Mit der Weißeritztalbahn durch die blaue Stunde

  • Hallo,

    am 5. und 6. Januar begleitete ich den letzten Zug nach Kipsdorf ein Stück auf seiner Fahrt. Nach und nach wurde es dunkler und die sogenannte blaue Stunde brach an.


    Los ging es in Seifersdorf, wo eine Zugkreuzung stattfand. Nachdem 99 1777 in den Bahnhof gefahren war, die Weichen gestellt wurden, konnte 99 1793 mit ihrem Zug einfahren und nach kurzem Halt die Fahrt fortsetzen.
    f5.6, 1/60 Sek, ISO 4000


    Das nächste Foto entstand an der Ratsmühle in Dippoldiswalde.
    f4, 1/80 Sek, ISO 8000


    Auch wenn natürlich viel Gewerbebauten mit im Bild sind, der Blick vom "Lager für Betten aus Nordeuropa" :zwink: in Dipps gefällt mir einfach.
    f5.6, 1/60 Sek, ISO 5000


    Als nächstes bezog ich Position am Viadukt in Schmiedeberg. Mittlerweile war es so dunkel, dass ich an der Grenze des Machbaren mit meiner Fotoausrüstung angekommen war.
    f4, 1/40 Sek, ISO 10000


    Die nächsten 3 Bilder entstanden dann im Bahnhof Kipsdorf mit Stativ. Nummer 1 zeigt 99 1793 in der Seitenansicht am Wasserkran.


    Nummer 2, Stillleben vom Zug.


    Und Nummer 3 nach beendeter Wasseraufnahme einen kurzen Augenblick bevor sich 99 1793 in Bewegung setzte.


    Wie so oft hatte ich natürlich auch meine Videokamera dabei. Aus den aufgenommenen Szenen ist ein 10-minütiger Film entstanden.



    Das war das erste Mal, dass ich meine Sony α7R III in derart hohe ISO-Bereiche getrieben habe. Ich muss sagen, dass ich vom Ergebnis nicht sonderlich überzeugt bin. Des öfteren habe ich schon Nachtfotos von fahrenden Zügen (auch Regelspur und auch BR 01.5 bspw., also wesentlich schneller als Bimmelbahn) gesehen, die ja nur mit hohen ISO-Werten realisiert worden sein können. Und die gefielen mir wesentlich besser als meine.
    Was habt ihr da so für Erfahrungen? Habt ihr auch schon Nachtfotos mit hohen ISO's gemacht? Was nutzt ihr für Kameras?

  • Auch bei einer Vollformatkamera würde ich nicht über ISO 4000 gehen. Danach wird es immer gefühlt zu rauschig. Ich kann allerdings nur für Canon sprechen. Sony benutzt andere Sensoren.
    Dafür würde ich statt f4.0 bis auf f2.8 oder weniger herunter gehen. Aber das hängt natürlich davon ab, was deine Objektiven können. Bei schlechtem Licht sind Festbrennweiten oft hilfreich, da sie eine größere Blende haben können als Zoom-Objektive, die bei 2.8 enden. Da geht dann auch f1.4 oder sogar f1.2 mit entsprechendem Budget.
    Die Belichtungszeit nie größer als der Kehrwert der Brennweite. Bei 1/40 gehe ich von 40 mm oder weniger aus.
    Zur Not lässt sich bei der Entwicklung in Lightroom noch Helligkeit verstärken oder wenn gar nichts mehr geht, wandele ich in "künstlerisch wertvolle" Schwarz-Weiß-Fotografie um, um wenigstens noch ein halbwegs kontrastreiches Foto herauszubekommen. Erst, wenn das auch nichts bringt, ist das Foto wirklich nicht zu gebrauchen.

  • Hallo Stefan,

    die Fotos sind natürlich alle mit Lightroom nachbearbeitet.
    Ich arbeite derzeit nur mit einem Objektiv, 24-105 mm, f4. Mehr war zum Zeitpunkt des Kaufs und ist auch heute nicht drin, da für Kamera und Objektiv schon jede Menge Geld draufgegangen ist.
    Aber sollte es mit Objektiven mit 1.4 und weniger wirklich möglich sein, eben bspw. eine 01.5 bei Durchfahrt durch einen Bahnhof zu fotografieren, ohne über ISO 4000 zu gehen? (Irgendwo hatte ich mal so ein Foto gesehen.) Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
    Na gut, aber zumindest für die Schmalspurbahnfotografie bei schlechten Lichtverhältnissen kann ich ja mal ein Objektiv mit größerer Blende auf den Wunschzettel setzen.
    Das mit dem Kehrwert wusste ich noch nicht. Ich hab da eher so gedacht, länger als 1/40 darfs wohl nicht sein, sonst hab ich Bewegungsunschärfe. Im Nachhinein betrachtet hätte ich kürzer belichten müssen, da die Lok auf dem Schmiedeberger Viadukt schon nicht mehr ganz scharf ist sondern leicht verwischt.

  • Hallo Johannes,

    ob du die Durchfahrt einer Lok bei schlechtem Licht fotografieren kannst, hängt letztendlich entscheidend vom Licht in der speziellen Situation ab, in der man fotografieren möchte. Dass Dampfloks größtenteils schwarz sind, ist da leider auch gerade nicht hilfreich. :(
    Zu bedenken ist auch, dass bei kleinerer Blendenzahl (die bei Dunkelheit aber nötig ist) der Bereich der Schärfentiefe immer schmaler wird. Bei einer Schrägaufnahme wird also nicht die ganze Lok oder gar ein ganzer Zug mit Vordergrund und Hintergrund scharf, sondern nur ein Bereich von wenigen Metern Tiefe. Alles davor und dahinter bleibt unscharf. Aber das kann auch als gewollter Effekt eingesetzt werden, um das Auge auf bestimmte Bereiche zu lenken. Oder man fotografiert eine Lok so von der Seite, dass sie in einer Tiefenebene liegt.

    Ein 50 mm-Festbrennweite von Sony mit einer maximalen Blende von f1.8 gibt es schon für knapp 200 Euro Neupreis. (Geizhals.de. wobei ich mit dem als günstigsten Shop angezeigten Computeruniverse bei Gewährleistungsfällen leider schlechte Erfahrungen gemacht habe.)
    Bei Ebay findet man sicher noch günstigere Angebote, falls man kein Problem mit gebrauchten Objektiven hat. Es wäre aber sicher gut, sich vorher einmal eins auszuborgen, um zu probieren und herauszufinden, ob das vom Handling überhaupt deinen Wünschen entspricht. Einen Verleihservice bieten zum Beispiel an: Foto Meyer, Gear Flix, Miet dein Objektiv oder Objektiv-Verleih.

    Und natürlich muss sich ein Fotograf mit einer Festbrennweite mehr bewegen, denn er kann ja nicht den gewünschten Bildausschnitt per Zoom einfach herstellen, sondern nur, indem er seinen Abstand zum Motiv verändert.

    Bei Fotos mit wenig Licht und unbewegten Motiven könnte auch das Fotografieren mit Stativ hilfreich sein, aber ich denke mal, dass du das schon selbst praktizierst. Dein letztes Foto sieht mir mit seiner langen Belichtungszeit (verwischte Dampffahnen) ganz danach aus. Dann kann man auch noch einen Fernauslöser und die Spiegelvorauslösung nutzen, um wirklich jeden Wackler durch Berührung zu vermeiden.

  • Hallo Stefan,

    Danke für die Tips! :ok:
    Ich hatte eher an 35 mm gedacht. 50 mm erscheint mir für die meisten Situationen etwas zu viel.
    Mal sehen, ob ich da mal ein Objektiv austeste.

    Die letzten 3 Fotos sind alle mit Stativ, langen Belichtungszeiten und natürlich wesentlich geringeren ISO's entstanden. Einen Fernauslöser habe ich auch verwendet.
    Spiegel gibts bei meiner Kamera nicht. Ich arbeite sogar mit elektronischem 1. und 2. Verschluss, sodass ich absolut lautlos fotografieren kann, damit auf meinen Videoaufnahmen keine Geräusche vom Foto sind. :zwink:

  • Stimmt, die Alpha7R III ist ja eine der neuen spiegellosen Vollformatkameras. Das hatte ich glatt vergessen. ^^
    Andere Festbrennweiten von Sony mit kürzerer Brennweite sind wesentlich teurer - sie liegen größtenteils im vierstelligen Bereich. Ich vermutete, dass du nicht so viel Geld ausgeben möchtest. Aber vielleicht gibt es auch andere Hersteller, die passende Objektive für einen günstigeren Preis anbieten, als "Canonianer" kenne ich mich bei Sony nicht wirklich aus.

  • Hallo in die Runde,

    wie weiter oben von Stefan schon geschrieben, liegt das Geheimnis nicht nur in der hohen ISO-Zahl, sondern auch in der sehr weit geöffneten Blende. Hier sind Objektive mit Blende 1.8, 1.4 oder gar 1.2 nötig.
    Ich selbst fotografiere mit Canon und ich kann problemlos bis ISO 10.000 hoch gehen. Wichtig ist dabei nur, so zu fotografieren, dass man dann bei der Bearbeitung keine Bereiche mehr aufhellen muß. weil dann rauscht es gnadenlos. Es kommt natürlich auch auf die Verwendung des Bildes an. Für das Internet reichen ja 1600 Pixel Breite vollkommen aus. Da dauert es bei Vollformat lange, bis man da ein Rauschen erkennt.

    Nur mal als Beispiel, auch wenn es keine Schmalspur ist...
    Die Tiefenschärfe nimmt nach hinten hin natürlich ab.
    51mm, 1/40, 2.8, ISO 10.000
    Canon 5D Mark IV Objektiv von Canon 24-70mm IS USM
    Nachbearbeitung nur mittels Lightroom 6.14

    Viele Grüße Kay

  • Hallo Johannes,

    ich finde Du hast ein sehr gutes Auge für schöne Motive! Ich mag Deine Bilder und Videos!

    Nun zum Thema ISO, Blende, Belichtungszeiten usw....
    Bei Deinen Bildern fallen mir Belichtungszeiten von 1/60 und 1/80 auf. Das ist zu lang und das kannst Du auch als Bewegungsunschärfe sehen.
    Meine Empfehlung wäre eine längste Belichtungszeit von 1/125 oder kürzer. Und da Du ja nicht so nah an den Zug heran kommst, sollten eine Blendenöffnung
    von 1.8, 2.0 oder 2.8 kein Problem sein. Das Thema ISO ist in meinen Augen Geschmacksache, denn solange Du die Bilder nicht in 1x2 Meter ausdrucken willst,
    kann es schon ein klein wenig rauschen, denn ausser Dir kuckt sich ja keiner die 100- oder 300%- Ansicht an. Für die Ansicht im Web sind Deine hier gezeigten
    Bilder völlig in Ordnung.

    Ich kenne den Dynamikumfang der Sony α7R III leider nicht, weil ich mit Nikon D750 fotografiere. Aber ich helfe mir im Dunkeln meistens damit, das ich per
    Belichtungskorrektur 1-2 Blenden unterbelichte und das dann in Lightroom wieder hoch ziehe. Damit erreiche ich kürzere Belichtungszeiten und hab weniger
    das Problem der Bewegungsunschärfe...Das musst DU mal probieren ob das bei Dir auch geht...

    Übrigens Samyang & Walimex haben meines Wissens keinen Autofokus - das erfordert dann ne Menge Übung beim fotografieren. :zwink:

    Also ich wünsch Dir viel Glück beim Objektiv finden und freue mich auf neue Bilder!

    Herzliche Grüße Joachim

    Der Hp Pirna Solidarität lag bei km 1,07 an zwei regelsp. Nebenbahnen die ausgehend von Pirna nach Gottleuba und nach Großcotta verkehrten.