Das tut gut, mal solche praktischen Fakten zu lesen und nicht nur das regelmäßige Gejammer ...
Der 2. Dampfzug im Selketal wird bestimmt wieder kurz vor der Angst gestrichen, wie 2017 und 2018.
Hat genau vier Minuten gedauert bis zum nächsten Gejammer.
Interessant sind übrigens auch immer die Texte in den Jahresabschlussberichten der HSB. Auch hier mal ein paar Auszüge aus 2017.
ZitatDer Schienenpersonennahverkehr hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Deutschland hat mit weit über 33.000 Kilometern das längste Schienennetz Europas. Es wird von rund 400 Eisenbahnverkehrsunternehmen genutzt. Täglich verkehren etwa 39.000 Züge. Ein Drittel der Gesamtbevölkerung nutzt täglich Bus und Bahn, mit stetig steigender Tendenz.
Doch Quantität und Qualität dieses Verkehrsträgers sind nach wie vor nicht dauerhaft gesichert. Die Finanzmittel sind nach Kürzungen und jahrelangen Kostensteigerungen auch derzeit noch mehr als unzureichend, vor allem Investitionen in die Erhaltung und Erneuerung der Infrastruktur sowie in neue Fahrzeuggenerationen werden in den nächsten Jahren in Größenordnungen notwendig. Diese sind aber finanziell gegenwärtig noch nicht untersetzt – die Verkehrsunternehmen allein können diese notwendigen Summen nicht aufbringen. [...]
Um auch in Zukunft attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben, benötigen die deutschen Verkehrsunternehmen daher weiterhin generell eine höhere Grundausstattung und einen zweckgebundenen, transparenten Einsatz der Mittel. Um steigende Trassen-, Stations- und Energiepreise und Personalkosten abzufangen, engagieren sich die Verkehrsunternehmen weiterhin für eine generelle Aufstockung und bedarfsgerechte Verteilung dieser Finanzmittel.
= "Gebt uns mehr Geld. Es reicht vorn und hinten nicht."
ZitatDie Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) konkurriert infolgedessen mit unzähligen, ebenfalls teils außergewöhnlichen Angeboten, wobei das Umfeld des eigenen Hauptzieles – der Brocken – sowie der Weg dorthin, dem Anspruchsniveau vieler Besucher nicht mehr entspricht und somit vor diesem Hintergrund eine Verbesserung der dortigen Situation, trotz der bestehenden rechtlichen und tatsächlichen Rahmenbedingungen, zwingend erforderlich ist.
= "Alle wollen nur auf den Brocken, Woanders ist für den Durchschnittsurlauber langweilig. Mach mal jemand was, dann lohnt es sich für uns auch mehr auf dem Restnetz."
ZitatWesentlicher Faktor für die im geschilderten Umfeld umso bedeutsamere, den Erwartungen entsprechende Entwicklung der Umsätze bei der HSB, ist der Brockenbahnregelzugverkehr. Trotz eines leicht zu verzeichnenden Rückganges der Fahrgastzahlen in der Region Wernigerode konnte ein Stand auf hohem Niveau gehalten werden. Bei Beibehaltung des bisherigen von der HSB nicht zu beeinflussenden Umfeldes auf dem Brocken, aber insbesondere auch bei dem von unseren Fahrgästen als „problematisch“ empfundenen Zustand des Waldes im Nationalpark Harz sind auch stärkere Besucherrückgänge nicht auszuschließen. Hier treffen ästhetische Beweggründe und Befürchtungen zu Besucherrückgängen auf die Argumentation des Nationalparks Harz, der Waldentwicklung quasi „freien Lauf“ zu lassen.
= "Hilfe, Borkenkäfer. Toter Wald sieht doof aus, das will keiner sehen, weniger Leute kommen."
ZitatDie Vervollkommnung von über die Bahnfahrt hinausgehenden Projekten, hier ist insbesondere „FAUST - Die Rockoper auf dem Brocken“ anzuführen, die auch im Jahr 2017 bei allen Vorstellungen sehr gut verkauft war (weit über den 2006 erwarteten Umfang hinaus) und den Publikumsgeschmack traf - hat zusätzliche ausbaufähige Umsatzbringer geschaffen. In den Folgejahren ist der Fokus weiterhin auf „FAUST I“ und „FAUST II“ gerichtet, wobei die Errichtung einer separaten Spielstätte auf dem Brocken für diese und andere, einer besonderen Atmosphäre bedürfenden Veranstaltungen, weiterhin unverzichtbar ist. Die herausragende touristische Bedeutung, weit über die Interessen der HSB hinaus, ist selbstredend
= "Eine eigene Halle nur für die Rockoper auf dem Brocken wäre total dufte. Da würden dann mehr Zuschauer reinpassen und wir könnten mehr Leute hochkutschieren und mehr Geld verdienen."
ZitatUm die touristische Attraktivität des Harzes insgesamt zu erhöhen, erscheint es sinnvoll, touristische Angebote der Region zu verknüpfen. Aus diesem Grund wurde in Zusammenarbeit mit der Bodetal Tourismus GmbH im Empfangsgebäude des Bahnhofes Thale Hbf eine weitere Agentur der HSB eröffnet.
= "Wir müssen beim Tourismusmarketing zusammen arbeiten, um mehr Leute für den Harz zu interessieren. Wir haben da mal ein bisschen was gemacht."
ZitatDas mittlerweile stagnierende aber hohe Preisniveau, u. a. für Kohle und Energie sowie für Schienen, tarifliche Personalkostensteigerungen (hier wird es zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der HSB unbedingt notwendig, das Tarifniveau an die durchschnittliche Branchenhöhe anzupassen) sowie Kostensteigerungen bei Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur haben wesentliche negative Auswirkungen auf die Finanz- und Ertragslage. Bei einer anhaltenden Entwicklung und einer weiter gleichbleibenden Bezuschussung aus den Länder- und den genannten bilateralen Verträgen ist ein Ausgleich der dadurch hervorgerufenen Liquiditätsbelastung nur durch Maßnahmen der HSB (weitere Einsparungen und Steigerung der Umsätze auch durch Erhöhung der Verkehrstarife) allein nicht mehr herbeizuführen (siehe auch III.3.). Damit sind aber auch wünschenswerte Maßnahmen zur Verbesserung der Attraktivität der HSB und ihres Umfeldes nicht mehr in gebotenem Maße umsetzbar. Ziel der Geschäftstätigkeit der HSB muß es aber weiter sein, das weltweit einmalige Dampferlebnis Schmalspurbahnen im Harz in der Summe seiner Einmaligkeit dauerhaft zu erhalten und weiter zu entwickeln
= "Die bisherige Bezuschussung durch Länder und Bund reicht nicht mehr. Die irgendwann mal vereinbarten Festbeträge sind Grütze. Hilfe, alles ist so teuer! Wir brauchen mehr Geld."
(Haben sie dann ja zum Glück auch bekommen. Die Verträge wurden Ende letzten Jahres geändert.)
ZitatDie Fahrzeuguntersuchungen, insbesondere von Dampflokomotiven, gestalten sich immer schwieriger. Die nach wie vor exorbitanten Preissteigerungen durch den z. Z. einzig für die HSB in Frage kommenden Anbieter, verbunden mit einer steigenden Unzuverlässigkeit, sowohl in Hinsicht auf Qualität als auch Termintreue, werden zu einem ernsthaften Problem für die Aufrechterhaltung des Betriebes in jetziger Form. Darüber hinaus gibt es keine verlässliche Prognose bzw. Garantie für das längerfristige Vorhandensein dieses Anbieters. Vor diesem Hintergrund ist der Bau der eigenen Werkstatt die einzig wirtschaftlich sinnvolle Alternative und wird von der HSB mit Vehemenz vorangetrieben.
= "Lokomotiv-Untersuchungen bei den Monopolisten in Meiningen sind totaler Wucher! Und dann leisten die noch nicht mal was! Und wer weiß, ob es die überhaupt noch lange gibt?! Wir brauchen unsere eigene Werkstatt für sowas."
Dann folgen:
- Das Wetter im Sommer 2017 war schuld. An allem.
- Niemand will mehr körperlich arbeiten.
- Zuviel Bürokratie.
- Dass wir noch nicht pleite sind, liegt nur daran, dass wir so ne tolle Preispolitik machen.
- Boah, jetzt müssen wir auch noch mehr als eine Tarifpartei im Unternehmen anerkennen. Wer weiß, was das kostet.
- Die Bahnaufsicht sagt, wir müssen in Zukunft bestimmt mehr Geld ins Schienennetz stecken.
Soweit die launige Kommentierung des letzten Jahresabschlusses.