wat is'n dampfmaschin ... kleine Weihnachtsbastelei

  • Hallo zusammen,

    da wir hier ja auch schon mal eine Selbstbau-Lego-Dampfmaschine hatten, hier mal eine die richtig Dampf macht:


    Entstanden aus einer Blechdose, Messingrohren, ~Stäben und Flachmessing sowie aus Alu-Winkeln. Das Schwungrad stammt aus einem alten Radio.
    Auf dem Weg zur eigenen (Modell-)Schmalspur/Feldbahndampflok ein allererster Versuch in Richtung Dampfantrieb. Es ging darum eine funktionierende Dampfmaschine ohne Drehbank und Fräse zu bauen. Hier erst mal die Einfachstversion mit einseitig wirkendem Wackelzylinder ohne Schieber und Steuerung.

    Bei Interesse dazu gerne mehr Details.

    Viele Grüße,

    Matthias

  • Hallo,

    also dann zuerst mal die Maschine als Gesamtansicht, bevor ich die Details erkläre.


    Die Maschine von vorne:



    Die Rückseite mit der Dampfzuleitung und dem Abdampfrohr. Wird der Schlauch am Abdampfrohr angeschlossen, läuft die Maschine anders rum :zwink:

    ....

    Details folgen,

    Viele Grüße

    Matthias

  • Hallo Matthias

    Die Bilder der Dampfmaschine erinnern mich stark an meine Ausbildung zum Betriebsschlosser , denn eines unserer Schaustücke war auch eine Dampfmaschine. Darin waren alle Fertigungstechniken wie Schweißen, Löten , Drehen , Bohren und natürlich auch das "beliebte" Feilen . Von den Bildern her zu urteilen, würde ich sagen,daß ein Nachbau zu schaffen wäre , wenn es mal eine kurze schriftliche Bauanleitung gibt . Bis es soweit ist , erfreue ich mich an meinen Dampfmaschinen von Wilesco.

    Glück auf

    Armin Ahlsdorf

  • Hallo Armin,

    an einer schriftlichen Anleitung will ich mich gerne mal versuchen. Vorab aber schon mal ein paar Details, damit man sich ein Bild machen kann.

    Hier der Kessel:

    Der Kessel besteht nur aus einer Blechdose. Der fehlende Boden wurde aus Weißblech ausgeschnitten und weich verlötet - ist leider noch nicht so perfekt geworden. Ich löte sonst entweder Elektronik oder Cu-Rohre für Heizung und Trinkwasser. Das hier bewegt sich löttechnisch irgendwo dazwischen :zwink: .
    Das Kesselhaus wurde auch aus Weißblech gebogen und an den Kessel gelötet.

    Als Armaturen gibt es nur ein 3mm Messingröhrchen als Dampfanschluss und eine M6 Verschraubung zum Einfüllen des destillierten Wassers. Die Gummidichtung ist ein bisschen dick, ich hatte keine passendere. Die am Kessel angelötete Mutter ist eigentlich eine aufgebohrte Hutmutter, der Hut zeigt in den Kessel. So kann die Mutter beim Löten nicht verrutschen und hält auch viel besser.


    Zylinder Kolben und Co:

    Der eigentliche Zylinder ist ein Messingrohr, der Kolben eine Messingstange, die - ohne abdrehen - schon genau ins Röhrchen passen musste. Um das ganze gängig zu machen, muss man Stange und Rohr sorgfältig entgraten (!) und dann vorsichtig einschleifen. Ich habe dazu einfach Autopolitur für angegriffenen Lack verwendet, diese enthält sehr feine Schleifteilchen und ist außerdem schön schmierig.

    Als Feder kann man einfach eine Kugelschreiber-Feder verwenden.

    Hier noch mal aus etwas anderer Perspektive

    ... wie man an dem Flachmessingteil sieht, das mit dem Rohr verlötet ist: es gibt nur eine Bohrung in den Zylinder.


    Zuletzt noch Schwungrad, Lagerböcke und Kurbel:

    Das Schwungrad stammt aus einem sehr alten Radioapparat. Es ist auf ein Messingröhrchen aufgepresst, welches auf einer dünneren Stahlachse sitzt.
    Auf die Achse wurde die Kurbel aus Messing aufgelötet. Leider war die Achse kein "Normteil" sondern von irgendeinem alten Bratenspieß. Daher ist sie auch nich 100% gerade und hat keine glatte mm-Zahl als Stärke. Gelegentlich will ich das mal verbessern, die Achse tauschen ... .
    Die Achse hat deshalb auch relativ viel Spiel in den Lagerböcken (ich hatte nur 0,5 mm-weise abgestufte Bohrer). Außerdem scheint mir Alu nicht so das perfekte Lagermetall. Ich glaube es verschleißt schnell. Eventuell will dann auch mal Messingbuchsen verwenden - mal schauen ...

    Genaue Zeichnung folgt bei Interesse .... aber dazu werde ich vielleicht noch eine Weile brauchen.
    (daran seht ihr, dass ich mehr oder weniger drauf los gebaut habe - ohne vorher alles durchzuplanen :sing: )


    Viele Grüße und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr

    wünscht

    Matthias


    PS:

    Nachbau nur auf eigene Verantwortung !!!

    Vielleicht noch eine Bemerkung zur Sicherheit: So eine Maschine ist kein Kinderspielzeug. Ich würde sie auch nicht in der Wohnung betreiben, sie spuckt ordentlich Öl und Dampf. Sie hat kein Sicherheitsventil, aber bei zu hohem Druck wird einfach der Siliconschlauch wegfliegen. Außerdem kann die Feder am Zylinder nachgeben und der Zylinder hebt etwas vom Spiegel ab, so dass hier der Dampf entweichen kann. Die Dose hat keinen Wasserstand - diesen könnte man aber auch einfach mit Siliconschlauch und Messingröhrchen basteln. Bei der Maschine hier muss man aber aufpassen, dass sie nicht trocken läuft - sonst lösen sich sofort alle weichen Lötverbindungen in Wohlgefallen auf.

    2 Mal editiert, zuletzt von MatthiasL (31. Dezember 2018 um 18:58) aus folgendem Grund: Noch ein Bild eingefügt (andere Perspektive der Zylinderbauteile)

  • Sehr schön Matthias,

    ziemlich genau vor einem Jahr hatte ich meine Lego-Dampfmaschine hier eingestellt.....das Projekt verstarb dann aber doch daran, dass ich für den Druckluft-Betrieb zu viele Teile hätte kaufen müssen!

    Sehr schön Deine Maschine, genau so funktionieren ja die Dampfmaschinen der Marke Marmod. Ich hatte mal die Feuerwehr von denen, aber da der Zylinder in dieser Bauart nur in einer Richtung mit Dampf gefüllt wird, ist der Rundlauf nicht besonders überzeugend muss man leider sagen. Bei Deiner Schwungradgröße ist das sicher schon ein wenig besser.......

    Liebe Grüße und lass Dir das Teil nciht um die Ohren fliegen.......

    Lenni

  • Guten Morgen, Prosit Neujahr

    Die ganze Beschreibung gefällt mir bestens und ein wenig erinnert man sich an den Fim "Feuerzangenbowle" . Die Idee mit der Wasserstandsanzeige und dem Sicherheitsventil sollte man beherzigen und bewahrt sich so davor , daß der Kessel trockengeheizt wird und zerplatzt, siehe Unglück in Bitterfeld bei der DR . Das Sicherheitsventil gibst als Einzelteil von Wilesco und den Wasserstandsanzeiger kann man wie vorgestellt anfertigen oder hat ein eingefassten Glasröhrchen. Doch der Bau soll noch Spaß machen und der Betrieb sollte auch sicher sein . Ich freue mich vielleicht auch andere Maschinen hier zu sehen .

    Glück auf

    Armin Ahlsdorf

  • Hallo zusammen,

    zuerst Mal allen ein Frohes Neues Jahr und ganz vielen Dank für Eure Antworten!

    Hallo Lenni,

    das ist interessant, was Du über die Mamod Feuerwehr schreibst: Ich kenne die Maschinen von Mamod nicht so genau. Ich war aber davon ausgegangen, dass sie alle beidseitig wirkende oszillierende Zylinder hätten. Vor sehr vielen Jahren habe ich mal als Schüler auf einer Radtour die Mamod Dampflok in England in einem Schaufenster gesehen. Ich wollte sie gleich unbedingt kaufen, hatte aber nicht genug Geld. Auch diese hat die oszillierenden Zylinder. Weißt Du zufällig, ob die auch nur einseitig gefüllt werden? (es hat so den Anschein, als hätten alle Mamod Maschinen die gleichen Zylinder)
    Wenn das so wäre, gäbe es aber zwei tote Punkte und man müsste die Lok wohl anschieben, damit sie losfährt. Immerhin wäre das dann die wohl einfachste Möglichkeit eine funktionierende Dampflok zu bauen.

    Ich besitze von Wilesco die kleine Dampfmaschine D10 - sie ist inzwischen 40 Jahre alt. Aber selbst diese hat schon einen doppelt wirkenden Zylinder mit einer "Rundschieber" Steuerung - also fast so was wie einen Kolbenschieber. Die noch einfacheren Wilesco Maschinen - wie die D8 - haben allerdings auch einseitig wirkende oszillierende Zylinder - wie die Mamod Feuerwehr.

    Ich bin nun seit einiger Zeit am Grübeln, wie man aus genau ineiander passenden Standard-Messingrohren und Rundmaterial einen beidseitig wirkenden Zylinder bauen könnte. Eine Idee und entsprechendes Rohmaterial habe ich schon.

    Natürlich kann man zum Bau eigener Ideen auch Mamod oder Wilesco Maschinen ausschlachten oder Ersatzteile diese Firmen verwenden. Wenn man z.B. ein sehr kleines Manometer braucht, wird es auch keine anderen Quellen geben. Mein Ehrgeiz wäre aber insgesamt möglichst viel selbst zu bauen.


    Viele Grüße

    Matthias

  • Hallo zusammen,

    ich habe mal versucht Konstruktionsskizzen zu machen - erst mal für den Zylinder, das komplizierteste Einzelteil.

    Ausgangsmaterial ist:
    Vierkantmessingprofil 20x2 mm
    Messingrohr Ø 12x8 mm
    Messingstab Ø 8 mm
    Messingstab Ø 3 mm
    2 Muttern M3
    1 Feder aus Kugelschreiber

    Die Teile sind wie folgt skizziert zu bearbeiten:

    Die Dampfbohrung (2 mm) sollte man vielleicht erst nach dem Verlöten von Zylinder und Spiegel bohren. Die Gelenkstange wird in den Spiegel gelötet.
    Das Montieren/Verlöten von Spiegel und Zylinder geht leichter, wenn man eine kleine flache Nut in längs in den Spiegel sägt und mit Rundfeile in etwas vertieft, so dass der Zylinder dort gut aufliegt.

    Die Nut habe ich mit einer Bügelsäge in den Kolben gesägt, mit Schlüsselfeile auf 2mm aufgeweiter und dann die Treibstange eingelötet. Die Nut wird anschließend noch mit Schlüsselfeile und sehr feinem Schmirgelleinen glatt gemacht, damit der Zylinder innen nicht beschädigt wird.


    Viele Grüße

    Matthias

  • Hallo
    Nun vervollständigt sich das Bild , wie der Bau der Dampfmaschine und seiner Einzelteile abläuft und ich meine mit einem guten Stamm an Werkzeugen und Ruhe beim Bau erhält man ein tolles Ergebnis. Vielleicht gibt es ja jemand hier im Forum, der eine dem HO-Maßstab angenähert gehaltene Dampfmaschine zeigen kann solange begnüge ich mit der FALLER-Dampfmaschine angetrieben durch einen Elektromotor.
    Einfach toll.

    Glück auf
    Armin