Betrieb der Harzer Schmalspurbahnen 2019

  • Nach der Mitteldeutschen Zeitung, die am Donnerstag über die prekäre Loksituation der HSB berichtete, ist heute auch ein Artikel in der Volksstimme erschienen.

    Neue Erkenntnisse gibt es in diesen Artikeln nicht. Es geht wohl eher darum, der HSB eine Plattform zu bieten, da vor allem auf die Schwierigkeiten bei der Instandhaltung hingewiesen wird. Der Volksstimme-Artikel ist etwas länger und inhaltsreicher. Hier einige Ausschnitte:

    Zitat von MZ

    Die bei vielen Fahrgästen beliebten Dampfloks stammen aus Baujahren von 1897 bis 1956. „Da wird die Ersatzteilbeschaffung nicht einfacher“, so Bahnsen. Mitunter vergingen bis zu zwei Jahre, bis ein Ersatzteil beschafft werden könne. Auch die Wartezeiten beim alle acht Jahre fälligen Dampflok-TÜV in Meiningen seien länger geworden.

    Zitat von Volksstimme

    Ein Problem, das Kenner der HSB-Szenerie seit Jahren haben kommen sehen: Der Harzer Schmalspurbahn, die mit 140 Kilometern täglich dampfbetriebener Schmalspur-Strecke ein europaweites Alleinstellungsmerkmal vorweisen kann, geht die Puste aus. Die Gründe will Unternehmenssprecher Bahnsen nicht schönreden: Die Loks sind betagt, einige warten teilweise seit Monaten oder gar Jahren mit Schäden auf eine Reparatur. Hinzu kämen Personalprobleme.

    Die HSB verfügen über 17 Maschinen – allein vier seien aktuell einsetzbar. „Die fünfte wurde vorige Woche bei der Kollision mit einem Lkw schwer beschädigt. Unsere Mechaniker arbeiten mit Hochdruck an der Reparatur – allerdings kann die Maschine frühestens kommende Woche wieder in den Einsatz.“

    Die Reparaturen und routinemäßigen Hauptuntersuchungen – viele können nur im Dampflokwerk Meinigen erfolgen – dauern immer länger. „Mitte der 1990er Jahre hat eine Hauptuntersuchung, die alle acht Jahre fällig ist, im Schnitt drei Monate gedauert und rund 250.000 Mark gekostet. Heute sind neun Monate und bis zu eine Million Euro keine Seltenheit.“

    Weil die HSB im branchenweiten Vergleich hinterherhinkt, hat das Land der Bahn in diesem Jahr 1,5 Millionen Euro mehr gegeben, um das Lohnniveau anzuheben. Was längst noch nicht reicht, wie Dirk Bahnsen durchblicken lässt. „Wir streben an, in zwei Jahren das branchenübliche Niveau zu erreichen.“

    Soll heißen: Perspektivisch sind mehr Zuschüsse für die HSB, die auf einen Kostendeckungsgrad von maximal 60 Prozent kommt, nötig. In diesem Jahr buttert das Land 9,5 Millionen Euro zu. Gespräche mit Sachsen-Anhalt und Thüringen, um die Zuschüsse zu erhöhen, laufen bereits, so Bahnsen.

  • Hallo,

    wenn Michael am Dienstag schreibt, daß man in Wernigerode nur noch zwei (!) betriebsfähige Loks zur Verfügung hatte, nachdem eine Kanne für andere Aufgaben abgezogen wurde, ist das einfach nur erschreckend.

    Wenn man selbst den Goldesel Brockenverkehr kaum noch bedienen kann, ist das nicht mehr nur mit Pech zu umschreiben.

    Man muß sich als Vergleich nur mal den Hof in Putbus anschauen.

    Über viele Jahre hat man die HSB sehenden Auges ins Verderben geritten. Und jetzt haben wir den Kollaps.

    Traurige Grüße

    Holger

  • Hallo Holger,

    besser hättest Du es nicht auf den Punkt bringen können!

    Es steht derzeit nicht weniger als der Fortbestand des Schmalspurbetriebs im Harz in seiner bisherigen Form und im bisherigen Umfang auf dem Spiel, und dafür kann durchaus das Wort "dramatisch" gewählt werden.

    Drei Trumpfkarten können und müssen jetzt unverzüglich gezogen werden, um dieses Spiel noch zum Guten zu wenden:

    -> Die neue Werkstatt, um weitestgehend unabhängig vom DLW Meiningen zu werden.

    -> Eine bessere Finanzausstattung zur soliden Unterhaltung eines ausreichenden Fahrzeugparks.

    -> Löhne mindestens auf Branchenniveau.

    Und machen wir uns nichts vor: kurzfristig ist da erst mal gar nichts zu reißen., dieser Kraftakt wird nur über mehrere Jahre zu stemmen sein, um zum Erfolg zu kommen.

    Ob dazu aber das bisherige, zu lange zaudernd und zögerlich gewesene Management in der Lage sein wird? Da habe ich meine Zweifel...

    Aber ich habe auch Hoffnung: Du ziehst den Vergleich zu den Rüganern - auch dort lag der Betrieb vor mehr als zehn (?) Jahren nach mehreren strategischen Fehlentscheidungen am Boden, war zeitweise sogar ganz eingestellt. Und heute fährt man höchst erfolgreich in eine gesicherte Zukunft.

    Um mal mit historischen Worten zu sprechen: von den Rüganern (und Erzgebirglern) lernen, heißt siegen lernen.

    Wünschen wir den Entscheidungsträgern und Geldgebern im Harz eine glückliche Hand. Dieses weltweit einmalige Kleinod darf nicht untergehen!

    In diesem Sinne...


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

  • Ob dazu aber das bisherige, zu lange zaudernd und zögerlich gewesene Management in der Lage sein wird? Da habe ich meine Zweifel...

    Ich picke mal den einen Satz heraus.

    Das Geld kommt nicht vom Management. In den jährlichen Geschäftsberichten wird seit vielen Jahren vom Management auf die finanziell prekäre Situation der HSB hingewiesen. Und die Entscheidungsträger in der Politik lesen das. Seit einigen Jahren nutzt die HSB ja auch die Regional-Presse erfolgreich, um auf die finanziell prekäre Situation hinzuweisen. Und was hinter den Kulissen noch alles an Infos ausgetauscht wird, wissen wir gar nicht. Die HSB hat auch einen Aufsichtsrat, der aus Lokalpolitikern besteht und die werden auch regelmäßig über die Finanzsituation der HSB informiert. Ich sehe da nichts Zauderndes oder Zögerndes beim Management. Die HSB muss seit vielen Jahren mit zu wenig Geld auskommen. Punkt. Die finanzielle Absicherung muss von den Ländern kommen, die über das Steuergeld der Bürger wachen und es für je nach Ansicht sinnvolle oder sinnlose Sachen ausgeben.

    Und die sächsischen Strecken mit ihren paar Kilometern Länge, geringem Lok- und Wagenpark sind da auch kein hilfreicher Vergleich.

    Wie hat es Olaf Haensch so schön im Modelleisenbahner 08/19 auf den Punkt gebracht?

    Zitat

    Pro gefahrenem Zugkilometer stehen der HSB nur etwa 12 Euro zur Verfügung. Die Schmalspurbahnen in Sachsen können dagegen mit rund dem Dreifachen haushalten,

    Wenn die HSB dreimal so viel Geld hätte, würde sie auch aus dem Vollen schöpfen, alle Loks und die historischen Triebwagen wären wahrscheinlich instand gesetzt, Es gäbe lustige Sonderfahrten für Eisenbahnfans zuhauf,Tanago würde jährlich einladen, die HSB hätte ihre eigene Historik Mobil, Milch und Honig flössen. ;)

    Um mal mit historischen Worten zu sprechen: von den Rüganern (und Erzgebirglern) lernen, heißt siegen lernen.

    Naja, ein paar kurze Strecken mit wenigen Kilometern und entsprechend wenig Zügen wie in Sachsen oder aber ein 140-km-Netz wie im Harz (auf dem größtenteils leere Züge und Triebwagen fahren) mit entsprechend mehr Verkehr zu finanzieren, ist eben auch finanziell ein krasser Unterschied.

  • Hallo,

    Stefan hat das sehr gut und sachlich auf den Punkt gebracht. Mich nerven die regelmäßigen Schimpfkanonaden auf das s.g."Miss-Management" der HSB-Geschäftsführung und die Unterstellungen, dass die "nicht wissen, was nötig sei"... Wünschen wir es der HSB, dass die Geldgeber bereit sind regelmäßig höhere Zuschüsse bereitzustellen, so dass dann vielleicht wirklich einmal ein einigermaßen realer Vergleich zu anderen Bahnen möglich wird.

    Insofern vielen Dank für den sehr sachlichen Kommentar.

    Beste Grüße aus Magdeburg

    Stefan

  • Hallo zusammen

    Ich möchte mal wissen, was diese speziellen Teile sind:

    "Mitunter vergingen bis zu zwei Jahre, bis ein Ersatzteil

    beschafft werden könne."

    Ist da jemanden etwas genaueres bekannt. Jetzt aber

    bitte nicht die Gegenkurbeln für die Mallet`s...:sing:

    Für mich klingt das wie "eine faule Ausrede" um

    den Finger in die Wunde zu legen - leider -

    denn die Dinger sind weiss Gott kein Hightec-Teil.

    So sehen diese Dinger in etwa aus:

    ( die stammen von der 99 633)

    als doch eher was für eine Gesellenprüfung...

    Man könnte fast der Ansicht sein, dass die HSB nur mit

    den drastischen Ausfällen deutlich machen will, dass

    es so nicht weitergehen kann.

    Denn wollen wir mal ehrlich sein - die HSB hat genug

    Fahrzeugsubstanz an leistungsfähigen Lokomotiven, die

    bei weitsichtiger Planung auch bei langen AW - Zeiten so

    einsatzfähig gehalten werden können, das dort auch die

    erforderlichen Reserven vorgehalten werden können.

    Ob die HU nun 6 oder 9 Monate dauert ist da egal, da

    die "Ausbleibezeit" unabhängig von den Reparaturkosten

    ist. Nur das Geld dafür muß auch vorhanden sein.

    Und das müssen die Entscheidungsgewaltigen auch merken.

    Wenn nun kein Geld für Personal und Reparatur vorhanden

    ist, muss man es halt mal krachen lassen, bis alle wach

    werden.

    Es ist aber trotzdem schade, in welch schlechten Licht

    dadurch die HSB gekommen ist.


    Schönes Wochenende vom Dagvuchel :weg:

  • Grüße ins Forum

    Überall in Deutschland dampft es inzwischen. Und an vielen Stellen ist die öffentliche Hand notwendig, damit es dampft. Müssen denn überall Dampfloks fahren? Wird damit der öffentliche Auftrag nicht zu weit ausgereizt? Gerade Bundesländer wie Thüringen und Sachsen-Anhalt haben nicht genug Mittel, um allen Luxus zu finanzieren. Wäre es nicht wichtiger, dass die private Pflege stärker gefördert wird als eine Schmalspurbahn auf teufel komm raus durch zu bringen? Reduzierung auf die brockenbahn und keine weiteren Mittel im Harz versenken. Immerhin - auch wenn das gerne vergessen wird - sind öffentliche Wahlgeschenke Steuergelder; diese sind wirtschaftlich zu verwenden.

    Nach nunmehr 30 Jahren deutsche Einheit ist die Zeit gekommen, die Entwicklungshilfe zu streichen. Zum Jahresende 2019 läuft der Länder Finanz Ausgleich aus.

    Viele Regionen haben sich dank des Geldes gut entwickelt - von Hamburg bis München und von Aachen bis Dresden. Jetzt sollen die Früchte der Saat geerntet werden - also: wenn die Steuereinnahmen im Harz nicht ausreichen, die hsb zu finanzieren, dann müssen Abstriche gemacht werden. So ist das Leben.

    Ich finde es viel wichtiger, dass das Land Sachsen Anhalt Zuschüsse in die Schaffung von Arztpraxen auf dem Land investiert; das Geld in die Pflege zu Hause geht; dass freiwillig die Mindestrente aufgestockt wird und das man für sozialen Frieden sorgt. Aber bitte kein Geld mehr an die hsb: das ist Luxus.

  • Hallo Quirl,

    der Länderfinanzausgleich läuft mit Sicherheit nicht aus. Das verwechselst Du wohl mit dem Soli.

    Und überhaupt scheinst Du mit der Verschwendung von Steuergeldern einiges zu verwechseln. Bewußt oder unbewußt, ist eigentlich auch egal.

    Mit jedem Deiner Beiträge scheinst Du die Reaktion zu ahnen u. zu genießen.

    Warum nennst Du Dich eigentlich nach dem Kosenamen der Südharzer für ihre Schmalspurbahn, wenn Du außerhalb der Brockenbahn ja alles abschaffen möchtest?

    Ich verstehs nicht. Was machst Du eigentlich in diesem Forum, wenn Dich der ganze Dampfbetrieb stört? Gibt es da nicht geeignetere Plattformen?

    Holger