurden denn soviele Dampfloks als Dampfspender mit Rohbraunkohle betrieben - doch bestimmt nicht deswegen, weil die Betriebsleiter Spaß daran hatten, die hätten herzlich gern vernünftige Gasheizungen genutzt - aber die gab es einfach nicht zu kaufen! Ich erinnere mich, dass mein Schwager Monate lang unterwegs war, bis es ihm endlich gelungen ist, ein ganz normales Toilettenbecken zu erwerben. Noch schlimmer war es für Bauherren, Fliesen zu kaufen. Wenn man Glück hatte, gab es Fliesen - aber nur in einer einzigen Ausführung - da konnte man wählen, ob man diese nimmt oder nicht.

    Diese Liste lässt sich endlos fortsetzen und diese Mangelwirtschaft durchzog die gesamte Wirtschaft. Wenn ein Betrieb nicht genügend Bedeutung für die "nationale Verteidigung" oder für den Verkauf ihrer Produkte gegen "harte Währung" im Westen hatte, dann musste man lange Monate warten, bis das bestellte und benötigte Material geliefert wurde. Ich habe als Elektriker monatelang "Däumchen drehen" müssen, weil wir unsere Materialbestellungen für das gesamte Jahr erst im September geliefert bekamen - unser Betrieb war einfach "zu unwichtig". Also erzählt hier bitte nicht, dass diese "Mangelwirtschaft" der DDR mit den "Mängeln" heute vergleichbar ist. Damals fehlten mitunter existenzielle Grundmittel - heute sind viele der wahrgenommenen Mängel eher dem Luxus zuzuordnen oder liegen in einer Nichtverfügbarkeit begründet, die auch mit Geld kaum organisiert werden können wie z.B. fehlende Arbeitskräfte oder knappe Produktionskapazitäten. Und das wird in den kommenden Jahren vermutlich nicht besser werden...

    Und auch das Märchen mit dem Wirtschaftsembargo ist totaler Quatsch. Die DDR (wie auch die anderen Ostblock-Länder) hatten doch alle keine Devisen und jede West-Mark wurde durch den Staat gesteuert 10 mal umgedreht, bevor diese für West-Produkte ausgegeben wurden. Da spielte ein Embargo für hochtechnologische Produkte praktisch keine Rolle. Im Gegenteil, der damalige Ministerpräsident von Bayern, Franz Josef Strauß, sorgte mit persönlichem Einsatz noch in den letzten Jahren der DDR dafür, dass die DDR einen dringend benötigten Milliarden-Kredit der BRD bekommen konnte.

    Sorry, das musste ich jetzt mal loswerden um das Geschichtsbild mal wieder etwas gerade zu rücken...

    Grüße

    Stefan

  • Danke Stefan,

    drei Daumen hoch! Ich habe heute schon 4 mal begonnen zu antworten, aber neulich habe ich mir mal geschworen zu solche Dingen nichts mehr zu schreiben. Und die ganze Aufregung nur, weil das Wort Mangelwirtschaft vollkommen wertfrei in einem sehr informativen Beitrag verwendet wurde....wer hätte uns das noch sagen können??

  • Hallo,

    bezüglich der "Mangelwirtschaft" muß man sicher nicht streiten, aber diskutieren können sollte man schon dürfen.

    Guten Abend!

    Natürlich darf man das. Und man darf auch Vergleiche zur heutigen "Mangelwirtschaft" ziehen.

    Aber Blüms Einlassungen begannen so:

    Hallo André,

    die Bemerkung mit der „Mangelwirtschaft“ der DDR hättest du dir getrost sparen können...

    Wenn das kein Versuch ist, die Diskussion gleich am Anfang abzuwürgen dann weiß ich auch nicht was dies soll.

    Nebenbei, für was sollen diese "Teilausbesserungen" und "Sparlackierungen" (bspw. bei den 118/119ern) ein Zeichen sein? Ökologisches Bewusstsein durch Einsparung von chemisch/biologisch aggressiven Lacken? Dann würde ich den im Gegenzug gegeißelten Ausfall von Klimaanlagen unter der Rubrik Energieeinsparung verbuchen. Ja, ein ähnlich verquerer Gedankengang um "Mangel" zu vertuschen bzw. salonfähig zu machen.

    Also auch von mir die Bitte diesen an und für sich sehr interessanten Beitrag über "Lackierungsvarianten" und deren Wirkung auf Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografien nicht mit einer Debatte über "Mangelwirtschaft" zu entwerten.

    Gruß von Niels, an dem die "alte Preßnitztalbahn" leider völlig vorbeiging. Die Ungnade der späten Geburt....

  • Hallo,

    es ist schon interessant, wie einfach die Welt für manche sein kann.

    Es wurde nirgendwo behauptet, daß die Verhältnisse zum Ende der DDR und heute 1:1 vergleichbar oder überhaupt gleich waren und sind. Es ist eben nicht gleich oder ähnlich - aber die eine Zeit als Mangelwirtschaft zu bezeichnen, heißt zwangsläufig, daß es eben jetzt nicht so sei.

    Ebenso ist auch nicht richtig, daß in der DDR "Mangelwirtschaft" das allein wesentliche Kriterium war und das Wort singulär als Erklärung taugt. "Lenni" meint, das Wort sei wertfrei. Das werden wohl Einige mehr ggf. auch anders auffassen. Letztlich ist das ein in den meisten Anwendungsfällen politisches Wort - und meistens wird es auch genau so angewendet.

    Weil ja nun doch einige meinen, "heute" wäre kein relevanter Mangel vorhanden, dann weise ich mal auf folgende ausgewählte "Kleinigkeiten" hin.

    Um Halle und Leipzig herum fahren im "S-Bahn-Netz" Fahrzeuge der BR (1)442. Fast nie ist die Flotte in dem Umfang verfügbar, wie geplant. Die Planungen gehen von Verfügbarkeitsraten von beispielsweise 95% aus. So wird es vom Hersteller versprochen (und vom Käufer leichtfertig geglaubt). Die Zahlen über die Realität sind selbstverständlich nicht öffentlich bekannt, die regelmäßigen Nutzer aber erleben die Diskrepanz an vielen Stellen.

    Da entgleist mal ein Fahrzeug (ist ja nun keineswegs was ganz absonderlich unwahrscheinliches). Nach der Untersuchung steht dann fest, man braucht zur Instandsetzung 2 neue Radsätze. Diese werden bestellt - tada: Lieferzeit 20 Monate! 20 Monate Stillstand nach einer "Kleinigkeit". Mindestens 20 Monate fehlen 200 Sitzplätze in Hunderten von Zügen. Natürlich geht das einher mit Organisations- und Buchhaltungsthemen - Stichpunkt Lagerhaltung, kostet angeblich zu viel, die mehr als 20 Monate Stillstand aber nicht, gelle?

    Der gleiche Fahrzeugtyp wurde nach meiner Kenntnis mit Drehgestellen geliefert, die nach 5 oder 6 Jahren (die Zahl ist da gar nicht entscheidend) planmäßig (wegen fehlender Dauerhaltbarkeit) getauscht werden müssen. Nun ist es längst so weit, die Ersatzdrehgestelle werden benötigt - und sind nicht ausreichend lieferbar. Also werden eben pro Monat "2" neue Drehgestelle geliefert, aber "10" gebraucht. Was passiert mit den Fahrzeugen mit den abgelaufenen Drehgestellfristen, für die es keinen Ersatz gibt? Die Zulassung erlischt zum Grenztermin - es folgt die mittelfristig andauernde Abstellung. Anschließend gibt es Stand- und Vandalismusschäden, Ablauf von weiteren Fristen während der Standzeit, das Fehlen der Fahrzeuge im geplanten Einsatzgebiet, verbunden mit der Einführung von Notfahrplänen, Zugausfällen, Ersatzzüge usw.. Was ist das alles, wenn nicht Mangelwirtschaft?

    Nein, das ist nicht vergleichbar mit der Art des Mangels in der DDR. Aber das Erleben des Mangels und die Ergebnisse im Alltag - die sind nun gar nicht weit davon entfernt.

    Geht doch mal jetzt, Ende August, durch die Schuhläden oder Kaufhäuser und versucht, für kaputt gegangene Sandalen Ersatz zu beschaffen. Da kommt nahezu deckungsleich in den meisten Läden die Auskunft, daß schon Saisonwechsel gewesen sei und es bis vsl. Februar keine Sandalen gibt. Draußen sind 30°C - es gibt aber keine Sandalen zu kaufen (ich rede übrigens nicht von Badelatschen o. ä., sondern von outdoor-tauglichen Sandalen - Preis normalerweise 70 bis 100 Euro).

    Auch hier gilt: nein, es ist nicht die DDR in München oder Köln oder Kassel. Aber die dortigen "Ureinwohner" sind das entweder schon ewig so gewöhnt (und gucken mich ungläubig an, was ich denn da erwarte!), andere aber sagen sehr wohl, daß es so etwas "im Westen" zu Zeiten der 2 Deutschlands nicht gab. Letzteres bin ich geneigt zu glauben.

    Das Thema hat noch eine Unzahl mehr Facetten - eindeutig aus meiner Sicht aber ist, daß es dazu keine allein gültige Aussage geben kann.


    Freundliche Grüße

    217 055

    Gruuß

    217 055

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